Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin. Julianne Becker
Читать онлайн книгу.ankommenden Felder höher lagen als meine eigenen, öffnete ich mich gerne und suchte regelrecht nach solchen erhebenden Ereignissen, mit ihnen fühlte ich mich viel heller und freudvoller. Dann wartete ich zum Beispiel regelrecht auf den Anruf von Tom, so gut tat mir das, dann dockte ich mich umgekehrt an die energetische Kaffeetafel des anderen an. Deshalb drängte sich mir der Begriff "Licht" auch so auf: Schnellere und damit höhere Schwingungen als die eigenen nahm ich eben als hell, sonnig, leicht und freudig wahr, einfach so richtig zum Wohlfühlen.
Konsequenterweise hatten diese Überlegungen nun zur Folge, dass ich auch nicht mehr an die tollen und höher schwingenden Menschen denken wollte, denn dann hängte ich mich ja sicherlich auch in deren Aura und verdrehte und quetschte sie mit meiner viel niedrigeren Schwingung. Es sei denn, ich wurde ausdrücklich von ihnen eingeladen und aufgefordert, dann natürlich gerne. Es war doch eine Frage der Achtung, diese wunderbaren Menschen ansonsten energetisch in Ruhe zu lassen.
Da hatte ich sie doch, meine ätherische Intimsphäre, nach der ich schon so lange suchte: Keine Projektionen mehr aussenden und das Feld bei mir selbst halten, so einfach war das. Wozu auch über andere nachdenken, das war doch deren Sache. Und umgekehrt musste ich dafür Sorge tragen, dass keiner ätherisch bei mir 'rumspazieren konnte oder unerlaubt Hellsehen oder Auralesen. Ich wollte vorher gefragt werden. Und dann bemühte ich mich vor allem, meine Schwingung, also mein Bewusstsein, kraftvoll zu halten, und möglichst nicht mehr als unbedingt erforderlich in Verbindung gehen. Im Falle von La Fortalezza war es also besser, den anderen Weg zu nehmen, dieses dunkle Feld schlug einfach ziemlich unverdaulich auf den Magen.
World Trade Center
Sollte ich mich also von jedem menschlichen Kontakt zurückziehen, um relativ normal zu leben? Ein Leben im Kloster, im Ashram oder in einer Höhle im Himalaja? Wollte ich das? Hatte ich dazu überhaupt noch eine Alternative? Dann würde ich nur noch, wie alle anderen Menschen auch, von den ganz großen Feldern erwischt, die ganze Völker, Zeiten, Politik oder was immer betrafen und ansonsten könnte ich mich darauf konzentrieren, eigene Felder zu erzeugen, die mir wichtig erschienen oder auch einfach nur darauf, mein eigenes bewusstes Feld stabil zu halten. Wer weiß, wo die Menschheit schon wäre mit ihrem Unfug, wenn da nicht immer schon welche als Waschmaschinen zum Beispiel im Himalaja gesessen hätten und die großen weltumspannenden Felder leerten und die Kiste hier in 3d relativ stabil hielten.
Den Angriff damals auf die Tower des World-Trade-Centers hatte ich zum Beispiel innerlich als halbstündiges gründliches Rumoren und große Übelkeit erlebt, ohne mir erklären zu können, woher das kam. Als ich dann am Abend des gleichen Tages tatsächlich erfuhr, was da passiert und als Feld oder Projektion massiv sozusagen in den Solarplexus der menschlichen Kollektivpsyche eingeschlagen war, rechnete ich die Zeit zurück: Und es war mir selbst genau zwei Stunden vor dem Anschlag so schlecht gegangen! Also wahrscheinlich, als die endgültige Entscheidung fiel und es kein zurück mehr gab, sie sich dann nur noch auswirken musste. Als es dann tatsächlich passierte, ging es mir längst wieder besser, allerdings blieb ich den ganzen Tag über recht verwirrt, ich nutzte nämlich damals Radio und Fernsehen kaum.
Erst am Abend brachte mich ein Anruf meiner Tochter aus dem Internat, die wissen wollte, wie es mir bei diesen Nachrichten erginge, in Kontakt zu dem Vorfall und ich schaltete alarmiert und entsetzt den Fernseher ein. Nun, mir ging es eigentlich, wie gesagt, bis dahin gut. Und nun TV schauend zentrierte ich mich, ich wusste ja noch nichts von Feldern und hatte auch noch wenig verstanden, und so befragte ich mein Herz, meine innere Stimme, wie ich helfen könne und was eine angemessene und die beste Reaktion wäre, und ich spürte, wie es gut wäre, und so machte ich es dann auch:
Ich hielt einfach nur die gesamte Situation in mitfühlender Konzentration umarmt, alle noch Lebenden und alle Toten, Täter und Opfer gleichermaßen, ich war einfach in Liebe und Vertrauen mit ihnen.
Später, mit dem Buch verstand ich, dass ich den Raum für Prozesse gehalten hatte, durch die alle diese Betroffenen gingen, um physische Schmerzen, Gedanken und Emotionen so leichter und zügiger umzuwandeln, so dass es allen Beteiligten bald wieder besser gehen konnte. Und ich wusste, ich war auch damit nicht alleine gewesen.
So ein Ereignis glich einem großen weltweiten Klingeln, da rappelte der Wecker bei allen, das gab Wellen durch die gesamte menschliche Kollektivpsyche. Und jeder musste sich dem Ereignis stellen und sich fragen, was sein Bewusstsein zu dem Zeitpunkt war und in dem dann genau so handeln, wie er es für richtig hielt. Und dann damit umgehen, dass offensichtlich jeder Mensch anders reagierte, also in einem anderen Bewusstsein lebte, und daran wachsen und aufwachen. Und dass alle Menschen eins waren und die Menschheit längst zusammengerückt in einem Boot saß, das wurde plötzlich auch jedem klar, der bisher nur in seinem eigenen kleinen Innenleben und innerhalb seines Gartenzaunes einfach so vor sich hingelebt hatte.
Endlich alleine
Aber zurück zu meiner Inselerfahrung. Ich hatte mich nach und nach von Elvira entflochten, die eine ganz Nette war und mich ja eigentlich auch großzügig zu sich eingeladen hatte, die dann aber leider mit mir nur Schmuck und Tücher filzen wollte, und das macht in mir gleich die schlappe Hand. Bei mir war längst ausschließlich das Buch dran, ich hatte eigentlich keine Lust mehr zu filzen und diese oberflächlichen Accessoires interessierten mich nicht. Auch sonst hatten wir beide uns nichts zu sagen, aber das wunderte mich nicht, es konnte mich ja mittlerweile keiner mehr verstehen, und ich konnte es nicht ändern.
Es war dennoch eine schöne Zeit, die ich in den kanarischen Bergen mit ihr und ihren Freunden verbrachte, ihre Lebensweise berührte mich sehr. Auch landschaftlich war die Lage ihres Hauses sehr reizvoll, die Umstände entwickelten sich ideal, um auf der Insel anzukommen und zu akklimatisieren, ich war ihnen allen sehr dankbar, sie hatten mich sehr herzlich aufgenommen. Und ich bemühte mich, ihnen auf meine Weise zu geben, was ich geben konnte. Wie versprochen half mir Elvira dann auch noch eine Wohnung zu finden. Doch sicher war sie auch enttäuscht, jetzt nicht die Filz- und Geschäftspartnerin in mir gefunden zu haben, die sie sich erhofft hatte. Ich selbst hatte es ja auch mit ihr ausprobieren wollen. Ein neues Leben zusammen mit Elvira und mit Filz auf Gran Canaria war eigentlich sehr verlockend gewesen.
Aber ich konnte es nun auch nicht ändern, dieses Manuskript musste geschrieben werden, der innere Drang dazu war mittlerweile sehr groß, eine fixe Idee sozusagen. Als dann Elvira auch noch immer wieder betonte, meine Lichtfilzlinge würde man auf der Insel nicht verkaufen können, und da mochte sie wohl recht haben, sah ich das als Zeichen, dass Filzen gerade nicht dran war, denn ohne meine Lichtfilzlinge machte mir Filzen keine Freude.
Nach sechs Wochen fanden wir eine Wohnung für mich in einem kleinen spanischen Ort außerhalb des Touristengebietes und mit drei Kilometer Distanz zum Meer, also eine Entfernung, die ich durchaus alleine zu Fuß bewältigen konnte. Alle Banken und Läden lagen um die Ecke, meine Vermieterin war Deutsche, lebte aber auf einer anderen Insel und der riesengroße Balkon nach Süden verzauberte mich gleich. Ich hatte meine ideale Umgebung gefunden, um mich ganz auf mein Buchprojekt zu konzentrieren.
Dann war ich endlich alleine und genoss es, von Tag zu Tag klarer und mehr ich selbst zu sein. Und als ich das Kapitel über die Afrikatrance schrieb und wieder intensiv über die prä-materielle Ursubstanz nachdachte und auch St. Germain dazu befragte, ging es mir offensichtlich wieder zu gut, und dann neigte ich zu Leichtsinn: Denn in mir kam just wieder der Forscher durch, jetzt, wo ich das mit den Feldern aus prä-materieller Substanz verstanden hatte, die andere Menschen "Elementale" oder "Geister" nannten. Getrost und mit gutem Gewissen begann ich neben dem Schreiben auch wieder, an meinen Lichtfilzlingen weiter zu filzen, und ich dachte:
Eigentlich solltte ich doch auch einen eigenen Duduu-Versuch machen, einen einzigen wenigstens, nur so zu Forschungszwecken. Auch wenn ich längst wusste, dass es Unfug war und das Feld oder der Geist sich vielleicht nur auf mich selbst auswirken würde. Ein einziges Mal, nur für das Buch, das war ich meinen Lesen doch schuldig. Ich war halt so praktisch veranlagt. Und natürlich wollte ich mich ins Zeug legen, dass das Elemental sich so auswirkte, wie ich es wollte, und eben nicht bei mir. Denn die kleine Zauberin in mir, die konnte es dann doch auch einfach nicht lassen. Und ich fragte St.Germain, was