Seewölfe Paket 10. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 10 - Roy Palmer


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einen Seite, dann fing er sich wieder, kriegte das andere Ding und landete in hohem Bogen in dem weichen Sand.

      „Will noch jemand das Boot?“ fragte der Profos. „Oder wollt ihr die Fische lieber mit der Hand fangen?“

      Niemand muckte mehr auf. Sie hatten gesehen, wie rigoros dieser narbige Kerl immer vorging. Obwohl sie stark in der Überzahl waren, muckste sich niemand mehr.

      Auch Sinona sagte nichts, aber in seinen Augen glomm jetzt der Haß, und er knirschte vor hilfloser Wut mit den Zähnen. Er fühlte sich gedemütigt und bestraft von diesen Engländern, und er wandte sich hastig ab, um seinen Haß nicht zu zeigen.

      Eines Tages, dachte er, wird sich das Blättchen wieder drehen, und dann ging es diesem Seewolf und seinen Kerlen an den Kragen.

      Die sechs Seewölfe nahmen in dem Boot Platz, setzten das Segel und schleppten das andere Boot hinter sich her.

      Die leichte Brise trieb sie schnell vom Ufer weg. Bald waren sie nur noch Schatten, die übers Wasser glitten.

      „Eigentlich ist es nicht richtig“, sagte Luke Morgan unterwegs, „daß wir diese Satansbrut auf der herrlichen Insel angesiedelt haben. Die sind doch direkt im Paradies gelandet.“

      „Hast du denn eine bessere Lösung?“ fragte Ben Brighton.

      „Nee, die hab ich auch nicht.“

      „Na also! Uns blieb gar nichts anderes übrig. Jedenfalls können sie dort kein Unheil mehr anrichten, auch wenn die geflüchteten Insulaner vorerst nicht mehr zurückkönnen. Wir werden morgen, bei Tagesanbruch, versuchen, Kontakt mit dem Inselhäuptling aufzunehmen, um ihm das zu erklären.“

      „Die halten uns doch auch für Spanier oder Kerle, die sie nur ausplündern wollen.“

      „Das hängt von der Taktik ab, mal sehen. Ich bin sicher, daß sie uns längst beobachtet haben.“

      Der Mond war ein ganzes Stück weitergewandert, als endlich die Silhouette der „Isabella“ wieder auftauchte.

      Ben Brighton meldete sich an Bord zurück und berichtete dem Seewolf, daß alles erledigt sei.

      3.

      Sie waren tatsächlich beobachtet worden. Die Späher des Papalagi ließen die Vorgänge auf der Insel keine Sekunde lang aus den Augen. Über jede Einzelheit wurde ihm berichtet.

      Die Verwunderung des Papalagi wurde immer größer.

      „Sie sind Brüder“, sagte er, „und sie sind doch keine Brüder, denn sie bekämpfen sich gegenseitig. Wenn ihre Gebeine morgen in der Sonne bleichen, wird man keinen Unterschied zwischen ihnen feststellen können. Jene gruben die Brotfrucht aus, die anderen zwangen sie, sie wieder einzugraben. Noch verstehe ich das nicht.“

      Vergebens sann der Papalagi darüber nach, was die Fremden wohl bewog, die Gestrandeten auf die andere Insel zu bringen.

      Die Aualuma hatten sich jetzt zur Ruhe begeben, nur die jungen Männer und die beiden alten Frauen hockten noch im Halbkreis um den Papalagi herum und redeten.

      Es war die Art des Papalagi, lange zu schweigen, dann laut zu überlegen und diese Gedanken schließlich den anderen mitzuteilen.

      Aber er wurde aus den Fremden nicht schlau. Ihre Schiffe glichen sich, von den Fremden sah einer aus wie der andere, und man konnte sie nur durch die blinkenden Helme unterscheiden.

      Das eine Schiff war durch die Kraft der Götter gestrandet und total beschädigt, aber die anderen dachten nicht daran, jenen Gestrandeten zu helfen, sie bei sich aufzunehmen, wie es nach einem solchen Unglück selbstverständlich war. Statt dessen brachten sie sie nach Mooreá und überließen sie dort sich selbst.

      Leise flehte der Papalagi um den Beistand der Inselgötter, damit sie seinen Verstand schärfen mögen.

      Länger als eine Stunde hockte er da, still, in sich versunken, als schliefe er.

      Der Mond war weitergewandert, die blitzenden Löcher im Himmel erschienen, und das Boot von Mooreá war längst wieder zurück.

      Tiefe Stille herrschte, sie lag wie ein Schleier über der Landschaft. Es war eine tiefe Ruhe, die auch auf den Papalagi übergriff.

      Erst als die zahnlose Alte sich leise räusperte, wurde diese tiefe Ruhe unterbrochen, und der Papalagi blickte hoch.

      „Sie sehen nur wie Brüder aus“, sagte er leise. „Sie müssen von verschiedenen Stämmen abstammen, denn die einen sind böse, die anderen sind gut. Sie haben nichts zerstört, sie haben uns die Früchte zurückgegeben. Vielleicht war es ein Trick der Bösen, die Guten zu überrumpeln, und jene haben es gemerkt. Suala, der Gott des Mondes, sagt mir, daß sie uns suchen werden, sobald es hell wird.“

      „Deine Worte sind weise, Papalagi“, sagte die Alte wieder. „Mit deiner Hilfe können wir vielleicht schon bald in unsere Hütten zurückkehren. Was schlägst du vor?“

      Die Augen des Stammesältesten blickten in das narbige Gesicht des wandernden Mondes. Er sah die Berge der Götter darin, ihre Höhlen und die tiefen Schluchten, die sie dort bewohnten.

      „Wir werden uns nicht verstecken“, sagte er leise. „Wir werden uns so verhalten, daß sie uns finden werden. Dann sehen wir weiter. Sie werden den Fautaua-Wasserfall finden, und wir werden ganz in der Nähe sein.“

      „Wie willst du wissen, Papalagi, daß sie den Fautaua finden?“

      Der alte Mann lächelte über sein runzeliges Gesicht.

      „Jeder Fremde würde ihn finden. Man hört ihn sehr weit, und der Fautaua erweckt die Neugier. Man folgt ihm unbewußt, und so findet man ihn auch.“

      Ja, dachte die Alte, der weise Papalagi findet auf alles eine Antwort, und sie zweifelte auch nicht an dem, was er sagte. Alles würde so eintreffen, wie der Papalagi es mit den Göttern absprach.

      Die meisten schliefen jetzt, und nach einer Weile legte sich auch der Papalagi an jener Stelle hin, wo er die ganze Zeit gesessen hatte.

      Gleich darauf schlief auch er unter dem warmen Dach des Himmels.

      Als die Sonne aufging, war der Seewolf schon an Deck und sah zum Land hinüber.

      Wie ein träges Tier hockte das Wrack der „Kap Hoorn“ immer noch auf dem Sand, und es schien mit jeder Stunde mehr zu verfallen.

      Siri-Tong und ein großer Teil der Crew waren ebenfalls an Deck erschienen, um den prachtvollen Morgen zu genießen. Einige hatten es vorgezogen, ohnehin an Deck zu schlafen, und so erwachten auch sie nach und nach.

      Hasards Blick wanderte weiter zu den Bergen. Über dem tropischen Bergwald lag noch ein feiner Dunstschleier, den die aufgehende Sonne jedoch schnell vertrieb.

      „Ich will versuchen, wie wir gestern schon besprochen haben, mit den Insulanern Kontakt aufzunehmen“, sagte Hasard. „Wir wissen, daß sie in die Berge geflüchtet sind und uns auch von Zeit zu Zeit beobachtet haben. Um sie nicht zu erschrecken, nehme ich Siri-Tong mit. Eine Frau muß hier ganz einfach Vertrauen einflößen. Dan O’Flynn wird uns begleiten, mehr nicht. Wir gehen selbstverständlich unbewaffnet, damit die Insulaner nicht mißtrauisch werden. Alle anderen bleiben vorerst an Bord. Ihr könnt euch die Zeit mit Fischen oder Baden vertreiben, ganz wie ihr Lust habt. Das Kommando hat während meiner Abwesenheit Ben.“

      „Was ist, wenn die Insulaner euch schnappen?“ fragte Matt Davies. „Sie wissen bestimmt nicht, was hier gelaufen ist, und es kann ein verdammtes Mißverständnis geben.“

      „Das glaube ich nicht. Wenn wir bis morgen früh bei Tagesanbruch nicht zurück sind, überlasse ich euch die Entscheidung.“

      „So lange?“ fragte Smoky.

      „Der Aufstieg in die Berge wird nicht einfach sein, und die Insulaner werden ganz sicher nicht hinter der nächsten Palme auf uns warten. Wir müssen uns also etwas gedulden. Nach allem, was sie vermutlich gesehen haben, werden sie


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