Seewölfe Paket 1. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 1 - Roy Palmer


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stehen schon unter Segel!“ rief Dan O’Flynn jubelnd. „Sie haben es geschafft! Mann, wir können aus dieser verdammten Bucht abhauen!“

      Stimmen hallten durch die Nacht. Hasard grinste erleichtert, als er das mächtige Organ von Ferris Tucker hörte.

      „Was ist mit Ben?“ schrie er den Schiffen entgegen.

      „Ich bin auf der ‚Santa Barbara‘!“

      Hasard atmete auf. Ben war also in Ordnung.

      „Rudert zur Karacke hinüber“, sagte Hasard zu Blacky und Smoky. „Wir wollen Bogo und seinen Männern ein Geschenk überreichen.“

      Er blickte auf die beiden spanischen Kapitäne hinunter. De Pordenone kam in diesem Augenblick zu sich. Er schüttelte verwundert den Kopf, und als er sah, wo er sich befand, wollte er sich einfach über Bord werfen.

      Matt Davies hielt ihn mit seinem Eisenhaken zurück.

      „Hiergeblieben!“ sagte er knurrend. „Unsere schwarzen Freunde warten schon auf euch!“

      Die „Barcelona“ und die Karacke lagen dicht beieinander. Hasard rief nach Batuti, der sich darauf von der „Barcelona“ mit einem Tau auf die Karacke hinüberschwang. Hasard blieb im Boot, als die Schwarzen die beiden spanischen Kapitäne an Bord hievten. Hasard erklärte Batuti, daß die Dons seine Brüder zurück nach Westafrika bringen sollten. Wenn sie das Schiff irgendwo anders hinsteuerten, sollten sie ihnen die Kehle durchschneiden. Wenn sie aber in ihrer Heimat angelangt seien, sollten sie ihnen das Leben schenken.

      Batuti erklärte Bogo die Worte Hasards. Er nickte eifrig und schaute die beiden Kapitäne, die inzwischen an den Großmast gefesselt worden waren, grinsend an.

      Hasard und seine Männer legten von der Karacke ab und schwangen sich an Bord der „Barcelona“. Hasard rief zur „Santa Barbara“ hinüber, daß Ben Brighton den Dons noch erklären solle, was ihnen bevorstünde, wenn sie ihren Auftrag nicht richtig ausführten, und Ben Brighton steuerte die „Santa Barbara“ beim Auslaufen aus der Bucht an die Karacke heran und erklärte den Kapitänen, weshalb sie auf die Karacke gebracht worden seien.

      Juan Descola fluchte ununterbrochen, während de Pordenone kein Wort sagte. Erst als Bogo ihm ein Messer an die Kehle hielt, schwieg Juan Descola. Es sah aus, als ob er den Versprechen der Schwarzen keinen Glauben schenkte. Ben Brighton zuckte mit den Schultern. Es war nicht seine Sache.

      Hasard war froh wie alle seine Leute, daß er die Bucht endlich verlassen konnte. Draußen brannte die havarierte Galeone. Die Flammen schlugen inzwischen schon durch die Planken des Quarterdecks und leckten an den geteerten Wanten des Großmastes empor.

      Der kräftige Wind, der aus nördlicher Richtung blies, trieb die drei Schiffe schnell aus der Bucht. Die Galeonen hatten nur das Großsegel und die Fock gesetzt. Um außerdem noch mit Marssegeln zu fahren, waren die Galeonen zu schwach besetzt.

      Hasard jagte Ferris Tucker und drei weitere Männer an die Backbordkanonen der „Barcelona“. Er glaubte zwar nicht, daß die Spanier in Anbetracht ihres brennenden Schiffes noch daran dachten, die zwei Galeonen und die Karacke zu beschießen, aber sicher war sicher.

      Eine Kabellänge von der Kriegsgaleone entfernt segelten sie aufs offene Meer hinaus. Sie sahen, wie die spanischen Seesoldaten Boote zu Wasser ließen. Auf der Back stand ein Mann, der wild gestikulierte. Durch seinen Kieker konnte Hasard das verzerrte Gesicht des Mannes erkennen. Er schien Befehle an seine Mannschaft zu geben.

      Dan O’Flynn, der neben Hasard stand, holte tief Atem.

      „Die wollen doch nicht etwa ...“ Die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er sah, wie ein paar der schweren Zwölfpfünder auf die davonsegelnden Galeonen gerichtet wurden.

      „Ferris!“ brüllte Hasard über das Deck. „Jag ihnen ein paar Kugeln hinüber, damit sie endgültig die Lust verlieren, auf uns zu schießen!“

      „Aye, aye!“ Ferris Tucker hatte die brennende Kriegsgaleone bereits anvisiert. Nacheinander hielt er einen brennenden Span an die Zündlöcher der Kanonen. Brüllend entluden sich die Geschütze. Die Decksplanken der „Barcelona“ erzitterten unter den polternden Rädern der Lafetten. Dichter Qualm hüllte die Männer auf dem Deck ein.

      Hasard beobachtete die Kriegsgaleone durch seinen Kieker. Er sah, daß Ferris Tucker ziemlich hoch gehalten hatte. Die beiden ersten Kugeln zischten wirkungslos durch die Takelage der Galeone, die achtern immer mehr wegsackte. Noch konnte sie aber ihre Zähne zeigen und zubeißen.

      „Verdammt, halt ein bißchen tiefer!“ rief Hasard zum Mitteldeck hinunter, wo die Männer die erste Kanone bereits wieder nachluden.

      In diesem Moment hörte Hasard das Krachen. Er blickte wieder zur Kriegsgaleone hinunter. Er sah, wie sich der Großmast unendlich langsam nach Steuerbord neigte. Das Splittern des Mastes übertönte sogar das Prasseln des Feuers, das mit ungeheurer Gewalt auf dem Achterdeck wütete.

      Hasard sah, wie lange Feuerzungen aus den Stückpforten der Kriegsgaleone leckten. Unwillkürlich zog er die Schultern ein. Wenn die Kugeln trafen, hatten sie nichts zu lachen. Auf diese Entfernung waren die Zwölfpfünderkugeln verheerend.

      Er atmete auf, als er sah, daß die Kugeln etwa dreißig Yards vor der „Barcelona“ ins Wasser schlugen. Hohe Fontänen spritzten hoch. Der Mast der brennenden Kriegsgaleone krachte endgültig zusammen und fiel an Steuerbord ins Wasser. Die Toppstenge zerschlug ein Boot, in das sich gerade ein paar Spanier hatten hineinziehen wollen. Es versank sofort in den Fluten.

      Der Verlust des Hauptmastes hatte den Dons endgültig den Rest gegeben. Hasards Männer jubelten, als immer mehr Dons ins Wasser sprangen, um sich schwimmend ans Ufer zu retten.

      Sie waren schon fast eine Meile entfernt, als eine riesige Explosion die Luft erzittern ließ. Der Brand hatte die Pulverkammern der Kriegsgaleone erreicht. Das Schiff wurde förmlich in Stücke gerissen, und wer von den Spaniern noch nicht weit genug von der Galeone entfernt gewesen war, den hatte es sicher mit in die Tiefe gerissen.

      Hasard drehte sich um und blickte zur „Santa Barbara“ und zur Karacke hinüber. Er segelte die „Barcelona“ dichter an die „Santa Barbara“ heran und rief durch den brausenden Wind Ben Brighton zu, daß sie die Karacke noch ein Stück südwärts begleiten wollten. Wahrscheinlich gehörte die Kriegsgaleone, die dort hinten vor der Bucht von Punta Lagens explodiert war, zu einer Flota, die sich auf der Heimreise nach Spanien befand. Sie hatte wohl die Rauchfahne des Feuers gesehen, das die ausgesetzten Spanier auf Corvo entfacht hatten. Hasard nahm an, daß der Capitan den Auftrag erhalten hatte, nachzusehen, was die Rauchfahne zu bedeuten hatte. Er hatte die Spanier an Bord genommen und war nach Flores gesegelt, um die Engländer zu schnappen, die dort vor Anker lagen.

      Hasard hatte keine Lust, mit seinen beiden unterbemannten Galeonen einer spanischen Flota in die Arme zu segeln. Lieber steuerte er noch ein paar Tage nach Süden und paßte auf, daß die spanischen Kapitäne Juan Descola und de Pordenone den richtigen Kurs hielten.

      6.

      Den ganzen nächsten Tag und die darauffolgende Nacht steuerten die „Barcelona“ und die „Santa Barbara“ noch südlichen Kurs. Bogo, Onoba und Tarim waren froh darüber. Langsam verloren die Schwarzen ihre Furcht vor den beiden Spaniern. Sie hatten sie aufs Quarterdeck gebracht.

      Der braungebrannte de Pordenone mit der Adlernase und dem Bärtchen auf der Unterlippe stand an der Quarterdecksreling. Er schien sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben. Er unterhielt sich mit Bogo. Die beiden Männer redeten hauptsächlich in Zeichensprache. De Pordenone hatte wohl den Eindruck gewonnen, daß die Schwarzen es mit ihrem Versprechen ernst meinten.

      Der kleine Giftzwerg Juan Descola war am Besanmast festgezurrt. Der Stinkstiefel mit dem gelblichen Gesicht und seinem martialischen Knebelbart war sich wohl darüber im klaren, daß er auf dieser Reise nichts zu lachen hatte. Zu sehr hatte er die gefangenen Schwarzen gequält und ihren Stolz verletzt. Noch immer hing seine Kleidung voll von dem Speichel der Frauen, die ihn angespuckt hatten, als er noch an den Hauptmast gefesselt


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