Seewölfe Paket 1. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 1 - Roy Palmer


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Korsaren und Piraten Gelegenheit zu geben, das Schiff zu kapern. Die riesigen Flotten, die das Gold und das Silber aus der Neuen Welt transportierten, wurden meistens in Havanna zusammengestellt und segelten dann über die Azoren ostwärts mit dem traditionellen Zielhafen Sevilla, wo die Casa de Contratacion die unermeßlichen Schätze in ihrem Goldturm hortete.

      Die Kriegsgaleone war von der gleichen Größe wie das Schiff, das Hasard vor der Bucht von Punta Lagens in die Luft gejagt hatte. Sie hatte vierundzwanzig Zwölfpfünder und achtzehn Fünfpfünder an Bord, die auf zwei Decks verteilt waren. Eine Breitseite dieser Galeone konnte die „Barcelona“ in ihre Bestandteile zerlegen.

      Hasard sah das wütende Armwinken des Kapitäns auf der Poop der Kriegsgaleone. Wie ein gereizter Schwan rauschte das Schiff heran. Als es eine Halse fuhr, um auf Parallelkurs mit den beiden kleinen Galeonen zu gehen, sah Hasard den Namen des Schiffes, der mit großen goldenen Lettern auf der Heckgalerie stand. Es war die „Cartagena“.

      Hasard wartete, bis sich die Kriegsgaleone bis auf fünfzig Yards genähert hatte. Er schob Ben Brighton vor, als er sah, daß der spanische Kapitän sich anschickte, etwas zu ihnen herüberzurufen.

      Der Wind trug die Worte deutlich zu ihnen herüber.

      „Was will er?“ fragte Hasard und sprach unwillkürlich leise.

      „Er will wissen, woher wir kommen und welche Ladung wir an Bord haben.“

      „Antworte ihm, bevor er mißtrauisch wird“, sagte Hasard hastig. „Du weißt, was du ihm zu erzählen hast!“

      Ben Brighton mußte laut brüllen, denn die Kriegsgaleone lag in Luv. Vielleicht war das ihr Glück, denn der Wind verzerrte Bens Worte. Er schrie hinüber, daß sie von Afrika heraufsegelten und Gewürze und Seidenstoffe aus Asien an Bord hätten.

      Hasard schwitzte Blut und Wasser. Der Kapitän der Kriegsgaleone fragte Ben Brighton Löcher in den Bauch. Die Namen der Kapitäne? Ben brüllte hinüber, daß die „Barcelona“ unter dem Kommando von Juan Descola, die „Santa Barbara“ unter dem des Kapitäns de Pordenone stünde.

      Zielhafen?

      Cartagena.

      Hasard sah, wie sich Ben Brightons Gesicht zu einem schmalen Grinsen verzog, als der spanische Kapitän einen längeren Sermon herüberrief.

      „Was hat er gesagt?“ fragte Hasard.

      „Er meinte, wir hätten Glück gehabt“, sagte Ben Brighton, ohne die Lippen zu bewegen. „Sie hätten vor zwei Tagen südlich von Terceira Piraten gesichtet. Wahrscheinlich verfluchte Engländer.“

      Hasard blieb ernst. Das war wahrscheinlich Drake mit der „Marygold“ gewesen, der dort auf der Lauer gelegen hatte. Vielleicht hatte er sogar versucht, sich aus dem Geleitzug einen fetten Happen herauszuholen. Drake war alles zuzutrauen.

      Wieder rief der Kapitän der Kriegsgaleone etwas herüber. Hasard befürchtete schon, daß er beabsichtigte, ein Boot zur „Barcelona“ hinüberzuschicken, denn ein paar Spanier hantierten an der Barkasse, die auf dem Mitteldeck stand.

      Ben Brighton antwortete auf die Worte des Spaniers mit einem kurzen: „Si, capitan!“ Dann begann er plötzlich, in Spanisch Befehle über Deck zu schreien. Die Männer glotzten ihn an, als hätte er sich in den Klabautermann verwandelt. Zischend gab er die Anweisungen in Englisch an Hasard weiter.

      „Wir sollen mit dem Geleitzug bis nach Cadiz fahren. Befehl des Admirals. Außerdem sollen wir alle Segel setzen, damit wir die Geschwindigkeit der anderen Schiffe halten können.“

      Hasard begriff sofort. Da er die Befehle zum Setzen der Marssegel nicht laut über Deck brüllen konnte, sprang er den Niedergang zum Mitteldeck hinunter und trieb die Männer leise an. Er selbst kletterte mit Dan O’Flynn und Batuti in den Großmast. Sie arbeiteten wie die Irren. Hasard warf einen kurzen Blick zur „Santa Barbara“ hinüber.

      Ferris Tucker hatte schnell geschaltet. Seine Männer befanden sich ebenfalls auf den Rahen und setzten die Marssegel. Wie der Blitz war Hasard wieder an Deck, um den anderen zu helfen, die Rahen zu brassen und die Schoten dichtzuholen. Es war keine leichte Aufgabe für eine so kleine Crew, eine Galeone unter vollem Zeug zu segeln.

      Der spanische Kapitän schrie wieder etwas, und es klang ziemlich verärgert. Ben Brighton beugte sich über die Quarterdecksbrüstung und rief Hasard leise zu: „Er will das Lateinersegel am Besan auch noch sehen, der verfluchte Hund!“

      Hasard jagte mit Batuti aufs Quarterdeck. Ben Brighton wollte mit anfassen, aber Hasard jagte ihn zurück an die Reling. Um keinen Preis durfte der Spanier merken, daß sie unterbemannt waren, denn dann würde der Kapitän sofort ein paar Leute übersetzen lassen, die ihnen helfen sollten, die Schiffe heil in die Heimat zu bringen. Und sobald der erste spanische Seemann seinen Fuß an Bord der „Barcelona“ oder der „Santa Barbara“ gesetzt hatte, würde er merken, was hier gespielt wurde.

      Minuten später blähte sich das Lateinersegel im Wind.

      Der Spanier schien zufrieden, als auch auf der „Santa Barbara“ das Besansegel gesetzt worden war. Die Kriegsgaleone entfernte sich langsam, blieb aber in Büchsenschußweite und führte die beiden Galeonen zum Geleitzug.

      Hasard achtete darauf, daß er der „Santa Barbara“ nicht davonlief. Die Kriegsgaleone segelte jetzt weit voraus, um wieder den Schutz der südlichen Flanke zu übernehmen. Die „Barcelona“ und die „Santa Barbara“ hängten sich an den Schluß des Geleitzuges, der aus sechsundachtzig Handelsgaleonen bestand – fetten Happen, die der Seewolf am liebsten einen nach dem anderen gekapert hätte.

      7.

      Die Sonne stand als riesiger glutroter Ball über der westlichen Kimm. Die „Barcelona“ und die„Santa Barbara“ segelten immer noch dicht nebeneinander am Tampen des Geleitzuges.

      Hasard wartete auf die Nacht.

      Es mußte ihnen gelingen, aus dem Geleitzug auszubrechen, wenn sie im Hafen von Cadiz oder Sevilla nicht von den Spaniern aufgeknüpft werden wollten.

      Hasard sah, wie Ferris Tucker auf der Poop der „Santa Barbara“ sich dauernd am Kopf kratzte. Wahrscheinlich verfluchte er die Perücke, unter der er sicher schwitzte. Sie hatten sich mit Zeichen verständigt. Tucker wußte, daß sie nach Norden abdrehen sollten, wenn Hasard auf der „Barcelona“ dreimal mit dem Knauf seines Degens gegen die Kanone auf dem Quarterdeck schlug.

      Hasard blickte in die Takelage hinauf. Sie hatten bisher keine Schwierigkeiten mit den Segeln gehabt. Der Wind blies noch immer mit gleichbleibender Stärke aus West. Nur selten mußten die Männer die Segel neu trimmen.

      Mit zusammengepreßten Lippen beobachtete Hasard, wie die letzten Wolken, die die Nächte zuvor den Himmel verdunkelt hatten, zerrissen und sich langsam auflösten. Die breite Sichel des zunehmenden Mondes stand bereits am roten Himmel. Es würde nicht einfach sein, unbemerkt zu entwischen, denn in einer sternklaren Nacht und bei Mondschein konnte man die Segel eines Schiffes noch auf zwei Seemeilen erkennen. Und es war die Frage, ob die Begleitschiffe die „Barcelona“ und die „Santa Barbara“ überhaupt so weit vom Geleitzug abfallen lassen würden.

      Hasard hörte die Stimmen seiner Leute vom Mitteldeck. Er grinste. Ben Brighton versuchte den Kerlen Spanisch beizubringen, aber außer si und no schienen sie nicht viel zu behalten. Hasard ärgerte sich, daß er nicht schon viel früher daran gedacht hatte, fremde Sprachen zu erlernen. Ben hatte ihnen mit seinen Spanischkenntnissen praktisch das Leben gerettet.

      Hasard beschloß in diesem Moment, seine freie Zeit in Zukunft sinnvoller zu nutzen. Er würde außer Spanisch auch noch Französisch und vielleicht Holländisch lernen.

      Ben Brighton fluchte.

      „Ihr blöden Hornochsen“, sagte er wütend. „Ihr lernt es nie!“

      Hasard hörte, wie er die Stufen zum Quarterdeck hinaufstieg. Ben Brighton blieb neben ihm stehen und schaute ebenfalls zum Himmel hinauf.

      „Sieht


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