Seewölfe Paket 1. Roy Palmer
Читать онлайн книгу.ausholen. Dann stieß Bens Faust gegen einen Brustpanzer. Er hieb mit seiner Pistole zu und riß dem Spanier mit dem rechten Fuß die Beine unter dem Leib weg.
Plötzlich zuckten Flammen auf. Ben Brighton sah, wie der Spanier unter ihm eine Pistole auf ihn richtete. Im letzten Augenblick konnte er sich zur Seite werfen. Die Kugel fuhr durch den Ärmel seiner Jacke und versengte ihm die Haut.
Krachend traf der runde Knauf seiner Pistole den gepanzerten Arm des Soldaten, der die Pistole mit einem leisen Schrei fallen ließ. Bens linke Faust traf das Gesicht des Mannes. Blut schoß dem Spanier aus der Nase.
Mit einem Ruck riß Ben Brighton seinem Gegner das Messer aus der seitlich hängenden Scheide und setzte dem Soldaten die Spitze an die Kehle. Der Mann erschlaffte sofort. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er Ben Brighton an.
Immer mehr Fackeln beleuchteten das Geschehen. Ben Brighton sah, daß die spanischen Soldaten den Widerstand aufgegeben hatten. Batuti hatte sein Gesicht zu einer furchterregenden Grimasse verzerrt, und Ben vermutete, daß der schwarze Herkules die Spanier am liebsten alle massakriert hätte.
Ohne den überwältigten Soldaten aus den Augen zu lassen, erhob sich Ben. Bevor die Schwarzen Amok laufen konnten, rief er Batuti zu: „Fesselt die Dons! Aber so, daß sie nicht mal mehr ihren kleinen Finger rühren können!“
Batuti begann zu grinsen.
„Aye, aye!“ brüllte er. „Wir wickeln ein wie Ferkel in Bananenblätter.“
Die Schwarzen packten zu. Einer von ihnen griff sich den Soldaten, den Ben zu Boden geworfen hatte. Keiner der Spanier dachte mehr an Widerstand. Zu groß war die Enttäuschung, daß sie sich von hinten hatten überrumpeln lassen.
Ben Brighton zählte die Gefangenen. Es waren dreizehn. Er vermutete, daß sich noch mehr Soldaten auf dem Plateau aufhielten, und da er verhindern wollte, daß sie ihre Kameraden befreien konnten, befahl er Batuti, die Gefangenen mit hinunter an den Strand zu nehmen.
Die Schwarzen gingen nicht gerade sanft mit den Spaniern um, und Ben konnte sie verstehen, als er von Batuti hörte, daß der Mann auf dem Floß an seiner Schußverletzung gestorben war.
Am Fuße des Plateaus erwarteten Ferris Tucker, der Kutscher und ein paar Schwarze die Gefangenen. Ferris Tucker war froh, als er Ben Brighton bei den Männern sah. Er hatte die ganze Zeit an Ben gedacht und befürchtet, die Kanonenkugel hätte ihn zerrissen.
Gemeinsam schleppten sie die Gefangenen zu der Hütte, in der die Mädchen gehaust hatten. Mit einigen Knüppeln und Brettern wurde die Tür verrammelt.
Vor den anderen Hütten standen die einheimischen Spanier mit ihren Frauen und Kindern. Die Angst stand in ihren Augen. Ben Brighton ging zu ihnen hinüber und sagte ihnen noch einmal eindringlich, daß sie nichts zu befürchten brauchten, wenn sie sich ruhig verhielten. Sollten sie allerdings versuchen, die Soldaten zu befreien, würde er seinen Männern den Befehl erteilen, ohne Rücksicht zu schießen.
Die Leute verschwanden in den Hütten. Ben ging zum Schiffszimmermann zurück.
„Ist auf den Schiffen alles klar?“ fragte er.
Ferris Tucker nickte.
„Wir warten nur noch darauf, daß die Kriegsgaleone da draußen in die Luft fliegt“, sagte er grinsend.
5.
Hasard konnte nicht die Hand vor Augen sehen. Immer wieder tippte er Blakky und Smoky an, mit dem Pullen kurz aufzuhören. Sie lauschten in die Dunkelheit. Sie hörten nichts. Verdammt, hatte er sich im Kurs so sehr geirrt?
Krampfhaft schloß sich seine Hand um die Ruderpinne. Er tippte Blacky und Smoky an, die sich sofort wieder in die Riemen legten, Die schmalen langen Blätter tauchten geräuschlos in das bewegte Wasser.
Hasard öffnete den Mund und streckte die Zunge heraus, um den Wind aufzunehmen, der aufgefrischt hatte und aus nördlicher Richtung wehte. Gab es hier vor der Bucht eine Strömung, die er nicht bemerkt hatte? Nach seinen Überlegungen mußten sie die Kriegsgaleone längst erreicht haben.
Er hörte das leise Zischen aus dem Bug des Bootes. Blacky und Smoky hörten sofort auf zu pullen.
Hasard beugte sich vor. Nur undeutlich konnte er die Umrisse von Donegal Daniel O’Flynn und Matt Davies erkennen. Dan schob sich zwischen den beiden Rudergasten hindurch und deutete mit dem rechten Arm nach Backbord.
Hasard lauschte.
Da! Jetzt hatte er es auch gehört, Der auffrischende Wind spielte seine leise Melodie in der Takelage, und der mächtige Rumpf des Schiffes schien mit seinem Knarren den Takt dazu zu schlagen.
Hasard legte das Ruder herum und stieß Blacky an. Blakky und Smoky pullten weiter. Die Geräusche wurden immer deutlicher. Hasard vernahm das Klatschen der Wellen, die gegen den Rumpf der Kriegsgaleone schlugen. Er nahm an, daß die Spanier immer noch quer vor der Buchteinfahrt lagen, gehalten von einem Bug- und einem Heckanker.
Jetzt trug der Wind auch die Geräusche aus der Bucht zu ihnen herüber. Der Seewolf zerbiß einen Fluch auf den Lippen. Hoffentlich schafften es die Männer, sich die spanischen Soldaten vom Leib zu halten. Kleine Lichtpunkte zuckten durch die Dunkelheit, aber sie waren nicht hell genug, um die Umrisse der Kriegsgaleone aus der tiefen Schwärze der Nacht zu reißen.
Die Geräusche der Galeone, an deren Takelage der Wind zerrte, wurden immer deutlicher. Hasard hörte die Stimmen von Männern. Wahrscheinlich beobachteten sie das Spektakel an Land.
Blacky und Smoky hörten plötzlich zu pullen auf. Donegan O’Flynn hatte ihnen ein Zeichen gegeben. Ein kurzer Ruck ging durch das Boot, und Hasard befürchtete im ersten Augenblick, daß sie die Galeone gerammt hätten. Doch dann erkannte er die mächtige Trosse, an der sich Dan festgeklammert hatte. Matt Davies belegte die Vorleine des Bootes an der Trosse, Smoky und Blacky holten die Riemen ein und legten sie geräuschlos ins Boot.
Hasard strengte seine Augen an. Ein paar Yards von ihnen entfernt ragte das mächtige Heck der Kriegsgaleone in den schwarzen Himmel. Die Konturen verschwammen vor Hasards Augen. Er kletterte an Blacky und Smoky vorbei über die Ducht in den Bug des Bootes und versuchte zu erkennen, ob sie an der Trosse zur Heckgalerie hinaufklettern konnten. Er flüsterte mit Dan, aber selbst der konnte in der Dunkelheit nichts erkennen.
Ohne ein weiteres Wort schwang sich das Bürschchen über das Dollbord und hangelte sich wie ein Affe an der dicken Ankertrosse hoch. Sekunden später hatte ihn die Dunkelheit verschluckt.
Hasard fluchte über die Vorsicht der verdammten Dons. Nicht einmal in der Kapitänskammer brannte ein Talglicht. Wahrscheinlich hatten sie Angst, daß die Engländer aus der Bucht auf sie schießen würden, wenn sie durch ein Licht ihre Position verrieten.
Das Boot dümpelte ziemlich stark in der kurzen Dünung. Hasard fragte sich, wie lange die Spanier ihr Schiff noch quer zur Windrichtung vor der Bucht liegen ließen. Wenn der Wind noch mehr auffrischte, würden sie sicher den Heckanker einholen.
Dan O’Flynn tauchte wie ein Gespenst aus der Dunkelheit auf. Er nickte hastig.
„Kein Problem, auf die Heckgalerie zu gelangen“, flüsterte er. „Aber wir müssen aufpassen. Ich habe auf dem Quarterdeck drei Dons gesehen. Sie starren zur Bucht hinüber.“
Hasard nickte kurz. Er gab Blacky und Smoky ein Zeichen, daß sie die Pulverfässer zum Hochhieven vorbereiten sollten. Dan war bereits wieder in der Dunkelheit verschwunden. Matt Davies folgte ihm nun, das Seil in der Hand, an dem ein Pulverfaß hing.
Es gab ein leises Geräusch, als Davies mit seinem Eisenhaken gegen die Heckgalerie stieß. Sekundenlang verharrten die Männer, aber die Spanier schienen nichts gehört zu haben.
Jetzt schwang sich Hasard zur Ankertrosse hinüber. Zwischen dem Boot und der Heckgalerie klammerte er sich fest, packte die Leine, die neben ihm hing, und zog zweimal daran.
Sie straffte sich sofort. Hasard biß sich auf die Unterlippe, als sie durch seinen Handteller fuhr, aber er durfte