Seewölfe - Piraten der Weltmeere 99. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 99 - Roy Palmer


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vorzudringen, begleitete ihn jedoch, weil er durch nichts, aber auch gar nichts von seinem Vorhaben abzubringen war.

      Nur durch den Tod.

      Der Sturm brachte sie vom Westkurs ab und drückte sie nach Nordosten. Sie waren ihm ausgeliefert, weil es in diesen Breiten nicht ein einziges noch so winziges Eiland zu geben schien. Aber das war bei weitem nicht das Schlimmste.

      Als der Sturm seinen vernichtenden Höhepunkt erreichte, kuschelten sich Arwenack und Sir John in einem der Achterdecksräume zusammen. Der Schimpanse hatte den Papagei in seine Vorderpfoten geschlossen. Es schien eine schützende Geste zu sein, aber er hatte genausoviel, wenn nicht noch mehr Angst als der karmesinrote Ara.

      Arwenack brabbelte fast unausgesetzt vor sich hin und rollte die Augen.

      Sir John zog den Kopf ein, wenn es gegen die Schiffswände donnerte und bis in die letzten Verbände knackte und knirschte. Seine Nakkenfedern waren gesträubt, und er stieß alle Flüche aus, die Ed Carberry ihm beigebracht hatte, beispielsweise „Himmelkreuzdonnerwetter“ oder „Schockschwerenot“ oder „Himmel, Arsch und Zwirn“.

      Und als er die wüstesten Kraftausdrücke auf englisch von sich gegeben hatte, krächzte er die spanischen Verwünschungen hinaus. Arwenack nickte dazu, jammerte, brabbelte und keckerte, obwohl er nichts verstand. Tief in seinem Inneren jedoch war er mit dem Federtier einig darüber, daß dies eine gemeine Welt war, in der es keinen Platz für anständige Affen und Papageien gab. Er hätte das auch herausgebrüllt, wenn er einer Sprache mächtig gewesen wäre.

      Die See hob die „Isabella“ hoch und ließ sie wieder fallen, daß Arwenack ganz schlecht im Magen wurde. Er kollerte quer durch den Raum, stieß sich den Kopf, heulte und ließ Sir John los. Sir John flatterte umher und rappelte wieder die englischen Flüche herunter, weil die spanischen aufgebraucht waren.

      Arwenack wußte nicht mehr, wo oben und unten war. Er kauerte sich verzweifelt zusammen und nahm Sir John von neuem zwischen die Pfoten, als dieser zu ihm segelte und nach einem Unterschlupf suchte.

      Es krachte und donnerte, die „Isabella“ schien auseinanderzubrechen.

      „Ihr Rübenschweine!“ krähte Sir John. „Euch zieh ich die Haut in Streifen von euren …“

      Weiter gelangte er mit diesem Carberry-Zitat nicht, denn die Galeone wurde von neuen, noch fürchterlicheren Stößen geschüttelt. Wieder schleuderte es die beiden Tiere durch den Raum. Der Weltuntergang schien dazusein, die Sintflut, und es gab keine rettende Arche Noah.

      Arwenack und Sir John lebten sonst nicht in trauter Eintracht miteinander auf der „Isabella“. Im Gegenteil, der Affe war eifersüchtig auf den Papagei, Sir John schien ähnlich zu empfinden, und beide suchten immer nach Möglichkeiten, den lästigen Rivalen zu ärgern.

      Nur in dieser Stunde größter Not schlossen sie Burgfrieden – und das war der Gradmesser für die Stärke und Ungeheuerlichkeit des Unglücks, das da über Schiff und Mannschaft hereingebrochen war.

      Hasard hielt auf dem Achterdeck aus und bangte um Dan O’Flynn, der jeden Augenblick trotz der Leinen, die ihn hielten, aus dem Großmars gerissen werden konnte. Warum, zum Teufel, war Dan auch nicht abgeentert, als die Sturmstärke es noch zugelassen hatte?

      Es war völlig sinnlos, diese Frage zu stellen. Dan war der beste Ausguck, den man sich denken konnte, er hatte seinen Posten halten wollen. Jetzt konnten seine Freunde nur noch beten, daß das Schicksal ihn vor einem grausamen Ende bewahrte.

      Hasard fluchte und betete abwechselnd und hielt sich an der Five-Rail fest. Aber dann brach die Five-Rail, er stürzte von dem abschüssigen Achterdeck nach vorn aufs Quarterdeck und krachte schwer gegen das Ruderhaus. Er richtete sich auf und klammerte sich wieder fest – und das war sein Glück, denn eine Sekunde später wischte ein Brecher mit voller Wucht über Deck und riß alles mit, was nicht niet- und nagelfest war.

      „Hasard!“ schrie Ben Brighton. Er stand bei Pete Ballie im Ruderhaus und hatte verfolgt, wie der Seewolf mit der splitternden Balustrade nach unten gesaust war. „Mein Gott – alles in Ordnung?“

      „Soweit ja!“ brüllte Hasard zurück. „Was ist mit dem Ruder?“

      „Noch hält es!“

      „Gut so!“ schrie Hasard. „Haltet die Stellung!“

      Er arbeitete sich am Ruderhaus entlang zum nächsten Manntau, hangelte daran zum Steuerbordniedergang und kroch auf Teufel komm ’raus auf die Kuhl hinunter. Er wußte, daß es lebensgefährlich war, aber er mußte nach Carberry und den anderen schauen.

      Die Sturmsegel hingen in Fetzen von den Rahen. Die „Isabella“ war ein Spielball der Urgewalten geworden, von Stabilität konnte keine Rede sein – und doch, im Unglück hatte der Seewolf noch Glück, denn das Ruder hielt. Er hatte das Rad festzurren und achtern eine Trosse U-förmig ausbringen lassen, um dem Schiff wenigstens ein bißchen Halt in der verrückt gewordenen See zu verleihen – mehr konnte er weiß Gott nicht für die „Isabella“ tun.

      Gischt fegte über die Kuhl und verzerrte die Konturen der Männer. Jemand brüllte, daß etwas ganz verdammt am Dampfen sei, und Hasard wußte nicht nur, was gemeint war, ihm war auch klar, daß es nur einen Mann mit einem solch gewaltigen Organ an Bord gab.

      „Carberry!“ schrie er.

      „Sir?“

      „Blas den Dampf weg und komm zu mir ’rüber!“

      Aus der Gischt tauchte die wuchtige Gestalt des Profos’ auf. Er kämpfte sich an den Manntauen auf seinen Kapitän zu und hörte nicht auf zu fluchen. Er rutschte aus, rappelte sich wieder auf und stand dann auf schwingenden, glitschigen Planken vor dem Seewolf.

      „Sir – ich hab Angst, daß sich eine der Culverinen aus den Brooktauen lösen könnte“, stieß er hervor.

      „Dann laß doch das Deck räumen, Ed!“ rief Hasard.

      „Das habe ich getan …“

      „Und warum, zum Teufel, stehst du hier noch ’rum?“

      „Meine Pflicht, Sir!“ schrie Carberry.

      Hasard schob sich noch ein Stück näher auf ihn zu. „Ed, willst du, daß dir eine Kanone über die Plattfüße rollt, Himmel noch mal? Mann, selbst wenn sich ein verdammtes Geschütz selbständig macht und durch das Schanzkleid fegt – ich pfeife darauf.“

      „Jawohl, Sir …“

      „Los, nichts wie weg hier!“ rief Hasard ihm zu. Er dirigierte ihn auf die Back zu.

      Das Vorkastell war wie die Poop eine Bastion im Orkan, ein Wehrturm, der aus den Fluten aufragte und ein letztes Gefühl von Widerstandsfähigkeit und Sicherheit vermittelte. Der Seewolf erkannte Gestalten, die sich dort oben bewegten. Smoky, Al Conroy und Ferris Tukker. Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann, stieß eine Verwünschung aus.

      In diesem Augenblick begriff Hasard, daß oben etwas nicht in Ordnung war.

      „Ferris, was ist los?“ rief er.

      Aber ein Brecher bäumte sich an der Bordwand der „Isabella“ auf, die See rauschte über das Oberdeck, der Sturmwind riß Hasards Worte in Fetzen und trug sie in das schwarze Inferno hinaus.

      Carberry fluchte auch, und im selben Moment sah Hasard den Fockmast wanken. Gleichzeitig knirschte es vernehmlich. Es war ein Geräusch, das sich peinigend in die Herzen der Männer grub. Sie kannten es, erlebten das nicht zum erstenmal.

      „Der Fockmast!“ brüllte der Profos. „Er bricht!“

      „Du merkst aber auch alles, Hölle und Teufel!“ schrie Smoky zurück.

      „Ferris!“ rief der Seewolf. „Wir helfen dir!“

      Tucker hatte weitere Taue angeschlagen, um den Fockmast zu halten, unter Einsatz seines Lebens. Smoky und Al assistierten ihm, so gut sie konnten. Alle drei hatten sich festgelascht, um nicht von Bord gerissen zu werden.

      Hasard und Carberry waren


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