Aus den Tiefen des Tages und der Geschichte. Helmut Lauschke

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Aus den Tiefen des Tages und der Geschichte - Helmut Lauschke


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Hinhören

      beim tausendfachen Vorsichhinsprechen erlernbar sind.

      Sie muss in Zeiten der Diktaturen schnell

      in den begrifflichen Einzelteilen verstanden

      und in der Praxis des Sprechens angewandt werden,

      um Besuche von und bei der Staatssicherheit zu vermeiden,

      soweit es eben möglich ist.

      Es gibt Meister des Zuhörens,

      Menschen, die es über Stunden können,

      ohne ein Wort von konstruktiver Bedeutung zu sagen.

      Auch gibt es Meister der angewandten Satzanatomie

      in Situationen, die kritisch sein können

      in Bezug auf den Abtransport in ein Lager der harten Arbeit

      und politischen Umerziehung

      oder im Verschwinden auf die schnelle Art.

      Die Normalität in Richtung Ausgeglichenheit bleibt die Ausnahme.

      Das lernt der Betroffene durch die Findigkeiten,

      die von Mal zu Mal spitzer und gemeiner werden.

      Gefestigt wird das System durch Schlägertrupps,

      die über die erforderliche Skrupellosigkeit verfügen

      und alles, was Kultur bedeutet, abgrundtief verachten.

      Das wird sofort klar,

      wenn man selbst in die missliche Lage der staatlichen Strangulation gerät.

      Man erinnert sich an den Spaziergang durchs Dorf

      in der friedlichen Abendluft mit den Stallgerüchen

      und dem lautlosen Picken und Scharren der Hühner.

      Dass sich das Leben seit dem Spaziergang verändert hat,

      hebt die Notwendigkeit umso mehr hervor,

      sich der veränderten Satzanatomie ohne Illusionen zuzuwenden.

      Akzentlos ist die Integration

      nicht möglich.

      Warum auch sollten Akzente,

      wie es die Sprachakzente nun mal sind,

      aus den unterschiedlich sprechenden Köpfen

      herausgezogen oder herausgebrochen werden?

      Die Farbpalette gehört auch in die Sprache.

      Doch ist jede Akzentverschiebung verdächtig,

      dass, aus welchen Gründen auch immer,

      nicht mehr die eigene, die ursprüngliche Sprache

      gesprochen wird,

      sondern etwas ganz anders gesagt wird,

      um das Eine zu verschweigen und das Andere zu erreichen,

      was sonst nicht zu erreichen ist,

      wenn das andere Eine nicht verschwiegen wird.

      Jeder Mund hat seinen individuellen Akzent,

      der sich im Gang durchs Leben kaum oder gar nicht ändert.

      Die Wortechtheit wird durch den angeborenen Akzent bekräftigt

      und durch den falschen, den nichtangeborenen infrage gestellt.

      Völker haben Völkersprachen,

      in denen die Volksgruppen ihre unterschiedlichen Akzente setzen.

      Auch gibt es Lieder ohne Worte,

      aber Wortanbindungen ohne Akzente gibt es nicht.

      Das Konzept der Früh- und SpätIntegrationen

      und seiner nie fertigen Programme

      beginnt in den Sprachen.

      Es muss gesprochen und ausgesprochen werden,

      wenn das Augenblickliche mit den Druckstellen der Unterschiedlichkeit verändert

      beziehungsweise verbessert werden soll.

      Man muss also lernen, sich gegenseitig verstehen zu wollen,

      um der Absicht auf den Grund zu gehen

      und mit dem Grund zur Gründung der Veränderung zu kommen

      und beides, Grund und Gründung, einfach und verständlich auszusprechen.

      Der Facettenreichtum ist Ausdruck der Zeithöhe der Kulturen.

      Das drückt sich sprachlich in der Vielfalt der Wortakzente aus.

      Es gibt gute Gründe zu sagen:

      Bleib bei deinem Akzent und verlier ihn nicht,

      damit es dem Menschen in Zukunft wieder besser geht.

      Zum Verständnis braucht es das Verstehen,

      zum Verstehen braucht es die Geduld im Zuhören.

      Zum Zuhören braucht es den Willen zur Toleranz,

      andere Akzente zur kulturellen Bereicherung aufzugreifen,

      zu verstehen und anzunehmen.

      Die Akzenttoleranz ist ein Baustein

      In der Gründung menschlicher Toleranz,

      die zur Ankopplung und Eingliederung

      anderer Kulturen und ihrer Menschen

      von entscheidender Bedeutung ist.

      Schuh und Strümpfe

      divergieren in der Gewichtigkeit

      innerhalb verschiedener Kulturen.

      So läuft die Mehrzahl in Afrika barfuß.

      Damit wird auch verstanden,

      dass Fußsohlen mit den Rissen und Schwielen

      die Lebensgeschichte unverfälscht und ablesbar wiedergeben.

      Der Sohlenabdruck ist die Blindenschrift,

      auf die sich, wenn es um die Wahrheit geht,

      jeder und der Blinde absolut verlässt.

      Mögen die Druckakzente auch andere sein,

      sie sind da und von Fuß zu Fuß so verschieden,

      wie die Leben, durch die die Füße gehn, verschieden sind.

      Mit anderen Worten:

      Die Toleranz dehnt sich aus

      im Erfassenwollen der vielen Akzentformen

      vom Unterschiedlichen bis hin zur Bedeutung ihrer Ab- und Eindrücke.

      Kinder mit ihren Akzenten

      integrieren schnell im Spiel mit anderen Kindern.

      Von Kindern können es die Eltern lernen

      die Spontaneität der spielerisch-leicht einsetzenden Toleranz,

      ob beim Zusammentreffen im Treppenhaus,

      ob auf der Straße oder an der Würstchenbude,

      ob am Fließband oder Schreibtisch gegenüber.

      Die Magnetfelder im All wandern.

      Sie ändern den Atomismus nach innen und nach außen.

      Die Permanenz der Veränderung wird zur Ursache

      der


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