Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin. Julianne Becker

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Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin - Julianne Becker


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nun auch noch los mit einer heftigen Rülps-Attacke, die immer lauter wurde, und bei der einem schon vom Zuhören so richtig schlecht werden konnte. Es war mir äußerst peinlich und ich entschuldigte mich vielmals bei Elvira, schließlich hatten wir uns gerade erst kennen gelernt und über Absorbieren konnte ich zu der Zeit mit niemand reden, ich hatte es versucht, aber man hielt mich nur immer für einen Spinner, also ließ ich es ganz. Aber stoppen konnte ich die Reaktion auch nicht, das kannte ich ja schon, Widerstand und der Versuch willentlicher Kontrolle machte alles nur noch schlimmer.

      Wir folgten beide dem kleinen Weg zu den Höhlen. An einer Stelle spürte ich zusätzlich deutlich größte Traurigkeit, und da war der Weg sehr schmal und die Böschung fiel daneben besonders steil und tief nach unten. Und eine Art Versammlungshöhle auf halbem Weg machte zwischendurch sogar ein gutes Gefühl. Und in der eigentlichen großen Höhle, die eine Passage durch den ganzen oberen Berg bildete und somit auch zwei Ausgänge hatte, da fühlte ich mich körperlich zudem bleischwer und konnte mich kaum noch bewegen und auf den Beinen halten.

      Spätestens bei diesem bleiernen Gefühl erinnerte ich mich ja mittlerweile immer daran, dass es sich um eine Überlagerung aus der Astralwelt handeln könnte, und scheinbar musste ich auf diese Idee auch erst einmal kommen, bevor mir mehr Informationen zugänglich wurden. So auch diesmal. Nun sah ich die Geister, die ich in meiner Rolle als unfreiwillige Hobby-Ghostbusterin gerufen hatten. Ein großer und gut aussehender dunkelblonder Mann mittleren Alters mit sehr viel Charisma war der Anführer und bat mich, die ganze Gruppe ins Licht zu schicken. Und das tat ich dann auch, und diesmal fragte ich sogar, wie viele sie seien und er sagte: Ohne ihn 122. Und es war eine ganze Sippe, alt und jung, aber vor allem Frauen, Kinder und alte Männer, sie hatten vor Jahrhunderten den Freitod gewählt.

      Zum Schluss musste ich sogar kurz lachen, denn da kam noch ein altes Weiblein um die Ecke gehechtet, das fast den Anschluss an die Gruppe verpasst hätte. Diese wettergegerbte und vom Leben gezeichnete Frau blieb kurz vor mir stehen, nickte wortlos und grinste mich wissend und dankbar an. Von ihr war ich wohl gerufen worden. Und bis zum letzten Augenblick hatte sie sich offenbar darauf konzentriert, dass auch alle dabei waren und keiner der Gruppe zurückblieb. Und dann hastete sie in einem sehr ulkigen Gehopse von Stein zu Stein den anderen ihrer Sippe hinterher und war mit ihnen verschwunden.

      Als ich alle auf ihre Reise ins Licht geschickt hatte, erwartete ich, dass ich nun in Leichtigkeit und ohne Rülpser den Ort auch noch touristisch inspizieren könnte, aber weit gefehlt. So oft ich auch diese ganze Schwingung bewusst in mich aufsog und sie nach oben abgab, es änderte nichts an meiner Übelkeit. Schließlich verließ ich mit Elvira wieder La Fortalezza.

      Was immer dahinter steckte, dieses Feld war von der Schwingung her so grauenvoll niedrig, das überstieg einfach meine Kraft bei weitem. Selbst später, als ich schon an der Küste lebte, im gleichen Barranco spazieren ging und in die Berge schaute, erwischte mich dieses Feld noch so manches Mal. Und da war das ausgetrocknete Flussbett breit und die Böschung nur noch zwanzig Meter hoch.

      Ich wurde auch das Gefühl nicht los, dass dieser Ort eigentlich eine Richtstätte der Ureinwohner gewesen sei, und es dort schon in der Guanchen-Zeit zu grausamen Bestrafungen gekommen war. Die Nutzung der Höhle alleine zu faschistischen Versammlungen in der Francozeit konnte diese niedrige Schwingung und die Heftigkeit dieses Feldes nicht erzeugt haben, aber die Anhänger des Diktators Franco hatten sich bestimmt in La Fortalezza sehr wohl gefühlt. Während also die Gruppe, die ich ins Licht schickte, irgendwie zusammen in den Freitod ging, waren zuvor vermutlich über Jahrhunderte hinweg an der einen Stelle des Weges, wo ich mich auch so überaus traurig gefühlt hatte, Menschen hingerichtet und in den Tod gestürzt worden.

      Ätherische Intimsphäre

      Meine Übelkeit wurde also durch Unterschiede in der Schwingung ausgelöst, und dann vor allem, wenn die Schwingung erheblich schwerer und niedriger war als meine eigene. Früher hatte ich nur deshalb seltener solche Beschwerden, weil ich erstens selbst in einer viel niedrigeren Eigenschwingung lebte und der Unterschied deshalb nicht so groß sein konnte, und weil ich mir zweitens angewöhnt hatte, im Moment der Feldannäherung und als unbewussten Umgang damit die Schwingung meines Körpers ganz schnell und deutlich abzusenken, um den Unterschied wieder auszugleichen, der Übelkeit sozusagen vorzugeugen durch eine niedrigere Eigenschwingung und mich weiter wohl zu fühlen.

      Und da hatte ich eine entscheidende Idee: Was, wenn das auch den Hintergrund erklärte, warum ich so oft in meinem Leben unkontrollierbar viel essen musste? Ich hielt mich ja schon lange für esssüchtig. Nannte ich dann vielleicht nur die unbewusste vorbeugende Maßnahme meines Körpers gegen Übelkeit eine Fress-Attacke? Dann sollte sie mich vielleicht nur schützen vor Übelkeit und Rülpserei? Meine Jahre in all diesen Selbsthilfegruppen fielen mir ein, zum Beispiel bei den Overeatern Anonymous, den anonymen Ess-Süchtigen. Na wunderbar, falls die Menschen in diesen Gruppen niegrigere und deutlich andere Schwingungen hatten, gab mir deren Aufnahme ja erst recht Grund, um zu einem Vielfraß zu mutieren. Ich hielt die Felder nicht aus! Und das waren offenbar Felder, die sowohl von Lebenden als von Toten stammten. Und diese Felder blieben nach dem Tod an der Umgebung kleben, so hatte ich nun La Fortalezza verstanden.

      Mit einem Suchtanfall oder einer Fress-Attacke gelang es mir, mich sehr schnell an eine schwere und dunkle Schwingungsumgebung anzupassen, es war also mein Geheimrezept, um weiter symptomfrei vergnügt zu leben. Und dann reagierte ich mit einem Riesenappetit auf industriell verarbeitete Nahrungsmittel, die Zucker oder Mehl enthielten, am besten funktionierte jeglicher Fastfood. Aber Fleisch- und Wurstgenuss, Alkohol, ja selbst Zigaretten taten es auch, es waren nur nicht meine bevorzugten Mittel der Wahl. Und es war auch egal, ob ich dabei von eigenen oder fremden Felder erwischt wurde, nur der Schwingungsunterschied bzw. die Fremdheit der Energien spielte eine Rolle.

      Waren diese Schwingungen als Projektionen dann auch noch deutlich an mich selbst gerichtet und schlugen mit dieser Absichtsenergie in meiner Aura ein, gab es sogar einen kleinen Schlag und meine Reaktion wurde noch intensiver.Und je langsamer eine Schwingung und je zielgerichteter der Einschlag in meiner Oberfläche, umso heftiger die Attacke. Das konnte sich regelrecht wie der berühmte Schlag in die Magengrube anfühlen.

      Einmal hatte mich eine ganz harmlose Bemerkung einer Freundin schier umgehauen und tagelang beschäftigt, und das nur, weil ich ich für sie offen blieb und mich nicht wehrte. Ich nahm die ganze Wucht fassungslos-widerstandslos entgegen. Eine ärgerliche Antwort meinerseits dagegen hätte das Zeugs der Freundin sofort wieder aus mir rausgeworfen, jede patzige Bemerkung war dazu geeignet. Erst meine bedingungslose Annahme bescherte mir dieses Problem, aber ich erkannte es nicht. Ich entschied stattdessen, mich nicht mehr mit Menschen, die noch wild mit Projektionen um sich warfen, zu verbinden.

      Das mit den Projektionen hatte ich schon lange vorher in irgendwelchen Büchern gelesen, aber nicht wirklich verstanden, also mit Wirkung auf mein Leben umgesetzt, erst mit Tom im Restaurant begriff ich so nach und nach, dass es genau das war, was mich gesundheitlich die ganzen Jahre so trudeln ließ. Bis dahin blieb es ein nettes Konzept in meinem Kopf. Und die Auswirkung war sehr umfassend: Sobald Menschen etwas über mich wussten und über mich nachdachten, sandten sie damit auch solche Felder aus und wenn ich ihnen unbedacht meine Aura öffnete oder auch nur meinen Aurahund Struppi einfach streunen ließ, sammelte ich das alles auch noch regelrecht ein und machte mir damit das Leben schwer. Wegen dieser Vermutung hatte ich schon auf dem Campingplatz meine verbliebenen Freunde und meine Familie gebeten, nicht mehr über mich nachzudenken und mich ganz loszulassen, sobald unser Treffen oder ein Telefonat beendet war. Und es war ein Grund mehr dafür, alle Freundschaften in Vorlieben zu verwandeln, denn wenn ich jeden Kontakt so beendete, als sei es der letzte und ich könnte in Frieden sterben, gab es da auch minimal wenig zum Nachdenken und Projizieren.

      Später fand ich zum Glück heraus, dass die anderen keine Rolle spielten. Ich brauchte sie nicht und sie mussten es auch nicht wissen. Wenn ich selbst die Verbindung sofort nach dem Kontakt bewusst trennte, konnte keiner sich mehr mit mir verbinden und keine Projektion bei mir landen, ich musste dann nur entsorgen, was schon in meiner Aura hing.. Nun verstand ich auch meine Idee damals in der Hütte bezüglich "sich nicht um mich sorgen" besser, denn Sorge war eine super niedrige Angstfrequenz und man dachte über den anderen in ganzen Horrorszenarien


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