Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

Читать онлайн книгу.

Jüdische Altertümer - Flavius Josephus


Скачать книгу
die Errettung des Volkes zu danken, wie derselbe ihm früher befohlen hatte.

      

Auslassungen im Text.

      

Anders Niese.

      DRITTES BUCH

      DIESES BUCH UMFASST EINEN ZEITRAUM

      VON 2 JAHREN

      ERSTES KAPITEL

      Wie Moyses das Volk in beschwerlichen Märschen

      zum Berge Sinai führte.

      1. Obgleich nun den Hebräern auf diese Weise eine unverhoffte Erlösung zuteil geworden war, schlug es doch auf dem Marsch nach dem Berge Sinai der Umstand nieder, dass die Gegend sehr öde war und großen Mangel an fester Nahrung wie auch an Wasser aufwies, sodass sie nicht einmal genügendes Futter für das Vieh, geschweige denn Lebensmittel für die Menschen bot. Sie war nämlich ganz trocken und hatte nicht die geringste Feuchtigkeit, um Früchte hervorbringen zu können. Durch eine solche Gegend mussten sie nun wandern, da sie keinen anderen Weg benutzen konnten. Wasser hatten sie zwar auf Befehl ihres Führers an den Orten, die sie durchzogen hatten, mitgenommen; als dieses aber verbraucht war, mussten sie, um Wasser zu bekommen, Brunnen anlegen, und diese Arbeit war sehr mühsam wegen der Härte des Erdreiches. Und hatten sie dann endlich Wasser gefunden, so war es bitter und ungenießbar, und dazu noch nicht einmal hinreichend. Als sie so weitermarschierten, kamen sie eines Tages gegen Abend an einen Ort mit Namen Mar, der so hieß wegen des schlechten Wassers; denn Bitterkeit heißt im Hebräischen Mar. Und da sie durch die langen Märsche, wie auch durch den Mangel an Nahrung, sehr erschöpft waren (es mangelten ihnen nämlich damals jegliche Lebensmittel), so blieben sie hier eine Zeit lang. Denn es befand sich dort ein Brunnen, und wenn derselbe auch nicht für eine so große Menge Menschen genügen konnte, so trösteten sie sich doch schon damit, ihn wenigstens gefunden zu haben, da sie von Kundschaftern vernommen hatten, sie würden bei ihrem Weitermarsch gar nichts mehr antreffen. Doch war das Wasser des Brunnens bitter und nicht nur für Menschen, sondern selbst für das Vieh ungenießbar.

      2. Als nun Moyses sah, dass das Volk mutlos wurde, und er es mit den Worten nicht mehr trösten konnte (denn er hatte nicht bloß ein Heer von Männern vor sich, das der Macht der Verhältnisse tapfer hätte trotzen können, sondern ein Schwarm von Kindern und Weibern, die zu schwach waren, um sich vernünftigen Vorstellungen fügen zu können, übertäubte alle Regungen von Starkmut), geriet er in eine üble Lage, da er die Not, die alle litten, so empfand, als hätte er sie allein zu ertragen. Denn sie wandten sich an keinen anderen als an ihn und baten ihn flehentlich, die Mütter für ihre Kinder und die Männer für ihre Weiber, er möge sich ihrer annehmen und ihnen einen Weg zu ihrer Errettung zeigen. Daher richtete Moyses sein Gebet zu Gott und flehte ihn an, er möge dem Wassermangel abhelfen und das bittere Wasser in trinkbares verwandeln. Und als Gott ihm die Erhörung seiner Bitte zugesagt, nahm er ein Stück Holz, das gerade vor ihm lag, spaltete es der Länge nach, warf es in den Brunnen und gab den Hebräern kund, Gott habe sein Gebet erhört und ihm verheißen, er werde ihnen Wasser nach Wunsch gewähren, wenn sie nur seine Befehle schnell und bereitwillig vollziehen wollten. Auf ihre Frage aber, was sie tun müssten, um das Wasser trinkbar zu machen, befahl er, die stärksten Männer sollten Wasser aus dem Brunnen schöpfen, und wenn dann der größte Teil des Wassers entfernt sei, werde das übrige trinkbar sein. Jene unterzogen sich der Arbeit, und so wurde das Wasser, durch die starke Bewegung gereinigt, bald genießbar.

      3. Von da zogen sie weiter und kamen nach Elis, das von weitem wegen der Palmen, die dort standen, sehr schön aussah, in der Nähe aber sich ebenfalls als unwirtlich erwies. Denn es waren höchstens siebzig Palmbäume, die dazu noch schlecht gewachsen und wegen des Wassermangels sehr niedrig waren. Ferner war die ganze Gegend trocken und sandig; die Quellen aber, zwölf an der Zahl, boten wenig Wasser dar, denn sie hatten keinen starken Sprudel und spendeten auch nicht einmal immer Wasser. Und auch, wenn man im Sande grub, fand sich nichts vor; waren es aber wirklich einmal wenige Tropfen, so waren sie so trüb, dass sie als Trinkwasser nicht verwendet werden konnten. Dazu waren auch die Bäume wegen Mangel an Wasser, das sie hätte anregen und erquicken können, zu schwach, um Früchte zu tragen. Infolgedessen machten die Hebräer ihrem Führer Vorwürfe und maßen ihm die Schuld an ihrem Elend und ihrer Not bei. Denn sie hatten in den dreißig Tagen, die seit Beginn der Reise verflossen waren, alle mitgeführten Lebensmittel aufgezehrt, und da sie nun nichts zur Stillung ihres Hungers vorfanden, waren sie nahe daran, ganz zu verzweifeln. Und nur mit dem Gedanken an ihr gegenwärtiges Elend beschäftigt, vergaßen sie alles, was Gott und des Moyses Tapferkeit und Weisheit ihnen bis jetzt hatten zuteil werden lassen, und wurden so heftig gegen ihren Führer aufgebracht, dass sie ihn steinigen wollten, gleich als sei er der Urheber ihres Unglücks.

      4. Als nun die Menge so heftig gegen ihn erregt war, trat Moyses im Vertrauen auf Gottes Hilfe und im Bewusstsein, dass er stets nur das Wohl seiner Stammesgenossen im Auge gehabt habe, mitten unter sie, obgleich sie heftig lärmten und Steine gegen ihn erhoben hatten. Und weil er von imponierender Erscheinung war und die Gabe besaß, durch natürliche Beredsamkeit auf Volksmassen einzuwirken, versuchte er ihren Zorn zu besänftigen. Er beschwor sie, über dem gegenwärtigen Ungemach nicht die früheren Wohltaten Gottes zu vergessen und, obgleich sie jetzt Mangel litten, der reichen Gaben zu gedenken, mit denen er wider ihre Erwartung sie überhäuft habe. Sie sollten fest vertrauen, dass Gott sie aus ihrer jetzigen verzweifelten Lage befreien werde, der sicher dieses Unglück nur deshalb über sie verhängt habe, um ihre Tugend und Standhaftigkeit zu erproben und zu sehen, ob sie seiner früheren Wundertaten noch gedächten oder dieselben in ihrer Not vergessen hätten. Doch es zeige sich ja klar, dass sie Ungemach standhaft zu ertragen nicht vermöchten, noch auch der früher erworbenen Verdienste eingedenk seien, da sie Gott und seinen Willen, dem zufolge sie Ägypten verlassen hätten, jetzt so gering schätzten und selbst seinen Diener mit so unversöhnlichem Hass verfolgten, der ihnen doch bei Verkündigung dessen, was Gott ihm aufgetragen, nie die Unwahrheit gesagt habe. Alsdann zählte er ihnen im Einzelnen auf, wie schwer die Ägypter geschlagen worden seien, weil sie gegen Gottes Befehl sie hätten zurückhalten wollen; wie ein und dasselbe Wasser den Ägyptern blutig und ungenießbar, ihnen dagegen süß und trinkbar erschienen sei; wie das Meer vor ihnen zurückgewichen sei und ihnen einen Weg freigemacht habe zu ihrer Errettung, während ihre Feinde elend umkamen; wie Gott ihnen Waffen im Überfluss verschafft habe, da sie wehrlos gewesen, und wie er sie aus anderen schweren Gefahren unerwartet errettet habe. Sie sollten daher an seiner mächtigen Vorsehung nicht verzweifeln, sondern in Geduld das Weitere abwarten und bedenken, dass seine Hilfe nie zu spät komme, wenn sie auch nicht sofort erscheine, nachdem ihnen etwas Hartes zugestoßen sei. Auch sollten sie wohl erwägen, dass Gott nicht deshalb zögere, weil er sie vergessen habe, sondern um ihre Standhaftigkeit auf die Probe zu stellen und ihre Liebe zur Freiheit, sowie um zu erforschen, ob sie lieber für ihre Freiheit Hunger und Durst leiden oder aber lieber Sklavendienste tun wollten gleich den Tieren, die von ihren Herren zu deren Dienst und Nutzen gemästet werden. Endlich sei er nicht um sein eigenes Wohl besorgt, denn für ihn sei es kein Unglück, wenn er ungerechterweise sterbe; vielmehr liege


Скачать книгу