Rentadep. Jens Otto Holländer
Читать онлайн книгу.Jahre, bis sich etwas Bahn brach, dass für ihn fortwährend die Quelle zu höchster körperlicher und geistig seelischer Lust darstellte. Diese Zeit nannte er später rückblickend seine Metamorphose. Als er in die Pubertät kam, ließ sie die Mutter von ihm ab. Doch da war er schon völlig verkorkst. Er sog Wissen auf, wie andere atmeten. Dadurch konnte er sich vordergründig von seiner qualvollen Kindheit befreien, doch er war stets einsam und allein. Nicht das er darunter litt. Er kannte es nicht anders. Allein sein war gut, da ihn dann auch keiner drangsalierte. Durch seine verklemmte Art, seinen extremen Mundgeruch und die Unfähigkeit, sich Frauen, zu nähern, blieb ihm Sexualität ein Buch mit sieben Siegeln. Er bemerkte erst durch seltsame Träume, nach denen er mit verklebter Unterhose aufwachte, dass er sich veränderte. Während seine Schul- und Studiengenossen erste sexuelle Erfahrungen machten, blieb er als hoffnungslos vereinsamter Sonderling ohne sexuelle Erfahrungen zurück. Er schoss in die Höhe. Mit 20 begann sein Haar erst grau, dann weiß zu werden. Mit dreißig hatte er sein weißes Haar und Bart. Beides trug er dicht und gleichlang, was ihm das seltsame Aussehen eines Mannes mit Fell verlieh. Sexualität kannte er nicht und weder Frauen noch Männer reizten ihn. Er hatte durch seine Mutter mehr sexuelle Spielarten und Widerwärtigkeiten erfahren, als das eine innerhalb der Grenzen „normale“ Sexualität irgendeinen Reiz auf ihn hätte haben können. Bei einer Vortragsreise nach Europa, er lebte zu der Zeit in Boston, USA, beschloss er sich eine Prostituierte zu kaufen, um am eigenen Leib zu ergründen, nach was die Mehrzahl seiner Kollegen hinterher hechelten.
Bei einem Besuch des Straßenstriches in Prag, er war 24 Jahre jung und sexuell immer noch unerfahren, war eine Begegnung mit einer Prostituierten, die ihn ausgelacht hatte, „aus dem Ruder gelaufen“ und er hatte sie kurzerhand erwürgt.
Sie war auf dem Weg zum Straßenstrich gewesen und er war nur rechts rangefahren, sie stieg ein und er drehte sofort um, bevor sie den eigentlichen Strich erreicht hatten. Mit deutschem Nummernschild, witterte sie einen guten Deal. Sie legte eine Hand auf sein Bein, während er fuhr und streichelte seinen Oberschenkel.
„Brauchst du etwas Chrystal?“ Sie schmiegte sich an ihn und griff ihm an die Eier.
„ Upps!Da ist ja gar nichts“.
Sie lachte und sah ihn fragend an. Er hatte wirklich keine Erregung gehabt und er war auch nicht sonderlich großzügig bestückt. OK, er hatte, erigiert grad wohlwollende 10 cm. In den wenigen Pornos, die er teilnahmslos gesehen hatte, spielten meist Männer mit, die das Doppelte und Dreifache hatten.
„soll ich dir eben einen blasen? Da brauche ich ja nicht mal neuen Lippenstift.“
Sie lachte übermütig von etwas Kokain und plapperte, erfreut so schnell einen deutschen, reichen Kunden getroffen zu haben, vor sich hin. Und küsste ihn auf die Wange.
Ihm fiel keine Antwort ein. Alles drehte sich in seinem Kopf und plötzlich riss etwas in ihm. Er packte ihren Hals mit seiner rechten Hand im Genick, während der Wagen rechts an den Fahrbahnrand rollte und dort zum Stehen kam, sah ihr ängstliches Augenflackern, gab ihr mit voller Wucht einen Kopfstoß, seine Stirn krachte auf ihre Nase, Blut schoss hervor und er erwürgte sie, beidhändig tief in ihre Augen blickend. Drückte die Gurgel zu aber sie wollte nicht verrecken. Alles war klebrig und glitschig von ihrem Blut. Schnaufend war er über der Erwürgten zusammengebrochen. Er atmete tief und hastig. Saß da, einige Minuten, atmend, lebendig. Mächtig. Das war geil!! Und in seinem Becken entfachte sich ein Sturm, neu, dominant, überragend. Die Erregung die er während und jetzt NACH der Tat hatte, war ihm eine Offenbarung gewesen. Macht war das Elixier, welches ihm köstliche Lust und höchstes verzücken bereitete. Seither bezog er seine Lust aus der Qual von anderen. Es war reines Glück, dass kein anderes Auto vorbei kam. Er fuhr eine Weile mit der Leiche umher und hielt mehrmals an, am überlegen, wie er sie noch weiter benutzen könne. Adrenalin und Endorphin durchtosten ihn. Er fühlte sich unbesiegbar. Dann fuhr er in den Wald, bog noch einmal ab. Er ging um den Wagen. Totenstille, der Motor tickte leise. Er öffnete die Beifahrertüre. Sie lag halb heruntergerutscht auf dem Sitz. Kowalski urinierte über ihr blutverschmiertes Gesicht, ah da sieht man deine blöde Fresse wieder, ihre Augen vor Angst und Entsetzen aufgerissen. Er versuchte in ihr Gesicht zu onanieren, aber dann verließ ihn die Lust. Er stieß sie grob in den Fußraum vor dem Beifahrersitz, fuhr bei Nacht und Nebel tief ins Hinterland. Nachdem er sicher war, dass weit und breit kein anderer Wagen unterwegs war, er hatte seine Scheinwerfer schon längst abgeschaltet, fuhr er rumpelnd in ein Waldstück und zog sie grob aus dem Wagen.
Er überlegte kurz ihren Kopf abzutrennen, aber plötzlich verließ ihn jeglicher zerstörerischer Impuls. Einen Klappspaten hatte er im Kofferraum. Ein Jagdmesser, um erlegtes Wild aufzubrechen war hinter den Ersatzreifen geklemmt. Perfekt. In einem letzten Akt der Gewalt schlitzte er ihr den Bauch auf. Den ausgeweideten Körper verscharrte er in einer hastig ausgehobenen Grube. Die Innereien legte er sorgsam beiseite. Sie würden noch binnen einer Nacht von Aasfressern geholt. Dann zerrte er den Leichnam in die Grube, warf sie zu. Da die Natur dort noch voll intakt war, ging der misshandelte Körper den natürlichen Weg. Vier Monate später waren, neben einigen verstreuten Knochen, keine Überreste übrig, die auf ein gewalttätiges Ende hingewiesen hätten. Sein erster Mord blieb unentdeckt.
Gregor war lernfähig..
Reisen nach Amsterdam und Recherchen im Internet, sowie Fahrten nach Osteuropa und Südostasien, festigten seinen Hang zu Perversitäten. Als er mit gerade 30 Jahren seine erste Million verdient hatte, quälte er in Kambodscha ein Mädchen, eher Kind, zu Tode und filmte das Ganze. Überrascht von der eigenen Courage und schockiert über die Art und Weise, wie kalt seine Handlanger ihren Lohn einkassierten, beschloss er vorsichtiger zu werden. Wehrlose Kinder waren jedoch bald langweilig und der Einsatz musste erhöht werden, wie bei jeder Droge. So war er letztendlich im Darknet zu Gender Horror in den Club gekommen. Solche Sessions dauerten manchmal 18 Stunden und er hatte im Laufe einer Sitzung schon 4 kg an Gewicht verloren. DAS WAR DER ULTIMATIVE KICK.
Kowalski brauchte niemand, wollte niemand, hatte niemand. Er war ein armes Würstchen, eine Karikatur seiner selbst, der jeglichen Kontakt mit anderen, mittels seinem schauerlich schwefelig stinkenden Atems verhinderte. Dazu war er höllisch intelligent. Ein Soziopath und Psychopath aus dem Lehrbuch.
Er war ein Arbeitstier und stürzte sich besessen auf seine jeweiligen Aufgaben. Vier Stunden Schlaf reichten aus, um seinen Akku auf Höchstleistung laufen zu lassen.
Als er die Clique von Jo Volland, Andreas W., Andreas D., Markus S. und Jürgen L. kennenlernte, hatten diese erste grobe Vorstellungen von Rentadep entwickelt. Aber sie hatten, zugegeben, eine richtig gute Idee. Durch sein bestimmtes Auftreten, aber vor allem durch seine Sachkenntnis und sein Jonglieren mit Bestimmungen zum Gründen von Gesellschaften und Umgehen von anderen Bestimmungen, hatte er den heutigen Vorstand von Rentadep Deutschland tief beeindruckt und bald um die Finger gewickelt. Lediglich Jo Volland schien ihm nie restlos zu vertrauen. Es war seine Joes Idee gewesen, Abhängigen, nicht nur durch ein soziales Hilfsprogramm aus ihrer ausweglosen Situation herauszuhelfen, sondern ihnen auch den Anreiz, durch eine entsprechende Substanz zu bieten, die man nicht spritzen musste, welche aber doch den für viele so wichtigen Kick gab. So war dann letztendlich Euphorin entstanden. Er erinnerte sich gerne an die Tage der Gründung von Rentadep, an die Brainstormings, die kreativen Sitzungen, bei denen sie oft nächtelang überlegt hatten, was möglich, was machbar und was sinnvoll wäre. Die Namensfindung. Rent an abuse= rentabus, rent a dependent, rentadep. Wegen des deutschen Umgangssprachlichen Wortes Depp= Idiot, erst abgelehnt. Lediglich ihm, war von Beginn an die Ironie des dann doch gewählten Rentadep klar gewesen.
Bezeichnend für Gregor Kowalski war, dass er sich nicht nur schon relativ früh darüber klar geworden war, welche Möglichkeiten sich daraus ergeben, das Rentadep die Führung dieser unbeliebten gesellschaftlichen Aufgabe übernahm, sondern auch vorherzusehen, wie ahnungslos und naiv, sich die eigenen Vorstandsmitglieder vor seinen Karren spannen ließen. Daher hatte er, nachdem Rentadep schon mittlerweile fünf Jahre immer erfolgreicher wurde begonnen, innerhalb von Rentadep und außerhalb Kontakte zu knüpfen, die Kommandostrukturen zu unterwandern, zu bündeln. Figuren zu installieren,
die seinem Plan förderlich waren und innerhalb der Firma eine eigene, nur ihm bekannte Struktur zu schaffen. Ahnungslosen Mitarbeitern gab er Teilaufträge, lobte oder drohte ihnen, vergatterte