Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman - Tessa Hofreiter


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sie.

      Anna nickte. »Ja, das ist der Herzschlag eures Babys!«

      Und auf Maries Gesicht erwachte ein Lächeln, für das es keine Worte gibt.

      Marie und Ben lauschten atemlos und entzückt diesem fremden und doch bereits so vertrauten Rhythmus. Unfassbar, dass sie ihrem Ungeborenen so nah sein konnten, dass sie seine Lebenszeichen hören durften.

      Aber – was war das? Neben diesem einen pochenden, schwappenden Rhythmus war plötzlich ein zweiter zu hören! Mal überlagerte er das erste Geräusch, mal wurde er schwächer, dann hörte man beide gleichzeitig und gleich stark.

      »Was ist das?«, fragten Marie und Ben wie aus einem Mund. Ihre Blicke klebten geradezu am Bildschirm.

      »Ja …«, antwortete Doktor Seefeld gedehnt. Sein lächelnder Blick wandert über das atemlos staunende Paar hinüber zur Hebamme, und er nickte ihr zu. Sie hatte es zuerst bemerkt, und er wollte ihr nicht die Freude nehmen, den Eltern die freudige Überraschung mitzuteilen.

      »Das, was ihr hört, sind die Herzschläge eurer Kinder. Ihr erwartet Zwillinge!«, sagte Anna sanft.

      »Zwi…« Ben fehlten die Worte. Tränen glänzten in seinen Augen.

      »Zwillinge!«, sagte Marie andächtig. Sie legte beide Hände auf ihren Bauch und betrachtete ihn aufmerksam. plötzlich hob sie den Blick und schaute Doktor Seefeld durchdringend an. »Werde ich sehr dick sein?«, fragte sie.

      Sebastian Seefeld konnte nicht anders, er platze heraus vor Lachen. Schwangere Frauen und ihre Hormone!

      Marie guckte von einem zum anderen. »Hab ich das eben wirklich gesagt?«, fragte sie leicht verwundert.

      »Hast du, mein Herz!«, bestätigte ihr Mann. »Und ich weiß jetzt schon, dass du den allerschönsten dicken Babybauch der Welt haben wirst.«

      »Zwei Babys, wir bekommen zwei Babys!«, flüsterte Marie, bei der die Neuigkeit erst jetzt richtig angekommen war. »Wie wunderbar!«

      »Wir lassen euch jetzt erst einmal etwas Zeit, die Nachricht zu verarbeiten. Ihr werdet viele Fragen haben, die wir dann ausgiebig besprechen. Scheut euch nicht, wirklich alles zu fragen, was euch durch den Kopf geht! Nichts ist banal oder unwichtig, was euch dazu einfällt! Ihr kommt Anfang nächster Woche wieder in die Sprechstunde zu Anna und mir. Bis dahin alles wie gehabt: gesundes Essen, ausreichend Bewegung, frische Luft, viel Schlaf und keine große körperlichen Anstrengungen.

      Wenn du irgendwelche Beschwerden hast oder das Gefühl, es könnte etwas nicht stimmen, komm sofort her! Ansonsten sehen wir uns in vier Tagen wieder hier zum Gespräch. Macht’s gut, ihr beiden, und noch einmal meinen herzlichen Glückwunsch!«, verabschiedete sich Doktor Seefeld von dem Paar.

      Anna und er begleiteten die werdenden Eltern hinaus und setzten sich dann ins Arztzimmer, um Maries Patientendaten zu besprechen und die weitere Vorsorge in der Zwillingsschwangerschaft.

      Als Marie und Ben Hand in Hand das Wartezimmer betraten, saßen dort immer noch Afra mit ihren Magenbeschwerden und Lisa mit ihrer eingebildeten Verbrennung. Sie beleuchteten gerade die Ehe eines gewissen Monegassischen Fürsten, als das junge Paar zu ihnen trat. Marie wollte mit einem freundlichen Kopfnicken weiter zur Tür gehen, aber Ben war mit ein, zwei großen Schritten bei den Frauen, hob die überrascht aufkreischende Afra in seine Arme, schwenkte sie übermütig im Kreis herum und drückte ihr einen schallenden Schmatz auf die Wange!

      »Was? Warum? Wofür war das denn?«, stotterte Afra überrumpelt.

      »Das war ein Busserl von unserem Kind!«, erklärte Ben strahlend.

      Schnappte sich Lisa und tat mit ihr genau dasselbe wie vorher mit Afra. »Und das war das Busserl von unserem anderen Kind! Das Glück kommt nämlich im Doppelpack zu uns auf den Ebereschenhof!«, rief übermütig. »Ich wünsch euch noch einen schönen Tag, Mädels!«

      Und weg war er mit seiner glückstrahlenden Marie im Arm.

      »Jesses, das werden Zwillinge!«, schlussfolgerte Afra.

      *

      Die Welt war noch dieselbe, als Marie und Benjamin Doktor Seefelds Praxis verließen, nur für sie beide hatte sie sich verändert. Sie war größer geworden. Nach dieser Neuigkeit sofort in den Alltag zurückzukehren, war unmöglich. Es gab so viel zu fühlen, zu bedenken und zu besprechen.

      »Was tun wir jetzt?«, fragte Marie. Sie stand so dicht neben ihrem Mann, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen schauen zu können. Ben sah Hundert winzige Lichter darin leuchten.

      Er legte die Arme um sie und drückte sie an sich. »Jetzt, mein Herz, gehen wir hinüber zu Fanny und kaufen ein«, verkündete er fröhlich. »Und dann fahren raus, immer der Nase nach, und steigen dort aus, wo wir es am schönsten finden. Dort machen wir unser Picknick, und dann legen wir uns ins weiche Gras und schauen hinauf in den Himmel und erzählen den Wolken, dass wir zwei Kinder bekommen und wie wir uns die Zukunft mit ihnen verstellen.«

      »So machen wir das!«, antwortete Marie lächelnd.

      Das Ehepaar ging hinüber zu Fannys kleinem Supermarkt und kaufte Brötchen, Käse und Kaminwurzen, Tomaten, Obst und Getränke und als Nachtisch Apfelküchle. Als Marie noch Servietten und hübsch verzierte Teller und Trinkbecher aus Pappe mit in den Einkaufskorb legte, meinte Fanny mit einem freundlichen Lächeln: »Das schaut ja ganz nach einem Picknick aus. Nehmt ihr zwei euch einen freien Tag?«

      »Ja, es ist so schön heut, nicht zu kühl und nicht zu heiß, wie wollten ein bisschen raus fahren und den Sommer genießen«, antwortete Marie. Von ihrem doppelten Glück mochte sie in diesem Augenblick noch nichts sagen, für das rasante Verbreiten der Nachricht würde die gute Afra schon sorgen.

      »Dann wünsche ich euch viel Freude!«, sagte Fanny und legte als kleine Dreingabe zwei Schokoladenherzchen in rotem Glanzpapier zu dem Einkauf.

      »Danke, Fanny, das ist nett!«, antwortete Ben. Er sah auf die beiden leuchtend roten Herzen und dachte: Tief in Marie schlagen jetzt auch zwei andere Herzen … Er musste sich mit der Hand über die Augen fahren und räusperte sich verlegen. Meine Güte, er hatte doch sonst nicht so nahe am Wasser gebaut! »Ja, äh, dann dir auch noch einen schönen Tag, Fanny!«, sagte er rasch.

      Marie und er verließen Bergmoosbach und fuhren in die schöne bayerische Landschaft hinein, ohne Zeitdruck und ohne die Absicht, irgendein Ziel erreichen zu müssen. Irgendwo stiegen sie aus und folgten einem schmalen Weg durch eine sonnige Wiese, die an einen Wald grenzte. Dort fanden sie im Schatten der Bäume eine Stelle mit dichten Moospolstern, auf denen sie die alte Decke ausbreiteten, die Ben immer im Wagen mitführte. Sonnenlicht tanzte und flirrte zwischen den Blättern, und die Kühle des Waldes mischte sich mit der Hitze, die von der sonnenbeschienen Wiese aufstieg. Ein Duft von wilder Minze und Kamille lag in der Luft.

      Mit einem tiefen Seufzer des Behagens streckte Marie sich auf der weichen Decke aus und schloss die Augen. »Wie schön es hier ist«, sagte sie dankbar, »und wie gut es mir geht! Ich fühle mich wie im Paradies.«

      »Wir können die Kinder ja Adam und Eva nennen, falls es ein Pärchen wird«, neckte Ben sie.

      »Oder Max und Moritz, wenn es zwei Buben sind«, antwortete Marie träge, ohne die Augen zu öffnen.

      »Oder Pünktchen und Anton«, entgegnete Ben.

      Marie öffnete ein Auge und blinzelte in den hellen Sommerhimmel. »Winnetou und Old Shatterhand?«, schlug sie vor.

      »Harry und Sally!«, konterte Ben mit den Namen eines Pärchens aus einem bekannten Liebesfilm der späten achtziger Jahre.

      »Du sagst jetzt aber nicht Dick und Doof!«, sagte Marie und boxte spielerisch gegen seinen Arm.

      »Niemals!«, lachte Ben und beendete das übermütige Spiel mit der Namensuche durch einen innigen Kuss.

      Er schaute in ihr Gesicht und zeichnete sanft mit seinen Fingerspitzen den feinen Bogen ihrer Augenbrauen nach. »Es wird wundervoll werden, wenn wir uns ernsthaft auf die Suche nach


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