Seewölfe Paket 21. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 21 - Roy Palmer


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allen Seiten um, als schmiedeten sie gerade ein Komplott und er habe Angst, belauscht zu werden. „Oh, sag so was nicht. Wir sind nicht seine Richter.“

      „Leider. Aber ich hätte ihn gern neben diesem Gomez Guevara baumeln sehen.“

      „Wir auch“, sagten die Sanitätsgasten wie aus einem Mund.

      „Der Kerl muß als Gouverneur abgesetzt werden“, sagte der Profos. „Sonst bringt er uns alle noch in Teufels Küche.“

      „Falls wir jemals nach Havanna zurückkehren“, sagte Almenara. Er war jetzt sehr ernst. „Aber darauf würde ich nicht unbedingt bauen.“ Er gab seinen Helfern einen Wink. „Bringt den Señor jetzt weg. Wir haben schon viel zuviel Zeit für ihn verwendet. Ich will jetzt wieder die Verletzten untersuchen. Wie geht es dem Compadre, der das Auge verloren hat?“

      „Ich habe ihn weinen sehen“, entgegnete der Profos mit gedämpfter Stimme. „Aber es hat nur kurze Zeit gedauert. Jetzt ist er schon wieder auf seinem Posten und klart mit den anderen die Back auf. Solche Männer sind für mich tausendmal mehr wert als dieses feige Schwein Don Antonio.“

      „Für mich auch“, sagte Almenara. „Und je mehr von ihnen ich vor dem Tod bewahren kann, desto stolzer bin ich auf meine Arbeit.“ Er griff nach der Flasche Grappa. Eine Stärkung konnten sie jetzt gebrauchen.

      Die Unterredung auf dem Achterdeck der „San José“ fand unterdessen ihren Abschluß. Don Garcia Cubera hatte sich wieder seinen Kapitänen, den Schaluppenführern und den Offizieren zugewandt, und letzte Details des geplanten Landemanövers auf der Schlangen-Insel wurden durchgesprochen.

       5.

      Schnell hatte man sich über Don Garcia Cuberas Vorschlag geeinigt, zumal keiner der Männer an der Richtigkeit dessen zweifelte, was der Verbandsführer plante. Auch nach den erlittenen Niederlagen war seine Position nach wie vor fest und unverrückbar. Die Disziplin der Männer hatte nicht nachgelassen, sie hatten sich voll in der Gewalt. Was geschehen war, konnte nur durch neue Aktion ins rechte Lot gebracht werden.

      Cubera sagte: „Wir segeln also an die beiden südlichen Buchten heran, sobald es dunkel geworden ist, und landen mit den Schaluppen und allen verfügbaren Jollen. Bis dahin lassen wir den Gegner über unsere Absichten natürlich im Ungewissen.“

      „Ja, Señor“, sagten die Männer.

      „Gott stehe uns allen bei, daß unser Unternehmen glückt.“

      „Darauf hoffen wir alle“, sagte der Kapitän der zweiten Galeone. „Und daß es keine größeren Verluste mehr in unseren Reihen gibt.“

      Wenig später kehrten sie an Bord ihrer Schiffe zurück, und bald darauf wurden die Vorbereitungen für das Landemanöver getroffen. Zur Tarnung der eigenen Absichten verteilten sich die vier Kriegsschiffe außer Schußweite um die Schlangen-Insel. Die Schaluppen umrundeten derweil pausenlos den Schlupfwinkel der „Piraten“, als gelte es, eventuelle „Ausreißer“ abzufangen, welche die Insel verlassen wollten und es für besser hielten, jetzt, bevor es zu spät war, die Flucht zu ergreifen.

      An Bord der vier Kriegsschiffe wurden unterdessen auch die Reparaturen durchgeführt. Die größten Schäden konnten mit Bordmitteln behoben werden, und am Ende waren die beiden Galeonen und die beiden Karavellen wieder voll seetüchtig, manövrierfähig und gefechtsbereit. Drohend richteten sich die Mündungen der Rohre auf die Schlangen-Insel. Aber kein Schuß fiel. Die Totenstille, die jetzt über der Insel und dem spanischen Verband lastete, war unheimlich und bedrückend.

      Die „San José“ bezog ihre Stellung querab des südlichen Ufers der Insel. Von hier behielten die Toppgasten unausgesetzt das Ufer im Auge, und jede Bewegung, jede noch so kleine Einzelheit, wurde Don Garcia Cubera unverzüglich gemeldet.

      Er hatte seine Kammer aufgesucht, befaßte sich wieder mit der Karte und wägte noch einmal alles genau ab. Wieder gelangte er zu dem Schluß, daß ein Angriff im Dunkeln auf die offenbar weniger schwer bewachte und verteidigte Südküste nach allem Dafürhalten das klügste und ratsamste war.

      Karl von Hutten hatte sich mit dem Rücken gegen die Felswand gelehnt und die Knie an den Leib gezogen. Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht und grinste Arkana zu, die sich gerade zu ihm umdrehte. Pater David und Hesekiel Ramsgate versorgten einen leicht verletzten Mann der Werft-Crew, der von einem der umherfliegenden Gesteinsbrocken am Kopf getroffen worden war. Sonst war jedoch niemand verwundet – auch die Schlangen-Krieger hatten Glück gehabt und waren wohlauf.

      „Eins haben wir erreicht“, sagte Karl von Hutten. „Wir haben Zeit gewonnen.“

      „Nur das?“ fragte sie mit leicht verschmitztem Lächeln. „Das ist ein bißchen wenig, finde ich – bei dem Einsatz, den wir gewagt haben.“

      „Zweifellos haben wir auch einen beachtlichen Anfangserfolg erzielt“, sagte er. „Der Gegner hat die eine Karavelle verloren, und kein Schiff ist ungerupft geblieben. Aber bilde dir nicht ein, daß der Comandante deswegen aufgibt.“

      „Ich glaube, ihn selbst richtig eingeschätzt zu haben“, sagte sie. „Aber wir haben uns ja ohnehin auf eine längere Belagerung eingerichtet. Die Munition reicht noch für Wochen, und auch um die allgemeine Moral in unseren Reihen ist es nicht schlecht bestellt.“

      „Sehr richtig“, pflichtete Pater David ihr bei, dann warf er einen Blick durchs Spektiv. „Aber was haben die Spanier jetzt vor? Sie sinnen bestimmt auf Rache und halten Kriegsrat.“

      Natürlich hatten sie verfolgen können, wie die Schiffskommandanten zum Flaggschiff gepullt würden, wie sie an Bord gingen und sich auf dem Achterdeck um den hageren Mann mit den grauen Haaren versammelten. Alles ließ sich genau beobachten, keine Einzelheit entging ihnen.

      „Es ist schon ganz schön viel Zeit vergangen“, sagte der alte Ramsgate. „Und sie reden immer noch. Herrgott, was gibt es denn da so viel zu quatschen? Sie fahren ganz einfach noch einen Angriff, und wir geben ihnen den Rest.“

      „Den Gefallen tun sie uns nicht“, sagte von Hutten und richtete sich wieder auf. „Der Verbandsführer ist kein Dummkopf. Er hat eingesehen, daß er sich bisher der falschen Taktik bedient hat. Jetzt muß er etwas anderes versuchen.“

      „Aber was?“ fragte Arkana.

      „Ein Landeunternehmen.“

      „Das schafft er nicht. Nicht bei Tageslicht.“

      Karl von Hutten nickte ihr zu. „Jetzt hast du es selbst gesagt. Nicht bei Tageslicht. Sie warten die Nacht ab, dann erscheinen sie mit den Schaluppen und Jollen und laufen einen unserer Schwachpunkte an.“

      „Und wo liegt dieser Schwachpunkt?“ fragte sie fast rebellisch und stemmte die Fäuste in die Seiten.

      „Vielleicht an der Ostseite“, erwiderte er.

      „Meine Leute haben gute Augen.“

      „Das bezweifle ich nicht.“

      „Wir lassen uns nicht überrumpeln“, sagte Arkana mit entschlossenem, grimmigem Gesicht. „Wir kontrollieren jeden Punkt der Insel, dafür übernehme ich jede Garantie.“

      „Daran zweifelt auch keiner“, sagte Ramsgate. „Ich glaube, Karl meint etwas anderes. Die Dons könnten versuchen, uns irgendwie abzulenken und gleichzeitig einen Landetrupp ans Ufer zu schicken. Das könnte uns leicht zum Verhängnis werden.“

      Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir werden ja sehen, was passiert. Zwei ihrer Schiffe haben wir versenkt, und die anderen Schiffe sind ramponiert. Sie sind nicht mehr so schlagkräftig wie zuvor. Ich schätze auch, daß sie einigermaßen verunsichert sind. Sie haben weder damit gerechnet, daß sich noch Menschen auf der Insel befinden, noch damit, daß wir Kanonen und Pulverpfeile haben, um uns zu verteidigen.“

      „Da stimme ich dir zu“, sagte von Hutten. „Und auch in den anderen Punkten sind wir uns einig. Ich zweifle nicht an der Aufmerksamkeit deiner Krieger. Ich meine nur: Die


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