Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman - Tessa Hofreiter


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nicht deutlich genug ihr gegenüber.«

      »Das stelle ich mir auch schwer vor, schließlich stehen eure Familien seit vielen Jahren in enger geschäftlicher und privater Beziehung.«

      »Auf der Beerdigung meiner Mutter meinte sie, dass sie und ihre Eltern jetzt meine Familie seien. Das mag nett gemeint gewesen sein, aber für mich war es eine erschreckende Aussage. So als wäre ich jetzt auf ewig mit Veronika verbunden.«

      »Was du aber nicht sein willst?«

      »Auf gar keine Fall, aber genug jetzt von meinem Gefühlsleben. Ich habe noch zwei Kasten Honigbier im Wagen, die Traudel bestellt hat.«

      »Dann komme ich gleich mit und trage sie in den Keller.«

      »Was ist?«, fragte Leonhard.

      »Ich dachte, ich hätte jemanden unter der Ulme gesehen, aber vermutlich war es nur der Schatten eines Astes«, antwortete Sebastian, der sich kurz aus dem Fenster gebeugt hatte, bevor er das Fenster schloss.

      »Soso, der Leonhard hat sich in die kleine Imkerin verguckt«, murmelte Elvira Draxler, die eine Weile auf der Bank unter der Ulme im Hof der Seefelds gesessen, die Unterhaltung der beiden Freunde heimlich mitangehört hatte und nun höchst zufrieden ins Dorf hinunterschlenderte.

      *

      Susanne hatte beschlossen, zu Fuß hinunter ins Dorf zu gehen. Das würde ihre Nervosität vertreiben, die sie noch immer nicht abgelegt hatte. Sie wollte diese Stelle in der Imkerei der Brauerei unbedingt haben, und sie musste unbedingt einen guten Eindruck auf Leonhard Schwartz machen. Sie hatte das hübsche weiße Kleid mit den schmalen Trägern und dem roten Blütenmuster angezogen und eine Spange mit einer kleinen violetten Blüte seitlich in ihrem Haar befestigt. Ihre Zeugnisse hatte sie in eine blauen Umhängetasche gepackt.

      Sie nahm den Feldweg, der um das Dorf herum am Bach entlang direkt zur Brauerei führte. Im Biergarten war um diese Zeit noch nicht viel los. Die meisten Gäste kamen erst gegen Abend zum Essen oder trafen sich mit Freunden zum Feierabendbier.

      Auf der anderen Seite des Baches umgeben von Wiesen und sanften Hügeln mit leuchtend gelben Rapsfeldern stand das ebenerdige Gebäude, in dem die Räume der Imkerei Schwartz untergebracht waren. Die weiße Fassade, mit Lüftlmalereien geschmückt, war ein Hingucker für die Besucher des Biergartens.

      Susanne überquerte den Steg, der die beiden Grundstücke miteinander verband, und spazierte den weißen Kiesweg entlang, der zur Imkerei führte. Leonhard Schwartz erwartete sie erst in zwanzig Minuten. Sie hatte also noch Zeit und konnte sich ein wenig umsehen. Neben der hellblauen Eingangstür stand gesäumt von bunt bepflanzten Blumenbeeten eine gelbe Bank. Es war eine so einladende Umgebung, dass Susanne der Versuchung nicht wiederstehen konnte, sich einen Augenblick auszuruhen.

      Beeindruckend, dachte sie, als sie über die Felder und Wiesen schaute und all die Bienenstöcke sah, die in großem Abstand auf dem Gelände verteilt waren.

      »Sie alle zu betreuen, bedeutet eine Menge Arbeit, jedenfalls in der Saison.«

      »Das glaube ich, das ist eine ordentliche Aufgabe.« Susanne schaute auf den Mann, der mit einer Kiste voller Waben hinter dem Haus hervorkam. Er trug einen weißen Anzug mit Kopfschutz, hinter dem sie sein Gesicht nur in Umrissen erkennen konnte.

      »Sind Sie für die Imkerei verantwortlich? Das heißt, es gibt hier gar keine Stelle als Imker?«, wollte sie wissen, als er ihre erste Frage mit einem Nicken beantwortete. Schade, dachte sie und konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen. Vermutlich war dieser Mann der vermisste Imker, der nun doch nicht nach Neuseeland wollte, und niemand hatte sie darüber informiert.

      »Ich dachte, die Stelle in der Imkerei sei noch frei«, sagte sie, während sie aufstand, ihm die Tür zur Imkerei aufhielt und zusah, wie er die Kiste mit den Honigwaben auf einen Tisch stellte. Es wäre ein schöner Arbeitsplatz gewesen, dachte sie und schaute sich in dem großen sauberen Raum um, in dem drei Honigschleudern standen.

      »Die Stelle ist noch frei«, sagte der Mann.

      »Wirklich? Dann muss ich jetzt los, ich habe gleich ein Vorstellungsgespräch in der Brauerei.« Offensichtlich meinte es das Schicksal doch gut mit ihr.

      »Ich denke, den Weg können Sie sich ersparen.« Der Mann nahm seine Kopfbedeckung ab und reichte Susanne die Hand. »Leonhard Schwartz«, stellte er sich vor.

      »Sie?«, fragte sie verblüfft, als sie in Leonhard ihren morgendlichen Besucher erkannte. Für einen Moment versank sie in diesen schönen dunklen Augen, die er bei ihrer ersten Begegnung vor ihr verborgen hatte.

      »Wir hatten nicht mehr genügend Honig für unsere heutige Produktion«, erklärte er ihr ohne Umschweife, warum er sie aufgesucht hatte.

      »Wieso denn das? Bei dieser Anzahl Bienen, die zu Ihrer Imkerei gehören, müssen Sie doch einen ordentlichen Vorrat angelegt haben«, wunderte sich Susanne und ignorierte den Stich in der Magengrube, als Leonhard ihren Blick festhielt.

      »Wir haben genügend Vorräte, das stimmt, die Sache ist ein wenig peinlich.«

      »Deshalb haben Sie den geheimnisvollen Fremden gespielt? Weil Ihnen etwas peinlich ist?«

      »Richtig, ich wollte nicht erkannt werden«, gab Leonhard zu.

      »Ist etwas mit Ihrem Lager nicht in Ordnung?«, fragte Susanne und sah auf die mit einem elektronischen Schloss abgesicherte Stahltür am anderen Ende der Imkerei.

      »Doch, mit dem Lager ist alles in Ordnung.«

      »Darf ich es mir ansehen?«

      »Sicher«, sagte Leonhard, während er den Schutzanzug auszog, den er über Jeans und T-Shirt trug.

      »Das ist doch randvoll mit Honig«, staunte Susanne, als er sie gleich darauf durch das kleine vergitterte Fenster einen Blick in das Lager werfen ließ.

      »Ich weiß, aber wir kommen nicht hinein.«

      »Wieso nicht?«

      »Mein Imker ist gegangen, ohne mir den Code für das Schloss zu hinterlassen, und ich kann ihn im Moment nicht erreichen.«

      »Und das ist Ihnen peinlich?«

      »Allerdings, schließlich bin ich für die Brauerei und die Imkerei verantwortlich. Ich sollte wissen, wie ich in meine eigenen Gebäude hineinkomme. Für morgen habe ich den Schlosser bestellt, damit er das in Ordnung bringt.«

      »Darf ich?«, fragte Susanne und schaute auf die Tastatur mit den Ziffern und Buchstaben, die an der Tür befestigt war.

      »Bitte.« Leonhard sah gebannt zu, wie ihre zarten Finger über die Tastatur flogen. »Wie haben Sie das gemacht?«, fragte er verblüfft, als die Tür plötzlich aufsprang.

      »Biene Maja«, antwortete sie lächelnd.

      »Biene Maja?«

      »Auch Imker können sich Passwörter nur schwer merken. Die meisten, die ich kenne, haben Maja zu ihrer Ikone erklärt.«

      »Ihr Vorgänger offensichtlich auch.«

      »Mein Vorgänger?«

      »Wollen Sie die Stelle nicht mehr?«

      »Doch, natürlich.«

      »Sie haben sie.«

      »Sie haben noch kein Zeugnis von mir gesehen.«

      »Ich habe Ihren Honig versucht, das reicht mir als Referenz. Erlauben Sie mir nur noch die Frage, ob Sie in nächster Zeit vorhaben, Ihre eigene Imkerei auszubauen?«

      »Irgendwann habe ich das schon vor.«

      »Versprechen Sie mir, mir rechtzeitig Bescheid zu sagen, wenn Sie wieder gehen wollen, damit ich nicht erneut über Nacht vor einem verschlossenen Honiglager stehe?«

      »Versprochen, außerdem kennen Sie jetzt den Code.«

      »Stimmt«, antwortete er lächelnd.

      »Was ist mit den Waben, die Sie gerade in die Imkerei


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