DER ELEGANTE MR. EVANS. Edgar Wallace
Читать онлайн книгу.Educated!«, sagte er.
»Ich habe eine gute Nachricht für dich, altes Haus; ich habe den Sieger des Handicaps in petto. ‚Bing Boy’!«
Er schaute sich vorsichtig um, ob man ihn etwa gehört hatte, und in seinem Eifer sah er die kalte Verachtung nicht, die sich in Evans’ Gesicht auszudrücken begann.
»Dieses Pferd«, sagte sein Bekannter, »ist so gut trainiert worden, dass es das Derby gewinnen kann, auch wenn es über Hürden ginge! Dieses Pferd könnte stürzen...«
»Und ich sage, das wird es auch tun«, sagte Evans so genervt, dass seine Höflichkeit stark zu leiden begann.
»Du wirst mich nicht dazu bringen, Geld zu verplempern und es auf ‚Bing Boy‘ zu wetten. Du wirst mich nicht in Wetten mit Buchmachern treiben, die im Dämmerschlaf dösen und alles vergessen haben, was zwei Minuten vorher passiert ist. ‚Bing Boy‘!«
Nichtsdestoweniger war ‚Bing Boy‘ der Favorit und das Pferd, auf das Evans wetten wollte, war um jeden Preis zu haben. Er ging in den Sattelplatz und sah den finster dreinblickenden Besitzer seines großartigen sicheren Tipps. Er sah nicht besonders glücklich aus. Vielleicht deshalb, weil er den größeren Teil der vergangenen Nacht in einer unbequemen Polizeizelle verbracht hatte.
Evans ging auf die Suche nach dem Mann, der ihm ‚Bing Boy’ als Tipp empfohlen hatte, um ein paar Informationen mehr zu bekommen.
Und man wettete auch noch auf ‚Smocker’. Er galt als starker zweiter Favorit und es war schwierig, 7 zu 2 für ihn zu bekommen. Ein Mann, den Evans kannte, nahm ihn beiseite an einen Ort, wo niemand aus der Menge sie hören konnte, und erzählte ihm alles über ‚Smocker’.
»Dieses Pferd«, sagte er eindringlich und bohrte zur Unterstreichung seiner Ernsthaftigkeit seine Fingerspitze in Evans’ Bauch, »kam um 21 Pfund besser aus dem Training als ‚Glasshouse’. Er gewann das Training sogar mit angezogenem Zügel, und wenn das wahr ist, was ich gehört habe – und mein Informant ist derjenige, der sich um das Pferd kümmert – könnte ‚Smocker’ stürzen...«
»Es wird in der Tat in diesem Rennen ein paar Stürze geben«, sagte Evans gequält.
Die ersten paar Rennen gingen vorüber und das große Wetten setzte erst beim Handicap ein und trotzdem verpasste Educated Evans seinen Auftrag. Er hatte an ungefähr 300 Kunden gekabelt ‚Blue Chuck‘. Bedient euch. Kann nicht verlieren.«
‚Blue Chuck‘ jedoch rutschte im Marktwert ab wie ein Klümpchen Butter auf einem warmen Teller: Zehnerwetten mit 100 zu 8 auf Sieg, 100 zu 7 auf Platz.
»Puh!«, machte Evans.
Die papiernen Abschnitte in seiner Tasche waren feucht vom ständigen Anfassen. Ein weiteres Mal versuchte er verzweifelt, unten am Sattelplatz jemanden zu finden, der ihm wenigstens ein bisschen Mut wegen ‚Blue Chuck’ zusprechen konnte. Wiederum sah er den Besitzer von ‚Blue Chuck‘, mit einem Gesicht so finster wie die Nacht.
Und dann sprach ihn jemand an und er drehte sich schnell um und nahm seinen Hut ab.
»Nun, ich habe überall nach Ihnen gesucht, Mr. Evans«, sagte Miss Homaster. »Ich habe so einen tollen Tipp für Sie. Ihr Pferd – ‚Blue Chuck’, so heißt er doch, nicht wahr? – findet nicht den geringsten Anklang. Der Besitzer erzählte einem meiner Freunde, dass er ihn nicht unter den ersten drei erwartet.«
Educated Evans sank der Mut, aber nicht aus Sorge um seine irregeleiteten Kunden.
»‘Smocker‘ wird gewinnen.« Sie senkte ihre Stimme. »Es ist ein todsicherer Tipp. Ich habe gerade fünf zu eins auf ihn gewettet.«
»Fünf zu eins?«, sagte Educated Evans mit wieder erwachendem Geschäftssinn. »Sie bekommen aber nicht mehr als vier zu eins.«
»Doch«, sagte das Mädchen triumphierend. »ich werde es Ihnen zeigen.«
Voller Stolz, dass man ihn in solch erfreulicher Gesellschaft gesehen hat, folgte Educated Evans ihr nach, durch die bei Pferderennen stets präsente Reportermeute, an den Absperrungen entlang, wo er endlich einen hochgewachsenen jungen Mann mit rotem Gesicht entdeckte – das war kein Geringerer als Barney Gibbet persönlich!
»Mr. Gibbet, das ist ein Freund von mir, der auf ‚Smocker’ setzen möchte. Geben Sie ihm fünf zu eins?«
Gibbet betrachtete Educated Evans mit sorgenvoller Miene.
»Fünf zu eins, Miss Homaster?«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Nein, das liegt über dem Marktpreis.«
»Aber Sie haben es mir versprochen«, meinte sie mit vorwurfsvoller Stimme.
»Nun gut. Wie viel wollen Sie denn setzen, Sir?«
Educated Evans öffnete den Mund für eine Antwort, aber er brachte kein Wort heraus. Aber dann schaffte er es.
»Dreihundert«, sagte er mit gebrochener Stimme.
»In bar?«, fragte Mr. Gibbet mit verständlichem Argwohn.
»In bar«, antwortete Educated Evans.
Es stellte sich bei der folgenden Überprüfung heraus, dass er nur 240 Pfund dabei hatte. Die fehlenden 60 Pfund hatte er sich erdacht, denn er war ein hoffnungsloser Optimist.
Schließlich lautete seine Wette 1100 zu 220.
»Sie werden nichts dagegen haben, wenn ich Ihnen einen Scheck über Ihren Gewinn ausstelle?«, fragte Mr. Gibbet. »Ich trage nie eine große Summe bei mir; es ist nicht sehr sicher bei all diesen zwielichtigen Gestalten, die sich auf den Rennplätzen herumtreiben.«
»Ich stimme Ihnen zu«, sagte Educated Evans herzlich und ging auf die Tribüne, sich das Rennen anzusehen.
Es war ein Rennen, das man recht leicht beschreiben kann, bei welchem kein Verlangen nach diesen komplizierten und kniffligen Berechnungen aufkommt, die zu jeder Reportage über ein Rennen gehören.
‚Blue Chuck’ sprang sofort an die Spitze des Feldes, blieb dort während des gesamten Rennens und gewann mit fünf Längen Abstand. Zwei Pferde, die Educated Evans völlig unbekannt waren, wurden Zweiter und Dritter. ‚Smocker’ wurde auf halber Strecke aus dem Rennen genommen.
Educated Evans taumelte von der Tribüne hinüber zum Sattelplatz. Seine einzige, aber sehr schwache Hoffnung war, dass die zwölf Pferde, die vor ‚Smocker’ über die Ziellinie gekommen waren, alle disqualifiziert würden. Aber die Flagge ging hoch und eine mächtige Stimme sang wohlklingend »Alles In Ordnung«.
Mit schweren Schritten schleppte sich Educated Evans zum Zug.
»Der fährt erst in einer Stunde«, sagte ein Bahnbeamter.
»Ich kann warten«, erwiderte Evans sanft.
Sogleich nach dem letzten Rennen kam ein ausnehmend zufrieden dreinschauender Müller auf den Bahnsteig. Er sah Evans und bestieg dasselbe Abteil.
»Hattest du einen schönen Renntag, mein Junge?«, fragte er, »ich schon, und danke nochmals für den Tipp.«
»Überhaupt nicht«, murmelte Evans und sein Ton hörte sich sehr leidend an.
»Man hat versucht, mich auf ‚Smocker’ festzunageln; aber Buchmacher-Pferde sind nichts für mich!«
»Ist das ein Buchmacher-Pferd?«, fragte Evans mit einem leisen Anflug von Interesse.
»Ja, es gehört diesem gewissen Gibbet – der mit Miss Homaster verlobt ist.«
Educated Evans versuchte ein Lächeln.
»Wenn es dir schlecht ist«, sagte der Müller mit Besorgnis in der Stimme, »dann mach besser ein Fenster auf.«
Kapitel 3: Der Coup
Es gab Zeiten, da wurde in den Zeitungen ein gewisser Mr. Yardley als »der Zauberer von Stotford« bezeichnet; manchmal wurde diese Auszeichnung sogar zur »Yardley Verschwörung« ausgeweitet. Nur gelegentlich sprach man ganz einfach von