Seewölfe Paket 17. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 17 - Roy Palmer


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Seiten umrundet und fingen ihn nun beinahe ab.

      »Fahrt zur Hölle!« brüllte von Saxingen.

      »Bleib stehen!« schrie Dan ihm zu. »Du hast keine Chance mehr!«

      Von Saxingen aber ritt weiter. Er duckte sich tief über den Hals seines Tieres und gab nicht auf. Nichts konnte ihn dazu bewegen, zu kapitulieren und sich dem Gegner auszuliefern.

      Piet Straaten legte mit der Muskete auf ihn an, aber der Kerl bot ein zu stark bewegtes, unstetes Ziel, es hatte keinen Zweck. Piet ließ die Waffe wieder sinken. Es hatte keinen Sinn, jetzt auch nur eine Kugel zu vergeuden.

      Von Saxingen hatte in einiger Entfernung eine größere Anhöhe entdeckt, die mit Felsen bedeckt war. Darauf hielt er jetzt zu und hoffte, den Unterschlupf zu finden, den er brauchte, um seinen Todfeinden Widerstand leisten zu können. Er hieb mit der Peitsche auf das Pferd ein, trommelte ihm mit den Stiefelhacken in die Weichen, stieß Flüche aus und nahm nicht zur Notiz, daß das Tier jetzt unter ihm zu zittern begann. Flocken von Schaum trieben im Mittagswind an ihm vorbei, doch auch darauf achtete er nicht.

      Dan und Piet erkannten, welche Absicht von Saxingen hatte. Sie versuchten, ihn einzuholen und ihm den Weg abzuschneiden, doch das Pferd Erich von Saxingens schien zu einer letzten gewaltigen Anstrengung auszuholen. Es jagte in gestrecktem Galopp auf die Anhöhe zu, tauchte in eine Senke, preschte durch einen winzigen Bachlauf, daß das Wasser hoch aufspritzte, setzte über eine Knickhecke und hatte den Fuß des aufstrebenden Hanges erreicht, als Dan und Piet noch vor der Hecke waren.

      Erich von Saxingen schöpfte neue Hoffnung. Er lenkte das Pferd die Anhöhe hinauf, zuletzt kletterte es mit dicht untergesetzten Läufen. Dann waren die Felsen erreicht, die sich über die gesamte Kuppe zogen und viele Versteckmöglichkeiten boten. Von Saxingen sprang von dem abgehetzten Pferd, es blieb am ganzen Leib zitternd stehen und atmete schwer und unregelmäßig.

      Von Saxingen verschanzte sich hinter einer Gruppe mannshoher Felsen, legte die Muskete neben sich ab und hob die Pistole. Er hatte das Pulverhorn und eine ausreichende Anzahl von Kugeln bei sich und konnte sich jetzt ganz auf Verteidigung einrichten.

      Sein Pistolenschuß krachte und die Kugel pfiff haarscharf an Dan O'Flynn vorbei, der noch vor Piet mit seinem Pferd zur Kuppe hochjagte. Dan wich aus, doch er wußte, daß er geliefert gewesen wäre, wenn von Saxingen etwas besser gezielt hätte. Er ließ sich aus dem Sattel gleiten, warf sich von dem noch laufenden Pferd zu Boden, überrollte sich und ging hinter einem Gesträuch in Deckung.

      Piet saß ebenfalls ab, huschte ein Stück den Hang hoch und legte sich etwa zehn, zwölf Schritte von Dan entfernt hinter einem flachen Stein in Deckung!

      Sie verständigten sich durch Gesten. Dan gab Piet zu verstehen, daß er die Anhöhe nach Möglichkeit umrunden und sich vom nördlichen Hang aus zu von Saxingen hocharbeiten sollte. Piet erklärte durch eine Gebärde, daß er verstanden hatte.

      »Ihr Schweine!« brüllte Erich von Saxingen. »Haut ab! Verschwindet, ehe es zu spät für euch ist! Ich blase euch Löcher in den Kopf!«

      Dan und Piet gaben keine Antwort. Piet glitt davon. Dan hob die Pistole und legte auf von Saxingens Deckung an. Er drückte ab, als der Kerl den Kopf leicht anhob.

      Donnernd löste sich der Schuß, und der Gegner zog den Kopf schleunigst wieder ein. Dan lud nach und feuerte erneut. Piet war verschwunden, und von Saxingen hatte davon wahrscheinlich nichts bemerkt.

      So erreichte Piet unbehelligt den Nordhang. Er konnte sich mit Dan nicht mehr verständigen, doch gemeinsam hatten sie auch die Ost- und die Westseite der Anhöhe unter Kontrolle, so daß Erich nicht mehr fliehen konnte. Sie konnten ihn belagern, so lange sie wollten. Wenn er keine Munition mehr hatte, war die Situation reif für einen Sturmangriff, und dann wurde mit den Blankwaffen gekämpft.

      Dan gab wieder einen Pistolenschuß ab, von Saxingen antwortete sofort mit der Muskete. Piet arbeitete sich noch ein Stück weiter hoch, war fast bei den Felsen angelangt und brachte seine Muskete in Anschlag. Jetzt schoß auch er.

      Erich von Saxingen fuhr erschrocken zu ihm herum.

      »Du gemeiner Hund!« brüllte er, riß die Pistole hoch und feuerte auch auf Piet. Er traf ihn aber nicht, Piet hatte sich geistesgegenwärtig hinter einen dicken Quaderstein geduckt.

      Von Saxingen mußte nachladen. Dan nutzte die Gelegenheit, kroch den Südhang höher hinauf, fand hinter einem Stein Deckung und schoß mit der Pistole, die er inzwischen wieder nachgeladen hatte.

      Zäh blieben Dan und Piet am Gegner. Immer dann, wenn er nachladen mußte, krochen sie um Yards näher an ihn heran. Er war schon jetzt in der von ihm selbst gewählten Deckung gefangen – doch die eigentliche Überraschung sollte erst noch erfolgen.

      Plötzlich näherten sich aus nördlicher Richtung Reiter. Dan und Piet sichteten sie zur selben Zeit, und Dan erkannte mit seinen scharfen Augen, wer es war.

      »Piet!« schrie er. »Wir kriegen Verstärkung! Hasard ist da! Er hat Nils, Matt, Batuti und die Zwillinge mitgebracht!«

      Spätestens jetzt mußte Erich von Saxingen begreifen, daß er verloren war. Aber er gab sich immer noch nicht geschlagen. Als er Hasard unten am Hang auftauchen sah, schoß er mit der Muskete auf ihn.

      Hasard wich dem heransirrenden Schuß aus, duckte sich und lief geduckt zu Dan hinauf. Er ließ sich neben ihm fallen und sagte: »Wir waren bei der Hütte und haben Bruno von Kreye gefunden.«

      »Ich verstehe«, sagte Dan. »Wir sind wie die Narren in die Falle getappt. Ich hoffe, du kannst uns noch mal verzeihen.«

      »Das spielt jetzt keine Rolle mehr«, sagte der Seewolf. »Viel wichtiger ist, daß wir den Schweinehund erwischen.«

      Nils stieß zu ihnen. Matt und Batuti umrundeten die Anhöhe und arbeiteten sich zu Piet Straaten hinauf. Die Zwillinge mußten unterdessen Plymmie zurückhalten, die sich mit gefletschten Zähnen und bösartigem Knurren auf Erich von Saxingen stürzen wollte.

      »Saxingen!« schrie Nils auf deutsch, nachdem Hasard ihm knappe Anweisungen gegeben hatte. »Ergib dich! Du bist umzingelt!«

      Von Saxingen hatte sich ein Stück in die Felsen zurückgezogen und wägte seine Chancen ab. Es gab nur noch eine Möglichkeit, um gegen die Übermacht von Männern zu bestehen: Er mußte den Durchbruch wagen.

      Er lief zu seinem Pferd, warf sich in den Sattel und trieb es den Osthang hinunter. Doch das übermüdete, strapazierte Tier stolperte schon nach den ersten Schritten. Es stürzte schwer und warf seinen Reiter aus dem Sattel. Von Saxingen flog in hohem Bogen durch die Luft.

      Das Pferd rutschte den Hang hinunter und wieherte erschrocken. Von Saxingen landete mitten zwischen den Felsen, die auch an dieser Seite des Hügels aufragten.

      Hasard, Dan, Piet und die anderen stürmten die Anhöhe hinauf. Hasard war als erster bei dem verunglückten Mann. Er beugte sich über ihn, blickte ihn nur kurz an, richtete sich dann wieder auf und wandte sich zu seinen Männern um.

      »Es hat ihm glatt den Schädel zerschmettert«, sagte er. »So hat auch er sein verdientes Ende gefunden. Helft mir, wir wollen ihn hier an Ort und Stelle begraben.«

      Schweigend verrichteten sie dieses Werk. Sie verscharrten den Toten, doch sie sprachen kein Gebet für den Meuchelmörder und setzten auch kein noch so schlichtes Kreuz auf sein Grab. Sie verließen den Hügel und kehrten zu der Köhlerhütte am Rande des Waldes zurück. Hier bestatteten sie auch Bruno von Kreye auf die gleiche Weise. Dann stiegen sie wieder in die Sättel und brachen mit allen Pferden zurück nach Rügenwaldermünde auf.

      Zu dieser Zeit schlug das Schicksal auch an Bord der »Wappen von Kolberg« zu. Hugo von Saxingen hatte verzweifelt darum gebeten, doch wenigstens etwas frische Luft schnappen zu können. Immer wieder hatte er den Wachtposten vor dem Schott der Vorpiek angefleht, ihm diese winzige Vergünstigung zuzugestehen. Schließlich konnte der Seemann nicht anders, er mußte Renke Eggens eine entsprechende Meldung erstatten.

      »Meinetwegen«, sagte Renke nach kurzem Überlegen. »Wir lassen ihn raus, aber nicht länger als zehn


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