Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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wuchs und sich näherte. Der Wind wehte mit gleichbleibender Kraft aus Süden oder Südwesten.

      „Vielleicht kommt ein Sturm auf“, sagte Dan O’Flynn. „Wäre keine wirkliche Überraschung, Sir.“

      „Damit müssen wir tagtäglich rechnen“, entgegnete der Seewolf. „Nur können wir nicht riskieren, daß uns der Sturm hier stranden läßt. Wir dürfen nicht auf Legerwall geraten.“

      Dan deutete nach Steuerbord voraus. Dort schien sich ein niedriges Kap – nicht mehr als eine Ansammlung von Dünen oder langgestreckten Felsen – weit ins Meer vorzuschieben. Noch waren keine Einzelheiten zu erkennen. Das einsame Fischerboot mit einem kleinen Segel, das in zwei Spitzen rechts und links des niedrigen Mastes auslief, blieb zurück.

      „Also, weiter nach Westen drehen, wenn’s zu pfeifen anfängt“, sagte der Rudergänger.

      Dunst und Nebel, sowohl an Land als auch über dem Wasser, hatten sich längst völlig aufgelöst. Im Licht der senkrecht einfallenden Sonnenstrahlen erstreckte sich das Meer. Im Norden und Osten bildeten sich über dem Land, das nicht deutlicher als ein vager Schatten über der Kimm war, dünne, aufwärts geschwungene Wolken.

      Der Seewolf nickte, schaute in die Gesichter der Crew und erkannte, daß sie ebenso enttäuscht waren wie er selbst.

      „Richtig. Auf Westkurs, wenn es nötig werden sollte“, erwiderte er halblaut.

      Sie Spektive hatten ihm und der Crew gezeigt, daß es entlang des Ufers, an dem sie länger als einen halben Tag gesucht hatten, weder einen größeren Hafen noch eine Siedlung gab, die diesen Namen verdiente. Nur Fischerhütten, einzelne oder in winzigen Gruppen, hatten sich durch den Rauch ihrer Feuer verraten.

      Die Dächer der Pfahlbauten verschwammen bereits aus geringer Entfernung mit dem grünen Hintergrund der Uferwälder. Querab der Schebecke ging der Wald stufenartig in riesige Zonen von Uferschilf über. Die Flut hatte das trockengefallene Land wieder bedeckt, und die Wellen zum Ufer hin wurden grau und kabbelig.

      Dan O’Flynn schwang sich auf das Achterdeck, hielt sich am Want fest und sagte: „In spätestens drei Stunden ist der Sturm da. Wahrscheinlich Regen und Starkwind, aber sicher kein Orkan, Sir.“

      „Schätze ich auch“, erwiderte der Seewolf. „Dann sind wir vielleicht hinter der Huk dort vorn in größerer Sicherheit.“

      „Wird sich zeigen“, brummte der Erste.

      Al Conroy hatte wieder mal seine Geschütze inspiziert und schien mißmutig zu grinsen. Er hatte sie zwar mit der gewohnten Sorgfalt geladen, aber wenn sie nicht in absehbarer Zeit abgefeuert wurden, konnte das Pulver feucht werden. Diese Aussicht schmeckte ihm gar nicht. Aber noch war es nicht nötig, sich ernsthafte Sorgen zu machen.

      Die gleiche Unruhe, Anspannung und Erwartung hatte auch alle anderen Seewölfe gepackt. Sie segelten hinter dem Hundesohn Ruthland her und fanden ihn nicht, obwohl er sich mit seiner Karavelle nicht in Luft aufgelöst haben konnte.

      „Verdammter Monsun“, sagte Dan und runzelte die Stirn.

      Hasard junior deutete zu der Wolkenwand, die von Osten bis Westen reichte und mehr als ein Drittel des Himmels bedeckte. „Du weißt, warum diese Wind- und Regenzeit so genannt wird?“

      „Wenn ich’s nicht wüßte“, antwortete Dan und lachte kurz auf, „dann würdest du es mir sicher genau erklären, Schlaukopf.“

      „Wahrscheinlich stammt das Wort aus der Muselmanensprache“, schaltete sich der Profos ein.

      „Richtig, Ed“, sagte Jung Hasard. „Bei den Muselmanen spricht man von ‚Mausin‘, und das bedeutet ‚Jahreszeit‘. Also werden wir es noch länger mit diesem Wetter zu tun haben.“

      „Das glaube ich auch“, meinte Dan und musterte die Grenze zwischen Brandung und Land durch das Spektiv.

      Nicht die Langeweile ärgerte die Crew, sondern die erzwungene Untätigkeit und die erfolglose Suche nach Ruthlands „Ghost“. Die Stimmung der Crew wurde, je mehr Zeit ereignislos verging, schlechter und mürrischer.

      Edwin Carberry fluchte leise in sich hinein, reckte sein kantiges Kinn nach Lee und stierte schweigend zur Küste. Aber dort war nur wenig mehr zu sehen als auf dem offenen Meer. Nicht ein Segel, nur die vielen Vögel, die ihren ewigen Heißhunger nach Fisch stillten.

      Einmal trieb ein blattloser Baum mit aufgequollener Rinde und weißen Wurzeln eine Kabellänge an Backbord vorbei, auf dem ein paar Reiher hockten und ihre Schnäbel in die Richtung der Schebecke drehten.

      Als die Landzunge fast querab lag, lehnte ein Dutzend Seewölfe am Schanzkleid und versuchte, jede noch so kleine Einzelheit an Land zu erkennen.

      Philip rief von der Back her: „Eine große Bucht, aber höchstwahrscheinlich keine Flußmündung. Oder hat jemand von euch mehr gesehen?“

      Von Deck aus war eine annähernd dreieckige, riesige Bucht zu sehen. Ein Strich östlicher als Nord war das andere Ende der Bucht zu erkennen. Die Sonne, der sich die Monsunwolke bis auf eine geringe Entfernung genähert hatte, lag voll auf dem Land, das aus Felsen und Wald zu bestehen schien.

      „Nein“, erwiderte Jung Hasard und enterte die Großmastwanten auf. „Aber gleich werden wir etwas klüger sein.“

      In sicherer Entfernung, mehr als eine Meile, schob sich die Schebecke auf Nordkurs an der Landzunge vorbei. Recht voraus und an Steuerbord erstreckte sich blaues Wasser. Nur in den Spektiven zeichnete sich die östliche Küste ab. Mit bloßem Auge war nur ein dunkler Saum zu erkennen.

      „Wo steckt dieser Höllenhund Ruthland?“ brüllte Carberry unbeherrscht. „Wenn ich den zu packen kriege …“

      „Leere Versprechungen.“ Sven Nybergs Gesicht verzog sich zu einer abschätzigen Grimasse.

      Hasard drehte sich um und rief: „Ruder Steuerbord! Wir gehen in die Bucht und suchen weiter, solange wir noch etwas sehen.“

      Zweifellos, so dachten sie alle, war Ruthland nach Norden geflohen. Er mußte im aufkommenden Starkwind und Regen kreuzen, wenn er sich aus seinem Versteck wagte und sich wieder nach Süden wandte. Er konnte ihnen also während der Nacht wieder entwischen, aber die Entfernung zwischen Verfolger und Verfolgtem konnte nicht groß sein. Sie betrug nur wenige Stunden. Wahrscheinlich suchten sie nur an den falschen Stellen.

      „Aye, aye, Sir!“ tönte es aus der Gruppe auf dem Achterdeck.

      Die Schebecke gehorchte dem Ruder und führte eine weite Halse aus. Der Wind wehte jetzt von Steuerbord achtern. Die Seewölfe trimmten die Segel. Wieder gab es wenig anderes zu tun, als das Wasser und das Ufer zu beobachten, während die Helligkeit Schritt um Schritt abnahm. Der obere Rand der Wolkenbank berührte die Scheibe der Sonne. Riesige Strahlenbündel zuckten über den fahlblauen Himmel.

      Hasard hatte wenige Minuten später einen Entschluß gefaßt, wandte sich an den Ersten und sagte: „Wir versuchen, so weit von den Ufern entfernt zu segeln, daß wir genau sehen können, ob sich die ‚Ghost‘ in dieser Bucht versteckt. Wenn es sein muß, gehen wir näher heran.“

      „Aye, Sir.“ Ben Brighton nickte.

      „Wahrscheinlich müssen wir in dem Regen, wenn’s zu schlimm wird, vor Anker liegen. Ich würde in der Nacht lieber weiter nach Norden verholen.“

      „Ich auch, Sir“, entgegnete Ben. „Wir alle, denke ich.“

      „Wir werden sehen, wie weit wir kommen.“ Hasards Augen richteten sich wieder der Küste zu.

      Vier Fischerboote wurden in verdächtiger Eile in die Richtung der nächsten Bucht gepaddelt. Die Eingeborenen, zwei oder drei in jedem Boot, zeigten immer wieder mit aufgeregten Gesten zur Sonne. Sie war zur Hälfte von der Wolke verschluckt worden. Die riesige Wand färbte sich blaugrau und schwarz.

      „Also weiter nach Osten?“ fragte der Rudergänger. „Und erst später nach Westen, im Sturm oder wann?“

      „Wenn du die ‚Ghost‘ irgendwo achtern siehst, gehen wir sofort


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