Stalking. Margarithe W. Mann
Читать онлайн книгу.ist aber der nächste Weg, wie man sagt, um einen Garten zu bearbeiten”, stellt er fest. Ich schüttele den Kopf und erzähle Jacob vom unverschuldeten Verlust meiner kleinen Praxis und dem Vorhaben, in meine Heimat zurück zu kehren. „Übermorgen fahre ich wieder los, dann bin ich soweit fertig mit dem was ich schaffen wollte”. „Wann nächstes Jahr kommst du zurück?”, möchte er wissen. Er schenkt mir noch ein Glas Wein nach und dreht sich eine Zigarette. „Stört dich der Rauch?, warte, ich mache mal einen Moment die Tür auf ”, sagt er, als er sieht, dass ich mir die Augen wische. Betty steht auf, schaut aus der Tür und geht dann vorsichtig hinaus, sie kehrt aber umgehend zurück, als sie merkt, dass ich ihr nicht folge und noch sitzen bleibe. „Interessiert dich das, oder soll ich etwas anderes im Fernsehen einschalten?”, erkundigt er sich und deutet in Richtung Bildschirm. Seine Aufmerksamkeit kommt mir schon fast unheimlich vor. Das kommt vielleicht daher, weil mir bisher nicht viel männliche Fürsorge zuteil wurde. Ich gebe darauf eine ehrliche Antwort und sage: „Nun ja, eigentlich ist bei mir am Freitagabend immer Krimizeit”. Jacob nimmt die Fernbedienung, schaltet das von mir gewünschte Programm ein und wechselt das Thema: „Morgen kommt auch die Rosi wieder, … das hat sie jedenfalls zu mir gesagt. Wir kommen gern noch einmal zu Dir rüber und helfen Dir, den Rest fertig zu bekommen”. „Nein, nein, das ist wirklich nicht nötig, ich bin fast am Ende meiner Arbeit. Ich fahre morgen nur noch zum Baumarkt und kaufe ein paar Säcke Rindenmulch zum Abdecken. Vielleicht hat Deine Freundin ja auch gar keinen Bock und möchte etwas anderes machen”, entgegne ich. „Ich hab` doch schon gesagt, die Rosi ist nicht meine Freundin, … und meine Frau schon gar nicht, sie hätte mich zwar gerne gehabt aber ich sie nicht. Ich kenne die Rosi von früher, sie war mal eine Arbeitskollegin von der Katrin mit der ich zusammen bin. Die Katrin ist fast fünfundzwanzig Jahre jünger als ich und die Mutter meiner Tochter”, berichtet er und fährt fort: „Die Katrin kommt alleine nicht zurecht und ich bin eigentlich nur noch mit ihr zusammen wegen Lara, meiner Tochter, die ist jetzt vierzehn Jahre alt. Ich habe auch noch einen älteren Sohn, Sandro, er ist über zwanzig, aber zu ihm habe ich keinen Kontakt. Ich war nicht lange mit Sandros Mutter zusammen, … ich war noch nie verheiratet, … bist du verheiratet und hast du Kinder?”. „Nein, ich bin nicht verheiratet, ich hatte das Vergnügen zweimal ohne Erfolg, ... na ja und meine Kinder sind aus dem Haus; meine zwei Mädels und die beiden Jungs auch”. „Oh, vier Kinder hast du und lebst alleine?, … oder bist du mit jemanden zusammen?”, setzt er seine Befragung fort, die mir ehrlich gesagt schon fast ein wenig lästig wurde, in Anbetracht der wenigen Stunden, die man sich kennt. „Ich lebe schon lange allein, meine Kinder besuchen mich oft und ich habe Betty, ich habe auch keinerlei Bedürfnis eine feste Beziehung einzugehen. Ich habe kein Glück in der Partnerschaft gefunden, meine Erfahrungen damit sind schlecht, um es gelinde auszudrücken. Ich bin lieber solo geblieben und habe alles sehr gut allein geschafft.”, gebe ich preis und will damit meinem Gegenüber ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen. Mir ist ein gewisses Interesse seinerseits an meiner Person nicht entgangen und ich ziehe es vor, die Unterhaltung zu unterbrechen und meine Hütte aufzusuchen. „Ich glaube es ist an der Zeit nach Nebenan zu gehen, vielen Dank für den Wein, … eine gute Nacht wünsche ich dir”, verabschiede ich mich. „Gern geschehen, … du kannst morgen sehr gern wiederkommen wenn du möchtest, ich schlafe fast immer hier im Garten. Wein ist ja auch noch da, und außerdem ist es bei mir schön warm. du hast noch keine Heizung wie ich mitbekommen habe, … oder?”. „Das ist richtig, ich habe aber einen Radiator zu Hause, den bringe ich im Frühjahr mit”, bestätige ich seine Feststellung. „Also dann sehen wir uns morgen, ich freue mich, wenn du wieder rüber kommst, … also tschüss und gute Nacht, … man sieht sich”, ruft er mir noch durch die bereits halb geschlossenen Tür seiner Hütte zu. Es ist ganz schön frisch hier in meiner Laube, wenn ich es geschmeichelt formuliere. Betty springt sogleich auf ihre Liege mit der dicken Decke, ich suche ebenfalls umgehend mein Nachtlager auf und krieche in beide Schlafsäcke. „Na, Betty, was meinst du?, was machen wir morgen?, gehen wir wieder in die Nachbarschaft oder nicht?”. Mein Hund merkt sofort, dass er gemeint ist und angesprochen wurde. Er hebt den Kopf und schaut ein wenig unter seiner Decke hervor, so als wolle er sagen: „Ja, Frauchen, das wäre sicher nicht verkehrt, es ist ganz schön kalt hier. Der Herr Jacob von nebenan ist zwar ein wenig neugierig, aber er scheint ganz nett zu sein und übermorgen fahren wir doch sowieso wieder nach Hause”. „Du hast recht Betty”, meine ich und lösche das Licht. Als ich am nächsten Morgen aus der Koje krabbele und ins Freie trete, sehe ich eine dünne Eisschicht auf dem kleinen Teich. Es ist wirklich höchste Eisenbahn, hier vorläufig die Zelte abzubrechen, ich sehne mich auch zunehmend nach meiner Badewanne. Ich mache mich ein wenig frisch, frühstücke in aller Ruhe und genieße einen herrlichen heißen Kaffee. Als sich auch Betty erhebt steigen wir beide ins Auto und fahren zum Baumarkt. So wie ich es vor hatte kaufe ich Rindenmulch zum Abdecken. Betty sitzt dabei nicht so wie immer im großen Kofferraum, sondern auf dem Rücksitz. Obwohl die es nicht kennt, angeschnallt zu sein, macht sie keine Probleme und lässt alles geduldig über sich ergehen. Den Platz im Kofferraum kennt sie seit ihrer Welpenzeit. Ich hatte die Hutablage entfernt und hinter den Rücksitzen ein Gitter angebracht, so hat Betty von je her einen sicheren und geräumigen Platz. Obwohl mir durch Bettys „Umquartierung” der Kofferraum für den Rindenmulch zur Verfügung steht, muss ich dreimal bis zum Baumarkt fahren, um genügend davon herbei zu schaffen. Indessen ist es Mittag geworden, ich versorge Betty und esse einen Döner, den ich mir an einer Imbissbude mitgenommen habe. Von meinem Nachbarn Jacob, sowie von der Rosi ist nichts zu sehen. Ich bin ehrlich gesagt eigentlich ganz froh darüber, warum, kann ich jedoch nicht eindeutig sagen. Das überfreundliche Verhalten von Jacob löst eine gewisse Unsicherheit in mir aus. Am Nachmittag bin ich dann mit den Arbeiten fertig, die ich unbedingt vor meiner Abfahrt schaffen wollte. Während ich die Arbeitsgeräte verstaue nehme ich mir vor, noch die drei Fenster auszumessen, zwei größere und ein kleines. Ich werde in den Monaten der Gartenpause neue Gardinen nähen. Betty läuft Richtung Gartentor und gleichzeitig höre auch ich meinen Nachbarn Jacob mit dem Motorrad herankommen. „Ich habe dich schon vermisst!. Du warst schon weg gefahren, als ich aufgestanden bin. Ich dachte, du und Betty seid doch schon heute nach Hause gefahren, weil es ziemlich kalt geworden ist”, ruft er zu mir herüber und fügt hinzu: „Aber ich habe es schon gemerkt, du findest nicht eher Ruhe, bevor du nicht Deinen Plan erfüllt hast”, scherzt Jacob. „Genauso ist es, … schließlich haben wir es doch als vorbildliche DDR – Bürger gelernt, stets unseren Plan zu erfüllen, … oder nicht?”, gebe ich lachend zurück. „Du hast vollkommen recht, aber ich hoffe, du stimmst mir zu, wenn ich sage, dass es in deiner Bude am Abend zum Sitzen viel zu kalt ist. Jetzt wo die Sonne weg ist, fängt es an frisch zu werden. Ich gehe also davon aus, dass du nachher wieder ein wenig zu mir herüber kommst, … und Wein ist auch noch da, der muss alle werden. Du weißt, ich trinke keinen Wein“. Jacob kommt an den Zaun heran, reicht mir die Hand und schaut mich erwartungsvoll an. „Ja, o.k, ich nehme an, aber ich komme später, wenn ich fertig bin, ich möchte meine Hütte erst noch aufräumen und wischen bevor ich morgen abfahre”. Sofort ärgere ich mich ein wenig über mich selber, weil ich so eine Art Rechenschaft abgelegt habe was mein Handeln betrifft. Ich gehe mit Betty in meine Unterkunft zurück, wir essen zu Abend und ich erledige die besagten, noch anstehenden Dinge. Als ich damit fertig bin, ist es bereits dunkel geworden. „Na komm` Betty, gehen wir uns aufwärmen, es wird kalt und es ist wirklich an der Zeit, dass wir morgen nach Hause fahren, … nicht wahr?”. Mein Hund sieht mich an so als ob er sagen wolle: „Na, Frauchen, das finde ich aber auch und vergesse bloß nicht die Heizung mit zu nehmen, wenn wir das nächste Mal hier her fahren!”. Sie steht auf, schüttelt sich und folgt mir dicht auf den Fersen bis zur Nachbarhütte. Ein Bewegungsmelder kündigt unseren Besuch an. Er spendet zwar nicht gerade ein Flutlicht, aber ohne diese schummerige Beleuchtung könnte man kaum den Weg bis dahin erkennen, der ganz dicht am angelegten Teich vorbei führt. Na und Betty mit ihrem schwarzen Fell wäre total unsichtbar. Wieder ertönt Jacobs forsche dunkle Stimme und fordert mich auf einzutreten, nachdem ich wie gestern zaghaft angeklopft habe. „Setz` dich”, sagt er während er aufsteht und den Wein, sowie ein Glas aus einem angrenzenden Raum holt und mir einschenkt.„Ich habe gedacht, der Franzl kommt dieser Tage mal vorbei, damit du ihn auch kennenlernst. Ich habe dir doch erzählt, dass der Franzl mein Freund ist. Wir haben den Garten schon einige Jahre zusammen. Der Garten und auch die Hütte hier hat mal einer älteren Frau gehört, die lebt aber schon viele Jahre nicht mehr. Ich denke mal, der Franz wird Beschwerden haben mit