Seewölfe Paket 1. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 1 - Roy Palmer


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hat.“

      Ben Brighton stellte die Fragen auf Spanisch.

      Romero Valdez hatte nicht vor, als Held zu sterben. Seine Worte sprudelten nur so heraus. Bis auf den Namen Porto Bello verstand Hasard gar nichts, obwohl er von Ben Brighton schon allerhand gelernt hatte.

      Hasard blickte Ben Brighton an. Der Bootsmann war plötzlich ernst geworden, und Hasard hatte das Gefühl, als ob Ben nicht gern wiederholte, was der Spanier gesagt hatte.

      „Nun, was hat er gesagt?“ fragte er gespannt.

      „Er hat drei Monate in Porto Bello gelegen“, erwiderte Ben Brighton zögernd.

      „Und?“ fragte Hasard unwillig. „Er hat doch eine ganze Weile gequatscht, das kann doch nicht alles gewesen sein, was er gesagt hat!“

      Ben Brighton seufzte gottergeben. „Seine Ladung besteht aus Silberbarren.“

      „Und wieviel?“ fragte Hasard, der langsam wütend wurde. „Verdammt, Ben, laß dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen!“

      Ben Brighton holte tief Luft, bevor er antwortete.

      „Dreißig Tonnen“, sagte er mürrisch.

      Hasard vergaß für einen Moment das Atmen.

      Dreißig Tonnen Silber!!

      Ein unermeßlicher Schatz. Hasard mochte gar nicht daran denken, wie viele Schiffe dafür gebaut werden konnten, die Englands Seemacht auf den Ozeanen vergrößerten.

      Ben Brighton seufzte leise. Er hatte nicht umsonst mit der Antwort gezögert. Am liebsten hätte er dem jungen Seewolf verschwiegen, was sich in den Laderäumen der „Isabella“ befand. Der Köder war viel zu groß, als daß ein Mann wie Philip Hasard Killigrew nicht danach schnappen würde.

      Der Bootsmann hatte schon gehofft, am nächsten Morgen unbehelligt von den Kriegsgaleonen von der Reede vor Cadiz verschwinden zu können. Doch jetzt sah er das Blitzen in den eisblauen Augen des Seewolfs, und er wußte, daß ihnen die größte Gefahr noch bevorstand.

      Ben Brighton hatten die Haare beim Unternehmen vor der Bucht von Punta Lagens schon zu Berge gestanden, doch gegen das, was sie hier auf der Reede vor Cadiz erwartete, wenn sie es wagen sollten, die „Isabella“ zu kapern, war der Angriff auf die einzelne Kriegsgaleone vor Flores nur ein Kinderspiel gewesen.

      „Frag ihn, wie viele Männer er an Bord hat.“ Hasards Stimme klang heiser. Er blickte Ben Brighton nicht an. Seine brennenden Augen waren auf den Capitan gerichtet.

      Ben Brighton übersetzte die Frage ins Spanische. Als er die Zahl hörte, atmete er etwas auf. Achtundvierzig Männer! Auch dieser verdammte Seewolf mußte einsehen, daß es unmöglich war, gegen eine dreifache Übermacht zu kämpfen. Und selbst wenn sie es schafften, die Männer der „Isabella“ zu überwältigen – wie sollten sie an den Kriegsgaleonen vorbei die freie See gewinnen? Eine einzige Breitseite genügte, um die „Isabella“, die mit einer solchen Ladung sowieso nicht sehr beweglich war, auf den Grund des Meeres zu schicken.

      Ben zuckte mit den Schultern.

      „Keine Chance, Hasard“, sagte er. „Selbst wenn wir die ‚Barcelona‘ und die ‚Santa Barbara‘ zurücklassen, können wir mit sechzehn Mann gegen die Dons nichts ausrichten.“

      „Hm“, machte Hasard und kratzte sich am Hinterkopf.

      Ben Brighton stöhnte laut auf. Er wußte dieses „Hm“ genau zu deuten. Der Teufelsbraten von einem Killigrew war am Überlegen, wie er das Ding schaukeln konnte.

      „Natürlich müssen wir die ‚Barcelona‘ und die ‚Santa Barbara‘ opfern“, sagte Hasard nachdenklich. „Schließlich ist das Silber tausendmal mehr wert als die beiden Galeonen mit der Ladung. Das Kapern ist keine Schwierigkeit, denn die Überraschung ist auf unserer Seite. Die Dons sind entweder besoffen oder schlafen, darauf möchte ich wetten. Die Frage ist, wie wir durch die Kette der Kriegsgaleonen entwischen.“

      „Völlig unmöglich“, sagte Ben Brighton und legte seine ganze Überzeugungskraft in die Worte. „Allenfalls hat die ‚Isabella‘ zwanzig Kanonen an Bord, aber wie ich die Dons kenne, haben sie die meisten in Porto Bello gelassen, damit sie noch mehr Ladung aufnehmen können. Mit viel Glück kannst du einem der Kriegsschiffe den Großmast wegschießen, aber dann hat dich auch schon das nächste versenkt.“

      Hasards Stirn lag in Falten. Er hatte die Worte des Bootsmanns gar nicht gehört.

      „Man müßte …“, murmelte er, und plötzlich stand er auf. „Ja, so könnte es gehen. Los, Ferris, fessele den Capitan. Ben, du entschuldigst dich bei ihm in meinem Namen, aber wir haben keine andere Wahl. Wenn er sich vernünftig benimmt, geschieht ihm nichts. Er hat mein Wort als englischer Gentleman.“

      Ben Brighton stand der Schweiß auf der Stirn. Er übersetzte Hasards Worte ins Spanische, während Ferris Tucker den Capitan fesselte und ihm einen Knebel in den Mund steckte. Dann folgten die beiden Hasard aufs Deck, wo der Seewolf bereits die anderen Männer auf der Kuhl um sich versammelt hatte.

      9.

      Hasard hatte es nicht anders erwartet. Die Männer grinsten ihn verwegen an. Der Plan, den er vor ihnen ausgebreitet hatte, fand ihre volle Zustimmung. Nur Ben Brighton stand mit ernstem Gesicht etwas abseits und murmelte irgendwas von gegrilltem Hackfleisch.

      Sie hatten Gary Andrews an Deck geholt. Er wollte unbedingt mit von der Partie sein, aber als er mit Gewalt aufstand, war sein Brustverband nach ein paar Minuten rot von Blut. Hasard kommandierte den Kutscher ab. Er sollte sich um Andrews kümmern.

      Ferris Tucker und Batuti hatten ihre besonderen Aufgaben erhalten, Stenmark sollte in einem Dingi bei den beiden Galeonen bleiben, bis der Schiffszimmermann und der schwarze Herkules ihre Aufgaben erfüllt hatten.

      „Männer“, sagte Hasard leise. „Es kommt auf die richtige Zeitabstimmung an. Wenn nur einer von uns zu früh oder zu spät handelt, geht unser Plan in die Hose. Dann treten wir allesamt die Reise nach Valladolid an.“

      Sie nickten. Sie wußten, was auf dem Spiel stand, doch der Lohn, der ihnen winkte, schien ihnen das Risiko, das sie eingingen, wert zu sein.

      Ferris Tucker schwang sich an Backbord über das Schanzkleid und warf die Schleppleine des Bootes los, mit dem er und seine Männer von der „Santa Barbara“ herübergepullt waren.

      Es dauerte nur Minuten, dann tauchte Carter auf, der als Ankerwache auf der „Santa Barbara“ zurückgeblieben war. Tucker hatte ihm ihren Plan in groben Zügen erzählt.

      Alle Männer waren bereit. Batuti und Stenmark, der im Dingi bleiben sollte, arbeiteten an der Fockrahe, um das Focksegel der „Barcelona“ vorzuheißen.

      Hasrad blickte zur „Isabella von Kastilien“ hinüber, die an ihrer Ankertrosse in der Dünung schwojte. Dan O’Flynn hatte das über zweihundert Tonnen große Schiff, das etwa zwei Kabellängen von ihnen entfernt weiter an Land lag, entdeckt. Die Galeone war nur noch in den Umrissen zu erkennen. Die Wolken, die von Osten heranflogen, bedeckten inzwischen den Himmel. Nur ab und zu riß ein Loch auf. Dann tauchte der voller werdende Mond die Reede von Cadiz mit den unzähligen Schiffen der Silberflotte in ein milchiges Licht.

      „In die Boote, Männer“, sagte Hasard, nachdem Dan O’Flynn und Smoky mit dem Capitan aufgetaucht waren.

      Jeder wußte, wo sein Platz war. Die Boote lagen bereits längsseits der „Barcelona“. Das eine Boot war mit sieben Mann besetzt, unter ihnen Dan O’Flynn und Lewis Pattern, der dicke Segelmacher. Carter und zwei weitere Männer halfen dem Kutscher, den verwundeten Gary Andrews ins Boot zu schaffen. Kurze Zeit später pullten die Männer los und verschwanden in der Dunkelheit. Sie hatten die Aufgabe, die „Isabella“ zu umrunden und an Steuerbord an Deck zu klettern, wenn die anderen Männer die Galeone an Backbord geentert hatten.

      Hasard wartete einen Moment, bis das Boot verschwunden war. Dann gab er seinen Männern das Zeichen. Zu sechst legten sie sich in


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