Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter
Читать онлайн книгу.hat die ganze Zeit noch etwas Besonderes für unser Jubiläum gefehlt«, sagte Leonhard, als sie wieder auf dem Rückflug waren und Bergmoosbach in Sichtweite kam.
»Es klingt, als hättest du es gefunden«, entgegnete Susanne und wandte sich ihm zu.
»In diesem Heft meiner Mutter, das ich auf der Almhütte gefunden habe, steht das Rezept für ein Honigbrot. Ich würde es gern für den Jubiläumstag backen und es unter dem Namen ›Hannis Honigbrot‹ als Neuheit aus unserem Haus präsentieren.
»Das ist eine schöne Idee. Willst du das Brot selbst backen? Ich meine, das für die Präsentation.«
»Zumindest weiß ich, wo ich es backen möchte. In der Imkerei gibt es eine Backstube, dort haben meine Großeltern früher schon Honigbrot gebacken, vielleicht wollte meine Mutter diese Tradition wieder aufleben lassen.«
»In meinem Elternhaus gibt es auch einen alten Backofen, meine Mutter hat ihn oft benutzt.«
»Hast du ihr dabei zugesehen?«
»Ich habe ihr sogar beim Backen geholfen. Ich habe mir schon damals vorgestellt, dass ich irgendwann ein Café besitzen werde, in dem ich Kuchen verkaufe, der mit dem Honig aus meiner eigenen Imkerei hergestellt wird.«
»Die Imkerei hast du schon.«
»Wenn sie ein bisschen bekannter ist, dann werde ich über das Café nachdenken.«
»Ja, ich weiß, dann wirst du mich wieder verlassen.«
»Erstens dauert das noch eine Weile, zweitens habe ich dir bereits zugesichert, dass ich niemals gehen würde, bevor du einen Ersatz für mich gefunden hast. Aber vielleicht solltest du erst einmal ein paar Wochen abwarten, ob du mit meiner Arbeit wirklich zufrieden bist.«
»Ich weiß bereits, was du kannst.«
»Was hältst du davon, wenn du mich auch auf meine Backkünste hin testest?«
»Heißt das, du würdest dich bereit erklären, die ersten Honigbrote mit mir zu backen?«
»Ja, das würde ich tun.«
»Danke.«
»Sehr gern.«
»Wir sollten uns das Rezept gemeinsam ansehen«, schlug er vor, nachdem er das Segelflugzeug wieder auf der Erde aufgesetzt hatte.
»Ja, das sollten wir«, sagte sie.
»In deinem Garten? Ich könnte mir vorstellen, dass der Sonnenuntergang dort ein beeindruckendes Schauspiel bietet.«
»Stimmt, es ist sogar noch beeindruckender als das morgendliche Schauspiel der Sonne, das du bereits kennst.«
»Es war eine außergewöhnliche Darbietung. Ich dachte, du wärst eine Erscheinung, eine Fee aus Wolken entstanden oder etwas Ähnliches.«
»Ich bin aber keine Fee, eine Fee ist nicht fassbar.«
»Ich bin sehr froh, dass du keine Fee bist«, sagte Leonhard und nahm sie in seine Arme.
Vom Flugplatz aus fuhren sie auf direktem Weg zu Susanne nach Hause und verbrachten den Abend auf der Veranda. Sie beschlossen, am Tag vor dem Jubiläum drei Honigbrote zu backen, damit möglichst viele Gäste davon probieren konnten.
»Es wird bestimmt ein schönes Fest«, sagte Susanne, als Leonhard sich gegen Mitternacht von ihr verabschiedete.
»Das hoffe ich, es soll eine gute Werbung für unsere Brauerei sein. Das letzte Brauereifest, das ich besucht habe, endete mit einem Skandal. Der Flirt des Inhabers mit einer schönen Kundin hat seine Frau derart aufgeregt, dass sie ihm eine öffentliche Szene machte. Inzwischen sind die beiden geschieden. Diese Art eines Skandals ist bei mir allerdings ausgeschlossen.«
»Es sei denn, du heiratest noch auf die Schnelle und flirtest dann mit einer Kundin.«
»Nein, sicher nicht, ich habe nämlich vor, mit meiner Imkerin zu flirten«, sagte er, zog Susanne an sich und küsste sie zärtlich.
Hoffentlich ist es nicht nur ein kurzer Traum, dachte sie, als sie Leonhard nachschaute, bis die Nacht die Scheinwerfer seines Wagens verschluckt hatte. »Aber wenn er an die Liebe auf den ersten Blick glaubt, dann will ich es auch tun«, flüsterte sie und ging mit einem glücklichen Lächeln ins Haus.
*
Leonhard wohnte im Dachgeschoss über der Brauerei. Er hatte das Stockwerk vor einigen Jahren nach seinen Plänen ausbauen lassen. Das Haus am Rande von Bergmoosbach, in dem er aufgewachsen war, hatte er nach dem Tod seiner Mutter an einen Cousin verkauft und damit dem Wunsch seiner Eltern Rechnung getragen, dass es in der Familie bleiben sollte.
Schon von weitem sah er, dass Licht in seiner Wohnung brannte. Die bodentiefen Fenster zur Straße hin waren hell erleuchtet. Hatte er etwa am Morgen vergessen, das Licht auszumachen? Veronika, dachte er, sie besaß noch immer einen Schlüssel zu seiner Wohnung. Er stellte sein Auto vor dem Tor zum Biergarten ab, der um diese Zeit bereits geschlossen war, und lief durch das Bürohaus hinauf zu seiner Wohnung.
»Endlich, wo warst du so lange?«
»Veronika, was machst du hier?« Obwohl Leonhard damit gerechnet hatte, sie in seiner Wohnung anzutreffen, prallte er erschrocken zurück, als er sie in einem beinahe durchsichtigen Kleid auf dem schwarzen Sofa liegen sah.
Die Deckenstrahler in dem großen Raum mit der offenen Küche waren eingeschaltet, im Kamin loderte ein Feuer und auf dem Esstisch standen Kerzen und eine Flasche Champagner.
»Ich wollte unser Wiedersehen gebührend feiern«, entgegnete Veronika. Sie erhob sich, warf ihr dunkles Haar zurück und lief barfuß über die Terrakottafließen. »Wir haben uns doch so lange nicht gesehen.«
»Wir haben uns vor zwei Monaten auf der Geburtstagsfeier deines Vaters gesehen.«
»Von der du aber ziemlich schnell wieder verschwunden warst.«
»Ich musste wieder nach Hause, ich hatte viel zu tun.«
»Du bist vor mir davongelaufen, gib es zu. Du läufst vor deinen Gefühlen davon, Leonhard.«
»Nein, Veronika, du irrst dich. Du weißt, dass ich dir nicht geben kann, was du von mir haben willst.«
»Du bist zu absolut, Leonhard. Gib uns beiden doch einfach ein bisschen Zeit«, säuselte sie und legte ihre Arme um seinen Nacken.
»Ich brauche keine Zeit mehr, um herauszufinden, dass wir nicht zusammen passen. Gibst du mir bitte meinen Schlüssel?«
»Den Schlüssel«, murmelte sie und gab sich zögerlich.
»Schon gut.« Leonhard hatte den Schlüssel auf der Küchenanrichte neben dem Kühlschrank entdeckt.
»Du machst einen Fehler, wenn du mich abweist«, erklärte Veronika, als er den Schlüssel einsteckte.
»Nein, es war ein Fehler, mich überhaupt auf dich einzulassen.«
»Sag doch nicht so etwas. Wir waren doch glücklich und wir werden auch wieder glücklich werden. Sieh mal, unsere Familien sind schon so lange miteinander befreundet, wir sollten diese Freundschaft mit unserer Verbindung krönen.« Veronika war ihm gefolgt und lehnte sich zärtlich an ihn.
»Bitte, hör auf damit«, sagte er und schob sie behutsam von sich weg. »Und jetzt entschuldige mich, ich will schlafen gehen, ich muss morgen früh raus. Heute Nacht kannst du hier schlafen.«
»Ich bleibe bis zum Jubiläum.«
»Aber nicht hier.«
»Du meinst, ich soll mir ein Hotelzimmer suchen?« Veronika schnappte vor Überraschung nach Luft.
»Das solltest du tun, gute Nacht«, sagte Leonhard und öffnete die Tür zu der kleinen Diele, die zum Bad und zu seinem Schlafzimmer führte.
Als er wenig später in seinem Bett lag, schaute er durch das geöffnete Fenster in die Dunkelheit hinaus. Veronika hatte recht, ihre Familien verband eine alte Freundschaft,