Rentadep. Jens Otto Holländer

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Rentadep - Jens Otto Holländer


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überhaupt nichts mit Drogen und der Drogenszene, oder der damit verbundenen (Sub)Kultur zu tun hatte, wurde sie bald das süchtig. Der Droge ist es egal, was drumherum passiert. Ihr Versuch Entspannung und inneren Frieden zu finden, war nun selbst zum Problem geworden.

      Sie kam in ein Methadon-Programm und arbeitete als Erzieherin. Die Kinder liebten sie, denn sie merkten, dass Lisa es gut mit ihnen meinte. Doch das Methadon hatte zu viele Nebenwirkungen. Sie schwitzte so sehr, dass eine normale Arbeit irgendwann nicht mehr möglich war. Dann hörte sie von Euphorin und Rentadep und sah ihre Chance, dort wieder arbeiten zu können.

      Ihr Teamleiter bei Rentadep, selbst ein erfahrener Substituierter, merkte schnell, welchen Edelstein er vor sich hatte. So etwas wie Lisa, gab es unter 5000 Abhängigen einmal. Höchstens. Man übte keinerlei Druck auf Lisa aus und ließ ihr Zeit. Und suchte in Ruhe einen Platz, der für sie geschaffen war. Und nach einem halben Jahr fand man ihn. Horst Hesse. Ein Immobilienmakler aus Potsdam mit Frau und sechs Kindern, die Kinder im Alter von ½ Jahr die älteste 8 Jahre, suchte eine verlässliche Haushaltshilfe und eine Erzieherin für die Kinder. Nur umziehen müsste sie.

      Lisa stellte sich vor und man lernte sich kennen. Die Ehefrau, Eva Hesse, und Lisa verstanden sich auf Anhieb und die anfänglichen, auf Vorurteile beruhenden Ängste der Mutter, schmolzen dahin, wie Schnee in der Sonne und sie fasste schnell tiefes Vertrauen zu Lisa. Zwischen den Kindern und Lisa gab es die so dringend erforderliche Magie und die Herzen flogen ihr zu. Nachdem sie fünf Monate bei der Familie war, bekam sie von ihrem Arbeitgeber und dessen Frau unter Freudentränen das Angebot einen Vertrag über zunächst zehn Jahre zu machen. Man wolle sie notfalls freikaufen. Der Fall Lisa machte bei Rentadep die Runde und berührte viele Herzen. Auch im Vorstand. Jo nervte bei dieser Gelegenheit mal wieder, seine durch die Bank männlichen Kollegen, mit dem Vorschlag, mehr weibliche Führungskräfte bei Rentadep zu etablieren, der nächste frei Vorstandsposten gehe an eine Frau, stellte er fest. So wurden nach intensiven Überlegungen zwei Dinge beschlossen.

      Lisa würde, solange sie arbeitete gegen einen Selbstkostenbetrag von monatlich 160 EU$ Euphorin erhalten und wurde ansonsten aus dem Programm entlassen. Sobald sie 15 Jahre voll hatte bekäme sie, wie jeder andere nach Programmende Euphorin auf Lebenszeit. Das deckte für Rentadep gut die Euphorinkosten und gab Lisa die Gelegenheit, die Behandlungskosten von ihrem Gehalt selbst zu tragen. Wie jedem anderen Programmteilnehmer stand ihr ein Entgiftungsversuch zu einem Zeitpunkt ihrer Wahl frei.

      Der zweite Beschluss betraf die Gründung einer Stiftung innerhalb Rentadeps, die Gelder für außergewöhnliche Menschen/Schicksale sammelte und ggf. bereitstellte. Mit Lisas Einverständnis nannte man es die Lisa Foundation. Schirmherrin war, nach anfänglichem Zögern, Lisa selbst.

      Sie lebte regelrecht auf. Die Arbeit machte ihr Freude, doch sie schlug das Angebot aus, in die riesige Villa ihres Arbeitgebers einzuziehen. Sie brauchte und genoss ihre Freizeit und den Abstand zum Arbeitsplatz.

      Solche Regelungen waren bei Rentadep die absolute Ausnahme und der Fall Lisa G. war im Vorstand so lange diskutiert worden, bis man sich einstimmig geeinigt hatte. Als Schirmherrin stand sie der Stiftung als Ehrenvorsitzende vor und kam jährlich zur Verleihung von Stipendien.

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