Der neue Landdoktor Staffel 7 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Der neue Landdoktor Staffel 7 – Arztroman - Tessa Hofreiter


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zu spazieren. Als sie am späten Nachmittag wieder im Hotel eintrafen, fanden sie eine Nachricht von Ulrike auf ihrem Zimmer.

      »Bin unterwegs, treffen uns um sieben zum Abendessen im Restaurant. Habe einen Tisch am Fenster zur Terrasse hin reservieren lassen«, stand auf dem Zettel, der an der Tür des Badezimmers hing.

      »Was heißt unterwegs? Sie sollte sich doch ausruhen.« Gundula nahm den Zettel ab und legte ihn auf die Kofferablage neben der Tür.

      »Wir könnten sie auf ihrem Handy anrufen und sie fragen, wo sie ist. Oder wir trauen ihr einfach zu, dass sie weiß, was sie sich zumuten kann«, entgegnete Britta.

      »Du hast recht, sie ist erwachsen.«

      »Und ich könnte ein Stündchen Schlaf vertragen.«

      »Das glaube ich dir gern. Es war schon ein bisschen eigennützig von mir, dich nach der letzten Nacht auf so eine Tour zu schicken«, entschuldigte sich Gundula mit einem unschuldigen Augenaufschlag.

      »Schon gut, ich hätte ja nicht mitgehen müssen.«

      »Ich setze mich mit einem Buch auf den Balkon. Wann soll ich dich wecken?«

      »Um halb sieben«, sagte Britta. Sie schlüpfte aus ihren Schuhen, legte sich aufs Sofa und zog die leichte Baumwolldecke über sich. Keine fünf Minuten später war sie eingeschlafen.

      »Was ist?!«, rief sie erschrocken und schoss hoch, als das Telefon läutete, das auf dem Tisch neben dem Sofa lag. »Hallo«, meldete sie sich verschlafen.

      »Britta, wo bleibt ihr?«, hörte sie Ulrike sagen.

      »Wie viel Uhr ist es denn?«

      »Gleich halb acht.«

      »Echt? Tut mir leid, ich bin eingeschlafen. Und Gundi wohl auch«, stellte sie fest, als sie auf den Balkon schaute und Gundula mit dem Buch auf dem Bauch im Liegestuhl liegen sah. »Wir sind in einer Viertelstunde unten«, sagte sie und legte auf.

      »Entschuldige, ich bin wohl auch eingeschlafen«, stellte Gundula fest, die Britta hatte reden hören und sich aus ihrem Liegestuhl erhob.

      »Das war Rieke. Es ist schon halb acht«, sagte Britta.

      »Dann sollten wir uns wohl umziehen.«

      »Ja, allerdings, das sollten wir.«

      »Du bist doch in der Lage, Rieke einiges zu verzeihen oder?« Gundula sah Britta an, als sie eine Viertelstunde später in den Lift stiegen.

      »Was genau soll ich ihr denn verzeihen? Diese unbegründeten Vorbehalte gegen Kai?«

      »Auch, aber ich dachte, so ganz generell eben.«

      »Ich habe keine Ahnung, worauf du hinaus willst, aber wenn es dich beruhigt, ja, ich kann ihr einiges verzeihen«, sagte Britta und schob die langen Ärmel ihres leuchtend blauen Kleides ein Stück nach oben.

      »Vielleicht hätte ich dir raten sollen, statt dieses figurbetonten Kleides und der hübschen Pumps einen weiten Pullover und eine Latzhose anzuziehen. Obwohl egal, darin würdest du vermutlich auch noch gut aussehen«, seufzte Gundula und vergrub ihre Hände in den Taschen der weißen Stoffhose, die sie zu einem schwarzen Seidenpulli trug.

      »Gundi, was ist denn nur los? Hat es etwas mit dieser Flüsterei zwischen dir und Rieke zu tun?«, fragte Britta, als sie gleich darauf das Restaurant betraten.

      Es war gut besucht und es gab kaum noch freie Plätze. Der rote Teppichboden, die Tische und Stühle aus Kiefernholz, der grüne Kachelofen in der Mitte des Raumes und die Kerzen auf den Tischen schufen eine gemütliche Atmosphäre.

      »Ich konnte es nicht verhindern«, flüsterte Gundi, als sie sich den Tischen am Fenster näherten. Sie spürte, wie Britta beinahe erstarrte, als sie den attraktiven jungen Mann in dem eleganten dunklen Jackett erkannte, der neben Ulrike saß. Er war groß und schlank, hatte helles stufig geschnittenes Haar und dunkle Augen.

      »Was will er hier?«, fragte Britta mit bebender Stimme.

      »Das sollen er und Rieke dir erklären. Bleib einfach stark«, sagte Gundula und hakte sich bei ihr unter.

      Am liebsten hätte Britta auf dem Absatz kehrtgemacht, um das Restaurant auf der Stelle wieder zu verlassen. Aber das würde Richard glauben lassen, dass sie immer noch darunter litt, was er ihr angetan hatte. Diesen Triumph werde ich dir nicht gönnen, dachte sie. Sie holte tief Luft, setzte ein freundliches Lächeln auf und ging tapfer weiter.

      »Überraschung«, verkündete Ulrike freudestrahlend, als Britta und Gundula ihren Tisch erreichten.

      »Das lässt sich nicht leugnen. Dich hätte ich hier wirklich nicht erwartet«, sagte Gundula, als Richard sich von seinem Platz erhob, erst ihr kurz die Hand reichte und sich dann Britta zuwandte.

      »Eine wirklich nette Überraschung. Wie geht es dir?«, fragte Britta und hielt seinem Blick stand, während er ihre Hand umfasste.

      »Gerade jetzt geht es mir wirklich gut«, antwortete er und streichelte mit seinen Fingern zärtlich über ihre Hand.

      »Das freut mich«, sagte Britta, entzog ihm ihre Hand und setzte sich auf den freien Platz neben Gundula, die gegenüber von Ulrike saß.

      »Tut uns echt leid, dass wir verschlafen haben. Habt ihr schon bestellt?«, fragte Gundula.

      »Nein, wir haben auf euch gewartet«, sagte Ulrike.

      »Dann wollen wir mal sehen, was es gibt«, erklärte Gundula und schlug genau wie Britta die Speisekarte auf.

      Britta entschied sich für den Räucherlachs mit Blattspinat. Gundula schloss sich ihrer Wahl an, während Ulrike und Richard eine Fischplatte für zwei Personen bestellten.

      »Könntet ihr euch nicht vielleicht doch vorstellen, dass ihr diesen Wettbewerb sausen lasst und dass wir morgen früh alle zusammen nach Hause fahren? Ich meine, Richard ist mit dem Auto da, das wäre mir in meinem Zustand ohnehin angenehmer, als mit der Bahn zu fahren«, versuchte Ulrike, die beiden erneut zu einer gemeinsamen Heimfahrt zu überreden.

      »Keine Chance«, entgegnete Gundula.

      »Und was sagst du?«, wandte sich Ulrike an Britta.

      »Ich habe nicht vor, Gundula den Tag zu verderben.«

      »Dann brechen wir eben nach dem Wettbewerb auf. Oder wollt ihr unbedingt mit dem Zug fahren?«

      »Lass uns doch erst einmal den Wettbewerb gewinnen«, sagte Gundula.

      »Sieh an, die junge Dame hat sich bereits zur Gewinnerin gekürt«, sagte Adalbert von Güstrow, der mit Romina von Marenhaus am Nachbartisch saß. Er im eleganten Anzug, sie im eleganten Kostüm.

      »Ich werde mit einem erfahrenen Team unterwegs sein, das wird sich am Ende auszahlen«, antwortete Gundula schmunzelnd.

      »Nur nicht größenwahnsinnig werden«, murmelte Adalbert und wandte sich wieder Romina zu.

      »Offensichtlich nehmen die Leute diesen kleinen Wettbewerb richtig ernst«, wunderte sich Richard.

      »Das kannst du dir wohl nicht vorstellen, dass jemand etwas ernst nimmt«, fuhr Gundula ihn an.

      »Gundi, bitte, was soll das?«, mischte sich Ulrike sofort ein.

      »Wie gefällt dir das Leben auf Ibiza?«, wandte sich Britta mit einem freundlichen Lächeln an Richard, damit Gundula Zeit hatte, sich wieder zu beruhigen.

      »Es hat mir nie wirklich gefallen«, antwortete Richard und sah ihr direkt in die Augen.

      »Das heißt?«

      »Ich bin zurück in Monreal. Ich habe bereits eine Wohnung, und ich werde wieder in der Klinik arbeiten.«

      »Ist das so?« Britta spürte ihr Herz schneller schlagen, als er erneut ihren Blick festhielt. Für einen Moment ließ sie sich wieder von seinem Charme einfangen.

      »Es tut mir wirklich unendlich leid, wie ich mich dir gegenüber benommen habe.«


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