Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman - Tessa Hofreiter


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später von Anna verabschiedete, zweifelte sie nicht mehr daran, dass es richtig war, ihre Liebe zu Leonhard einfach zuzulassen.

      Die Tage bis zum Jubiläum vergingen wie im Flug. Susanne arbeitete tagsüber in der Imkerei, und Leonhard war in der Brauerei beschäftigt, abends trafen sie sich im Biergarten oder saßen in Susannes Garten zusammen. Von Tag zu Tag wurden sie vertrauter miteinander, und Susanne konnte sich gar nicht mehr vorstellen, wie ein Tag ohne Leonhard aussehen sollte.

      Am Tag vor dem Jubiläum kam Leonhard am frühen Nachmittag in die Imkerei und öffnete die Backstube, die Susanne nun zum ersten Mal betrat. Dunkler Steinboden, weißblaue Fliesen an den Wänden, weiße Regale mit Schüsseln, Gewürztöpfchen und verschiedenen Dosen, ein prächtiger alter Backofen von weiß verputztem Stein ummauert und in der Mitte der Backstube ein großer rustikaler Tisch aus gemasertem Kiefernholz.

      »Zucker, Butter, Malzbier, Eier, Lebkuchengewürz, Zitronen, Mehl, Backpulver. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen«, sagte Leonhard, als er die Zutaten, die er mitgebracht hatte, neben die Honiggläser stellte, die Susanne bereits auf dem Tisch aufgereiht hatte.

      »Es ist alles da, wir können anfangen.« Susanne zog eine der beiden dunkelroten Schürzen, die in der Backstube an einem Haken hingen, über das helle Sommerkleid und überprüfte den Sitz der Spange, mit der sie ihr Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte.

      »So könnten wir glatt in einer Koch-Show auftreten«, stellte Leonhard fest, nachdem er den Ofen mit Holz angeschürt hatte und sich seine Schürze umband.

      »Vielleicht in einer nostalgischen Back-Show. Mit diesen Hochglanz Luxusküchen, die sie uns in den Koch-Shows meistens präsentieren, kann deine kleine Backstube leider nicht mithalten«, entgegnete Susanne mit einem bedauernden Lächeln.

      »Eine nostalgische Back-Show? Vielleicht sollten wir dieses Format erfinden«, sagte er und füllte Mehl in eine weiße Keramikschüssel.

      »Vielleicht sollten wir erst einmal herausfinden, ob wir überhaupt etwas Ordentliches zustande bringen.«

      »Ich vertraue auf deine Backkünste«, sagte Leonhard, tauchte seinen Finger in Mehl und stupste ihn auf Susannes Nasenspitze.

      »Danke, damit du auch richtig zum Back-Team gehörst«, sagte sie und bestäubte auch seine Nase mit Mehl.

      »Das reicht noch nicht«, erklärte Leonhard, tauchte seine Hand in das Mehl und legte sie auf Susannes Wange.

      »Na warte!«, rief sie, und sie setzten die Mehlschlacht fort, bis sie sich schließlich gegenüberstanden und vor Lachen kaum noch Luft holen konnten. »Wir sollten die Sache ernsthafter angehen«, erklärte Susanne, nachdem sie sich erholt hatte.

      »Unbedingt«, sagte Leonhard, küsste sie zärtlich und klappte dann das Rezeptheft seiner Mutter auf.

      Nach einer halben Stunde hatten sie das erste Honigbrot im Ofen und bereiteten die nächsten beiden vor. Sie waren dankbar für den leisen Wind, der durch das geöffnete Fenster hereinwehte und die Temperaturen in der Backstube erträglich machte.

      Nachdem sie das erste Honigbrot aus dem Ofen genommen hatten und es ein wenig abgekühlt war, schnitt Leonhard eine Scheibe ab, teilte sie in der Mitte, und sie probierten es.

      »Ich finde, es schmeckt köstlich«, stellte Susanne fest.

      »Stimmt, ich denke, meine Mutter wäre zufrieden mit uns.«

      »Schade, dass ich sie nicht mehr kennenlernen durfte.«

      »Ich bin sicher, ihr hättet euch gut verstanden«, sagte Leonhard und küsste sie auf die Stirn.

      »Dieses Geturtel wird euch bald vergehen«, murmelte Veronika, die in kurzer Hose und T-Shirt auf der Rückseite der Backstube auf ihren Zehenspitzen stand und durch ein schmales Fenster lugte.

      Als Leonhard sich wieder von Susanne löste, verließ Veronika ihren Beobachtungsposten, setzte den Kopfhörer wieder auf, den sie in der Hand hielt, und joggte am Bach entlang zurück zu ihrem Hotel. So wie es aussah, würde es wohl noch eine Weile dauern, bis sie ans Werk gehen konnte.

      Am späten Nachmittag waren alle Honigbrote gebacken und lagen auf dem Tisch.

      »Hannis Honigbrot«, sagte Leonhard leise und betrachtete die goldbraunen Brote.

      »Es wird bei den Kunden gut angekommen«, versicherte ihm Susanne.

      »Das denke ich auch. Ich müsste jetzt in die Brauerei«, sagte er, nachdem er einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen hatte.

      »Kein Problem, ich mache hier Ordnung und verpacke die Brote.«

      »Ich muss kein schlechtes Gewissen haben, dass ich dich allein lasse?«

      »Aber nein, geh nur.«

      »Danke, du findest mich im Braustübchen«, sagte Leonhard und verabschiedete sich mit einem zärtlichen Kuss.

      »Bis dann.« Verträumt schaute Susanne ihm durch das geöffnete Fenster nach, wie er über die kleine Brücke lief und im Hof der Brauerei verschwand. Dass das wirkliche Leben so aufregend sein konnte, daran hatte sie nicht geglaubt, bis zu dem Tag, an dem sie Leonhard begegnet war.

      Nachdem sie das Geschirr in dem großen Spülbecken in der Backstube gespült hatte und der Raum aufgeräumt war, reinigte sie noch die Arbeitsflächen in der Imkerei. Danach verpackte sie die Honigbrote in Folie, beklebte sie mit den zuvor von Leonhard beschrifteten Etiketten und brachte sie in das Honiglager. Dort legte sie die Brote in die weißblauen Kartons, die Leonhard bereitgestellt hatte, und schloss die Tür.

      Leonhard war im Braustübchen, einem gemütlichen Raum mit Deckengewölbe und Wandgemälden. Er stand hinter dem Tresen und schenkte das Bier aus, das seine Kellnerinnen in den Biergarten brachten.

      »Ich fahre dann nach Hause«, sagte Susanne, während Leonhard einen Maßkrug unter die Zapfanlage hielt.

      »Ich kann leider noch nicht fort, sonst würde ich dich fragen, ob du hier übernachten willst«, entgegnete er und schaute kurz auf.

      »Die Nacht wird ohnehin kurz genug für dich werden, wir sehen uns morgen«, antwortete sie lächelnd und streichelte über seine Wange. Nach der Jubiläumsfeier würde es wieder ruhiger in der Brauerei zugehen, und sie würden genug Zeit füreinander haben.

      *

      Veronika stand im Schatten der Kastanie nicht weit vom Biergarten entfernt und wartete darauf, dass das Licht in Leonhards Wohnung verlöschte. Der Biergarten hatte schon vor einer halben Stunde geschlossen, und es konnte nicht mehr lange dauern, bis Leonhard schlafen ging.

      Endlich, dachte sie, als es im Dachgeschoss über der Brauerei dunkel wurde. Sie hatte sich für ihr Vorhaben gut vorbereitet, trug Jeans, Joggingschuhe und ein Kapuzenshirt, das ihre langen Haare verdeckte. Sie kannte den Feldweg, der um die Brauerei herum zur Imkerei führte, gut genug, um auch im Dunklen schnell vorwärts zu kommen. Fünf Minuten später überquerte sie den Holzsteg und stand gleich darauf vor der Tür zum Honiglager.

      »Biene Maja, wirklich lächerlich«, flüsterte sie, während sie die Tür mit dem Kennwort öffnete und ins Lager huschte.

      Sie wartete einen Moment, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, stellte dann einen gefalteten Versandkarton, den sie auf einem Stapel gebrauchter Pakete fand, vor das Fenster und schaltete das Licht an.

      »Drei«, flüsterte sie, nachdem sie die Kartons mit den Honigbroten gezählt hatte.

      Sie nahm drei Aufkleber aus der Kiste mit den Etiketten für die Honiggläser und beschriftete sie in ordentlichen Druckbuchstaben mit ›Susannes Honigbrot‹. Danach öffnete sie die Kartons, löste die Aufkleber von der Folie, was ganz leicht ging, weil sie noch nicht lange darauf befestigt waren. Schließlich vollendete sie ihr Werk mit den neuen Aufklebern und stellte die Kartons mit den Honigbroten wieder zurück ins Regal. Nachdem sie alles erledigt hatte, schaltete sie das Licht wieder aus, nahm den Karton vom Fenster und verließ das Honiglager. Beinahe lautlos schloss sich die Tür hinter ihr.

      »Susannes Honigbrot,


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