Der neue Landdoktor Staffel 7 – Arztroman. Tessa Hofreiter

Читать онлайн книгу.

Der neue Landdoktor Staffel 7 – Arztroman - Tessa Hofreiter


Скачать книгу

      »Stimmt, ich dachte mir, dass sie sicher über deine Lieblingsdesserts Bescheid weiß.«

      »Du hast ausdrücklich nach Gundi verlangt, soweit ich das mitbekommen habe. Warum nicht nach Ulrike?«

      »Weil du in den letzten Tagen weitaus häufiger von ihr als von Ulrike erzählt hast.«

      »Das ist dir aufgefallen?«

      »Ja, schon.«

      »Danke.«

      »Für was?«

      »Dass du wirklich zuhörst.«

      »Es ist der einfachste Weg, einen Menschen kennenzulernen.«

      »Stimmt«, sagte sie. Sie nahm einen Löffel von dem Pudding in den Mund und aß ein Stück Mango dazu. Die Verbindung zwischen der zarten Nuss und der herben Süße der Frucht war ein betörendes Geschmackserlebnis.

      Sie fand es erstaunlich, dass Kai etwas aufgefallen war, was ihr selbst bis eben gar nicht bewusst gewesen war. Dass sie Ulrike wegen ihre ständigen Warnungen, sich nicht mit Kai einzulassen, fast gänzlich aus ihren Gesprächen mit ihm ausgeklammert hatte. »Wenn ich mir die Berge wegdenke und nur die Sterne betrachte, dann könnte ich fast glauben, ich sei in einem Restaurant an der Küste des indischen Ozeans«, sagte sie.

      »Wäre es nicht schön, wir wären wirklich dort?«

      »Wir könnten das Rauschen des Ozeans hören.«

      »Und nach dem Essen am Strand spazieren gehen.«

      »Barfuß durch den Sand und uns vom Wind streicheln lassen.«

      »Ich kann es mir sehr gut vorstellen, Britta.«

      »Ich kann es mir auch vorstellen.«

      »Wir könnten so tun, als wäre es so.«

      »Und wie?«

      »Komm, ich zeige es dir.« Er stand auf, holte eine Flasche Wein und zwei Gläser aus einem Küchenschrank, hielt alles geschickt mit einer Hand fest und löschte die Kerzen auf dem Tisch. Danach reichte er Britta seine andere Hand. Mit klopfendem Herzen ging sie mit ihm die Treppe in den ersten Stock hinauf. Er führte sie in sein Arbeitszimmer mit dem großen Schreibtisch und den deckenhohen Bücherregalen. »Ich hoffe, es gefällt dir«, sagte er und öffnete die Tür zum Balkon.

      »Kai, das ist fantastisch.« Verblüfft schaute sie auf die meerblauen Fliesen des Balkons, als er die Lichter einschaltete, die in die aus weißem Stein gemauerte Balkonbrüstung eingelassen waren.

      In jeder Ecke des Balkons stand eine breit gefächerte Palme in einem erdfarbenen Kübel. In der Mitte des Balkons mit dem Blick in den Himmel stand ein Sofa aus hellem Rattan, dessen Sitzfläche tief genug war, um die Beine hochzulegen, sobald man sich in die vielen Kissen in leuchtend bunten Farben zurücklehnte, die an der Rückenlehne aufgereiht waren.

      »Setz dich und lass dich verzaubern«, sagte er. »Möchtest du ein Glas Wein?«, fragte er sie, nachdem sie es sich auf dem Sofa bequem gemacht hatte und er den Wein und die Gläser auf einem Tischchen neben sich abgestellt hatte.

      »Ja, ich trinke ein Glas Wein. Eine wundervolle Farbe«, stellte sie fest, als er ihr das Glas mit dem dunklen Rotwein reichte. Sie schwenkte das Glas behutsam hin und her, damit sich das Bouquet entfalten konnte. Dann ließ sie den Duft auf sich wirken.

      »An was erinnert dich der Duft?«, wollte Kai wissen, der sie fasziniert beobachtete.

      »Schwarze Johannisbeeren, Schokolade und Kaffee«, sagte sie und wandte sich ihm lächelnd zu. »In der Eifel werden einige der besten Rotweine Deutschlands angebaut. Eines dieser ausgezeichneten Weingüter gehört dem Bruder meiner Mutter. Von ihm habe ich gelernt, wie man einen guten Wein zu schätzen lernt.«

      »Ich könnte dir stundenlang zusehen, wie du den Duft des Weines auf dich wirken lässt.«

      »Dann solltest du zur nächsten Weinlese zu uns in die Eifel kommen.«

      »Vielleicht werde ich das tun.« Bitte nicht jetzt, dachte er, als sich plötzlich wieder alles um ihn drehte.

      »Ich würde es schön finden«, sagte sie und schaute an den Himmel.

      »Besser so?«, fragte er.

      »Ja«, flüsterte sie, als er das Licht mit einer Fernbedienung ausschaltete und nur noch das Licht der Sterne den Balkon erhellte. »Die Sterne scheinen von hier aus gesehen zwar anders angeordnet, aber es ist dennoch derselbe Himmel mit denselben Sternen.«

      »Zum Beispiel das Sternbild des Schützen. Es steht von uns aus gesehen um einiges südlicher als über Kenia«, sagte er, während er innerlich aufatmete, weil der Schwindel wieder verschwunden war.

      »Warum erwähnst du gerade das des Schützen?«

      »Weil du am 1. Dezember im Zeichen des Schützen geboren wurdest.«

      »Du interessierst dich für Astrologie?«

      »Nein, für dich, Britta.« Er stellte sein Glas beiseite und nahm auch ihr behutsam das Glas aus der Hand, um es auf den Tisch zu stellen. »Könntest du dir vorstellen, mit mir gemeinsam durch Südamerika zu reisen, Britta?« Er legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie zärtlich an sich.

      »Ich glaube, ich kann mir gerade alles vorstellen.«

      »Alles?«, fragte er und küsste sie auf ihr Haar.

      »Ja, alles.«

      »Auch, dass du heute Nacht bei mir bleibst?«

      »Ja, auch das.«

      »Du weißt, dass ich mich in dich verliebt habe.«

      »Ja, Kai, das weiß ich«, sagte sie, als er sich über sie beugte. In diesem Moment wollte sie nicht mehr nachdenken, sie sehnte sich so sehr nach seinen Zärtlichkeiten. Ich bin mehr als verliebt in dich, dachte sie, als er sie endlich küsste.

      *

      »Du hast auf dem Sofa übernachtet«, wunderte sich Britta, als sie am nächsten Morgen ins Hotel zurückkam und Gundula noch in die Decke eingehüllt auf dem Sofa lag und sie verschlafen anschaute. Es war erst kurz nach halb neun.

      Kai musste um neun in der Schule sein und hatte sie vorher zum Hotel gebracht.

      »Ulrike hat es bös erwischt. Ihr Husten ist gestern Abend noch schlimmer geworden. Ich wollte mich nicht anstecken. Insofern war es ganz praktisch, dass du es vorgezogen hast, auswärts zu übernachten. So wie du strahlst, gehe ich davon aus, dass es schön bei ihm war«, stellte Gundula lächelnd fest, nachdem sie sich aufgerichtet hatte.

      »Ich bin so verliebt, Gundi«, sagte Britta und setzte sich zu ihr.

      »Was ich dir von Herzen gönne, Schätzchen«, entgegnete Gundula und nahm Britta liebevoll in den Arm. »Er sieht übrigens nicht nur gut aus, wie ich bereits bei eurem ersten Rendezvous im Biergarten feststellen konnte, er hat auch eine wundervolle Stimme«, sagte sie.

      »Er hat mir erzählt, dass er mit dir telefoniert hat.«

      »Ich fand es total süß, dass er mich nach deinem Dessert gefragt hat. Der Mann lässt sich etwas einfallen, um dir eine Freude zu machen. Wie war der Pudding?«

      »Köstlich.«

      »Ich denke, das wäre heute deine Antwort auf alle Fragen, wenn es um die letzte Nacht geht.«

      »Könnte schon sein«, antwortete Britta lächelnd. »Wo ist eigentlich Rieke? Schläft sie noch?«, fragte sie und schaute auf die angelehnte Tür zum Schlafzimmer.

      »Nein, sie ist vor einer Viertelstunde mit dem Taxi zur Praxis Seefeld gefahren. Sie hat die ganze Nacht kaum geschlafen, so sehr hat sie ihr Husten geplagt.«

      »Das heißt, sie wird vermutlich morgen gar nicht am Wettbewerb teilnehmen können.«

      »So wird es ausgehen. Doktor Seefeld müsste schon Zauberkräfte besitzen, wenn er sie für den Wettbewerb noch fit machen würde.«


Скачать книгу