Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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es gibt Arbeit!«

      Max setzte sich auf das Bett. Er zog schnell seine Wanderschuhe an und schlüpfte in seine Jacke. Er überprüfte die Taschenlampe, dann schulterte er seinen Rucksack.

      »Auf, Bobby! Sei aber leise, wir wollen niemanden wecken. Wir gehen zu Beate, sie braucht Hilfe!«

      Max schlich aus der Kammer, durchquerte den Wirtsraum der Berghütte und zog hinter sich die Außentür leise zu. Dann eilte er mit schnellen Schritten über das Geröllfeld in Richtung Bergpfad, der hinunter zur Oberländer Alm führte. Es war eine helle Mondnacht. Im Schein der starken Taschenlampe rannte Max den Bergpfad hinunter. Bobby hetzte voraus, bis sie den Parkplatz hinter der Almhütte der Oberländer Alm erreichten. Mit Vollgas und vollen Scheinwerfern ging es erst den Milchpfad hinunter nach Waldkogel, dann die schmale Straße entlang, die auf den Weg mündete, der am Bergsee entlangführte. Der Geländewagen des Tierarztes zog eine Staubwolke hinter sich her, bis er mit quietschenden Reifen vor den Stallungen des Gestüts hielt.

      »Dem Himmel sei Dank, dass da bist, Viehdoktor! Wir können zwei weitere Hände gut gebrauchen«, nahm ihn die alte Maria, die Ria gerufen wurde, in Empfang.

      Sie war weit über achtzig Jahre und lebte seit ihrer Jugendzeit auf dem Gestüt. Sie war die gute Seele, der ruhende Pol. Sie eilte vor Max in den Pferdestall. Dort bemühten sich alle um die Stuten, Beate, Luise, ihr Mann Johannes, der Juan gerufen wurde, Vater Alfred, Ria und Gustav, der alte Hufschmied.

      Beate seufzte erleichtert, als sie Max kommen sah. Bobby hatte er im Auto gelassen.

      »Wo kann ich anpacken? Was ist am dringlichsten?«

      Beate gab Max einen kurzen Überblick. Eine Stute hatte schon gefohlt ohne Probleme. Also waren es nur noch drei Pferde. Es war so, dass die Stute mit den Zwillingsfohlen wohl soweit war. Es dauerte auch nicht mehr lange, dann lagen zwei braune, nasse Fohlen im Stroh. Luise und ihr Mann Juan trockneten sie mit Stroh ab. Als die beiden Jungfohlen danach aufstanden und gleich am Bauch der Mutter die Zitzen suchten, atmeten sie erleichtert auf und verließen die Box. Das war geschafft. Die Stute hatte ihre Sache gut gemacht und nahm ihre Fohlen an.

      Beate kümmerte sich um die Stute mit der Steißlage. Max betreute die Stute mit der Querlage. Es dauerte bis zum Sonntagmorgen. Pünktlich zum ersten Geläut der Glocken der schönen Barockkirche von Waldkogel, die zur Messe riefen, lagen zwei weitere Fohlen im Stroh. Es war geschafft.

      Ria brachte eine Flasche mit Obstler und Gläser. Sie tranken alle auf den fünffachen Nachwuchs des Gestüts. Luise stand vor der Box mit der Stute und den Zwillingsfohlen.

      »Was haben wir für ein Glück, Juan! Zwillingsfohlen sind sehr selten. Die beiden sind gesund und sehr kräftig. Das hast du gut gemacht!«, lobte Luisa die Stute. »Ganz toll hast du das gemacht.«

      Juan legte den Arm um seine Frau.

      »Sie wollte dir in nichts nachstehen. Schließlich haben wir auch Zwillinge, Ria und Jan.«

      In diesem Augenblick kamen die beiden Vierjährigen in den Stall gestürmt. Ihre Eltern nahmen sie auf den Arm. Die Kinder waren von den jungen Fohlen begeistert. Luisa und Juan sagten ihnen, dass sie die Namen aussuchen dürften. Die Kinder waren begeistert.

      »Aber erst nachdem ihr euch gewaschen, angezogen und gefrühstückt habt, ihr kleinen Racker. Im Schlafanzug im Pferdestall! Los, kommt mit mir!«, sagte die alte Ria.

      Nur widerwillig ließen sich die beiden Kleinen von der Alten ins Haus mitnehmen.

      »In einer halben Stunde gibt es Frühstück für alle in der großen Küche. Aber nur wer sauber ist,

      darf sich setzen. Schließlich haben wir Sonntag«, rief die alte Ria.

      Alle lachten herzlich. Luise und ihr Mann, ihr Vater und der alte Hufschmied gingen ins Haus. Beate und Max sahen noch einmal nach den Stuten und den Fohlen.

      »Danke, Max!«, sagte Beate. »Das war knapp. Ich hätte mich zerteilen können.«

      »Nun, es ging ja ganz gut. Außerdem hat es mir Freude gemacht, mal wieder richtig zupacken zu können. So ein Pferd ist doch etwas anderes als die vielen Kleintiere in meiner Praxis in Kirchwalden.«

      Beate und Max wuschen sich die Hände am Brunnen auf dem Hof. Die alte Ria hatte ihnen saubere Handtücher und Seife hingelegt.

      »Wie war es auf der Berghütte? Was sagst du zu Peggy?«

      »Sie ist ein Traumhund, so wie sie aussieht. Sie hat wirklich etwas Besonderes an sich. Ich wundere mich nicht mehr, dass sie mehrmals als schönste Hündin prämiert wurde. Aber spielen tut sie nicht. Selbst Bobby konnte sie nicht dazu verführen. Man muss sicher noch Geduld haben. Sie muss erst einmal lernen, dass es noch ein Leben jenseits von Hundeshows gibt. Ich werde ihr einige Lektionen geben. Das wird schon! Und mit Bobby als Vorbild klappt es bestimmt.«

      »Das heißt, du kommst jetzt öfter nach Waldkogel?«

      »Nein, ich nehme Peggy mit nach Kirchwalden«, schmunzelte Max, »zusammen mit ihrem derzeitigen Frauchen, muss man wohl sagen.«

      »Sehe ich da ein gewisses Funkeln in deinen Augen?«, grinste Beate.

      »Pst! Nicht so laut. Ja, ich leugne es nicht. Nicht nur Peggy ist besonders, auch Gaby hat es mir durchaus angetan.«

      »Oh, du scheinst ja richtig verliebt zu sein, Max. Habe ich recht?«

      »Ja, sie hat es mir angetan. Gaby ist schon besonders, sehr besonders. Aber es gibt einen Wermutstropfen. Sie kommt aus Wiesbaden, das ist nicht eben mal um die Ecke.«

      »Überbrückt die Liebe nicht jede Entfernung?«

      »Sicher, aber es ist für das Gedeihen einer Beziehung doch einfacher, wenn die Entfernung nicht so groß ist.«

      »Bei wirklicher Liebe spielt die Entfernung keine Rolle. Anna stammt aus Hamburg und verliebte sich in Toni. Heute führt sie zusammen mit ihm die Berghütte. Die Liebe führte zusammen, was zusammen gehörte. Außerdem hast du hier auf dem Gestüt ein weiteres Beispiel, dass die Liebe Brücken baut. Juan kommt aus Südamerika. Er war nur auf Urlaub im Land seiner Vorväter und blieb hier in Waldkogel hängen. Luise und Juan sind sehr glücklich.«

      »Ja, das sagt man, dass Liebe jede Entfernung überwindet. Bis jetzt habe ich diese Erfahrung nicht gemacht.«

      »Es waren auch die falschen Frauen. Vielleicht waren sie einfach nicht für dich vorgesehen? Es stand im großen Schicksalsbuch nicht geschrieben, dass du mit einer von ihnen zusammenkommen sollst. Vielleicht ist es diese Gaby?«

      »Das wäre schön! Weißt, ich habe mich auf der Stelle in sie verliebt. Es machte einfach Peng! Sie hat eine Ausstrahlung, die mich einfach gepackt hat. Sie hat eine wunderbare Stimme. Sie hat mich einfach verzaubert.«

      »Sonst redest du in dieser Tonlage nur von Cairnterriern«, lachte Beate.

      »Höre auf zu spotten, Beate! Dein Humor ist schon seltsam.«

      »Ich muss mir dieses Exemplar von Madl ansehen. Sie scheint etwas ganz Besonderes zu sein. Du schmilzt ja förmlich dahin, wenn ich dich ansehe. Max, ich wusste nicht, dass du so verklärt schauen kannst.«

      »Es ist eben Liebe.«

      »Bei ihr auch?«

      »Ja, ich denke schon. Aber ich konnte doch nicht mit der Tür ins Haus fallen, Beate. Immerhin habe ich es geschafft, herauszufinden, dass sie nicht liiert ist. Wir haben auch über die Liebe gesprochen, ganz allgemein.«

      »Hast du sie geküsst?«

      »Nicht so richtig.«

      »Was heißt, nicht so richtig?«

      »Na, was es eben heißt. Es war ein sanfter, aber sehr hingebungsvoller Gutenachtkuss auf die Wange. Ich kann doch nicht gleich, du verstehst schon, oder? Wie hätte das ausgesehen! Sie soll nicht denken, ich sei ein Hallodri.«

      Beate schmunzelte. Sie kannte Max gut, war eigentlich seine Vertraute. Es bestand eine echte Freundschaft zwischen ihnen,


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