Fachdidaktik Italienisch. Christine Michler
Читать онлайн книгу.Oper, Popularmusik: „canzoni“,
Autos und Fußball: spezifische Themen zur Jungenförderung,
Transkulturalität und gegenwärtige Immigration nach Europa,
Sprachbewusstheit: dialektale Gliederung / Regionalsprachen und Bilinguismus / ethnische Minderheitensprachen, Italienisch und migrationsbedingte Mehrsprachigkeit,
Sprachlernkompetenz: hoher Grad der Übereinstimmung von Graphie und Phonie bei gleichzeitig ausdifferenziertem morphosyntaktischem System: Italienisch als Zugang zu weiteren romanischen Sprachen.
2.4 | Italienischunterricht in der Schweiz und in Österreich
SchweizDas Italienische ist in der Schweiz eine der vier offiziellen Landessprachen, hat aber nur im Tessin und in Teilen Graubündens muttersprachlichen Status. Wird es als Fremdsprache unterrichtet, stehen wie in Deutschland die sprachlichen Grundfertigkeiten sowie interkulturelle und mehrsprachigkeitsdidaktische Aspekte im Vordergrund des Unterrichts.
Wie in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland unterliegt das Fach Italienisch als Fremdsprache in den einzelnen Kantonen unterschiedlichen Regelungen. Laut der Schweizer MaturitätMaturitätskommission „müssen die Kantone – neben der Erstsprache – zwei Landessprachen an jeder Schule zur Wahl stellen“ (SMK 2013, 12). Die für den jeweiligen Lehrgang angestrebten Niveaus nach der Skala des GeR (A1, A2, B1 usw.) stimmen in etwa mit denen in Deutschland überein. Im Kanton Bern wird beispielsweise für Italienisch als Grundlagenfach (dritte Sprache) das Niveau B2 angesetzt, als Schwerpunktfach B2/C1 (www.erz.be.ch/erz/de/index/mittelschule/mittelschule/publikationen.assetref/dam/documents/ERZ/MBA/de/AMS/ams_sprachniveau_maturitaet.pdf; 28.06.2018).
Momentan zugängliche Zahlen von 2013 belegen, dass „Gesamtschweizerisch … 94 % der Schulen Italienisch an[bieten], sei es als Maturitätsfach und / oder als Freifach“ (SMK 2013, 14). Allerdings ist die Zahl der Lernenden für Italienisch als Grundlagenfach und als Schwerpunktfach dritte Sprache rückläufig (vgl. SMK 2013, 13f.).
Speziell in der Deutschschweiz hat „das Fach als ‚dritte Landessprache‘ einen relativ schweren Stand“ (Schumacher 2004, 73), denn dort wird „die Bedeutung des Italienischen … nahezu ignoriert“ (Schumacher 2004, 72). Unter Berufung auf das Staatssekretariat für Bildung und Forschung und gestützt auf den Bericht einer Arbeitsgruppe der Schweizerischen Maturitätskommission berichtet die „Neue Züricher Zeitung“, dass in den deutschsprachigen Kantonen sechs von sieben Gymnasien Italienisch als für die Maturität zählendes Fach anbieten, in den frankophonen Gebieten der Schweiz (Romandie) dagegen alle Gymnasien (NZZ v. 05.11.2013: Sprachunterricht am Gymnasium, Italienisch soll an Bedeutung gewinnen; zu jeweils aktuellen Tendenzen vgl. https://forum-helveticum.ch/de/2017/12/enseignement-des-langues-etat-des-lieux-dec-2017/; 28.06.2018). Die geringe Förderung des Italienischen zugunsten des Französischen und die schwache Nachfrage nach Italienisch sind Themen, die in der Schweizer Presse immer wieder aufgegriffen werden, ohne allerdings Konsequenzen zu zeitigen (vgl. Kälin 2016).
ÖsterreichDie Zielsetzungen des Italienischunterrichts in Österreich gleichen weitgehend denjenigen in der Bundesrepublik Deutschland. Auch hier orientieren sich die Lehrpläne am GeR. In Österreich ist Italienischunterricht ab der ersten Schulstufe möglich. Mehr als in Deutschland und der Schweiz konkurriert das Italienische jedoch mit anderen lebenden Fremdsprachen (Englisch, Französisch, Kroatisch, Slowakisch, Slowenisch, Tschechisch oder Ungarisch). Erhebungen des Statistischen Bundesamts Österreich für das Schuljahr 2013/14 (www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bildung_und_kultur/formales_bildungswesen/schulen_schulbesuch/index.html; 28.06.2018) weisen 5,6% Italienischlernende (= 60 005 Schülerinnen und Schüler) an allen Schultypen nach. Die Sprache nimmt damit den dritten Rang nach Englisch (97,9%) und Französisch (9,6%) ein. Im Erfassungszeitraum lag sie also noch vor Spanisch (3,8%). Auch an den österreichischen Schulen ist jedoch ein Rückgang der Italienischlernenden bemerkbar, denn immer mehr Schülerinnen und Schüler lernen Spanisch. Ein Zehn-Jahres-Vergleich zeigt, dass sich gegenüber dem Schuljahr 2001/02 die Zahl der Teilnehmer im Spanisch-Unterricht mehr als verdoppelt hat (DiePresse.com vom 04.02.2014; http://diepresse.com/home/bildung/schule/1558163/Sprachen_Spanisch-und-Latein-legen-in-der-Schule-zu?_vl_backlink=/home/bildung/schule/index.do; 28.06.2018).
Zusammenfassung Der Italienischunterricht in Deutschland ist primär durch länderspezifische Lehrpläne strukturiert, verfolgt aber dennoch in allen Bundesländern die Ziele, die durch Erlasse auf europäischer Ebene und auf Bundesebene für das Lehren und Lernen von Fremdsprachen vorgegeben sind, so dass die Vergleichbarkeit der Abschlüsse weitgehend gewährleistet ist. Neuerungen wie Kompetenz- oder Outputorientierung tragen zu einer Verschiebung der Schwerpunkte des Italienischunterrichts weg vom deklarativen Wissen hin zu anwendungsbetonten Kenntnissen und Fertigkeiten bei.
Aufgaben
1 Fassen Sie die Unterschiede zwischen curricularen Lehrplänen und Lehrplänen neuerer Prägung zusammen und beschreiben Sie Konsequenzen für den Unterricht.
2 Erstellen Sie ein an die Beschreibung des Kompetenzniveaus A 1 (vgl. Abb. 2.1) angepasstes Rollenspiel zwischen einem deutschen und einem italienischen Jugendlichen.
3 Erstellen Sie eine (hierarchisierte) Liste mit jeweils fünf Kompetenzen zu conoscenze referite alla fonologia und fattori socioculturali dell’uso linguistico.
Zum Weiterlesen
Previtali, Adriano (2011):Der Italienischunterricht in der Schweiz ausserhalb des traditionellen Verbreitungsgebiets: Ein juristisches Gutachten. (www.pgi.ch/perizia-deu.pdf; 28.06.2018): Darlegung von Förderungsmöglichkeiten des Italienischunterrichts in der Schweiz.
Reimann, Daniel (2014a): „Italienisch – ein vielschichtig thematisches Schulfach“, in: Lange, Harald / Sinning, Silke (Hrsg.): Kommunikation und Verstehen. Fachdidaktik und Themenkonstitution in den Sprach- und kommunikationsbezogenen Fächern und Lernbereichen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 79–111: Beschreibung der Situation des Italienischunterrichts und der fachdidaktischen Entwicklungslinien des Schulfachs; Skizzierung von Forschungsfeldern einer Fachdidaktik Italienisch mit Hinweisen auf relevante Publikationen bis 2013; Abriss der Lehrpläne der Bundesländer für den schulischen Italienischunterricht; Darlegung der Spezifika und des Potentials des Fachs.
3 | Ausbildung – Unterrichtsgestaltung – Unterrichtsbeobachtung
Überblick Zukünftige Italienischlehrerinnen und -lehrer erhalten während ihres Studiums an einer Universität und des darauffolgenden VorbereitungsdienstVorbereitungsdienstVorbereitungsdienstSiehe Referendariates (ReferendariatReferendariat) an einer SeminarschuleSeminarschule Leitlinien und einführende Anweisungen für das selbständige Unterrichten. Das Kapitel stellt grundlegende Bausteine der fachdidaktischen und unterrichtspraktischen Ausbildung sowie erprobte, gültige Kriterien der Unterrichtsgestaltung und -beobachtung vor.
3.1 | Ausbildung zukünftiger Italienischlehrkräfte
Studium und Vorbereitungsdienst In der Bundesrepublik Deutschland regeln länderspezifische Gesetze die LehrerausbildungLehrerausbildung, so dass jedes Bundesland eigenständig Schwerpunkte setzen kann. Im Wesentlichen läuft die Ausbildung nach dem gleichen Schema ab. Sie ist grundsätzlich zweigliedrig, Unterschiede gibt es allerdings bei der Benennung der Etappen. Nach dem Universitätsstudium mit dem Abschluss ‚(erstes) Staatsexamen‘ (z.B. in Bayern, Baden-Württemberg), einer sog. Staatsprüfung