Seewölfe Paket 23. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 23 - Roy Palmer


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geschieht dir recht, du Mistkerl.

      Er überlegte, ob er ihn töten sollte. Aber dazu war keine Zeit, er mußte sich jetzt höllisch beeilen. In Windeseile zog er sich die Stiefel aus. Die Langschäfter aus weichem Leder – auf sie mußte er jetzt verzichten, denn wenn die Flucht gelingen sollte, mußte er sich absolut lautlos durch das Schiff bewegen.

      Er legte die Stiefel auf die Gräting und steckte den Belegnagel in den Hosengurt. Dann begann er, den ohnmächtigen Luke zu untersuchen. Wieder war er versucht, ihn umzubringen. Eine Welle des Hasses durchlief ihn. Hier war die Gelegenheit, sich für alles zu rächen, was sie ihm angetan hatten.

      Aber wie denn? An einem einzelnen, unbedeutenden Decksmann sollte er sich rächen? Das konnte alles andere in Frage stellen, und ihm kam es doch viel mehr darauf an, zu fliehen und dafür zu sorgen, daß der schwarzhaarige Hurensohn Killigrew und dessen Kumpane gepackt und nach Potosi in die Minen verschleppt wurden.

      Prioritäten setzen, lachte Carrero. Das war jetzt wichtig für ihn. Und er brauchte Waffen. Was hatte dieser Bastard bei sich? Etwa nur die Pistole?

       5.

      Nein, er hatte auch ein Entermesser. Carrero zog es vorsichtig aus der Scheide und prüfte die Schärfe der Klinge mit dem Daumen. Ausgezeichnet! Die Klinge war spiegelblank und frisch gewetzt, man konnte damit einem Kerl den Kopf abschlagen.

      Carrero steckte sich auch die Pistole Luke Morgans zu, dann nahm er ihm das Pulverhorn und die Kugelbüchse ab. Den Belegnagel behielt er natürlich auch. Den konnte er noch gut gebrauchen, wenn es galt, einen jäh auftauchenden Gegner auszuschalten.

      Er verließ die Vorpiek und pirschte den schmalen Schiffsgang entlang. Wo befanden sich die Kerle? Lagen sie alle im Logis und schliefen? Sollten sie weiterschlafen – er würde sie nicht weiter behelligen, obwohl er den Drang verspürte, ein volles Faß Pulver in ihren Raum zu rollen und zur Explosion zu bringen.

      Aber auch damit gewann er nichts, er riskierte nur sein eigenes Leben. Er hielt sich das Endziel vor Augen: die totale Ausrottung der Bande um Killigrew. So schlich er weiter und befaßte sich in seinen Gedanken mit dem, was ihn an Oberdeck erwartete.

      Wie viele Posten versahen dort die Ankerwache? Nur einer? Oder mehrere? Er hatte keine Gelegenheit gehabt, das zu ergründen. Er mußte es eben darauf ankommen lassen. Wenn er Pech hatte, mußte er mehrere Kerle abservieren.

      Behutsam stieg er einen Niedergang hinauf. Es war jetzt wieder stockdunkel, der Lichtschein der Öllampe in der offenen Vorpiek reichte nur bis auf wenige Yards in den Gang. Carrero mußte sich vorantasten und höllisch aufpassen, daß er kein Geräusch verursachte.

      Wenn ihm beispielsweise etwas im Weg lag, würde er mit Sicherheit darüber stolpern. Angenommen, die Kerle ließen irgendwo Kübel herumstehen. Stieß er dagegen, gab es einen Mordsradau, und sofort war das gesamte Schiff hellwach. Dann stürzten sie sich auf ihn und überwältigten ihn, und er hatte auch mit den erbeuteten Waffen nicht die geringste Chance.

      Aber nein, die Bastarde waren ordentlich und gründlich. Hier wurde nicht geschlampt, sie hielten den Kahn gut in Schuß. Na bitte, dachte Carrero, und er näherte sich dem Logis und dem Schott zur Galion. Wenigstens zu etwas taugen sie. Sie würden auch in den Minen eifrig schuften, wenn sie mit der Peitsche dazu angetrieben werden.

      Überhaupt, warum nahm er nicht den Kerl, den Killigrew als Kapitän vertrat, als Geisel und beherrschte auf diese Weise das ganze Schiff? Er ließ sich nach Arica segeln, lief als Sieger in den Hafen ein und ließ erst einmal einen der Hunde hängen, weil es ihm so gefiel – und als Abschreckung für alle anderen.

      Nein, es ging nicht. Er durfte das andere Schiff nicht vergessen, die „San Lorenzo“. Wenn die Kerle drüben verrückt spielten und die „Estrella“ mit Beschuß belegten, hatte er verspielt. Er wußte ja nicht, ob sie bereit waren, für ihre Kameraden alles zu opfern. Außerdem waren es immer noch zu viele – eine Übermacht von Gegnern. Die Wolfshündin, die ihm jederzeit an die Gurgel springen konnte, durfte er auch nicht unterschätzen.

      Der ursprüngliche Plan war richtig. Er mußte fliehen. Erst mal an Land und in die Felsen, wo er sich besser auskannte als dieses Piratenpack. Alles andere ergab sich von selbst, denn er würde in Arica alles mobilisieren, um diese Galgenstricke zu fassen.

      Schnarchlaute ertönten aus dem Logis. Carrero schob sich daran vorbei und grinste wieder. Gern hätte er sie mit dem Entermesser durchbohrt oder in Stücke gehackt. Aber auch hier war die Gefahr zu groß, es mit einem Gegner aufzunehmen und dann von den anderen überrumpelt zu werden.

      Und wenn er Feuer legte? Ein Brand an Bord – das lenkte sie ab. Oder es weckte sie erst richtig, und sie nahmen an Land die Verfolgung auf. Nein, das alles nutzte nichts, es waren Ideen, die er sich aus dem Kopf schlagen konnte.

      Einen Augenblick verharrte er im Dunkel des Vorschiffs. Was war, wenn er die Galionsplattform betrat und sich von dort ins Wasser gleiten ließ? Kein Wachtposten würde ihn hören oder sehen. Völlig unbemerkt würde sein Verschwinden von Bord der „Estrella de Málaga“ vonstatten gehen. Aber er mußte schwimmen, und die Waffen, auf die er nicht verzichten wollte, würden ihn erheblich behindern.

      Vorsichtig, nach allen Seiten spähend und unter Einhaltung seiner instinktiven Alarmbereitschaft, bewegte sich Carrero auf das Vordecksschott der Steuerbordseite zu. Er brauchte die Jolle, sein Weg führte deshalb zwangsläufig über die Kuhl.

      Er gelangte an das Schott, duckte sich und lauschte. Waren draußen Stimmen zu vernehmen? Nein. Alles war ruhig, und auch aus dem Schiffsinneren ertönten außer, dem verhaltenen Schnarchen der Schläfer keine Laute. Aber die Tatsache, daß an Oberdeck nicht gesprochen wurde, war noch lange kein Beweis dafür, daß sich nur ein Posten dort befand. Es konnten auch mehrere sein, die sich entweder gegenseitig anödeten oder umschichtig schliefen. Möglich war alles.

      Carrero wagte es, das Schott einen Spaltbreit zu öffnen. Erfreulicherweise waren die Angeln gut geölt, so daß es nicht das leiseste Quietschen erzeugte. Jedes noch so feine Geräusch wurde in der Nacht verstärkt und hörte sich doppelt so laut an. Eine falsche Bewegung, ein winziges Scharren oder Schaben, und Carrero war geliefert und befand sich wie auf einem Präsentierteller für ihre Pistolen und Musketen.

      Fahles Mondlicht erhellte die Nacht. Carrero sah durch den Spalt die Gestalt eines hochgewachsenen, schlanken Mannes. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, um welchen von den „Bastarden“ es sich handelte, aber auch das spielte keine Rolle. Viel wichtiger war, daß sich dieser Mann praktisch auf ihn zu bewegte. Er schien seine Runde über Deck zu gehen – und in der näheren Umgebung war kein anderer Posten zu entdecken.

      Allerdings war Carreros Sichtbereich begrenzt. Aber er vertraute auf sein Glück, das ihm in den letzten Stunden wieder hold zu sein schien, während es ihn in den vergangenen Tagen verlassen hatte.

      Langsam zog er den Belegnagel aus dem Hosenbund. Sollte der Wachtposten unmittelbar vor das Schott treten, würde er ihn zu fällen versuchen wie den anderen Hundesohn. Natürlich hätte er sich gern des erbeuteten Entermessers bedient, aber er wollte nicht riskieren, dadurch doch noch alles zum Platzen zu bringen. Traf er mit der Blankwaffe nur um Haaresbreite daneben, ging die Aktion nicht mehr geräuschlos ab. Der Kerl würde zu brüllen beginnen wie am Spieß. Da war der Schmetterschlag mit dem Belegnagel eben doch sicherer.

      Was die Wucht des Schlages betraf, da übte Luis Carrero auch dieses Mal keine Zurückhaltung. Er umklammerte den Belegnagel mit beiden Händen, kauerte sich so dicht an das Schott, daß er es mit der Schulter berührte, und harrte aus. Aus schmalen Augen verfolgte er, wie der Mann sich näherte und an dem Schott vorbeiging – ahnungslos.

      Carreros Lippen verzogen sich zu einem breiten, triumphierenden Grinsen. Jetzt, dachte er.

      Jack Finnegan versah den Dienst der Ankerwache und unternahm seine gewohnte Kontrollrunde. Alles war ruhig, nur das Plätschern des Seewassers an den Bordwänden und das leise Knarren der Rahen waren zu vernehmen. Hin und wieder glaubte Jack das Schnarchen der Männer im Logis zu hören.

      Auch die „San


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