Seewölfe Paket 1. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 1 - Roy Palmer


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die „Santa Barbara“ zurückzuerobern.

      Hasard fand keine Zeit mehr, sich darüber zu wundern, wie die beiden Männer an Bord der Kriegsgaleone gelangt waren. Er nahm die Bewegung des dritten Mannes, der die Kerze in der Hand hielt, aus den Augenwinkeln wahr. Der Mann hatte das Pulverfaß zwischen den Oberdecksbalken entdeckt und wirbelte blitzartig herum. Es war, als hätte er Hasards Gegenwart gespürt. Seine Hand zuckte hinunter zur Hüfte und riß den Degen aus dem Gehänge.

      Descola und de Pordenone reagierten nicht viel langsamer, und Hasard blieb keine andere Wahl.

      Der Schuß hörte sich in dem engen Gang wie die Detonation einer Fünfpfünderkanone an. Auf der Brust des Mannes, der sicher der Capitan der Kriegsgaleone war, breitete sich ein großer roter Fleck aus. Seine Augen quollen hervor. Er versuchte die rechte Hand mit dem Degen zu heben, aber er schaffte es nicht mehr. Klirrend fiel die Waffe auf den Boden.

      Der Capitan sackte auf die Knie. Noch immer hielt er die Kerze in der linken Hand. Er starrte Hasard an. Spanische Worte sprudelten über seine Lippen, die von einem Blutschwall erstickt wurden.

      Das Gekeife von Juan Descola brachte den Seewolf wieder zur Besinnung. De Pordenone hatte ebenfalls seinen Degen gezogen und stürzte auf ihn zu.

      Der Seewolf schleuderte ihm die Pistole entgegen. Der Spanier sah das Geschoß viel zu spät. Er reagierte erst, als ihn der Knauf schon an der Schläfe traf. Ohne einen Laut sackte de Pordenone zusammen.

      Hasard sprang vor, um dem knienden Mann die Kerze aus der Hand zu reißen, damit sie nicht auf die Pulverspur fiel.

      Juan Descola dachte, der Seewolf wolle ihn angreifen. Schreiend drehte er sich um und wollte flüchten. Er rannte gegen die breite Brust von Matt Davies, der blitzschnell mit seinem spitz geschliffenen Eisenhaken an der rechten Hand zupackte.

      Descola quiekte wie ein angestochenes Schwein. Erst als der Eisenhaken seine Haut am Hals ritzte, schwieg er. Er würgte, und die Augen schienen ihm aus den Höhlen zu fallen.

      „Schnell, Dan!“ rief Hasard. „Verkeil die Tür zum Quarterdeck!“

      Der Junge handelte sofort. Auf dem Deck der Kriegsgaleone herrschte helle Aufregung. Laute Stimmen schrien nach dem Capitan.

      Dan hatte gerade den Riegel vorgelegt und war in eine der Kammern zurückgelaufen, um etwas zu holen, mit dem er die Tür richtig verschalken konnte, da rüttelten schon die ersten Fäuste an der Tür.

      „Zurück!“ rief Hasard. „Dan, sind die Pulverspuren noch in Ordnung?“

      Dan O’Flynn tauchte in der Tür der Kammer auf. Im flakkernden Licht der Kerze war nicht viel zu erkennen. Der Capitan der Kriegsgaleone war zur Seite gekippt. Er hatte beide Hände in die blutüberströmte Brust gekrallt. Er bewegte sich nicht mehr. Wahrscheinlich war er bereits tot.

      Hasard riß den bewußtlosen de Pordenone hoch und schleppte ihn in die Kapitänskammer, während Dan die Pulverspuren neu legte. Die Spanier auf dem Quarterdeck bearbeiteten die Tür mit den Kolben ihrer Musketen. Die ersten Bretter splitterten bereits.

      Hasard zündete mit der Kerze die Lunte des Pulverfasses an, das an der Decke zwischen den Balken hing. Dann lief er zurück in die Kapitänskammer. Dan O’Flynn wartete schon mit einem brennenden Span in der Hand.

      Matt Davies hielt immer noch Juan Descola im Schwitzkasten.

      „Soll ich ihn abmurksen?“ fragte er grollend.

      Der Spanier kreischte wie ein Irrer. Er schien einige Brokken Englisch zu verstehen.

      „Schmeiß ihn ins Wasser“, sagte Hasard. Dann wandte er sich um und befahl Dan O’Flynn, den anderen Spanier ebenfalls hinaus auf die Galerie zu schaffen, wenn die Pulverspur aufzischte. Hasard nahm dem Bürschchen den Span aus der Hand und ließ ihn auf die Pulverspur fallen.

      Jetzt ging es um Sekunden. Hasard hoffte, daß Blacky und Smoky ihre Arbeit inzwischen beendet hatten. Dichte Rauchwolken hingen plötzlich im Raum. Blitzschnell fraß sich die Flamme an der Pulverspur entlang, erreichte nach Sekunden die Tür zum Quarterdeck und das festgekeilte Pulverfaß.

      Die Detonation war fürchterlich. Die Tür der Kapitänskammer wurde mit ungeheurer Wucht aus ihren Angeln gerissen. Holzsplitter fauchten durch die Kammer. Hasard befürchtete schon, daß auch die Ladung unter der Decke des Ganges gleich mit hochgeflogen sei, doch dann hätte der Druck sie gegen die Wände geschleudert. Er hörte die Schreie der Männer auf dem Quarterdeck, die den größten Teil der Pulverladung abgekriegt hatten.

      „Verdammt, Sir! Willst du mit in die Luft fliegen?“ Dan O’Flynns Stimme klang schrill.

      Hasard wirbelte herum. Er hörte das Klatschen im Wasser und die tiefe Stimme von Blacky, die irgend etwas brüllte. Schüsse krachten auf dem Achterdeck der Kriegsgaleone. Überall schien jetzt Licht zu sein.

      Hasard nahm Anlauf. Er hoffte, daß das Pulverfaß zwischen den Oberdecksbalken rechtzeitig explodieren würde, sonst schossen die Dons ihn ab wie auf dem Schießstand.

      Mit einem weiten Satz flog er über die Heckgalerie. Rasend schnell rückte das schwarze Wasser auf ihn zu, und bevor er eintauchte, sah er, wie dicht neben ihm das Wasser aufspritzte.

      Sie schossen auf ihn!

      Die Detonation, die das ganze Schiff erzittern ließ, hörte sich unter Wasser wie ein dumpfes Grollen an. Als er auftauchte, war das reinste Chaos um ihn herum. Er sah, daß das gesamte Heck der Kriegsgaleone in Flammen stand. Der Besanmast knickte langsam ab und krachte an Steuerbord ins Wasser.

      „Hierher, Hasard!“

      Er nahm die brüllenden Stimmen nur im Unterbewußtsein wahr. Er konzentrierte sich auf das Schiff, und so entdeckte er das brennende Stück Holz, das auf ihn zuflog, gerade noch rechtzeitig, um wegtauchen zu können. Etwas traf ihn an der linken Schulter. Ein dumpfer Schmerz breitete sich aus, aber er konnte den Arm noch bewegen.

      Wieder tauchte er auf, und diesmal sah er das Boot nur ein paar Yards von sich entfernt. Mit ein paar Armschlägen schwamm er hinüber. Blacky zerrte ihn über das Dollbord und ließ ihn einfach fallen. Im nächsten Augenblick saß er bereits wieder auf der Ducht und begann zusammen mit Smoky zu pullen wie ein Irrer.

      Schnell wurde der Abstand zwischen dem Boot und der Kriegsgaleone größer. Sie hielten auf die Bucht zu. Hasard schaute sich um. Der Kampf in der Bucht schien zu Ende zu sein. Hoffentlich hatten Ferris Tucker und Ben Brighton es geschafft, die spanischen Soldaten abzuschlagen.

      „Vorsicht!“ schrie Dan O’Flynn. „Sie wollen auf uns schießen!“

      Hasards Kopf ruckte herum. Hohe Flammen schlugen aus dem Heck der Galeone. In ihrem Licht konnte er deutlich sehen, wie sich hinter den Geschützpforten etwas bewegte.

      In diesem Augenblick wurde das große Schiff wie von einer unsichtbaren Faust angehoben. Auf der ihnen abgewandten Seite der Galeone stieß ein Feuerblitz in die Höhe. Ein ohrenbetäubender Lärm schallte zu ihnen herüber.

      Die Dons an den Geschützpforten wurden durcheinandergewirbelt. Ein paar von ihnen hatten ihre Kanonen noch abgefeuert, aber die Kugeln flogen weit an dem Boot der Engländer vorbei.

      Hasard schaute auf Juan Descola und de Pordenone hinunter. Sie waren beide bewußtlos. Der kleine Giftzwerg von der „Barcelona“ hatte eine mächtige Beule auf der Stirn, die sicher von Davies’ Eisenfaust herrührte.

      Die Kriegsgaleone sackte langsam achtern ab. Hasard vermeinte das Gurgeln zu hören, mit dem das Wasser in die unteren Räume der Galeone strömte. Die beiden Pulverfässer mußten ein ungeheures Loch in die Bordwand gerissen haben.

      „Gut gemacht, Blacky und Smoky“, sagte er grinsend.

      Die Gesichter der kräftigen Männer glänzten vor Schweiß. Aus ihren Augen leuchtete der Triumph über den geglückten Überfall. Das war so recht nach ihrem Geschmack gewesen.

      Sie hatten den Felsen, der die Buchteinfahrt abschirmte, erreicht. Hasard schrie ein paar Worte hinauf, damit Ben Brighton oder die Schwarzen, die noch oben


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