Curriculum Prothetik. Jörg R. Strub
Читать онлайн книгу.angepasst werden.
Der Patient wird angewiesen, die Modellgussprothese mindestens zweimal täglich mit einer Bürste (spezielle Prothesenbürsten haben sich besonders bewährt) und einer nicht abrasiven Zahnpasta oder Geschirrspülmittel (gut abspülen) zu reinigen. Spezielle Prothesenreinigungsmittel (Sprudeltabletten) setzen Sauerstoff frei und sind ebenfalls sehr effektiv. Die Anwendung von kleinen Ultraschallreinigungsgeräten (z. B. Sonorex TK 22, Bandelin, D-Berlin) ist für die tägliche Reinigung der Teilprothesen besonders zu empfehlen. Ultraschallreinigungsgeräte scheinen schon mit reinem Wasser den Prothesenkunststoff deutlich effizienter zu reinigen als die alleinige Verwendung von sprudelnden Prothesenreinigungsmitteln (Abelson 1981).
In die Endposition darf die Teilprothese ausschließlich durch Fingerdruck gelangen. Sollten sich dennoch Klammeranteile verbiegen, so sollte der Zahnarzt aufgesucht werden, genauso wie bei Irritationen am Zahnfleisch oder Kieferkamm, Retentionsverlust oder Passungenauigkeiten. Das vorhandene Restgebiss muss vom Patienten regelmäßig mit Zahnbürste, Zahnpasta und weiteren empfohlenen Mundhygienehilfsmitteln gereinigt werden. Zur Kariesprophylaxe ist ein regelmäßiges Spülen mit einer fluoridhaltigen Lösung zu empfehlen. Die erste Nachkontrolle erfolgt nach 1 oder 2 Tagen.
Abhängig von dem Ausmaß der zu erwartenden Mitarbeit des Patienten wird dieser zwei- bis viermal pro Jahr zu Nachsorgeterminen einbestellt. Während dieser Nachkontrollen ist vor allem auf kariöse, tegumentale und parodontale Läsionen zu achten. Auch sind die Passung der Prothese, die statische und dynamische Okklusion und eine erhöhte Zahnbeweglichkeit zu überprüfen. Ziel ist es, dass die Modellgussprothese über einen langen Zeitraum hinweg funktionstüchtig bleibt und die oralen Gewebe durch sie nicht geschädigt werden.
Sollte es über eine längere Tragezeit durch Abnutzung zu einem Retentionsverlust einer Gussklammer kommen, sollte nicht versucht werden, die Klammerretention durch einen Aktivierungsversuch an der Klammer durch Verbiegen wiederherzustellen. Denn dabei besteht immer die Gefahr einer Klammerfraktur, die eine aufwendige Instandsetzung der Teilprothese verursachen würde. Stattdessen kann die Retention der Klammer durch eine minimale Zahnumformung mittels Kompositkunststoff vorhersagbar und non-invasiv erfolgen. Ohne eingesetzte Prothese wird hierzu der Zahn auf seiner Retentionsfläche mit Säure-Ätztechnik und Schmelzadhäsiv konditioniert, dann die Teilprothese eingesetzt und mit farblich passendem, dünnfließendem Kompositkunststoff direkt oberhalb des Retentionsarmes eine etwa 0,2-0,3 mm dünne Wölbung aufgetragen. Nach Lichthärtung kann die Klammerprothese leicht entfernt werden, da sich der Kompositkunststoff nicht mit der unkonditionierten Klammer verbindet. Bei zu starker Retention wird die Wölbung mit Polierscheiben leicht reduziert; bei zu geringer Retention kann die Wölbung weiter verstärkt werden.
Tabelle 34-1 fasst nochmals das klinische und labortechnische Vorgehen zusammen.
Tab. 34-1 Übersicht zum klinischen und labortechnischen Vorgehen
Klinik | Labor |
Anamnese, Befundaufnahme, OK-, UK-Röntgen (Panoramaschichtaufnahme, Einzelfilm-Status), Situationsabformung mit konfektioniertem Löffel, Gesichtsbogenübertragung, Kieferrelationsbestimmung | |
Herstellung von Studienmodellen, schädelbezügliche Montage der Modelle | |
Modellanalyse im Artikulator und Parallelometer, Diagnose, Planung | |
Hygienephase, präprothetische Vorbehandlung, Reevaluation der Vorbehandlung [evtl. erneute Situationsabformung mit konfektioniertem Löffel, Gesichtsbogenübertragung, Kieferrelationsbestimmung] | |
[Herstellung von Studienmodellen, schädelbezügliche Montage der Modelle] | |
[Modellanalyse im Artikulator und Parallelometer], [Diagnose; Planung der Modellgussprothese] | |
Diagnostische Präparation von Auflagen und Schleifkorrekturen am Studienmodell | |
Herstellung eines individuellen Löffels | |
Prothetische Phase: Präparation von Auflagen, retentive Füllungen und Schleifkorrekturen, Politur, definitive Abformung, Fluoridierung, Auswahl von Zahnfarbe und -form | |
Herstellung der Arbeitsmodelle, Herstellung von Registrierschablonen | |
Gesichtsbogenübertragung, Kieferrelationsbestimmung, schädelbezügliches Einartikulieren, Montage im Artikulator | |
Aufstellen der Prothesenzähne in Wachs | |
Anprobe der Wachsaufstellung; Komplettierung der Arbeitsunterlagen für das Labor | |
endgültige Vermessung; Gerüstherstellung | |
Gerüstanprobe | |
bei Kennedy-Klasse I und II*: Kunststoffsättel als individuelle Löffel anbringen | |
*Kompressionsabformung der Sättel | |
*Erstellung des Sekundärmodells (Altered-Cast-Modell) | |
Übertragung/Zahnaufstellung in Wachs auf dem Gerüst | |
Anprobe der Wachsaufstellung auf dem Gerüst, Gesamteinprobe | |
Fertigstellung in Kunststoff | |
Anprobe der fertigen Arbeit auf dem Gerüst, Eingliederung der fertigen Arbeit | |
Kontrolle | |
Nachsorge |
*Diese Schritte sind bei einer Altered-Cast-/Kompressions-Abformung zusätzlich durchzuführen.
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35 Einführung in die Geschiebeprothetik (mit klinischem und labortechnischem Ablauf)
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