Rentadep. Jens Otto Holländer
Читать онлайн книгу.Übertreibe es nicht, fast war ich scharf..
….Pause. …
„Du wirst Dich ja wohl nicht in einen Junkie verknallen?
Er IST kein Junkie.
Er kriegt ein Ersatzzeug
Junkie bleibt Junkie.
Und wenn, außerdem was hat denn das mit seinem Schwanz zu tun? ein paar Schmetterlinge im Bauch schaden doch nicht.
Ich bin ja kein kleines Mädchen mehr.
Aber ein verheiratetes..
Ach, nicht mal träumen darf man.
Träumen? Von was?
Davon, dass ein..“VERDAMMT
Das Telefon klingelte.
AHHHCHR warum jetzt??
„ Ja, Hallo..?“
„Hallo Schatz, ich bins.“
„ Hi Dieter, Schatz“
„ ist das in Ordnung, wenn ich heute spät, oder gar nicht komme? Olaf ist aus Asien zurück und wir wollen heute Abend um die Häuser ziehen. Ohne Frauen. Keine Sorge, du kennst mich ja. Wenn es sehr spät wird, bleibe ich in der Stadt, aber dann rufe ich an.“
„Nein, mach nur. Feiert schön, ich werde heute nicht alt. Brauchst nicht anrufen, dann schlafe ich schon lange. Bis morgen , Liebling. Gruß an Olaf“
„Schatz, alles in Ordnung“?
„ Ja alles ok. Ich hab mir einen Nagel eingetreten und musste zum Doc. Thilo hat mich begleitet, er werkelt noch im Garten. Aber es ist alles ok. Ich habe paar Ibos genommen und sitze grade vor der Glotze auf dem Sofa. Und dann freue ich mich auf mein Bett.“
„ Verdammt. Tut mir leid. Soll ich heimkommen ?“
„wegen einem Nagel?“
„Nein wegen Dir“.
„Nein Dieter, das ist süß von Dir. Macht euch einen schönen Abend und tu Dir den Gefallen und trinke nicht so viel, dass du es morgen den ganzen Tag bereuen musst. Brauchst nicht mehr anrufen. Ich lege mich auch früh ab. Ich bin irgendwie auch abgespannt und sehne mich nach etwas Ruhe. Also ruf heute nicht mehr ab, ok? Bis morgen Schatz.“ Sie hängte ein.
Dieter hielt den Hörer noch am Telefon. Er liebte Syl. Wirklich, sie hatte die Fähigkeit über den Tellerrand zu sehen. Er war in Sachen Beziehung, sogenannter Treue und Sex recht unkonventionell. Wenn sie sich einen Liebhaber wünschte, bitteschön. Sollte sie machen. Er hatte nur absolut keinen Bock auf die postkoitalen Altlasten. „Max liebt mich, ich verlasse Dich. Oder ähnlichen Mist.“ Überall im Freundes-und Bekanntenkreis, gab es Ärger und Verletzungen. Meist steckte Kohle dahinter, doch der Anlass war fast immer Sex. Wegen Sex. Für ihn ein etwas so stark gewichtetes Bedürfnis, wie Essen und Trinken. Man trennte sich doch nicht, will der eine vegetarisch vorzog, während der andere sich gerne fettiges Cordon Bleu reinzog. Verdammt was hatte sie gesagt?
„Trink nicht so viel, mein Schatz, sonst bereust du es wieder bitter“.
„ He Darling, du hast mich doch schon auf Bier und Wein runter dosiert. Ich will doch nicht enden, wie so ein Scheiß Junkie.“
„ Rede doch nicht so abfällig. Das sind Kranke, wie Alkoholiker auch. Es hat eben nicht jeder sein Leben so im Griff wie du.
Macht euch einen schönen Abend, du brauchst nicht anrufen, wir sehen uns dann morgen.“
Sylvia lag auf dem Sofa innerhalb von Sekunden, um Lichtjahre verrückt. Sie liebte Dieter und hing ihren Gedanken um ihn nach. Dieter, seit acht Jahren ihr Mann. Drei süße Kinder. Erst Evelin dann Marie und zu Letzt die kleine Beatrice. Der Kaiserschnitt und die Nachricht, dass es bei den drei Mädchen bleiben würde. Seither hatte sie manchmal irrationale Ängste, er könne sie verlassen, weil der Thronfolger ausblieb. Er hätte sie ausgeschimpft, wenn sie solcherlei Gedanken ihm gegenüber geäußert hätte.
Sie hatte eine glückliche Familie, einen liebevollen Ehemann, Kundinnen, die sie mochten, ein schönes Haus am Rande von Köln. Sehr vieles von dem, was andere sich ersehnten.
Sie fing an zu weinen.
Thilo stand an der Verandatüre, erstarrt und betrachtete sie nachdenklich.-
Am kommenden Morgen kam er, völlig unerwartet, schon um 7.45h. Um diese Zeit war Dieter noch beim Frühstück. Doch der war, wie angekündigt, nachts nicht heimgekommen. Stattdessen stand ein angenehm nach Aftershave riechender gutaussehender Thilo mit Zeitung und frische Croissants in der Türe, übersah ihren Bademantel und machte sich daran Kaffee zu kochen und diskret die leeren Weinflaschen und das verschmierte Glas wegzuräumen.
Sylvia humpelte ins Bad, machte sich notdürftig frisch und zog sich, ist doch mein Haus, lediglich einen Sweater und kurze Hosen an, bevor sie, so selbstsicher als möglich in Birkenstocksandalen wieder die Küche betrat.
Thilo hatte in der Zwischenzeit Paprika, Tomaten, Zwiebel, etwas türkische Sucuk, und diverse Kräuter kleingehackt, vier Eier getrennt und das Eiweiß mittels Rührstab schaumig geschlagen. Er briet die Zwiebel mit dem Paprika an, gab die Sucuk dazu und löschte es mit Tomaten etwas ab. Dann garte er zunächst das Eigelb und gab dann den Eiweißschaum dazu. Als es vor Hitze dampfte rieb er noch etwas alten Gouda darüber. Etwas Salz und Pfeffer, die Gemüse Wurstmischung untergehoben, dazu frisch getoastetes Brot und der verlockende Duft nach Kaffee
„Sylvia, Frühstück“ rief er, und zuckte kurz zusammen, als sie direkt hinter ihm antwortete,
„ja gerne. Was kannst du eigentlich nicht“? fragte sie.
„hungern, abstinent leben, andere ignorieren… um nur etwas zu erwähnen. Hast Du Appetit?
„Wie ein Wolf“.
Sie frühstückten, fast schweigend. Ab und zu trafen sich ihre Blicke und jeder versuchte, in den Augen des anderen zu lesen. Zum Rührei gab es, türkisches Fladenbrot und rohe milde Paprika. Danach aß Sylvia ein Croissant mit Honig aus Korsika. Der Kaffee, mit viel Milch und sündhaft viel Zucker verschafften Sylvia ein fast sinnliches Vergnügen.
Dann, als die Mahlzeit beendet war und der letzte Schluck Kaffee getrunken war sagte Sylvia:
„Und jetzt wüsste ich gerne von Dir, was Rentadep so alles verschweigt, in ihren Hochglanzbroschüren und noch viel mehr, was dich dazu gebracht hat, einer gehandicapten Frau das Frühstück zu bereiten.“
Er hatte von sich erzählt und als sie die Kaffekanne humpelnd zur Küchenanrichte trug, stand er plötzlich hinter ihr. Sie spürte seine Nähe, drehte sich um und plötzlich küssten sie sich lange und verlangend.
Es war wie ein Erdrutsch und sie ließ sich mitreißen. Er trug sie zum Sofa, die Kleider flogen in alle Richtungen und sie liebten sich. Das war gestern und jetzt stand sie mit ihm unter der Dusche.
Kein Wunder, dass die Ehefrauen der Kollegen von Dieter so angetan waren von Rentadep, dachte Sylvia und überließ sich den Liebkosungen Thilos. In der Chefetage von Rentadep hätte sich Kowalski nicht darüber gewundert. Er ging davon aus, dass ungefähr 25% der männlichen und über 46% der weiblichen Substies sexuelle Kontakte mit ihren Kontaktpersonen hatten. Warum auch nicht? Sex sells.
Jo saß in seinem Büro, eine Handvoll Unterlagen vor sich auf dem riesigen Schreibtisch und traute seinen Augen nicht.
Zu sagen, er wäre geschockt, würde nicht annähernd seinen Zustand von Entrüstung beschreiben, der ihn durchtoste. Rentadep, zu Beginn für nicht einmal 85.000 Abhängige entwickelt, betreute alleine in Deutschland über 300.000 Süchtige. Wo kamen die her? Warum war das so angestiegen? Sicher die Zeiten waren härter geworden. Aber mehr als das dreifache in 17 Jahren? Er wagte gar nicht weiter zu denken. Doch das war ja nur das Eine.
Eigentlich war