Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman - Tessa Hofreiter


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heute noch etwas anderes vor, als mir in der Imkerei zu helfen.«

      »Nein, ich habe Zeit. Morgen würde ich mir dann auch gern Ihre Bienenstöcke ansehen, und am Montag könnte ich mit meiner Arbeit in der Imkerei anfangen. Was halten Sie davon?«

      »Einverstanden.« Eine entschlussfreudige junge Frau, dachte Leonhard.

      Ein paar Minuten später standen sie nebeneinander an dem Tisch in der Imkerei, schabten das Wachs von den Waben und klemmten sie in die Honigschleuder.

      »Alles in Ordnung?«, fragte Susanne, als sie den Blick bemerkte, mit dem Leonhard sie streifte.

      »Ja, es ist alles in Ordnung«, antwortete er lächelnd. Seine neue Imkerin war nicht nur entschlussfreudig, sondern auch wunderschön, wie er schon am Morgen bei seinem Besuch in Ihrer Imkerei festgestellt hatte.

      Es war bereits dunkel, als sie endlich alle Honigwaben, die Leonhard aus den Bienenstöcken geholt hatte, verarbeitet hatten und die Imkerei verließen. Leonhard ließ es sich nicht nehmen, Susanne zum Essen in den Biergarten einzuladen. Das war das Mindeste, was er ihr für diesen Tag schuldig war, nachdem sie es abgelehnt hatte, dass er sie für ihre Arbeit bezahlte.

      »Das war unser gemeinsamer Probetag, jetzt können wir beide entscheiden, ob wir miteinander auskommen werden«, hatte sie gesagt.

      Im Biergarten herrschte nun Hochbetrieb, die Tische waren bis auf den letzten Platz besetzt. Die alten Laternen, die schon vor hundert Jahren den Hof beleuchteten, verbreiteten noch immer ihr warmes gemütliches Licht, und auf den Tischen standen flackernde Windlichter, deren Flammen die merkwürdigsten Schatten auf die hellen Steinplatten auf dem Boden warfen.

      Leonhard führte Susanne an seinen privaten Tisch, der durch eine dichtgewachsene Hecke vor neugierigen Blicken geschützt war. Er ließ zweimal das Tagesmenü Forelle mit Kartoffeln und Salat bringen und bedankte sich noch einmal für Susannes Hilfe.

      »Wie fällt denn nun Ihr Urteil über unseren Probetag aus?«, wollte er wissen, nachdem sie gegessen hatten und noch ein Honigbier tranken.

      »Für mich hat sich nichts verändert, ich würde gern für Sie arbeiten.«

      »Worauf ich mich sehr freue, allerdings haben wir noch nicht über Ihre Bezahlung gesprochen.«

      »Ihre Sekretärin hat mir das Gehalt bereits genannt.«

      »Ist es in Ordnung für Sie?«

      »Es entspricht meiner Vorstellung.«

      »Gut, dann werden wir gleich am Montag einen Vertrag aufsetzen.«

      »Ich lasse Ihnen meine Bewerbungsmappe da, damit Sie eine Unterlage haben.«

      »Eine Meisterprüfung haben Sie auch«, stellte Leonhard beeindruckt fest, nachdem er einen kurzen Blick auf ihren Lebenslauf geworfen hatte.

      »Ich liebe meinen Beruf, ich dachte, ich nehme alles wahr, was mir als Fortbildung zur Verfügung steht. Aber jetzt sollte ich gehen, danke für die Einladung«, sagte Susanne, als sie auf einmal die Müdigkeit übermannte.

      »Ich fahre Sie nach Hause, schließlich sind Sie wegen mir so lange geblieben.«

      »Das müssen Sie aber nicht tun.«

      »Ich tue es aber gern.«

      »Also gut, ich nehme Ihr Angebot an.« So müde, wie sie gerade war, erschien ihr der Fußweg nach Hause unendlich weit. Sie war deshalb ganz froh, nicht laufen zu müssen. »Deshalb haben Sie Ihren Wagen heute Morgen so weit von meinem Haus entfernt geparkt«, stellte sie fest, als sie zu den Garagen gingen und sie die dunkelroten Kleintransporter mit dem Namenszug der Brauerei dort stehen sah.

      »Wie gesagt, es war mir peinlich, dass ich Honig kaufen musste. Und dieser Wagen war leider heute Morgen noch in der Werkstatt«, sagte er, als er ihr die Beifahrertür des dunklen Cabriolets aufhielt, das abseits von den Transportern stand und keinen Schriftzug trug.

      »Vielleicht hätten Sie mir gleich von Ihrem Problem erzählen sollen.«

      »Wenn ich gewusst hätte, dass Sie es beheben können, dann hätte ich es vielleicht auch getan.«

      »Vielleicht?«

      »Peinlich wäre es ja immer noch gewesen«, entgegnete Leonhard lächelnd.

      »Sieh mal, Papa.« Emilia stieß Sebastian an, als sie von ihrem gemeinsamen Abendspaziergang mit Nolan, Emilias Hund, zurückkamen und gerade auf ihr Grundstück einbiegen wollten.

      »Ich glaube, deine Vermittlung war erfolgreich«, stellte Sebastian fest, der dem Blick seiner Tochter gefolgt war.

      Susanne und Leonhard waren im Schein der Straßenlaternen gut zu erkennen, und ihr Lächeln verriet, dass sie sich sympathisch waren.

      »Hallo, ihr beiden!«, rief Leonhard, als er auf Sebastian und Emilia aufmerksam wurde. Er hielt am Straßenrand an und stellte den Motor ab. »Ich meine, ihr drei«, sagte er und schaute auf den braun-weiß gescheckten kleinen Hund, dem putzigen Spross einer Berner Sennenhündin und eines weißen Schäferhundes.

      »Danke, dass du Nolan nicht übersiehst«, zeigte sich Emilia sichtlich zufrieden.

      »Seit ihr euch einig geworden?«, erkundigte sich Sebastian und schaute Susanne und Leonhard abwartend an.

      »Ja, das sind wir«, antwortete Susanne.

      »Das Problem mit dem Honiglager hat sie auch gleich gelöst«, sagte Leonhard und betrachtete Susanne mit einem bewundernden Blick.

      »Sie kannten den Code?«, fragte Sebastian erstaunt.

      »Es war ein Rätsel, das die meisten Imker gelöst hätten.«

      »Auf jeden Fall hast du mir einen rettenden Engel geschickt, Emilia, dafür danke ich dir«, sagte Leonhard und warf dem Mädchen einen Handkuss zu.

      »Es immer gut, wenn man Freunden helfen kann.«

      »Ich bin sehr froh, solche Freunde wie euch zu haben, ich wünsche euch eine gute Nacht«, verabschiedete sich Leonhard von den beiden und ließ den Motor wieder an.

      »Was war denn mit dem Honiglager?«, wollte Emilia von Sebastian wissen, nachdem sie sich auch von Susanne verabschiedet hatten und die Treppe durch den Steingarten hinauf zum Haus liefen.

      »Herr Schneider hat vergessen, Leonhard den Code für das Türschloss zu überlassen. Er kam nicht mehr an seinen Honig.«

      »Ich kombiniere, der Großeinkäufer heute Morgen bei Susanne, das war Leonhard.«

      »Richtig kombiniert, Sherlock.«

      »Danke, Doktor Watson«, antwortete Emilia lachend. »Warum hast du es mir nicht schon erzählt?«

      »Weil es Leonhard unangenehm war, aber was du herausfindest, kann ich ja nicht mehr leugnen.«

      »Nein, das geht nicht, Watson.« Emilia liebte es, wenn sie und Sebastian Sherlock Holmes und Doktor Watson spielten, erst recht, wenn es galt, Rätsel im richtigen Leben zu lösen.

      Als sie noch in den Kindergarten ging, drehten sich ihre Fälle um Spielzeug, das verloren ging und wieder gefunden werden musste, später entlarvten sie auf langweiligen Partys so manche Lüge der Gäste, aber nur im Stillen, ohne irgendjemanden zu brüskieren, worauf ihre Mutter immer großen Wert gelegt hatte.

      Inzwischen wusste Emilia, dass es nicht nur ein Spiel war. Ihr Vater hatte ihr auf diese Weise beigebracht, ihre Umgebung genau zu beobachten und nicht auf Grund voreiliger Schlüsse ein Urteil zu fällen.

      »Ich kombiniere noch etwas. Meine Vermittlung in Sachen Imkerei beschränkt sich nicht allein auf die Arbeit.«

      »Was keine schlechte Entwicklung wäre.«

      »Keine schlechte? Ich meine, es wäre eine extrem gute. Susanne ist allein, Leonhard ist allein.«

      »Du hast recht, Schatz, es wäre eine extrem gute Entwicklung«, stimmte Sebastian seiner Tochter zu.

      »Ich


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