Seewölfe Paket 10. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 10 - Roy Palmer


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anderen Spanier standen wie erstarrt da und sahen den Seewolf entgeistert an, der den bulligen Profos mit einem harten Hieb so blitzartig gefällt hatte.

      Sinona war wie gelähmt. Er öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch kein Ton drang über seine Lippen.

      „Zweifelt noch jemand daran, daß ich ein freier Mann bin, der seine Meinung sagt, wann er will?“ erkundigte sich Hasard.

      Zwei Seesoldaten hoben zögernd die Musketen hoch und blickten unschlüssig auf Sinona.

      Der hatte sich jetzt endlich wieder gefaßt. Sein Gesicht war immer noch blaß, seine Mundwinkel zuckten.

      „Na schön“, sagte er drohend. „Sie haben lediglich bewiesen, daß Sie stärker sind als er, mehr nicht! Ich könnte Sie wie einen tollen Hund abknallen lassen, aber das werde ich nicht tun.“

      „Zu liebenswürdig“, sagte Dan grinsend.

      Sinona warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Als er sprach, klang seine Stimme belegt.

      „Da Sie von nun an meinem Kommando unterstehen, werde ich jeden weiteren unfreundlichen Akt als Meuterei auslegen, Capitan Morena“, sagte er. „Denken Sie nicht, daß ich allein bin. Es werden noch mehr Kriegsgaleonen hier eintreffen, das haben Sie ja selbst gehört. Ich an Ihrer Stelle würde jetzt zurückstecken, sonst könnte es passieren, daß Sie an Ihrer eigenen Rah hängen.“

      Der Profos gelangte wieder auf die Beine. Seine Augen waren vor Wut rot unterlaufen und er schnaufte schwer. Haßerfüllt sah er den Seewolf an.

      Hasard hatte inzwischen die Leute gezählt, die er sehen konnte. Es waren annähernd vier Dutzend, mehr als doppelt so viele, als er Seewölfe hatte.

      „Ich verstehe“, sagte Hasard.

      „Damit Sie es noch besser und in aller Deutlichkeit verstehen, behalte ich Sie solange hier!“

      Er hatte die Worte noch nicht richtig ausgesprochen, als Hasard und Dan plötzlich umringt waren. Musketenläufe bohrten sich ihnen aus allen Richtungen ins Kreuz. Es wäre glatter Selbstmord gewesen, jetzt zur Waffe zu greifen.

      Sinona lächelte selbstgefällig und überlegen.

      „Sie sind mir zu unsicher, mein Lieber“, sagte er. „Und außerdem zu selbstbewußt. Es ist besser, wenn wir die Fronten jetzt gleich abstecken, ich bin immer für klare Verhältnisse.“

      Mit dieser Aktion hatten weder Hasard noch Dan gerechnet. Hinter und neben ihnen erhoben sich zustimmendes Gemurmel und schadenfrohes Gelächter.

      Sollten sie lachen, dachte Hasard. Noch war nicht viel verloren, selbst wenn die Dons als nächsten Schritt die „Isabella“ besetzen würden. Denn das hatten sie zweifellos vor.

      „Bis die ‚Patria‘ hier eintrifft, mein lieber Morena“, sagte Sinona lachend, „werden wir uns an Bord Ihres Schiffes einquartieren. Und wir werden auch gemeinsam die Brotfrüchte an Bord bringen und verstauen. Ich bin sicher, daß Ihre Leute das billigen und damit auch ein Teil Ihrer Aufsässigkeit verschwindet. Wenn Sie mit dieser Lösung nicht einverstanden sind, brauchen Sie es nur zu sagen.“

      „Ich beuge mich natürlich der Gewalt“, sagte Hasard. „Und selbstverständlich einem Vorgesetzten.“

      Da Sinona dieser Sinneswandel merkwürdig erschien, drohte er: „Versuchen Sie keinen faulen Trick, Senor. Wir sind fünfzig Leute, ihr seid höchstens halb so viele.“

      Das habe ich bemerkt. Wie geht es nun weiter?“

      Sinona sagte es ihm.

      9.

      „Wir fahren mit zwei Booten zum Schiff, und Sie werden Ihre Leute davon in Kenntnis setzen, daß es höchst ungesund wäre, etwas zu unternehmen. Ein Befehl von Ihnen dürfte genügen, falls Sie Ihre lausigen Kerle im Griff haben. Ganz einfach, nicht wahr?“

      „Ich werde sie schon beruhigen“, versprach Hasard. „Sie haben alle Respekt vor der Obrigkeit.“

      Innerlich schüttelte es den Seewolf immer noch vor Lachen. Gut, Sinona hielt sie für Landsleute, und das ganze Unternehmen für relativ harmlos. Aber er kannte die Seewölfe ja auch nicht.

      Die würden den Himmelhunden schon einen heißen Empfang bereiten, darauf konnte er sich fest verlassen.

      Sinona nickte überlegen. Gleich darauf ließ er das eine noch intakte Boot mit zwanzig Mann besetzen. In das andere stieg er selbst, sein angeschlagener Profos und noch sechs andere Männer.

      Er fühlte sich total überlegen, denn erstens hatte er seine zwei Geiseln, und zum anderen gehörte er der spanischen Flotte an. Das beeindruckte immer, ganz besonders gewöhnliche Handelsfahrer.

      Auf sein Kommando legten die Boote ab und pullten der „Isabella“ entgegen. Immer noch hielten drei Seesoldaten ihre Waffen auf Hasard und Dan gerichtet.

      „Keine Tricks“, wiederholte Sinona seine Warnung noch einmal. „Sobald wir dicht genug heran sind, reden Sie mit den Leuten, damit keinem die Nerven durchgehen.“

      Der Kerl hat die Hosen voll vor Angst, dachte Hasard und warf dem überheblichen Spanier einen Blick zu.

      Sinona fühlte sich tatsächlich äußerst unbehaglich in seiner Rolle. Er wurde aus diesem hochgewachsenen, schwarzhaarigen Mann nicht so recht schlau und wußte nicht, wie er ihn einordnen sollte.

      Er blickte über die Schulter zurück. Etliche seiner Leute standen immer noch am Strand, weil nicht alle in den Booten Platz hatten. Dann drehte er sich um und blickte auf die „Isabella“.

      Am Schanzkleid erkannte er Leute, die ihnen entgegensahen.

      Sie trugen keine Waffen, wie er registrierte, er sah jedenfalls keine. Trotzdem wurde er mit jedem Riemenschlag, dem sie sich dem Schiff näherten, nervöser.

      Hatte er etwas falsch getan, überlegte er krampfhaft. Liefen sie hier in offene Messer?

      Er unterdrückte diesen bänglichen Gedanken und hob wieder stolz den Kopf.

      Nein, was sollte schon passieren, dachte er. Die Kerle hatten doch alle Angst vor möglichen Konsequenzen, wenn sie sich weigerten oder einen Angriff vorhatten.

      Einen großen Teil der ablaufenden Aktion hatten auf dem Achterkastell der „Isabella“ Ben Brighton, Big Old Shane und der Profos beobachtet. Einiges entzog sich allerdings ihren Blicken.

      Noch blieben sie ruhig, doch als sie sahen, daß Hasard und Dan plötzlich von einer ganzen Horde Gestalten umringt wurden, begann es Ben Brighton in den Händen zu kribbeln.

      „Verdammt, was hat denn das zu bedeuten?“ fragte er.

      „Nur ruhig Blut“, sagte Big Old Shane. „Noch ist gar nichts passiert, warten wir den Lauf der Dinge ab.“

      „Deine Ruhe möchte ich haben“, murrte Ben Brighton. „Die Lausekerle haben doch eine Teufelei vor.“

      Etwas später sahen sie, wie das Beiboot des Wracks bemannt wurde. Hasard und Dan wurden immer hoch mit Musketen bedroht, und es war ganz offensichtlich, daß ihr Unternehmen mißglückt war.

      „Die Kerle wollen zu uns“, sagte Ben. „Ja, was steht ihr denn noch herum! Bereitet alles für einen heißen Empfang vor! Wir können nicht zulassen …“

      Big Old Shane, der graubärtige, ehemalige Schmied und Waffenmeister der Feste Arwenack, blieb immer noch die Ruhe selbst.

      „Nichts überstürzen“, warnte er. „Im Boot sind etwa zwanzig Kerle.“

      „Das Boot können wir mit einem Schuß versenken“, sagte Ben. „Dann sind es nur noch acht oder neun. Die putzen wir weg, ehe sie auch nur geblinzelt haben.“

      Shane ließ sich immer noch nicht aus der Ruhe bringen.

      „Achtundzwanzig Mann insgesamt“, sprach er ruhig weiter. „Wenn die hier an Deck erscheinen, ist ein großer Teil


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