Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

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Jüdische Altertümer - Flavius Josephus


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am Saume des Ephud, wodurch der Brustlatz unbeweglich festgehalten wird. An den Brustlatz schließt sich ein Gürtel, in den erwähnten Farben und in Gold gestickt, der rund um den Leib geht, auf der Nahtstelle in eine Schleife verschlungen ist und dann frei herabfällt. An seinen beiden Enden sind Fransen angebracht, die von goldenen Röhrchen umschlossen sind.

      6. Der Kopfbund des Hohepriesters gleicht dem der übrigen Priester; über demselben trägt er aber noch einen anderen, der aus Hyacinth verfertigt ist. Die Stirn umgibt eine goldene dreifache Krone, aus welcher goldene Knospen hervorragen, ähnlich denen, die an dem bei uns Sacchar, bei den pflanzenkundigen Griechen Hyoscyamus genannten Kraute sitzen. Für diejenigen, die diese Pflanze wohl oft gesehen, ihre Beschaffenheit aber nicht behalten haben, weil sie ihren Namen nicht kennen, ferner für diejenigen, die ihren Namen wohl kennen, sie aber noch nicht gesehen haben, will ich eine Beschreibung derselben beifügen. Die Pflanze wird oft über drei Spannen hoch, hat eine Wurzel wie eine Rübe (wenigstens kann sie hiermit am besten verglichen werden) und Blätter wie die des Senfes. Aus ihren Zweigen entspringen Knospen, die fest an diesen sitzen und von einer Haut umschlossen sind, welche sie ablegen, sobald die Frucht hervorkommt. Die Knospe hat die Größe eines Gelenkendes vom kleinen Finger und gleicht einem Becher, was ich für diejenigen, die keine Kenntnis davon haben, noch näher erklären will. Die Knospe ist nämlich unten wie eine Halbkugel gestaltet und rundet sich schon vom Stängel aus, dann verengert sie sich allmählich und wird hübsch ausgehöhlt; hierauf erweitert sie sich wieder und hat Einkerbungen in den Lippen, wie sie die Mitte eines Granatapfels aufweist. Dazu kommt noch eine Hülle, welche genau wie eine gedrechselte Halbkugel aussieht, in die Einkerbungen eingeschlossen ist, die ich oben erwähnt habe, und endlich in dornige und gespitzte Zacken ausläuft. Unter dieser Hülle der ganzen Knospe verbirgt sich die Frucht, die dem Samen der Pflanze Sideritis sehr ähnlich ist. Die Blüte ist den knisternden Blättern des Mohns vergleichbar. Dieser Pflanze also ist die Krone nachgebildet, die Schläfen und Hinterhaupt des Hohepriesters umgibt; vorn an der Stirn nämlich hat sie keine Knospen, sondern eine goldene Platte, auf der in heiligen Schriftzeichen der Name Gottes eingraviert steht. Das war der Ornat des Hohepriesters.

      7. Es ist wunderlich, dass unser Volk fortwährend gehässig angegriffen wird, als ob wir die Gottheit, die unsere Feinde feierlich verehren, mit geringerer Verehrung behandelten. Denn wenn jemand den Bau der Hütte, die priesterlichen Gewänder und die gottesdienstlichen Geräte betrachtet, wird er gewiss die Überzeugung gewinnen, dass unser Gesetzgeber ein gottgesandter Mann gewesen ist, und dass uns ganz mit Unrecht der Vorwurf der Gottlosigkeit gemacht wird. Und wer vorurteilsfrei und mit Überlegung nachdenkt, wird finden, dass jeder unserer gottesdienstlichen Gegenstände im Weltall seinesgleichen hat. Denn die 30 Ellen lange Hütte ist in drei Abteilungen geteilt, von denen die zwei den Priestern zugänglichen das Land und das Meer vorstellen, das allen Menschen freigegeben ist. Die dritte Abteilung dagegen, die Gott allein vorbehalten ist, bedeutet den Himmel, der den Menschen unzugänglich ist. Die zwölf Brote aber, die auf dem Tische liegen, entsprechen den zwölf Monaten des Jahres. Der aus siebzig Teilen bestehende Leuchter bedeutet die Zeichen, durch welche die Planeten gehen, und seine sieben Lampen die Planeten selbst. Die aus vier Stoffen gewebten Vorhänge bezeichnen die Natur der Elemente; der Byssus nämlich entspricht der Erde, aus der der Flachs hervorwächst, der Purpur dem Meer, das vom Blut der Fische gefärbt ist, der Hyacinth der Luft und der Scharlach dem Feuer. Ebenso bedeutet das Gewand des Hohepriesters, weil es von Leinen ist, die Erde, der Hyacinth aber den Himmel. Die Granatäpfel bedeuten den Blitz, der Schall der Glocken den Donner. Das Ephud, das aus vier Stoffen gewebt ist und unter dem Auge Gottes steht, zeigt die ganze Natur an, und das ihm beigewirkte Gold bedeutet nach meinem Dafürhalten den Lichtglanz, der alles überstrahlt. Der Brustlatz in der Mitte des Ephuds entspricht gleichfalls der Erde, die in der Mitte der Welt gelegen ist, der Gürtel aber dem Ozean, der die ganze Erde umfließt. Sonne und Mond bedeuten die beiden Sardonyxe auf den Schultern, die hier das Gewand des Hohepriesters zusammenheften. Die zwölf Edelsteine aber kann man mit den zwölf Monaten vergleichen, oder auch den zwölf Sternbildern in dem Kreise, den die Griechen Zodiakus nennen. Der Kopfbund endlich scheint mir ein Bild des Himmels zu sein, da er von Hyacinth ist (er könnte sonst den Namen Gottes nicht an sich tragen), und eine leuchtende goldene Krone sich an ihm befindet, entsprechend dem Glanze, der Gott umgibt. Diese Erklärungen mögen vorläufig genügen; später werde ich noch auf vieles zurückkommen, das geeignet ist, die Weisheit unseres Gesetzgebers zu beleuchten.

      ACHTES KAPITEL

      Vom Priestertum Aarons.

      1. Als nun die Hütte vollendet war, erschien Gott, bevor die Weihgeschenke geheiligt wurden, dem Moyses und befahl ihm, das Priestertum seinem Bruder Aaron zu übertragen, der wegen seiner Tugend dieser Ehre am meisten würdig sei. Darauf berief Moyses das Volk zusammen und stellte ihm die Tugend und Herzensgüte Aarons sowie die Gefahren vor, die er schon für ihr Heil bestanden habe. Und da alle dem beipflichteten und seinen großen Eifer anerkannten, fuhr Moyses also fort: »Ihr Männer von Israel, vollendet ist nun das Werk nach unseren besten Kräften und zu Gottes Wohlgefallen. Da jedoch die Hütte Gottes Wohnung sein soll, so müssen wir uns vor allem nach einem Priester umsehen, der den Opferdienst versehen und Gebete für uns darbringen soll. Wenn ich die Entscheidung zu treffen hätte, so würde ich mich selbst dieser Ehre nicht für unwert halten, da uns die Liebe zu uns selbst von Natur aus eingepflanzt ist, und ich mir auch bewusst bin, was ich für euer Wohl schon gelitten habe. Nun aber hat Gott den Aaron dieser Ehre wert erachtet und ihn zum Priestertum berufen, da er niemand von euch kennt, der sich hierzu mehr eignete. Dieser wird also das gottgeweihte Kleid tragen, die Sorge für den Altar und den Opferdienst übernehmen und Gebete für euch zu Gott senden, der sie bereitwillig erhören wird teils um seiner Fürsorge willen, die er für uns trägt, teils weil er sie gern von dem entgegennehmen wird, den er selbst sich erwählt hat.« Den Hebräern gefiel diese Rede, und sie stimmten der Wahl, die Gott getroffen, zu. Denn Aaron verdiente diese Würde am ehesten von allen, sowohl seiner Abstammung wegen, als auch um seiner Prophetengabe und der Tugenden seines Bruders willen. Zu jener Zeit hatte er vier Söhne: Nabad, Abiu, Eleazar und Ithamar.

      4. Als nun alles besorgt und vollendet war, ernteten die Baumeister Beseleël und Eliab großes Lob. Denn sie hatten nicht nur frühere Erfindungen in verbesserter Form angewendet, sondern auch selbst manches in geistreicher Weise erdacht und ausgeführt, was sonst unbekannt war. Beseleël aber galt als der Tüchtigste von beiden. Zum Bau wurde im Ganzen eine Zeit von sieben Monaten gebraucht, und damit war das erste Jahr seit dem Auszug aus Ägypten zu Ende. Und im Anfang des zweiten Jahres, im Monat Xanthikos der Makedonier, den die Hebräer Nisan


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