Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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du dich an Wiebke und Detlev?«, fragte Gaby.

      »O ja! Wie geht es ihnen?«

      »Das ist eine gute Frage, Toni. Ich könnte sie auf zweierleise Weise beantworten. Beide Antworten wären richtig, auch wenn sie von völlig gegensätzlicher Art sind. Also, erstens, Detlev hat Wiebke einen Heiratsantrag gemacht.«

      »Des freut mich. Die beiden waren damals schon so verliebt.«

      »Langsam, Toni, das war die gute Antwort. Jetzt kommt die weniger gute Antwort. Detlev übernimmt die Facharztpraxis seines Onkels. Nach der Hochzeit will er mit Wiebke zu seinem Onkel und seiner Tante in die Villa ziehen. Die Sache hat aber einen Haken. Detlevs Tante mag keine Hunde. Peggy ist Wiebkes Hündin. Deshalb muss die Hündin weg. Hündin oder Mann, du verstehst? Also nahm ich erst einmal die Hündin. Jedenfalls kam Wiebke gestern Abend zu mir. Sie weinte stundenlang. Die ganze vorhergehende Nacht hatte sie sich mit Detlev gestritten. Die beiden wohnen schon eine Weile in einer schönen Stadtwohnung zusammen, zusammen mit Peggy. Er hatte nie etwas gegen die Hündin. Jetzt ist das alles anders, Schnee von gestern. Erst machte Detlev Wiebke einen Heiratsantrag, schenkte ihr einen Platinverlobungsring mit einem lupenreinen Diamanten und dann verlangte er von ihr, dass sie Peggy fortgibt. Erst hat er sich ihr Jawort erschlichen, dann ließ er die Katze aus dem Sack. Da habe ich ihr erst einmal angeboten, mich um Peggy zu kümmern. Vielleicht lenkt Detlev ein und kann seine Tante überreden, Peggy zu akzeptieren oder sie bleiben in der Wohnung oder mieten sich ein eigenes Haus. So, das war die ganze Geschichte im Telegrammstil. Die stundenlangen, verzweifelten Weinkrämpfe von Wiebke könnt ihr euch sicherlich vorstellen, die muss ich euch wohl nicht beschreiben, oder?«

      Anna und der alte Alois kamen zum Tisch. Sie setzten sich dazu. Der alte Alois schlug mit der Hand auf die hölzerne Tischplatte, dass es laut knallte.

      »Des Madl soll den Burschen zum Teufel jagen«, sagte Alois. »Der Bursche liebt des Madl net. Wie kann er verlangen, dass die Wiebke ihren Hund fortgibt? Der Detlev, ich erinnere mich noch gut an ihn, der scheint ja von allen guten Geis­tern verlassen zu sein. So ein Heini! Warum hat sie sich das bieten lassen? Sie hätte sofort die Verlobung lösen sollen.«

      »Alois, Wiebke liebt Detlev. Sie liebt aber auch ihren Hund. Außerdem ist sie am meisten empört, dass Detlev sich mit seinem Onkel und seiner Tante einig wurde, ohne mit ihr zu reden. Das kann sie nicht verstehen.«

      »Das verstehe auch, wer will«, sagte Toni leise. »Des war ein ganz fieses Spiel, das der Detlev da abgezogen hat. Des arme Madl!«

      Toni war voller Mitleid.

      Toni streichelte Peggy.

      »Vermisst du dein Frauchen? Bist ein armer Hund. Wirst herumgeschoben wie ein Möbelstück. Du passt nimmer zur vornehmen Villeneinrichtung, und deshalb musst du fort. Dabei scheinst du eine ganz liebe und brave Hündin zu sein.«

      »Ja, das ist sie. Sie ist keine Kläfferin und wirklich sehr vornehm. Sie wird ihrem Ruf mehr als gerecht«, sagte Gaby.

      Bello lief in die Küche der Berghütte und holte einen kleinen Ball. Er warf ihn mitten im Wirtsraum der Berghütte auf den Boden und gab ein kurzes dunkles Bellen von sich. Das bedeutet so viel, wie »Komm, spiele mit mir«. Doch Peggy blieb artig neben Gaby auf dem Stuhl sitzen und schaute Bello nur an. Dieser verstand die Welt, besser gesagt, die Hundewelt, nicht mehr. Er holte den Ball und legte ihn neben den Stuhl auf den Boden.

      »Weiß Peggy nicht, dass Bello mit ihr spielen will?«, fragte Anna.

      Gaby zog die Schultern hoch.

      »Ich hatte Peggy schon einige Male als Gast über das Wochenende. Wenn ich mit ihr im Park war, spielte sie nie mit anderen Hunden. Sie lief nur artig an meiner Seite oder saß neben mir auf der Bank. Sie ist eben ein Ausstellungshund und wurde von Wiebke und dem Züchter, mit dem Wiebke gut bekannt ist, für Ausstellungen trainiert.«

      Toni schüttelte entsetzt den Kopf. Er konnte es kaum fassen.

      »Des ist ja fast ein Verbrechen, einem Hund so etwas anzutun. Ihn so abzurichten, das entspricht nicht seinem Wesen. Denkst du nicht auch so, Anna? Du verstehst noch mehr von Hunden als ich. Deine Großeltern mütterlicherseits haben Hunde gezüchtet.«

      »Ich stimme dir völlig zu, Toni. Ich kenne mich zwar besser mit Neufundländern aus, weil meine Großeltern diese Rasse gezüchtet hatten und weniger mit Terriern. Aber so ein Verhalten scheint mir sehr sonderbar, so will ich es einmal ausdrücken. Dabei scheint die Hündin aber nicht unglücklich zu sein. Sie macht auf mich keinen unglücklichen Eindruck. Sie scheint auf ihre Art ganz zufrieden zu sein.«

      »Ja, so ist sie eben«, sagte Gaby. »Sie ist wie ein Star aus dem Showgeschäft. Sie ist völlig zufrieden, wenn sie irgendwo sitzt und bewundert wird.«

      »Na ja, dann wird Peggy der Aufenthalt auf der Berghütte guttun. Sie wird hier eine ganz andere Seite eines glücklichen Hundelebens kennenlernen, die Freiheit Hund sein zu dürfen. Bello wird ihr das Spielen schon beibringen«, meinte Toni.

      »Das wird ein schöner Aufenthalt für Peggy werden«, grinste Alois. »Hier darfst du Hund sein. Warte mal, Peggy, bis Franzi und Basti morgen kommen. Die Kinder sind bei ihren Freunden im Forsthaus. Sie werden mit dir spielen. Du wirst sicherlich sehr schnell lernen, was es für eine Freude macht, hinter einem Ball herzujagen.«

      »Alois, Peggy geht draußen nur an der Leine. Sie hört auf keine Kommandos. Sie ist nur drinnen so friedlich. Ich will nicht, dass sie verlorengeht. Ich habe sie während eines Spazierganges mal von der Leine gelassen. Sie raste davon, und ich rannte mindestens einen Kilometer hinter ihr durch das Feld. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Sie kam nicht. Doch dann entdeckte sie zwischen den Rübenpflanzen auf dem Acker ein Loch, den Eingang zu dem Nest einer Feldmaus. Da konnte ich sie einholen. Ich werde sie draußen nicht ohne Leine lassen. Ich habe Angst, dass sie verlorengehen könnte. Sie kennt auch keine Autos, damit meine ich, keinen Verkehr. Sie würde blind darauf los über eine Straße rennen. Peggy kennt nur Autos von innen. Sie wurde immer gefahren. Sie ist eben eine Diva, die das wirkliche Leben nicht so kennt.«

      Toni musste lachen. Er kraulte Peggy unterm Kinn.

      »Du scheinst mir eine wahre kleine ›Paris Hilton‹ der Terrier zu sein. Aber du bist doch ein kluger Hund. Du wirst sehen, es gibt ein wunderbares Hundeleben jenseits von Ausstellungen und Preisrichtern.«

      Toni drehte sich zu Anna um.

      »Anna, Peggy tut mir leid. Das ist doch kein Hundeleben. Kannst du dich ihrer ein bissel annehmen? Du hast doch Talent, mit Vierbeinern umzugehen.«

      »Sicherlich kann ich probieren, ihr einige Kommandos beizubringen. Aber ist das auch gewünscht? Das muss Gaby entscheiden. Peggy scheint der perfekte Ausstellungshund zu sein. Darf sie auch Hund sein? Geht Wiebke noch mit ihr auf Ausstellungen?«

      Gaby schüttelte den Kopf. Sie erzählte, dass Wiebke nicht mehr vorhatte, mit Peggy weitere Ausstellungen zu besuchen. Die Cairnterrierhündin wurde jetzt bald sechs Jahre alt. Sie hatte in Abständen zweimal geworfen und durfte jetzt für den Rest ihres Lebens nur Hund sein. Anna hatte allerdings ihre Zweifel, dass Peggy es noch lernen würde. Sie war eben nur eine Show­hündin.

      Toni, Anna, Gaby und der alte Alois redeten noch eine Weile über Peggy. Sie sprachen auch über Wiebke und Detlev.

      »Ich verstehe nicht, dass Wiebke so einen Zirkus mitgemacht hat. Das mit den ganzen Hundeschauen, ist das nicht Schwachsinn?«, sagte Toni.

      Anna lächelte.

      »Toni, das gehört zur Hundezucht dazu. Außerdem kennst du die Sache von der Pferdezucht. Ein Pferd muss Erfolge nachweisen und auch Ausstellungen gewonnen haben, dann sind seine Nachkommen wertvoll. Erst dann lohnt sich die Zucht. Selbst die Bauern gehen mit ihren Kühen zu Ausstellungen. Außerdem ist es doch so, dass Tiere, die zu Ausstellungen gehen, auch besonders gepflegt werden. Also ist es auch gut für die Tiere.«

      »Anna, das mag ja alles stimmen. Trotzdem geht es mir irgendwie gegen den Strich. Ich erinnere mich, wie begeistert Bello als Welpe gespielt hat. Das muss Peggy doch auch getan haben. Jetzt tut sie nichts mehr, als nett und hübsch


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