Uhlenbrock. Claudia Rimkus

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Uhlenbrock - Claudia Rimkus


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Charlotte deine Frau ist?«

      »Sicher ist sicher.«

      Während des Essens zogen sie sich gegenseitig auf und lachten viel. Zum Abschluss hatte jeder eine Lüttje Lage vor sich stehen. Skeptisch betrachtete Elli das Glas mit dem obergärigen Schankbier und das kleinere Glas mit dem Kornbrand.

      »Ich glaube, ich kann nicht aus zwei Gläsern gleichzeitig trinken. Darf ich das nicht einfach zusammenschütten?«

      »Auf keinen Fall. Ich zeige dir, wie es geht.«

      Anneliese hielt das größere Glas mit allen fünf Fingern. Danach spreizte sie den Mittelfinger ab und schob das kleinere Glas mit dem Stiel zwischen Mittel- und Zeigefinger.

      »Das Schnapsglas muss etwas über das Bierglas ragen.« Sie brachte es in die richtige Position. Alle anderen taten es ihr gleich.

      »Nicht lang schnacken, Kopf in Nacken!«

      Ausgerechnet die Strick-Liesel war es, die beim Trinken etwas von der kostbaren Flüssigkeit verschüttete.

      Tadelnd blickte Charlotte sie an.

      »Wer kleckert, kommt ins Heim.«

      »Da war ich bereits – sogar zweimal. Erst beruflich, danach in der Seniorenresidenz. Wenn ich das nächste Mal umziehe, werde ich wohl Christa und Hugo im Ruheforst Gesellschaft leisten.«

      »Die beiden wollen mindestens 20 Jahre ungestört sein«, sagte Conrad. »So lange musst du mit mir vorlieb nehmen.«

      »Bis dahin sind wir uralt und klapprig und gehören zur Grabsteinliga.«

      »Auch mit Zahnprothese und künstlichem Hüftgelenk wirst du meine Traumfrau sein.«

      »Dann sind wir die Ersatzteillager-WG«, fügte Charlotte amüsiert hinzu. »Jeder von uns hat seine eigene Wanderbaustelle.«

      Kapitel 5,5

      Ich hasse sie! Alle! Die Polizei ist dumm und unfähig! Wieso glaubt die Kripo, dass sie bestimmen kann, was die Öffentlichkeit erfahren darf – und was nicht? Wie lange wollen sie vor der Welt verheimlichen, auf welche kreative Weise der Seelenklempner und der Pfaffe für ihre Unfähigkeit bestraft wurden? Warum sie ihr Leben nicht durch eine simple Art des Tötens verloren haben, werden sie früh genug erfahren. Offenbar ist die Polizei zu verblendet, um zu erkennen, dass nur jemand mit hoher schöpferischer Begabung in der Lage ist, den Tod in so kleinen, effizienten Schritten herbeizuführen. Und dieses Genie bin ich. Sie haben mich alle verkannt. Immer. Das wird ihnen nun zum Verhängnis. Wahrscheinlich wollen die Ermittler vor den Menschen verbergen, wie blind und hilflos sie im Dunkeln tappen. Sie haben überhaupt nicht begriffen, worum es hier geht. Ich habe ein Meisterwerk kreiert. Diese Stadt ist meine Bühne. Jeder Akt meiner Inszenierung verdient begeisterten Applaus – bis der letzte Vorhang fällt. Alle Welt muss davon erfahren. Die Polizisten dürfen das nicht verschweigen. Aber sie tun es. Warum? Kann es sein, dass sie eine Verbindung zwischen den beiden Männern hergestellt haben, sich aber keinen Reim darauf machen können, warum sie sterben mussten? Bei einer Befragung werden Leute, die sie gekannt haben, erst mal positiv über sie sprechen. Man redet nicht schlecht über Tote! Verdammt! Daran habe ich nicht gedacht! Vielleicht sollte ich der Presse einen Hinweis geben. Journalisten sind es gewohnt, im Leben anderer Leute nach Verfehlungen zu graben. Die Wahrheit muss aus der Finsternis ans Licht kommen! Bald, sehr bald werde ich ihnen mein nächstes Kunstwerk präsentieren. Die ignorante Öffentlichkeit glaubt, dass sie das alles nichts angeht. Mit einer weiteren Leiche wird sie hoffentlich wachgerüttelt und Fragen stellen. Die Angst soll sie packen. Ich werde es sein, der am Ende über alle triumphiert!

      Kapitel 6

      Nach dem Frühstück verkündete Anneliese, dass sie in die Stadt fahren würde, da ihre Wollvorräte zur Neige gingen. Charlotte schloss sich scheinbar spontan an, um sich nach Joggingschuhen umzusehen.

      »Neue Schuhe können ein ganzes Leben verändern«, meinte Elisabeth. »Cinderella ist das beste Beispiel dafür.«

      »Da ihr mich nicht wie Aschenputtel behandelt, muss ich mit meinen Laufschuhen auf keinen Ball gehen.« Mit schelmischem Lächeln stand sie auf. »Meinen Prinzen habe ich sowieso längst gefunden.«

      Bald verließen die Freundinnen das Haus. Ihre Absicht, einen Umweg über das Präsidium zu machen, vergaßen sie zu erwähnen.

      Da es ein milder, sonniger Herbsttag war, holten sie die Fahrräder aus der Garage. Wie immer musste Charlotte der Strick-Liesel gut zureden, den Helm aufzusetzen.

      »Wenn du oben ohne fährst, solltest du deinen Organspenderausweis gut sichtbar auf dem Gepäckträger festklemmen, damit die Rettungskräfte nicht erst danach suchen müssen.«

      »Mit Helm sehe ich völlig bescheuert aus.«

      »Damit sind wir schon zwei.«

      »Du sieht sogar mit einem Eimer auf dem Kopf gut aus.«

      »Die Eimermode testen wir alle bei unserer nächsten Fahrradtour. Heute nehmen wir den Helm.«

      Anneliese grummelte etwas, das wie »Dickschädel« klang, fügte sich aber. Sie radelten an der Leine entlang, genossen die milde Luft und erfreuten sich am buntgefärbten Laub der Bäume zu beiden Seiten der Wege. Bald durchquerten sie den Döhrener Maschpark und fuhren bis zum Leinewehr. Dort legten sie eine kurze Pause ein und schauten den tosenden Wassermassen zu. Sie ließen die Leineinsel hinter sich und erreichten den Maschsee. Am Ostufer entlang fuhren sie weiter in Richtung des Neuen Rathauses. Nun waren es nur wenige Minuten bis zum Präsidium. Sie schlossen die Räder an dafür vorgesehenen Bügeln an und betraten das Gebäude.

      Ein uniformierter Polizeibeamter mittleren Alters kam sofort an den Tresen.

      »Guten Tag, Frau Stern.«

      »Hallo, Herr Welsch. Wie geht es Ihnen?«

      »Danke, ich kann nicht klagen. Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«

      »Alles im grünen Bereich«, bestätigte sie, bevor sie auf Anneliese deutete. »Das ist meine Freundin Frau Grothe. Wir möchten mit Herrn Bremer sprechen. Ich habe ihm heute Morgen eine Nachricht geschickt. Er erwartet uns.«

      »Ich rufe oben an und sage ihm, dass Sie da sind.«

      »Danke.«

      Sie schlenderten zum Wartebereich hinüber. Während sich Anneliese, die sich zum ersten Mal im Präsidium aufhielt, interessiert umschaute, öffnete Charlotte den langen Reißverschluss ihrer weiß-blauen Softshell-Jacke. Kurz darauf erschien Hannes. Er begrüßte Charlotte mit einer Umarmung, bevor er Anneliese die Hand reichte.

      Mit dem Lift fuhren sie hinauf in die 4. Etage, auf der das Büro des Hauptkommissars lag. In seinem Arbeitszimmer bot er den Damen Platz an, setzte sich hinter den Schreibtisch und richtete den Blick erwartungsvoll auf die Strick-Liesel.

      »Sie haben möglicherweise Informationen für uns?«

      »Es geht um die beiden Toten – Dr. Flachsbarth und Pastor Rugard. Ich kannte sie aus der Zeit meiner Berufstätigkeit.«

      »Sie haben den Sonnenhof geleitet – richtig?«

      »24 Jahre lang. Bevor mir diese Aufgabe übertragen wurde, habe ich dort bereits gearbeitet. Berthold Rugard bin ich ziemlich exakt vor 36 Jahren zum ersten Mal begegnet.«

      »Das wissen Sie so genau?«

      »Noch bin ich nicht dement.«

      »Sorry, so war das nicht gemeint.«

      »Alles gut«, winkte Anneliese ab. »Am 1. November 1983 hat er sich als Jugendseelsorger bei uns vorgestellt und seine Hilfe angeboten. Außerdem war das sein Geburtstag. Zu diesem Anlass hatte er Kuchen mitgebracht.«

      »Wenn Sie


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