Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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aber du gern seine Praxis sehen würdest?«

      »Klar könnte ich das tun. Aber wie würde sich das anhören? Er müsste doch denken, ich laufe ihm nach.«

      »Na und? Was ist dabei? Hast du nie gehört, dass ein Mann Signale braucht, damit er weiß, dass die Frau Interesse an ihm hat? Hast du noch nie etwas von Flirten gehört? Ist das Wort Verführung für dich ein unbekannter Begriff oder ein Wort mit sieben Siegeln?«

      Nervös stand Gaby auf und ging einige Schritte auf und ab.

      »Du machst mich ganz nervös. Setz dich hin, sofort, Gaby Färber. Ich habe schon kapiert, was mit dir los ist. Dich hat es erwischt.«

      Wiebke schaute Gaby in die Augen.

      »Hat er etwas für dich übrig? So etwas musst du als Frau doch bemerkt haben. Also, sag schon! Wie verhält er sich dir gegenüber?«

      Gaby errötete tief.

      »Ja, ich denke schon, dass er mich mag. Es liegt eine Spannung in der Luft, verstehst du. Aber … Himmel, Wiebke, ich weiß auch nicht, warum ich so unsicher bin dieses Mal. Er ist nicht der erste Mann, der mir gefällt, aber er ist der erste, der mir absolut gefällt. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Mit Peggy als Vermittlerin ist es einfacher. Das musst du verstehen.«

      Wiebke schwieg. Gaby sprach weiter.

      »Wiebke, ich will keine Rechnung aufmachen, das gehört sich nicht zwischen Freundinnen. Trotzdem ist es so, dass ich für dich da war, als du verzweifelt warst. Jetzt brauche ich deine Hilfe. Kannst du nicht wenigstens noch eine kleine Weile auf Peggy verzichten? Du hast doch jetzt auch viel zu tun, Umzug, die Einrichtung planen und so weiter.«

      Wiebke seufzte.

      »Peggy, dann können wir wohl nicht so sein, meinst du nicht auch? Du musst noch ein wenig Urlaub mit Gaby machen.«

      Wiebke stand auf und setzte die Hündin auf Gabys Schoß.

      »Danke, Wiebke! Das vergesse ich dir nie!«

      »Schon gut! Eine Hand wäscht die andere. Ich hoffe, es hilft dir, dass ich dir Peggy lasse. Eigentlich müsste es dir doch möglich sein, den Typen auch ohne Peggy an dich zu fesseln. Aber wenn du meinst, du brauchst sie, dann meinetwegen.«

      »So ist es bestimmt leichter, mit Peggy als Vermittlerin. Jedenfalls, wenn es Peggy nicht gäbe, dann hätte er mich nicht zu sich eingeladen. Wir wollen heute Abend zusammen nach Kirchwalden fahren. Sieh mal, es ist doch so. Wie würde das aussehen, rein theoretisch, verstehst du? Da lernen sich ein Bursche und ein Madl, wie man hier in den Bergen sagt, beim ›Erkerchen‹ kennen. Sie ist eine Touristin, er ist aus Kirchwalden. Sie unterhalten sich gut und er lädt sie ein, Urlaubstage bei ihm zu verbringen. Er sagt das gleich am ersten Abend, in den ers­ten Stunden zu ihr. Das klingt doch unmöglich. Aber sie einzuladen, ihr das Gästezimmer anzubieten und die Hündin zu trainieren, das ist …, das ist anders …, locker eben …, es ist unverfänglicher.«

      »Er hat dir ganz schön den Kopf verdreht, Gaby.«

      »Ja, das hat er! Oh, Wiebke, er ist mein Traummann! Ich weiß es und habe Angst, dass ich etwas falsch machen könnte. Mit Peggy fühle ich mich stärker.«

      »Wo ist er jetzt, dein Traummann?«

      »Unten im Dorf bei der Tierärztin. Sie hatte heute Nacht angerufen. Es gab einen Notfall.«

      Wiebke zog die Stirn in Falten.

      »So, es gab einen Notfall? Bist du dir sicher?«

      »Willst du Eifersucht säen?«

      »Nein, aber ich will dich warnen. Man kann nicht vorsichtig genug sein. Also, ich an deiner Stelle würde mir diese Beate einmal genauer ansehen. Nur so, meine ich, schaden kann es nichts.«

      Gaby überlegte. Diese Beate wusste, dass er auf der Berghütte ist. Es war spät in der Nacht. Da hat sie angerufen und einen Notfall vorgetäuscht. Sie wollte vielleicht, dass er schnell zu ihr kommt. Das wäre doch denkbar, oder? Gabys Herz ras­te plötzlich. Sie dachte kurz nach. Dann stand sie auf.

      »Wer sagt denn, dass ich hier auf der Berghütte herumsitzen und auf ihn warten muss. Ich mache mich auf den Weg ins Dorf. Ich ziehe mir nur schnell etwas anderes an. Hier, nimm Peggy! Es dauert nicht lange. Geh schon mal mit Peggy vor, ich komme nach. Ich hole euch locker ein. Spätestens treffen wir uns auf dem Parkplatz hinter der Oberländer Almhütte.«

      Gaby drückte Wiebke Peggy in den Arm und rannte los. Es dauerte nicht lange, bis sie umgezogen war. Sie verabschiedete sich schnell von Toni und Anna.

      »Was sollen wir Max sagen, wenn er kommt?«, fragte Toni.

      »Nichts sollt ihr sagen. Das wird nicht nötig sein. Ich treffe ihn sicher im Dorf. Er soll doch Wiebke kennenlernen, die eigentliche Besitzerin von Peggy.«

      Dann eilte Gaby in großen Schritten über das Geröllfeld und den Bergpfad hinunter, der zur Oberländer Alm führte. Unterwegs holte sie Wiebke ein, die Peggy trug, denn die Hündin weigerte sich mal wieder, zu laufen. Gaby nahm ihr die Cairnterrierhündin ab.

      »Na, komm zu mir, du kleine Diva. Hier in dem Rucksack hast du es bequem. Wir besuchen jetzt Bobby und sein Herrchen. Freust du dich?«

      Gaby und Wiebke erreichten die Oberländer Alm. Die Freundinnen umarmten sich.

      »Gaby, ich wünsche dir viel Glück.«

      »Danke, das kann ich gebrauchen. Aber mit Peggy als meine Glücksbringerin kann nichts schief gehen. Grüße Detlev von mir.«

      Gaby stand bei ihrem Auto und sah Wiebke nach, wie sie im Taxi davonfuhr. Sie stieg in ihr Auto, setzte Peggy auf den Beifahrersitz und fuhr den Milchpfad hinunter nach Waldkogel.

      *

      Gaby steuerte in Waldkogel zunächst den Marktplatz an. Dort hing in einem großen Glaskasten eine Karte von Waldkogel und Umgebung. Sie hatte vergessen, Toni nach der Adresse der Tierarztpraxis zu fragen. Sie hoffte, auf der Karte einen Hinweis zu bekommen. Wenn nicht, frage ich Passanten, dachte sie. Auf dem Marktplatz standen viele Autos. Es war schönes Wetter, und Tagestouristen bevölkerten Waldkogel. Gaby wollte gerade aus dem Wagen steigen, da sah sie Max mit einer jungen Frau aus dem Trachten- und Andenkenladen Boller kommen, der auch sonntags einige Stunden geöffnet hatte, damit die vielen Bergbegeisterten Andenken kaufen konnten. Max strahlte. Die junge Frau lächelte ihn an. Sie gingen zu einem großen Geländewagen auf dem »Tierarztpraxis Dr. Beate Brandt« stand. Sie standen beim Auto und redeten. Gabys Herz klopfte, als würde es jeden Augenblick zerspringen. Es wurde noch schlimmer, als die junge Frau Max zuerst die Hand auf die Schulter legte und ihm dann sanft über die Wange streichelte. Sie umarmten sich. Gaby spürte einen Schmerz, der ihr wie ein Messerstich durch das Herz fuhr. Wiebkes Bedenken waren berechtigt, schoss es ihr durch den Kopf. Sie spürte, wie die Enttäuschung ihr Tränen in die Augen trieb.

      »Jetzt sei keine dumme Kuh, Gaby Färber!«, ermahnte sie sich selbst laut. »Es ist nichts geschehen. Er hat nicht gesagt, dass er dich liebt. Es war lediglich ein schöner Abend und ein harmloser Gute­nachtkuss. Bilde dir nichts ein! Du hast dich da in etwas hineingesteigert. Du wolltest ein Liebesmärchen erleben. Komm zurück auf den Boden der Tatsachen!«

      Energisch schnäuzte Gaby in ihr Taschentuch. Sie sah, wie die Tierärztin ins Auto stieg und davonfuhr. Max ging die Hauptstraße entlang. Gaby wartete, bis er einige Meter gegangen war, dann fuhr sie ihm nach. Sie hielt Abstand, fuhr öfters rechts heran und ließ sich von anderen Autos überholen. Max ging zur Tierarztpraxis. Dort stand ein großes Auto im Hof, ein Geländewagen mit einer einheimischen Nummer. Max ging ins Haus.

      »Er hat sogar einen Schlüssel«, sagte Gaby vor sich hin und kämpfte erneut mit den Tränen.

      »Peggy, das war nichts! ›Der Wunsch war wohl der Vater des Gedankens‹, wie man sagt. Ich wünschte mir, dass aus uns ein Paar wird, aber das kann ich vergessen. Ich werde darüber hinwegkommen. ›Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende‹, lautet der Spruch. Da steckt viel Lebensweisheit darin, Peggy. Na ja, so eine Tierärztin passt auch besser zu ihm als


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