Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman - Tessa Hofreiter


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ist denn unser Ziel?«, fragte Susanne, nachdem sie aus dem Wagen gestiegen waren.

      »Eine Hochalm, sie ist das erste Grundstück, das meine Vorfahren hier in der Gegend erworben haben, und dort gewinnen wir unseren besten Honig. Wir werden mit einem Motorsegler fliegen.«

      »Ein Segelflugzeug, natürlich, darauf hätte ich auch kommen können«, sagte sie und schüttelte über sich selbst den Kopf. »Sie haben einen Flugschein?«

      »Seit meinem achtzehnten Geburtstag. Ich hoffe, Sie haben keine Angst, sich mir anzuvertrauen.«

      »Nein, ich habe keine Angst«, antwortete Susanne, als er sie ansah. Das, was sie in diesem Moment empfand, hatte nicht das Geringste mit Angst zu tun. Im Gegenteil. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart vollkommen sicher.

      Eine halbe Stunde später waren sie in der Luft. Über ihnen der strahlend blaue Himmel, unter ihnen samtig grüne Hügel, blühende Wiesen, Raps- und Weizenfelder, glitzernde Seen und Tannenwälder. Eingebettet in diese Farbenpracht lag Bergmoosbach.

      »Unglaublich, diese Stille«, flüsterte Susanne, als Leonhard den Motor schließlich abschaltete und das Flugzeug lautlos über das Land hinwegglitt.

      »Gefällt Ihnen diese Art des Fliegens?«

      »Es ist großartig, es ist wirklich beinahe so, als würde man selbst fliegen.« Susanne schaute durch das Glasdach an den Himmel, der so nah erschien, dann wieder zur Seite auf die Landschaft unter ihnen, die auf einmal weit fort war. »Ich kann die Brauerei sehen«, sagte sie, als sie das rote Backsteingebäude entdeckte, das wie eine leuchtende Blüte am Rande der gelben Felder auftauchte.

      »Willst du dir auch deine Imkerei aus der Luft ansehen? Verzeihung, wollen Sie …«

      »Schon in Ordnung, wir sind weit über die Höhe hinaus, in der sich die Bergsteiger immer duzen«, wandte sich ihm Susanne lächelnd zu.

      »Stimmt, dann also Susanne und Leonhard.«

      »Ja, Susanne und Leonhard«, wiederholte sie, und das klang sehr gut. »Wie winzig es aussieht«, stellte sie fest, als sie gleich darauf auf das kleine Häuschen schaute, das inmitten einer Wiese auf dem buckligen Hügel lag.

      »Winzig wie alles, das wir aus der Luft betrachten.«

      »Winzig wie unsere alltäglichen Sorgen, die sich in Luft aufzulösen scheinen, sobald wir mit einem Flugzeug vom Boden abheben.«

      »Ein interessantes Phänomen, nicht wahr?«

      »Deshalb sehnen wir uns doch danach, fliegen zu können, um alles, was uns ärgert, einfach abzuschütteln.«

      »Ärgerst du dich denn gerade über etwas?«, fragte Leonhard.

      »Nein, überhaupt nicht, ich genieße einfach nur diesen Flug.«

      »Das tue ich auch.« Leonhard streifte sie mit seinem Blick, bevor er wieder nach vorn sah. »Wir sind da, nicht erschrecken, ich stelle den Motor wieder an, dann kann ich das Flugzeug leichter steuern«, sagte er, als sie bald darauf über die Gebirgskette der Allgäuer Alpen flogen. »Dort ist unsere Alm.« Er deutete auf die Wiese direkt unter ihnen.

      Sie lag ganz einsame auf halber Höhe zwischen Tal und Gipfel. Die Holzkästen mit den Bienenvölkern standen in einer Reihe in der Nähe einer Hütte.

      »Gehören diese Bienenstöcke auch zu meinem Aufgabenbereich?«, wollte Susanne wissen.

      »Nein, das wäre zu viel, ein Imker vor Ort kümmert sich um die Waben. Er holt sie aus den Stöcken, bringt sie zu uns und nimmt leere Waben im Austausch mit.«

      »Der Aufwand ist ziemlich groß.«

      »Der Honig ist es wert, dort oben ist die Natur noch sich selbst überlassen, unsere Bienen finden Blüten, die es im Tal nicht gibt, das macht diesen Honig zu etwas ganz Besonderem.«

      »Ich würde mir die Bienenstöcke gern aus der Nähe ansehen. Wie kommt man auf die Alm?«

      »Es gibt zwei Wege, der eine ist mit einem Traktor befahrbar, das erleichtert unserem Imker die Arbeit, der andere ist nur zu Fuß zu bewältigen, dafür ist er aber um einiges kürzer.«

      »Ist es ein Kletterweg?«

      »Nein, mehr ein Wanderweg, allerdings mit einigen Hindernissen.«

      »Die du aber kennst.«

      »Ja, ich kenne sie«, antwortete Leonhard lächelnd.

      »Denkst du, ich käme mit meinen Schuhen dort hinauf?« Sie schaute auf die flachen Halbschuhe aus schwarzem Wildleder, die sie angezogen hatte, weil sie für ihren Spaziergang durch die Rapsfelder sehr bequem waren.

      »Es könnte gehen, aber du musst mir versprechen, dich auf mich zu verlassen.«

      »Du meinst, das Wort des Bergführers ist Gesetz?«

      »Genau das meine ich.«

      »Ich verspreche, nicht von dem Pfad abzuweichen, den du vorgibst«, erklärte Susanne. Sie wollte unbedingt auf diese Alm. Sie hatte noch nie Bienenstöcke in dieser Höhe besucht.

      »Dann lassen wir uns auf dieses Abenteuer ein. Der Flugplatz ist im Tal hinter diesen Bergen, ich werde um Landeerlaubnis bitten«, sagte Leonhard.

      *

      Leonhard hatte recht gehabt, der Weg hinauf zur Alm war nicht sehr steil, aber tückisch. Seitdem sie den Flugplatz verlassen hatten, war bereits eine Stunde vergangen, und sie waren noch nicht sehr weit gekommen. Immer wieder versperrten ihnen Felsen den Weg, die sie dichter an die Abhänge zwangen. Eine Gerölllawine, die offensichtlich erst vor kurzem hier abgegangen war, erschwerte den Aufstieg zusätzlich.

      Der Wald, den sie durchqueren mussten, war dunkel, das Sonnenlicht drang nur spärlich durch die dichten Baumkronen. Diese Wanderung wurde allmählich zu einer Herausforderung, und Susanne hoffte, dass sie bald am Ziel waren.

      Als sie das zweite Mal an eine schmale Schlucht gelangten, die sie nur auf einem quergelegten Baumstamm überqueren konnten, musste sie ihren ganzen Mut zusammennehmen, um Leonhard, der auch dieses Mal vorausging, zu folgen.

      »Was war das?!«, rief sie erschrocken, als sie in der Mitte des Baumstammes stand und irgendetwas dicht über ihren Kopf hinwegflog.

      »Das war nur eine aufgeschreckte Eule«, beruhigte Leonhard sie. »Sieh auf den Stamm, und setze langsam einen Fuß nach vorn«, forderte er sie auf. Er hatte etwas bemerkt, was Susanne offensichtlich noch nicht bewusst war.

      Vor Schreck über den Tiefflug der Eule hatte sie einen Schritt zur Seite gemacht; eine falsche Bewegung, und sie würde in die Tiefe stürzen.

      »Oh Gott«, flüsterte sie, als sie nach unten schaute und begriff, in welcher Gefahr sie war.

      Die Schlucht war nicht sehr breit, höchstens zwei Meter, aber sie ging weit in die Tiefe hinunter.

      »Ich kann mich nicht mehr bewegen«, sagte Susanne und starrte nach unten.

      »Susanne, sieh mich an.«

      »Ich kann nicht.«

      »Doch, das kannst du. Sieh mich an und komm zu mir.« Er wusste, dass er blitzschnell reagieren musste. Den Stamm jetzt zu betreten und ihn in Schwingung zu versetzen, das würde eine zusätzliche Gefahr bedeuten, er musste sich darauf vorbereiten, Susanne aufzufangen.

      »Ich schaffe das nicht.« Sie spürte, wie ihre Knie zitterten.

      »Du hast mir versprochen, dich auf mich zu verlassen«, erinnerte Leonhard sie mit eindringlicher Stimme. »Du schaffst das, du bist stark, du beherrschst ganze Völker.«

      »Ich hüte sie nur.«

      »Das erfordert auch Mut.« Leonhard versuchte, ruhig zu bleiben. Sie durfte nicht spüren, dass er Angst um sie hatte. »Schau auf deine Füße, setze den rechten Fuß nach vorn.«

      »Nein.«

      »Tu es, Susanne!«, befahl er ihr. Sie war in Panik, er konnte nicht


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