Blackout, Bauchweh und kein' Bock. Timo Nolle

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Blackout, Bauchweh und kein' Bock - Timo Nolle


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zu bekommen, sind Fragen das Mittel der Wahl. Um unbewusste Aspekte anzuregen – z. B. den verdeckten Gewinn eines Problems, Ambivalenzen oder innere Konflikte mit einem unbewussten Glaubenssatz oder einer Loyalität –, sind Aussagen sehr nützlich.

       1.13Selbstwertkongruenz

      Beim Prüfungs- und Auftrittscoaching geht es häufig um das Selbstwertgefühl. In alltagspsychologischen Ratgebern werden oft stärkende Kraftsätze empfohlen, die man zu sich selbst sagen soll, um sich stärker zu fühlen. Dass dies nicht so einfach ist, wie die Ratgeber vermitteln möchten, hat u. a. folgenden Grund: Die Forscher Michael Robinson, Patrick Vargas und Emily Crawford (2003) haben mittels Fragebogen und implizitem Assoziationstest die unbewusste und bewusste Selbstwerteinschätzung von Menschen gemessen. Auf diese Weise konnten sie nicht nur die Höhe des Selbstwertgefühls, sondern auch dessen Konsistenz feststellen, also die Übereinstimmung zwischen bewusstem und unbewusstem Selbstwertgefühl. Bei manchen Menschen stimmen die unbewusste und die bewusste Einschätzung überein. Einige empfinden sowohl bewusst als auch unbewusst ein hohes Selbstwertgefühl, andere Menschen halten sich selbst für nicht besonders wichtig und wertvoll – bewusst und unbewusst.

      Andererseits gibt es auch Menschen, bei denen die Einschätzung nicht konsistent ist: Sie geben sich bewusst nach außen als überaus sicher, unbewusst ist ihr Selbstwertgefühl jedoch geringer. Andersherum gibt es auch Menschen, die sich bewusst nach außen wenig selbstbewusst empfinden, die aber in den Messungen für den unbewussten Selbstwert hohe Werte erhalten. Die Forscher konnten die getesteten Personen vier Gruppen zuordnen und erfragten zusätzlich Aspekte des Glücks und Wohlbefindens.

      Die Ergebnisse überraschten: Erwartungsgemäß berichtete die Gruppe mit kongruent hohem Selbstwertgefühl die größten Werte für Glück und Wohlbefinden. Die Gruppe mit kongruent niedrigem Selbstwertgefühl ist aber ebenfalls recht glücklich. Dem gegenüber haben die beiden Gruppen, in denen das unbewusste und bewusste Selbstwertgefühl nicht übereinstimmen, deutlich geringere Wert an Glück und Wohlbefinden.

      Dieses Studienergebnis ist sehr aufschlussreich für die Arbeit mit Klienten am Selbstwertgefühl. Es bringt überhaupt nichts, das äußere Selbstwertgefühl durch Powersätze aufzublasen, wenn das innere Selbstwertgefühl dem nicht entspricht. Es ist sogar eher anzunehmen, dass Klienten mit einem Selbstwertproblem in erster Linie ein Konsistenzproblem haben. Beratung sollte daher eher auf die Konsistenz des Selbstwertgefühls ausgerichtet sein.

       1.14Affirmationen als Integrationsmittel für Veränderungen

      Affirmationen sind Aussagen, in denen sich eine Haltung, eine Erkenntnis, eine Absicht o. Ä. ausdrückt. Man setzt sie ein, um emotionale Veränderungen oder neue Sichtweisen auf anstehende Herausforderungen zu festigen, damit diese im Alltag wirksam bleiben. Affirmationen können täglich als Teil eines Rituals wiederholt ausgesprochen werden, sie lassen sich aber auch als »Notfall-Pille« bei Bedarf einsetzen.

      Die Entwicklung einer Affirmation bildet meist den Abschluss einer Sitzung. Zu den Veränderungen, Stärkungen und neuen Sichtweisen werden passende Sätze laut ausgesprochen und vom Klienten laut wiederholt, um zu prüfen, ob sich die Affirmation stimmig anfühlt. Eine passende Affirmation erkennen Klienten vor allem an der körperlichen Reaktion beim Aussprechen. Affirmationen werden häufig missverstanden als Power-Sätze, die man ganz oft wiederholen und sich einreden muss, um sie schließlich zu glauben.

      Hier werden Affirmationen gänzlich anders verwendet: Eine Affirmation soll nichts voranbringen oder verbessern, sondern mit der in der Sitzung erreichten Veränderung oder dem aktuellen Erleben übereinstimmen und dieses in passenden Worten auf den Punkt bringen. Affirmationen sollen sich sofort richtig und stimmig anfühlen und müssen nicht geübt werden.

      Eine passende Affirmation zu finden ist ein kreativer Prozess. Manchmal ist die passende Formulierung sofort da, manchmal braucht es etwas Zeit. In Affirmationen können verschiedene psychologische Motive gleichzeitig angesprochen werden. Häufig finden sich die Motive:

      •Akzeptanz

      •Stärkung

      •(Selbst-)Erlaubnis

      •Differenzierung in Beziehungen (s. S. 205).

      Diese Motive sind oft gemischt enthalten. Beispiel:

      •Ab jetzt erlaube ich mir, so gut zu sein, wie ich wirklich bin.

      •Ich stehe dazu, dass ich das nicht mehr will, auch wenn ich noch nicht sagen kann, was ich wirklich will.

      •Auch wenn es wirklich sein kann, dass ich morgen durchfalle, darf ich an mich glauben und stehe zu mir.

      •Scheißegal, was die anderen denken: Ich mache das jetzt!

      •Ich erlaube mir, aus vollem Herzen meine Meinung zu sagen.

      •Auch wenn mir nicht egal ist, was die anderen von mir denken, darf ich so sein, wie ich bin.

      •Ich gehe das Risiko ein, weil ich weiß, wofür es sich lohnt.

      •Auch wenn es sein kann, dass ich die Prüfung nicht bestehe, werde ich stolz sein, weil ich es gewagt habe.

      •Auch ich darf richtig scheiße sein!

      Die entwickelte Affirmation schreibe ich auf und gebe sie den Klienten mit. Die Wirkung steigt enorm, wenn man dafür ein echtes Privatrezept verwendet, weil dies erstens überraschend ist (Überraschungen bleiben in Erinnerung) und zweitens eine Aufwertung der Affirmation darstellt. Einen Rezeptblock (s. Abb. 4) darf sich jeder drucken lassen, er darf nur nicht missbräuchlich genutzt werden.

       Abb. 4: Rezeptblock für Affirmationen

       1.14.1PAC goes digital: die App »PACffirmation«

      Im Alltag nutzen viele Menschen ein Smartphone und haben dies immer dabei. Einen Papierzettel hingegen hat man nicht ständig zur Hand. Für PAC wurde die App PACffirmation entwickelt (s. Abb. 5). Sie ist kostenfrei (vorerst nur für Android) erhältlich und absolut werbefrei. Das Motto bei der Entwicklung der App war: »So einfach wie Papier und Bleistift.«

      Es können mehrere eigene Affirmationen notiert und, wie bei einem Wecker, mit Erinnerungszeiten versehen werden. Wenn die Zeit erreicht ist, wird der Text über eine Benachrichtigung auf dem Display angezeigt und muss dort dreimal an unterschiedlicher Stelle auf dem Display berührt werden. Im Unterschied zu anderen auf dem Markt erhältlichen Affirmations-Apps gibt es bei der PACffirmation keine voreingestellten Sätze. Die App ist für den professionellen Einsatz konzipiert.

       Abb. 5: App »PACffirmation« für Affirmationen

      Der Vorteil der PACffirmation gegenüber einem Papierzettel besteht darin, dass die Klienten automatisch an die Affirmation erinnert werden. Außerdem können sie mehrere Affirmationen nutzen und diese auch ändern oder archivieren.

      Um die Vorteile des analogen Papiers und der digitalen App zu verschmelzen, gibt es den PAC-Rezeptblock, auf dem ein QR-Code zu der App bereits aufgedruckt ist.

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