Holzpantoffel und blutige Zehen. Maria Marka

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Holzpantoffel und blutige Zehen - Maria Marka


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etwa 200 m von der Schmiede entfernt. Dahinter stand noch das Raschta-Häusel und dann breiteten sich schon die Futterwiesen der „Peint“ (eingeteilte Wiesenfläche) aus, die sich weit in die Senke hinunterzogen bis hin zum Wald. Der Brunnen war tief und uns Kindern wurde ein gehöriger Respekt davor eingebläut. Hinüberbeugen und Hineinfallen wäre sicher nicht so ausgegangen wie bei Goldmarie und Pechmarie. Ein Eimer wurde an einem Seil zum Wasserspiegel hinuntergelassen und mit den Händen wieder hochgezogen. Wasser holen ging fast immer der Großvater. Er legte sich eine geschwungene Stange auf die Schultern. Links und rechts hing je ein Eimer. Die gefüllten Eimer mussten leicht bergan zur Schmiede getragen werden, am Watzka-Häusl und an der Kapelle vorbei. Trinkwasser für drei Kühe und eine wechselnde Zahl von Menschen. Waschwasser für Mensch, Geschirr, Wäsche, Fußböden. Wenn das nicht Knochenarbeit war! Einige Höfe hatten beim Haus einen Brunnen; weil aber Mist und „Häusl“ nebenan waren, wurde das Trinkwasser auch von den Brunnenbesitzern aus dem Dorfbrunnen geholt. Denn das war rein, klar, kühl und geschmacklos.

      Im Vorhaus der Schmied stand in der kühlsten Ecke ein großes Wasserfass aus Holz mit einem Deckel darauf. Das weiß ich noch gut, denn ich war als Kind sehr durstig und schöpfte oft mit einem „Tipfl“ daraus. Wenn ich mir einmal etwas Besonderes gönnen wollte, schüttete ich ein paar Tropfen Essig ins Wasser, tat ein klein wenig Salz und einen Zuckerwürfel dazu. Das war meine Limonade. Ich machte mir diese Köstlichkeit nicht oft und meist nur im Geheimen, denn von allen Seiten wurde mir gesagt, Essig und Salz sei für Kinder sehr ungesund und der Zucker zu teuer. Ich ließ mir als Kind schon was einreden! Ein „Soda-Wasser“ bekam ich nur an Peter und Paul, das war das Dorffest. Sodawasser vom Wirtshaus war ohnedies nur ein mit Kohlensäure versetztes, rot oder grün gefärbtes und etwas gesüßtes Brunnenwasser. So etwas würde heutzutage kein Mensch mehr trinken.

      Gänsehüten

      Ich muss noch vom Gänsehüten erzählen. Jeder Hof im Dorf zog eine Schar Gänse auf, so um die zwanzig. Die Schmied hatte je eine weiße und eine weißgraue Muttergans, die im Februar ihre Eier legten und sie sorgsam ausbrüteten. Gänserich hatten wir keinen, es gab aber genug davon im Dorf und ich fürchtete mich vor diesen Biestern. Die Gänseküken schlüpften oft schon Mitte März, und da waren die Nächte noch sehr kalt. Deshalb wurden sie nachts allesamt vom Gänsestall in die Stube gebracht, wo unter dem Ofen aus drei Brettern und der Wand ein Viereck entstand, das mit Stroh ausgelegt wurde. Dahinein kam das piepsende, gelbflaumige Gänsevolk – ohne die Gänsemutter. Zuerst beklagten sie sich jämmerlich über die Trennung. Doch als sie merkten, dass es hier schön warm war und in der Ecke eine Schale mit Wasser und eine mit gehacktem Ei stand, fanden sie es recht gemütlich, kuschelten sich nach der Mahlzeit in einer Ecke zusammen und fiepten ab und zu mit hohen Stimmchen vor sich hin. Großvater schlief übrigens in derselben Stube, doch war er junge Gänschen seit seiner Kindheit gewöhnt. In allen Bauernstuben verbrachten die ganz jungen „Wiwerla“ die Nächte unter dem Ofen, wenn nicht gar in der Ofenröhre. Wenn früh die Sonne schien, wurden sie wieder in den Stall gebracht zu ihren Müttern. Denen krochen sie unter die Flügel. Mit dem Heranwachsen wurde auch der Futterbedarf immer größer und sie mussten neben Ei und Schrot auch an Grünfutter gewöhnt werden. So viel Grün ist so früh im Jahr in der Natur noch nicht vorhanden, nur die Brennnesseln zeigten die ersten Sprösslinge. Diese mussten, mit einem alten Handschuh bewaffnet, von Hand eingesammelt, fein gehackt und unter die hartgekochten Hühnereier gemengt werden. Jeden Tag bestand der Proviant aus einem bisschen mehr Brennnesseln und Schrot und einem bisschen weniger Eiern. Ich beteiligte mich gerne am Brennnesseln zupfen. Es war so spannend, immer wieder frische Spitzen aufzufinden, wenn ich auch trotz übergezogenem Fäustling brennende Blessuren davontrug.

      Am Ende der Schulferien, als die kleinen „Wiwerla“ schon fast ausgewachsene Gänse waren und bereits ihr weißes Federkleid trugen, zog ich, wie alle anderen Dorfkinder auch, zum Gänsehüten auf die abgeernteten Felder. Jeder trug einen Stecken zum Treiben in der einen und einen Henkelkübel voll Wasser in der anderen Hand, denn Gänse brauchen Wasser beim Fressen um die Körner herunter schwemmen zu können. So wurden die Herden zum Dorf hinausgetrieben. Auf den Stoppelfeldern lagen noch genügend Körner am Boden um die bis zu zwanzig Kröpfe zählende Herde satt werden zu lassen. Sie suchten und fraßen meistens eifrig, wobei sie zwischendurch zum Wasserkübel watschelten. Man konnte zusehen, wie der Kropf am Hals dicker und dicker wurde. Wenn er bis oben hin angeschwollen war, war es meist schon am Dunkelwerden und Zeit zum Heimtreiben. Die Gänse gingen ganz freiwillig in ihren Stall und Tante Anna schloss die Stalltüre sorgfältig ab. Als Belohnung fürs Hüten machte sie mir dann oft ein Rührei oder Schmettenbrot (Rahmbrot). Die Hüterei war eine angenehme, romantische Beschäftigung für Kinder. Aber wehe, wenn unsere grauweiße Gänsemutter nicht wollte! Sie musste aber, durch meinen Stecken dazu gezwungen, mit samt ihrem Volk die Dorfstraße entlang bis zu unserem dorfnahen Feld „Am Bergl“ hinaufgehen. Die Jungen fingen zu fressen an. Die Grauweiße jedoch hob den Kopf, sobald ich den Wasserkübel abgestellt hatte, machte „gagagaga“, breitete die Flügel aus, lief ein paar Schritte und erhob sich in die Lüfte. Alle anderen hinter ihr her. Aus dem Dorfteich vor der Schmied konnte ich sie wieder abholen – falls sie aus dem Wasser kam. Wenn die Grauweiße zu Hause gefüttert werden wollte, brachte auch ein zweiter Austrieb das gleiche Ergebnis. Gänse können sehr eigensinnig sein.

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