Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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aus Wolken und Regen und schielte nach seinen Geschützen. Dann entschloß er sich und sagte: „Besser, wenn ich die Persenninge hole. Mit nassem Pulver kann der beste Stückmeister kein Gefecht gewinnen.“

      „Ein guter Einfall, Al“, lobte der Profos.

      Der Wind nahm an Stärke zu, blieb aber noch gleichmäßig. Die letzten Sonnenstrahlen spielten auf den kleinen Schaumkronen. Dann änderte sich binnen weniger Minuten das Licht. Das Wasser schien schwarz zu werden die Wälder am Ufer wirkten plötzlich drohend. Die Schebecke begann zu stampfen und zu gieren, als von Steuerbord die ersten größeren Wellen heranrollten und sich an den Planken brachen.

      „Jetzt wird’s ungemütlich“, sagte Carberry, obwohl die Luft nach wie vor warm und feucht, der Wind keineswegs kalt war.

      „Keine Karavelle, Dad. Nichts. Nur Fischerboote und ein winziges Segel voraus!“ schrie Jung Hasard aus dem Ausguck am Großmast. „Langsam wird es hier ungemütlich.“

      „Dann enter ab!“ brüllte Hasard und ließ das Spektiv in die andere Hand gleiten.

      Sein Sohn blieb noch einige Minuten oben und spähte in alle Richtungen.

      Die kleinen Buchten des Ufers waren leicht einzusehen. Es gab nur wenige Hütten auf Pfählen, aber die Anzahl der zerfasernden Rauchfahnen zeigte, daß weiter landeinwärts einzelne Häuser stehen mußten. Es handelte sich mit großer Wahrscheinlichkeit um kleinere Siedlungen, weitaus kleiner als Surat.

      Zwischen den Einkerbungen der flachen, langgestreckten Uferlinie tauchten immer wieder weite Strecken auf, die aus Schilf bestanden und wahrscheinlich morastig waren. Daran schlossen sich die undurchdringlichen Mangroven an. Und dahinter schob sich immer wieder eine Bucht ins Blickfeld, in der sich Eingeborene zeigten.

      „Hier gibt es keine Verstecke für ein größeres Schiff“, murmelte Jung Hasard vor sich hin, während er über die Steuerbordwanten abenterte. „Wir suchen wirklich an den falschen Stellen.“

      Aber woher sollten sie wissen, wo die Suche erfolgversprechend war?

      Während es dunkler wurde und über dem Land an Steuerbord die ersten Regenschauer niedergingen, schob sich die Schebecke durch das aufgewühlte Wasser nach Osten tiefer in die Bucht. Der scharfe Bug schnitt durch die gischtenden Wellen. Das hochspritzende Wasser wurde nach Backbord weggerissen, während Al Conroy und die Zwillinge die wasserdichte Leinwand über die langen, schlanken Bronzerohre bändselten.

      Plötzlich riß der Regenvorhang auf. Ringsum schien das Wasser zu dampfen. In der Wolkenmasse zeigte sich ein riesiges Loch, durch das die gelbrote Sonne strahlte. Sie hing mehr als eine Handbreite über der Kimm, ihre Strahlen ließen das östliche Ende der Bucht deutlich und überaus scharf hervortreten.

      „Wird ein schöner Abend, Sir“, scherzte der Profos. Ihm troff wie allen anderen das Wasser aus dem Haar. Der Regen hatte kaum Abkühlung gebracht.

      „‚Abendrot – Schlechtwetterbot‘, wie jedermann weiß“, zitierte der Seewolf. „Seht ihr die Karavelle?“

      In dem sonderbaren Licht und zwischen den dunklen Regenzonen an Backbord und an Steuerbord traten auch über dem Buchtende die fernen Berge deutlich vor die Augen der Arwenacks. Die Berghänge waren voller Wald. Dann wischte wieder ein Regenschauer vor dem Bild vorbei.

      „Ruthland ist bei seiner Flucht nicht nach Ost abgebogen. Wir hätten ihn sonst längst entdeckt“, sagte Jung Philip und packte den Klöppel der Schiffsglocke. Er drehte die Sanduhr um und läutete. Vier Glasen, zwei durchdringende Doppelschläge hallten über die Länge des Schiffes. „Wir suchen an der falschen Stelle, Dad.“

      „Das habe ich auch schon gemerkt“, knurrte der Seewolf. „Woher hätten wir das vorher wissen sollen?“

      Die Schebecke war weit in den Sund gesegelt. Auch die Strände und Buchten im östlichen Teil waren gut einsehbar gewesen. Was die Seewölfe nicht mit bloßem Auge erkannten, zeigte ihnen das Spektiv. Das Wolkenloch schloß sich gerade wieder, als Hasard seine Kommandos gab.

      „Ben! Wir segeln zurück nach Westen. Dabei sehen wir uns die Nordufer an. Ruthland muß sich irgendwo dort drüben versteckt haben.“

      „Aye, aye, Sir.“

      Als der Regen wieder einsetzte, halste die Schebecke in einem weiten Bogen auf den neuen Kurs. Sie wurde schneller und rauschte zuerst in nördliche Richtung, dann legte sie sich nach Steuerbord über und rauschte zurück nach Westen.

      Der Profos schüttelte das Regenwasser aus dem Haar und hielt sich an einem Want fest. Sein Zeigefinger bohrte sich fast in Hasards Brust. „Ich sage dir, Sir, wo dieser Hundesohn steckt.“

      Hasard zeigte nach Westen, ohne aber das Ufer aus den Augen zu lassen.

      „Ich habe mir nämlich bei Dan die Karten angesehen. Ich sage dir, Sir, daß Ruthland erst gar nicht versucht hat, sich hierher abzusetzen. Er steckt dort drüben.“

      Der Profos deutete zu den schrägen Bändern des Regens, die im schwindenden Tageslicht schwarz wirkten. Dahinter lagen unzählige Buchten und Inseln, wirr vorspringende Halbinseln und eine Vielzahl von Sandbänken.

      „Dorthin segeln wir, Edwin“, erwiderte der Seewolf. „Länger als einen Tag brauchen wir nicht dazu. Aber mich drückt eine ganz andere Sorge, nämlich die, daß Ruthland heute nacht ankerauf geht und möglicherweise nach Goa zu fliehen versucht. Oder sonstwohin.“

      „Davon rede ich ja seit Stunden!“ rief der Profos. „Und jetzt, in der Nacht, kann er tun, was er will. Wir bemerken nicht, wenn er abhaut.“

      Hasard nickte. Die Schebecke segelte am Wind, der aus dem südwestlichen Sektor wehte. Noch hatte der Regen das Schiff nicht wieder erreicht, aber in weniger als einer halben Stunde würde das Wasser aufs Deck niederprasseln.

      „Lieber Profos“, sagte der Seewolf geduldig. „Wir haben alle Überlegungen und Möglichkeiten seit Stunden durchgekaut wie ein Stück Stiefelleder. Wir können schließlich nicht fliegen wie diese verdammten Reiher oder Pelikane, oder wie die Vögelchen auch immer heißen mögen. Wir sind mit geladenen Culverinen und einer Mordswut in den Bäuchen unterwegs in den Westen dieser Gegend. Und jetzt stellst du dich hierher und erzählst mir, wo wir sind, was wir unternehmen, und was Ruthland möglicherweise tut. Wie kommst du mir vor?“

      Carberry grinste breit und hielt seine riesige Pranke über den Kopf. Die ersten Tropfen lösten sich aus dem dunklen Himmel und schlugen auf die Planken. Es klang, als hüpften kleine Steine über das Holz.

      „Hoffentlich komme ich dir wie ein besorgter Profos vor, der an alles denkt, Sir.“

      „Genauso, Ed“, erwiderte der Seewolf. „Und jetzt spähst du mit deinen scharfen Augen dort hinüber und schreist laut, wenn du etwas anderes siehst als Regen und Landschaft. Verstanden, Mister Profos?“

      Sie duckten sich unter dem ersten richtigen Regenguß, und Hasard hörte gerade noch Carberrys „Aye, aye, Sir.“

      Der Regen rauschte, gleichmäßig warm und dicht, aus den Wolken. Die Sonne war nur noch ein winziger, undeutlicher roter Fleck hinter dem Regenvorhang. Wer nichts an Deck zu tun hatte, verholte ins Trockene. Von der Kombüse her wehte ein Geruch, der einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.

      Hasard stand auf dem Quarterdeck, spürte den Regen im Gesicht und fragte sich, was zu tun sei. Weitersegeln oder einen Platz suchen, an dem die Schebecke vor Anker liegen konnte?

      Voller Selbstzweifel entschied er sich, weitersegeln zu lassen.

       3.

      Das Tauwerk knarrte und knirschte, die Karavelle wiegte sich in den auslaufenden Wellen. Die Festmacher bröselten die Rinde von den dicken Baumstämmen. An den Masten und den Wanten lief das Wasser hinunter und über die Decksplanken. Von den großen Blättern der Bäume mit ihren weit überhängenden Ästen tropfte es unablässig auf das Oberdeck der „Ghost“.

      Im dichten Regen sah


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