Rentadep. Jens Otto Holländer
Читать онлайн книгу.war, wieder von blühend, gesundem Aussehen. Mit gerade 25 Jahren, gehörte sie zu den jüngeren Rentadep Teilnehmern. Erst hatte sie Partydrogen genommen. Aufputschmittel, nächtelang durchgefeiert. Dann nahm sie, um runter zu kommen immer öfter ein Näschen Heroin. Ein Jahr später war sie voll drauf. Von einer Bekannten hörte sie Loblieder über Euphorin und sechs Wochen später war sie im Rentadep Programm. Gemäß ihrem Wunsch, den sie auf ihrem Fragebogen ausgefüllt hatte, wollte sie nicht mit Kindern arbeiten, sondern wünschte sich eher den Einsatz in einem kleinen Haushalt, bei einem Paar oder Single, wo sie alle anfallenden Tätigkeiten von Putzen, kochen, waschen bügeln, über vorlesen, gemeinsamen Aktivitäten, bis hin zu einfacher Büroarbeit übernehmen würde.
So kam es, dass sie, erst seit drei Wochen im Rentadep Programm, bei ihrem ersten Auftrag, dem freischaffenden Journalisten Tony Lenz zugeteilt wurde..
In Jeans, blauer Bluse, die Haare locker frisiert, mit wenig Makeup und minimal Lippenstift klingelte sie in einer gutbürgerlichen Straße in Stuttgart Ost. Die Wohnung im Erdgeschoß einer alten Villa hatte einen runden Erker oder wie das hieß, jedenfalls sah sie als sie klingelte, dass sie von dort kurz beobachtet wurde, bevor der Summer ertönte.
Sie trat ein und ging die drei Meter zur Wohnungstüre.
Ein Mann, Anfang 30, mittelgroß, athletisch, mit Dreitagebart und lässig frisiertem Haar betrachtete sie mit der Andeutung eines Lächelns.
„Mit wem habe ich das Vergnügen“ fragte er mit ruhiger angenehmer Stimme.
„Müller, Anastasia Müller. Ich komme von Rentadep und ich möchte zu Herrn Lenz.“
„Steht vor Ihnen. Hereinspaziert“.
Er hieß sie willkommen, bot ihr einen Kaffee an und sie setzten sich ganz ungezwungen an einen Esstisch in einem Zimmer, von dem man in das „Büro“ in dem Erkerzimmer sah. Sie musterten sich gegenseitig.
„Das ist mein Reich. Dahinten ist die Küche, dann noch drei Zimmer, hier das Esszimmer, ich koche mittwochs für Freunde, und nebenan das Arbeitszimmer. Im Arbeitszimmer links, von hier nicht zu sehen, geht es in ein weiteres Zimmer. Dort habe ich einen Arbeitsplatz für sie, samt einer Sitzgelegenheit und einem kleinen Bett, falls sie sich mittags mal hinlegen wollen.
Haben sie bestimmte Vorstellungen oder gibt es Einschränkungen, von denen ich wissen sollte?“
Mit klopfendem Herzen lauschte Anastasia seinen Erklärungen. Ihre Aufregung begann sich zu legen.
„ Ja also, ich bin abhängig, müssen sie wissen..“
„Sorry, das weiß ich, aber das meine ich nicht. Gibt es etwas, was sie nicht mögen oder Arbeit, die ihnen wiederstrebt ?“
„Im Grunde nicht. Außer der Sucht geht es mir gut und ich bin fit und belastbar“.
„Das klingt doch klasse“ strahlte er sie an. „In der Eingewöhnungsphase und bis sie sich mit allem auskennen brauche ich sie erst einmal nur stundenweise, bis die jeweiligen Arbeiten erledigt sind. Das bedeutet den Haushalt aufzuräumen und zu putzen, kleinere Einkäufe erledigen, den Großeinkauf können wir zusammen mit dem Auto machen, die Wäsche zu machen, bügeln. Wie sie das organisieren ist mir ganz egal, solange es klappt. Meine Arbeitszeiten sind recht unorthodox, daher kenn ich keinen neun bis fünf Uhr Tag. Ich arbeite viel, wenn viel los ist und umgekehrt. Sollte ich sie abends benötigen, können sie jederzeit hier übernachten, in ihrem eigenen abschließbaren Zimmer, versteht sich. Die Zeit erhalten sie aber als Freizeitausgleich wieder. Wäre das für sie oder ihren Partner ein Problem, wenn sie mal hier übernachten?“
„Keineswegs. Und ich bin momentan nicht liiert“.
„Gut. Wann können sie anfangen?“
„Sofort“.
Die ersten drei Wochen waren vorbei, sie hatte sich gut eingelebt. Sie rief ihn Tony, er nannte sie Stacy. Er war super korrekt. Freundlich. Herzlich. Sympathisch. Es gab keine zufälligen Berührungen, keine komischen Anmerkungen, keine seltsamen Blicke. Je vertrauter sie mit ihm wurde, desto näher kam sie ihm innerlich. Sie wusste, er hatte vor drei Jahren Frau und ein Kind bei einem Unfall verloren, doch das wusste sie von Rentadep und ihrem Teamleiter. Er selbst hatte noch nie eine Silbe in diese Richtung gesagt. Nach vier Wochen bemerkte sie, dass sie oft noch einen Grund suchte, etwas länger zu bleiben. Ihre Arbeit machte ihr großen Spaß, wenn er Pizza bestellte fragte er nur, welche sie wolle. Nach drei Wochen gab er ihr freitags 200 EU$ und sagte
„als kleine Anerkennung. Kauf dir was Schönes zum Anziehen. Dies ist ein Geschenk ohne Hintergedanken oder Verpflichtungen. Ich bin sehr froh, dass du bei mir bist. Fühlst du dich wohl hier?“
Als sie das erste Wochenende drei Tage frei hatte, merkte sie, dass sie ihn vermisste. Es wurde draußen warm, der Sommer stand vor der Türe. Sie kaufte sich eine Art Overall. Hose und Oberteil fest verbunden, doch das Oberteil wurde vorne bis zum Nabel geknöpft und hatte keine Ärmel sondern Träger und war Rückenfrei. Einen BH konnte sie damit nicht tragen. Es war schon sehr gewagt, denn ihre jugendlich straffen üppigen Brüste, ihr Taille und ihr birnenförmiger Hintern, kamen durch den hautengen gestreiften Overall sehr zur Geltung. Sie trug ein Jeanshemd darüber und zog Sandalen dazu an.
Als sie damit zur Arbeit kam, merkte sie deutlich seine Blicke. Immer wieder sah er zu ihr hin. Doch er machte keinerlei Anstalten sich ihr zu nähern. Enttäuscht ging sie abends heim. Am nächsten Tag trug sie einen knappen Rock und ein enges Oberteil. Nichts geschah. Er schien eher abweisend zu sein.
Am dritten Tag verkroch er sich in sein Zimmer. Wortkarg. Dann gegen Mittag rief er sie zu sich. Er sah aus, als hätte er Kummer.
„Anastasia, komm doch bitte mal her. Ich muss mit dir reden.“ Da er sonst immer Stacy sagte, vermutete sie etwas Ernstes.
Erwartungsvoll, die Hände im Schoß saß sie ihm auf dem Sofa gegenüber. Er setzte sich zu ihr.
„ Anastasia. Ich bin seit einigen Tagen am überlegen und seit du am Montag nach deinem Kurzurlaub wieder kamst, komme ich aus dem grübeln gar nicht mehr raus. Es ist etwas passiert, wofür du absolut nichts kannst, das musst du wissen. Ich bin hoch zufrieden mit deiner Arbeit. Trotzdem werde ich unseren Vertrag auflösen.“
Ihr war, als schnitte er ihr ins Herz.
„Aber warum? was habe ich getan?“
„Du hast nichts getan oder gelassen. ICH habe etwas getan. Ich lebe hier mit dir zusammen, einem Mädchen Anfang 20..“
„25“ „ ..und ich dachte das klappt gut, aber als du am Wochenende nicht hier warst, hast du mir gefehlt. Viel mehr gefehlt, als mir eine Angestellte fehlen sollte und wie du dann am Montag kamst, so…reizvoll, das blühende Leben, da wurde mir bewusst, wie meine Gefühle für dich sind und das dies nicht richtig ist. Ich, ein 36 jähriger träume einer Frau hinterher, die mir als Hilfe anvertraut wurde. Es tut mir leid, ich schäme mich. Daher denke ich, es ist besser, du suchst dir eine andere Stelle“.
„Ich denke gar nicht daran“ platzte es aus ihr heraus, so dass er sie mit offenem Mund ansah. „Und wenn ich keine andere Stelle will? keinen anderen Mann? Was, wenn ich meine, ich bin hier goldrichtig und ich möchte am liebsten für immer hier bleiben?“
Er sah sie erstaunt an, so verletzlich, so süß, mit seinen verstrubbelten Haaren. Sie rückte an ihn heran und küsste ihn auf den Mund. Lange. Er erwiderte den Kuss, umarmte sie mit einem Arm, streichelte ihr Gesicht.
„Mir geht es auch so“ flüsterte sie,“ ich habe mich voll in dich verknallt Warum renn ich so sexy vor dir rum?“.
Er hob sie auf und trug sie in seinen Armen in sein Schlafzimmer, wo er sie sanft auf seinem Futon absetzte. Sie zog ihm das Hemd aus, entledigte sich ihrer Bluse. Mit bebenden Fingern öffnete er den prallgefüllten BH und küsste verzückt ihre noch jugendlichen Brüste. Dann liebten sie sich zum ersten und kurz drauf ein zweites Mal. So wurden Tony und Anastasia ein Paar.
Der Sommer verging, es wurde Herbst, sie durchlebten einen verliebten Winter und verlobten sich. Im Mai würden sie heiraten.
Für