Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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nur vielleicht die Fischer“, erwiderte Coughlan.

      „Keiner will so lange warten“, brummte Pugh. „Wir wollen den Seewolf schnappen.“

      „Wir müssen ihn finden. Oder er findet uns!“

      Coughlan grinste in der Dunkelheit. Über dem Schiff strahlten jetzt die Sterne. An wenigen Stellen trockneten die Planken auf und färbten sich heller als die Umgebung. Auch mitten in der Nacht hatte die feuchte Wärme nicht nachgelassen. Zwischen dem Wasser und dem festen Ufer raschelten unsichtbare kleine Tiere.

      „Wahrscheinlich sucht uns Killigrew ganz woanders. Aber in ein paar Stunden sind wir klüger.“ Pugh nickte, drehte sich um und ging vorsichtig hinüber zur anderen Seite der Karavelle.

      Je länger die Männer auf die Morgendämmerung warteten, desto unruhiger wurden sie. Immer wieder starrten sie über das schwarze Wasser, als erwarteten sie, daß von dort ein riesiges Enterkommando lautlos nahte.

      Die Schritte der Posten blieben leise. Wieder schüttelten sich die Bäume unter einer Bö. Tropfen prasselten auf die Planken hinunter. Das laute Schnarchen unter Deck riß plötzlich ab, es polterte dumpf, dann war wieder Ruhe.

      Noch höchstens vier Stunden, bis die Sonnenstrahlen auch in diesen Winkel drangen.

       4.

      Auf der „Zuiderzee“ herrschte die Ruhe der Erschöpfung. Kapitän Willem van Stolk lag wie ein Toter in seiner Koje. Nur das Geräusch der tiefen, röchelnden Atemzüge verriet, daß van Stolk lebte.

      Einunddreißig Seeleute an Bord der niederländischen Karavelle waren an diesem Abend genauso erschöpft wie der Kapitän. Drei Mann befanden sich als Wache an Deck, triefend naß, mit gesenkten Schultern und Köpfen und gähnend. Sie waren selbst zum Fluchen zu müde.

      Antony Leuwen hockte auf der zweituntersten Stufe des Niederganges und hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt. Sein Kinn ruhte auf den Handflächen. Aus seinem kurzen Kinnbart tropfte das Wasser zwischen seine Füße. Er fühlte sich, als habe man ihn gekielholt und ausgepeitscht. Jeder Muskel schmerzte. Der dreißigjährige Bootsmann wartete nur noch auf das Glasen und die Wachablösung, dann konnte er seine müden Knochen lang ausstrecken.

      Swieten, der Schiffszimmermann, schleppte sich von Backbord herüber und ließ sich schwer auf die Stufe fallen. Sein schwarzes, kurzes Haar klebte an seinem kantigen Schädel.

      „War knapp, Antony, nicht wahr? Ausgerechnet der Spant und die Beplankung.“

      Die Planken und der Spant, von Trockenfäule reichlich befallen, hatten die leichte Ramming mit einer Mangrovenwurzel nicht überstanden. Die Wurzel unterhalb der Wasserlinie waren hart wie Eisen gewesen. Vor einer Stunde hatten sie das letzte Wasser aus der Bilge gelenzt.

      „Das ist immer so“, erwiderte der Bootsmann und riß den Mund weit auf. Die Wangenmuskeln schmerzten schon vom vielen Gähnen. An die vielen Schnitte, Schrammen und blaue Flecken dachte er dabei nicht.

      Das Schiff stank nach fauligem Schmodder und Gammel aus der Bilge, nach dem heißen Pech und nach vielen anderen wenig angenehmen Gerüchen.

      „Immer unter der Wasserlinie“, knurrte der Schiffszimmermann. „Aber wir haben die gute alte ‚Zuiderzee‘ wieder sauber geflickt.“

      „Das Unterwasserschiff ist dicht“, bestätigte Antony Leuwen und gähnte wieder.

      Die „Zuiderzee“ und ihre holländische Mannschaft hatten Glück im Unglück gehabt. Seit Wochen segelten und kreuzten sie in diesen Gewässern, das Land in Sichtweite. Die Seiten des Logbuchs füllten sich mit Eintragungen, die wenigen Karten, die Willem van Stolk mitführte, wurden von Tag zu Tag genauer.

      Die „Vereenigte Oast-Indische Compagnie“ hatte die Karavelle ausgerüstet und zu diesem fernen Ziel geschickt. Bis zu dem Augenblick, als van Stolk zu nahe an die Flußmündung herangesegelt und das Schiff von der Strömung mitgerissen worden war, hatte es nur wenige wirklich gefahrvolle Momente gegeben.

      Greefken, der irgendwo neben dem Ruder im Dunklen saß, drehte die Sanduhr um. Das Glasen hallte über das nasse Deck. Der Bootsmann packte den Handlauf und zog sich ächzend in die Höhe.

      „Hoffentlich muß ich die Ablösung nicht an Deck prügeln“, murmelte er und schlurfte zum nächsten Niedergang.

      Swieten blieb sitzen und fühlte, wie ihm die Augen zufielen. Jetzt war er sogar zu schlapp zum Gähnen.

      Die „Zuiderzee“ lag in einer Bucht, die nach Nordosten offen war. Der trockengefallene Boden bestand aus schlickigem Lehm. Bei höchstem Stand der Flut hatten sie dicht vor dem Ufer den Anker geworfen und das Heck zum Strand schwojen lassen.

      Die drei Mann der Ablösung, Taesert, Geuze und Overleek, stolperten an Deck. Sie hielten freiwillig die Köpfe in den niederprasselnden Regen.

      „Bringt Swieten nach unten“, sagte Antony halblaut. „Und zieht ihm die Stiefel aus. Brecht ihm aber nicht die Zehen.“

      Er selbst war barfuß. Von den vielen Füßen der Crew war auch jede Planke des Decks gezeichnet. Nasser Schlick war überall verteilt und verschmiert. An einigen Stellen lagen Werkzeuge herum. Der lange Regen hatte Sand und Schmutz über das gesamte Deck verteilt.

      „Verstanden, Bootsmann“, lautete die Antwort der Seeleute. Sie trugen den Schiffszimmermann, der mit seinen wenigen Leuten die meiste Arbeit geleistet hatte, unter Deck.

      Die „Zuiderzee“ war bei einsetzender Ebbe auf den weichen Grund gesetzt worden. Die gesamte Mannschaft schuftete und half, ohne daß der Kapitän jemanden anzutreiben brauchte. Die Jakobsleiter wurde ausgerollt, und je mehr das Wasser fiel, desto besser konnte an der Außenbeplankung gearbeitet werden. Mit schmatzenden, gurgelnden Geräuschen sackte der Kiel tiefer in den Schlick.

      Die morschen, gebrochenen Planken wurden, halb unter Wasser, herausgestemmt und ersetzt, während von binnen möglichst viele Platten, Leinwand und Stoff gegengehalten wurden. Ununterbrochen arbeitete die Pumpe und lenzte Wasser nach außenbords.

      Die Holländer standen im warmen Wasser und arbeiteten. Schließlich konnte der Rumpf gekrängt werden, so daß das Leck über dem Wasserspiegel lag.

      Jetzt drang kein Wasser mehr ein. Auch von innen, vom Laderaum aus, konnten die Männer arbeiten. Sie ersetzten eins der morschen Teile nach dem anderen. Der Kapitän stand an der Pumpe und lenzte, auch der Erste schuftete und war schweißüberströmt. Schließlich gurgelte der letzte dünne Wasserstrahl aus der Öffnung des Pumpenrohres.

      Die Unruhe im Schiff weckte schließlich, jetzt, zwischen Mitternacht und Morgen, Martin Lemmer, den Ersten Offizier, auf. Barfuß schleppte er sich an Deck und versuchte, dem Regen auszuweichen. Schwach lag der Schein der blakenden Hecklaterne auf dem nassen Deck.

      „Welch ein Saustall“, murmelte Lemmer. „Die Kerle müssen richtig zusammengebrochen sein.“

      Er spürte seine eigene Schwäche und grinste. Langsam tappte er entlang des Schanzkleides und wich den Spänen, Plankenstücken und Pützen aus. Vor einer Culverine blieb er stehen und erinnerte sich daran, daß vor weniger als vierundzwanzig Stunden der Kapitän noch überlegt hatte, ob die Geschütze mitsamt den Lafetten an Land gebracht werden sollten.

      Dieser Dries Versteeg, dachte der Erste zufrieden, fast bewundernd, er hat seine verdammten Geschütze sogar schußfertig. Aber Feuergefechte wird’s heute nacht wohl keine geben.

      Er nickte der Wachablösung zu und blieb unter der Fock stehen, die als Regenschutz schräg über das Vorschiff gespannt war. In der Mitte hing sie schwer durch, dort hatte sich das Regenwasser gesammelt. An den fremden Küsten dieses unbekannten Teiles der Welt war es warm. Unter den Umständen der letzten Tage hatte diese Wärme das Schiff und die Mannschaft vor Schlimmerem bewahrt.

      „Vorderindien“, sagte Lemmer leise vor sich hin und wußte, daß es die richtige Entscheidung war, die Crew so lange wie möglich schlafen zu lassen und dann mit einem kräftigen Essen zu versorgen,


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