Kommunikationswissenschaft. Wolfgang Sucharowski

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Kommunikationswissenschaft - Wolfgang Sucharowski


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      In der Kommunikationswissenschaft wird zwischen einer Nachricht und einer Information unterschieden. Daten werden als Nachricht wahrgenommen, wenn der Empfänger das Sendeereignis bestätigt. Ihm wurde etwas von einer Funktionseinheit Sender mitgeteilt. Diese Mitteilung, das Erkennen von Daten als eine Nachricht, muss sich im nächsten Schritt der Bearbeitung bewähren. Nur wenn die Funktionseinheit Empfänger über einen Verarbeitungskontext verfügt, der die Nachricht für sie lesbar macht, kann eine Information erschlossen werden.

      Die Funktionseinheit Empfänger gleicht zum Beispiel die eingehenden Daten mit einem Wörterbuch einer Sprache ab und kann zwischen Wörtern und nicht Wörtern unterscheiden. Sie schließt aus der Nachricht auf lexikalische Informationen. Dabei kann sie feststellen, ob das Wort bekannt oder neu ist. In Abhängigkeit zu den vorhandenen Nachrichten, und den damit im Lexikon bereits enthaltenen Wörtern, ist dann feststellbar, welche Rolle die Nachricht im gewählten Konzept Wörterbuch spielt. Wenn sie bereits vorhanden ist, kann ihr ein Wert zugewiesen werden. Wird Neues erwartet, würde die Nachricht als gering bzw. mit dem Wert Null eingestuft. Denn sie bestätigt nur den Nachrichtenbestand in seinem bereits bestehenden Zustand. Erst wenn eine Nachricht die Funktionseinheit erweitert, wird die Information als höherwertig eingestuft ansonsten ist sie eine Bestätigung.

      NachrichtNachricht und InformationInformationWer jemanden nach dem Weg fragt und Auskunft bekommt, erhält vom Angesprochenen Daten, die er als Nachricht wahrnehmen kann. Diese lässt sich im Hinblick auf ihren Informationswert aber erst abschätzen, wenn er als Angesprochener ihr einen Kontext zugeordnet hat, der eine Bewertung erlaubt. Der Kontext ist eine Wegauskunft. Enthält die Nachricht nichts, was für den Fragenden neu im Hinblick auf den Weg ist, bleibt sie wertlos. Die Nachricht ist für ihn dann keine Information.

      Wenn etwas als Daten wahrgenommen wird, kann derjenige, der sie wahrnimmt, einen Sender unterstellen. Ob das immer der Fall ist, kann offen bleiben. Denn eine Funktionseinheit kann auch Nachrichten aus ihrer Umwelt aufnehmen, die nicht von einem Sender stammen, zum Beispiel, wenn jemand in seiner Umwelt etwas ihm bisher Unbekanntes entdeckt und damit sein bestehendes Wissen und seine Erfahrungen erweitert. Auf einer Wanderung sieht er eine Pflanze, die in dieser Umgebung eigentlich nicht vorkommt. Das Gesehene ist in diesem Fall eine Nachricht, die für ihn zu einer Information wird. Es wird zu einer Information, weil der Betrachter einen Kontext zur Verfügung hat, in dem er es als etwas Neues einordnen kann. Es gibt aber keinen Sender. Das Ereignis ist nicht kommunikativ begründet. Es handelt sich um einen kognitiven Vorgang.Kognition

      Erklärung

      Nicht alles, was als Daten in der Umwelt zur Verfügung steht, lässt sich unter Akteuren kommunikativ motivierend nutzen. Die Funktionseinheit Sender muss bei der Auswahl seiner Daten abschätzen können, ob die Funktionseinheit Hörer die Daten erkennt, welche als Träger für eine Information aus der Sicht des Senders genutzt werden sollen. Das erfolgreiche Senden einer Nachricht setzt also Erfahrungen im Umgang mit Daten und den potentiellen Adressaten voraus.

      VerbreitungsmediumZu Beginn steht die Auswahl dessen, was inhaltlich gesendet werden soll. Das Ausgewählte muss mindestens einem Datentyp anvertraut werden, der sich so verbreiten lässt, dass er den Anderen erreicht. Ein Gedanke, der weitergegeben werden soll, muss in der Regel sprachlich erfasst werden. Das Gedankenkonstrukt wird dann lexikalisch und grammatisch ausformuliert. So entstehen transferierbare sprachliche Daten. Wenn die Funktionseinheit Empfänger mit der entsprechenden Sprachkenntnis ausgestattet ist, hat er eine Chance, aus dem so Vermittelten Informationen zu erschließen.

      Sprache ist ein zentrales Verbreitungsmedium.VerbreitungsmediumSprache Es gibt Lauteinheiten, die so strukturiert sind, dass sie in ihrer Funktion von denen, die sie hören, erkannt werden. Aus der Menge von Geräusch-Daten werden die sprachlichen herausgehört. Ähnlich verhält es sich, wenn Papierblätter vorliegen, auf denen Linien und Punkte zu sehen sind. Werden sie als Schrift erkannt, lassen sich im europäischen Umfeld Buchstaben von Daten unterscheiden, die durch Verunreinigungen des Papiers entstanden sind. Ein Verbreitungsmedium funktioniert, wenn es Daten von einem Ort an einen anderen transferieren kann und wenn die Funktionseinheit Sender und Empfänger über Kontexte verfügen, die darin eine Nachricht erkennen, die sie zu den gleichen Informationen führen.

      Eine NachrichtNachricht kommunikativ zu bearbeiten, bedeutet bei der beschriebenen Sichtweise, die Daten zu identifizieren, die für das Erschließen einer Information relevant sind. Relevanz bedeutet für die Funktionseinheiten Sender und Empfänger, über Kontexte zu verfügen, die das Wahrgenommene den Akteuren zu deuten erlauben. Das setzt Technik voraus, die das leistet, wenn der Akteur eine Maschine ist, oder es bedarf Wissen und Erfahrung, die menschliche Akteure in ihrer kommunikativen Umwelt erworben haben.

      Erklärung

      Kommunikation lässt sich als ein Übermittlungsereignis beschreiben. Zwischen den Funktionseinheiten Sender und Empfänger werden Daten über lokale Distanzen hinweg ausgetauscht. Das setzt voraus, dass die Daten vom Empfänger erkannt werden. Sender und Empfänger müssen sich unterstellen können, dass sie über Kontexte verfügen, die die Daten für sie im Sinne einer Information interpretierbar machen.

      Daten und die Welt der Zeichen: Index, Ikon, SymbolZeichen

      Die Intensität unseres kommunikativen Handelns sowie die Sicherheit im gemeinsamen Handeln stehen im Zusammenhang mit der Entdeckung, dass Zeichensysteme es dem Menschen erlauben, Wissens- und Erfahrungsbestände nicht nur kognitiv zu verarbeiten, sondern auch kommunikativ zu verbreiten. Die TierforschungKommunikationTiere belegte in den vergangenen Jahren, dass Tiere durchaus über elaborierte kognitive Modelle verfügen, die ihnen eine informative Orientierung in der Welt ermöglichen. Dieser Umstand ist aber nur bedingt aufzuklären, weil eine Kommunikation darüber mit ihnen nicht möglich ist.

      TierkommunikationInteressant ist ein Bericht über den Papagei Alex. Pepperberg (2009) berichtet darüber, dass dem Tier die Bedeutung von einzelnen Wörtern vermittelt werden konnte. Es war imstande, Resultate einfacher Rechenoperationen als richtig oder falsch zu kommentieren, wenn ihm Ergebniszahlen zu bestimmten Aufgaben vorgelegt wurden. Dabei wurde offenkundig, dass es über so etwas wie einen Zahlen- bzw. Mengenbegriff verfügt. Bisher beherrschte es aber kein bedeutungsgebundenes Zeichensystem, so dass die Rechenfähigkeit verborgen geblieben war. Dinge in der Welt sind sprachunabhängig erkennbar und erlauben es dem Individuum, eigenständige Vorstellungen über die Welt auszubilden. Ob sie kommunizierbar sind, ist damit aber noch keineswegs geklärt.

      Die Forschung zum Papagei erregte Aufmerksamkeit, weil bisher nur von Primaten bekannt war, dass diese trainiert werden können Zeichen zu benutzen, die wir im Umgang mit ihnen dann als kommunikationstaugliche Daten nutzen. Sie werden z.B. trainiert bunte Plättchen mit Klassen von Nahrungsmitteln zu assoziieren, sodass sie diese mittels Plättchen identifizieren können. Auch einfache Handlungen werden markiert und sind dann mit den Objekten verbindbar, so dass syntaktische Effekte entstehen, die als einfache Sätze lesbar sind. Die Tiere lernen mit einem bestimmten Datentyp, bunte Plättchen, umzugehen. Die jeweilig genutzten Artefakte werden mit Klassen von Objekten und Handlungen aus der Umwelt der Tiere fest assoziiert. Diese Fähigkeit ist kommunikativ nutzbar, weil zwischen Tier und Mensch ein Kontext besteht, der aus den Artefaktdaten eine Nachricht erzeugt, die gegenseitig als Hinweis auf Objekte und Handlungen lesbar und zu Informationen für die Beteiligten werden. Diese künstlich erzeugten Daten übernehmen dann die Funktion von dem, was als Zeichen wahrgenommen wird.

      Erklärung

      Kognition und Kommunikation sind unterschiedliche Aktivitäten und zugleich bedingen sie sich, weil etwas Erkanntes bedeutsam wird, wenn es von anderen anerkannt wird. Das geschieht durch Kommunikation.

      ZeichengebrauchZeichenFür den Menschen spielen Zeichen eine wichtige Rolle, wenn es um das Erkennen von Dingen in der Welt geht. Anders als im Tierreich nutzen wir intensiv Zeichen, um Erkenntnisse über uns und die Welt weiterzugeben. Nicht zufällig wird unsere Gesellschaft als Informationsgesellschaft bezeichnet. Dieser Begriff bringt die Besonderheit zum Ausdruck, dass wir unsere Welt in ganz hohem Maße aufgrund von Nachrichten wahrnehmen und sie uns auf diese Weise informationell zugänglich machen. Das ist nur möglich, weil es ein ausdifferenziertes und allgemein anerkanntes System


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