Italien - Gefangen in Land und Liebe. Alexander Frey
Читать онлайн книгу.weihte mich in den Fluchtplan ein, ich war sofort begeistert.
In einem deutschen Lastwagen, der am Tor stand und das Rote-Kreuz beherbergte, trafen wir uns. Es waren einige Leute von der 4. Fallschirmjäger-Division. Alle dachten an Flucht. Wir wollten den Wagen benutzen und hatte auch schon genug Kekse und Wasser darin verstaut, um in die Alpen zu gelangen. Für Diesel sollte der Fahrer sorgen.
Soweit war alles vorbereitet. Jetzt kam es nur noch darauf an, den günstigsten Moment abzuwarten.
Regelmäßig trafen wir uns uns und gingen den Plan immer wieder in allen Einzelheiten durch.
Aber unsere Vorbereitungen waren umsonst. Entweder hatte man uns verraten oder die Amerikaner hatten ein gutes Gespür und von sich aus Verdacht geschöpft. Jedenfalls wurde der Rote-Kreuz-Wagen weggeschafft und wir mussten unseren Plan aufgeben. Immerhin war das Leben hier im Lager trotz allem doch recht erträglich.
Wir versuchten natürlich auch, das Beste aus unserer Situation zu machen. Dabei hatte ich den Eindruck, dass die Italiener bedeutend schlechter mit dieser Lage fertig wurden, als wir. Fast täglich drehten von ihnen welche durch. Andere schnitten sich die Pulsadern auf und liefen durch das ganze Lager Amok.
Einer rannte mal mit aufgeschnittenen Adern im Camp herum, wie von Furien gehetzt, bis wir sahen, dass aus seinen Hosenbeinen das Blut herausquoll. Einige starke Leute waren erforderlich, um ihn einzufangen, zu bändigen und endlich wieder zu beruhigen. Er musste auf der Tragbahre angeschnallt werden, um ihn an den Sanitäter übergeben zu können.
In zwei Fällen kam jede Hilfe zu spät. Die Männer waren bereits tot, noch bevor sie in ein Krankenlager eingeliefert werden konnten.
Wahrscheinlich waren es Agenten oder Angehörige der Brigata nera, der „Schwarzen Brigade“, die aus Angst vor den Eroberern, aber vielleicht noch mehr vor ihren eigenen Landsleuten im Lager, einfach keinen Ausweg mehr wussten und sich nun das Leben nahmen. Sie lebten in der ständigen Angst, als Verräter aus dem Hinterhalt umgebracht zu werden. So lange sie auf der Seite der Sieger standen, waren sie gut, wie immer in solchen Fällen. Jetzt aber standen sie auf der falschen Seite oder hatten es versäumt, wie viele andere ihrer Landsleute, aber auch viele von uns in der Heimat, rechtzeitig die Partei zu wechseln.
So relativ gut es uns hier ging, konnten wir doch nicht recht froh werden. Wir begannen, uns zu langweilen. Die Stimmung sank von Tag zu Tag. Am stärksten bedrückte uns die quälende Ungewissheit, wie es denn nun weiter gehen würde. In diesem provisorischen Lager konnten wir doch nicht ewig bleiben. Was sollte dann werden? Wohin würde man uns noch verfrachten? Der Krieg war zu Ende. Genug, dass wir ihn verloren hatten. Jetzt wollten wir aber endlich nach Hause.
Immer wieder beschäftigten uns neue Gedanken an Flucht. Aber die Amerikaner schienen jetzt wachsamer. So eine günstige Gelegenheit ergab sich kein zweites Mal. Die Fahrzeuge waren alle gesichert, so dass es für uns unmöglich war, an sie heranzukommen. Zudem hatte man die Wachen verstärkt. Und um es zu Fuß im Alleingang zu versuchen, dazu fehlte jedem von uns einfach die Kraft. Dafür hatten die letzten Jahre, aber ganz besonders diese vergangenen Wochen, doch zu sehr an uns gezehrt. Außerdem wollten wir unser Leben jetzt auch nicht mehr leichtsinnig aufs Spiel setzen. Wir hatten diesen wahnsinnigen Krieg überlebt und wollten nichts mehr riskieren. Wofür noch? Einmal mussten sie uns ja doch laufen lassen.
Wir lebten, warteten und hofften - in quälender Ungewissheit.
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