Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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liegt vielleicht an meinem Beruf. Tiere kann man nicht befragen, wie es ein Humanmediziner tut. Also löchere ich die Besitzer mit Fragen, während der Anamnese.«

      »Das verstehe ich gut. Als Rettungsassistentin weiß ich, wie hilfreich es sein kann, wenn jemand zur Stelle ist, der etwas sagen kann. Das kann viel Arbeit ersparen.«

      »Genauso ist es. Also, bist du Single oder in festen Händen?«

      Gaby errötete tief. Sie schaute auf die Uhr.

      »Wir sitzen noch nicht einmal eine Stunde hier zusammen und du stellst eine solche Frage? Was soll ich daraus schließen? Da kann man einiges vermuten«, fügte sie leise hinzu.

      Max lächelte sie freundlich, fast zärtlich an. Er legte den Arm hinter sie auf die Lehne.

      »Nun, daraus kannst du ganz unterschiedliche Schlüsse ziehen. Aber ich denke, du weißt genau, warum ich es gerne wüsste. Du bist mir sehr sympathisch, wirklich sehr.«

      »Und ich mag Hunde, speziell Terrier …«

      »Richtig! Also?«

      Gaby seufzte leise.

      »Okay, dann werde ich dir am bes­ten meinen Lebenslauf vortragen.«

      »Ich höre! Danach bin ich dran! Ladies first.«

      Gaby sah ihn nicht an, als sie von sich erzählte. Sie nannte die Fakten, Schule, Berufsausbildung als Krankenschwester, Berufstätigkeit auf Station, Weiterbildung zur Rettungsassistentin, Dienst in der Rettungsstaffel. Sie seufzte.

      »Dabei blieben einige Beziehungen auf der Strecke. Es war immer schwer, Beruf, Dienstpläne und Privates unter einen Hut zu bekommen. Ich liebe meinen Beruf. Er macht mich glücklich, auch wenn es gelegentlich ganz schön stressig ist.«

      »Das kann ich nachvollziehen. Ich habe einige Jahre in der großen Tierklinik einer Universität gearbeitet. Dabei blieben auch Beziehungen und Freundschaften auf der Strecke. Ich weiß genau, wovon du redest.«

      Sie sahen sich an.

      »Bei aller Liebe zum Beruf kann das Leben auch einsam sein«, sagte Max.

      Er streichelte Bobby.

      »Ein Hund ist wunderbar. Aber einen Menschen zu haben, der auf einen wartet, ist doch etwas anderes.«

      »Stimmt! Ich komme manchmal in Panik, wenn ich daran denke, wie es weitergeht. Ich will keine alte Jungfer werden.«

      Max sah sie liebevoll an.

      »Das wirst du nicht, Gaby. Da bin ich mir sicher. Du hast eine wunderbare Ausstrahlung. Das spürt ein Mann sofort.«

      »Ah, deshalb deine aufdringliche Frage!«

      »Ja, ich konnte mir nicht vorstellen, dass du alleine bist. Haben die Männer in Wiesbaden Tomaten auf den Augen oder laufen sie mit Scheuklappen herum?«

      Gaby lachte laut.

      »Das haben sie nicht. Aber ich nehme nicht jeden«, sagte Gaby leise und warf Max einen Seitenblick zu.

      Er lächelte.

      Verlegen strich sich Gaby eine blonde Locke hinter das Ohr.

      Sie wusste auch nicht so genau, wie es gekommen war, dass sie ihre innersten Gedanken Max anvertraute.

      Aber seine Ausstrahlung hatte sie in seinen Bann gezogen, ebenso seine offene und direkte Art.

      »Weißt du, Max, seit ich miterlebe, wie es in der Beziehung zwischen meiner Freundin Wiebke und ihrem Typen läuft, da bin ich noch vorsichtiger geworden. Sie kennen sich seit Jahren, und sie wohnen schon eine Weile zusammen. Mir kam es immer so vor, als seien die beiden das perfekte Paar. Jetzt fetzen sie sich wegen eines Hundes. Das heißt, der Hund ist nur der Anlass. In Wirklichkeit ist es so, dass sie doch kein perfektes Paar sind, das die gleichen Zukunftsvorstellungen hat. Kann es einem da nicht Angst und Bange werden?«

      »Sicher kann es das. Es muss ein Schock für dich sein. Aber du solltest dich davon nicht beeindrucken lassen. Außerdem gibt es immer verschiedene Einstellungen und Sichtweisen zu den Fakten, auch zum Faktor Liebe. Lasse dich durch die Lebensumstände und Liebesverwicklungen deiner Freundin Wiebke nicht verunsichern.«

      »Ich bemühe mich darum. Aber es kommt mir so vor, als würde es mit der Liebe komplizierter, mit jedem Jahr, das ich älter werde. Verstehst du?«

      »O ja, ich verstehe dich gut. Diese Erfahrung mache ich auch. Man verliebt sich nicht mehr so spontan. Man wird vorsichtiger. Auch hat man nicht mehr so viel Zeit.«

      »Bei den Männern ist es einfacher, da tickt keine biologische Uhr!«

      »Das stimmt. Aber ein alter Vater, der von den Freunden seiner Kinder für den Großvater gehalten wird, will ich auch nicht sein.«

      »Das verstehe ich!«

      Sie schwiegen und schauten sich an.

      »Glaubst du an die Liebe auf den ersten Blick?«, fragte Max.

      Gaby stieg eine leichte Röte in die Wangen, und sie schaute weg. Sie blickte über das Tal, das golden in den Strahlen der Abendsonne lag, die langsam im Westen hinter den Bergen versank. Die Berggipfel leuchteten, als würden sie glühen. Die Eisfelder und Gletscher glitzerten, als hätte jemand Säcke mit roten Rubinsplittern oder funkelnden Granatsteinen ausgeschüttet.

      »Schwierige Frage«, flüsterte Gaby leise.

      Sie scheute sich, ihn dabei anzusehen. Sie spürte, wie ihr Herz klopfte. Gaby drückte Peggy an sich und vergrub das Gesicht einen Augenblick in ihrem Fell.

      »Wenn ich sage, ja, ich glaube an die Liebe auf den ersten Blick, was dann? Außerdem müsste man erst einmal genau definieren, was damit gemeint ist. Ist es ein Erstaunen, ist es ein Aufmerken, ist es eine besondere Wahrnehmung, wenn man jemanden zum ersten Mal sieht?«

      »Gute Frage! Ich würde sagen, es ist der Gedanke. Es ist ein warmes Gefühl, das sich blitzartig im Herzen ausbreitet und Sehnsucht verbreitet, den Rest des Lebens mit diesem Menschen verbringen zu können. Es ist das Gefühl der unvoreingenommenen Akzeptanz des anderen, was er auch ist, wie er auch ist, wo er auch lebt. Alle Fakten, die in unserer Gesellschaft so wichtig sind, sind in diesem Augenblick unwesentlich. Es ist da nur das Gefühl, dass es ein anderes Herz gibt, das im selben Takt schlägt, poetisch ausgedrückt. Naturwissenschaftlich gesagt, stimmt die Chemie einfach.«

      Max schmunzelte.

      »Dabei sind die Naturwissenschaftler noch immer auf der Suche nach dem großen Geheimnis der Liebe. Warum verlieben sich zwei? Warum sind es gerade diese zwei?«

      »Vielleicht, weil jeder Mensch unsichtbare Signale aussendet, die nur ein bestimmter anderer Mensch empfangen kann?«

      »Das hast du gut gesagt, Gaby. Das ist bei Tieren auch oft so. Ich kann dir da eine Geschichte erzählen. Es geht dabei um Liebe zwischen zwei Hunden. Willst du sie hören?«

      »Gern! Ich höre dir gerne zu. Du hast eine angenehme Stimme und kannst so schön formulieren.«

      »Danke! Also! Ich habe Bobby von einem Züchterehepaar. Sie werden mit ihrer Zucht von meinem Vater betreut. Es sind wirklich verantwortungsvolle Züchter und behandeln ihre Hunde sehr gut. Sie hatten eine temperamentvolle, dunkle Cairnterrierhündin, die sie zur Zucht einsetzen wollten. Die Hündin und der Rüde schienen Gefallen aneinander gefunden zu haben. Sie tobten über die Wiese, sprangen in den Bach und plantschten. Natürlich wollte der Rüde die Hündin decken. Das gefiel ihr aber nicht. Sie wollte nur mit ihm spielen. Kam er ihr in einer anderen Weise näher, setzte sie sich und knurrte ihn an. Sie schnappte sogar nach ihm. Schließlich trennte man die beiden nach einigen Stunden vergeblichen Wartens. Sandy, so hieß die Zuchthündin, bekam Besuche von anderen Rüden. Es wiederholte sich mehrmals das gleiche Spiel.

      Sie lehnte jeden Rüden ab, der ihr zugeführt wurde. Das Züchterehepaar besprach sich mit meinem Vater. Er hatte auch keine Antwort. Sandy wurde aus der Zucht genommen und war in der Folge nur noch der Hund der Kinder des Züchterehepaares. Dann geschah es. Die Familie war bei einer


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