Bern ... aus einer anderen Sicht. Peter Baumgartner
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NO JUSTICE, NO PEACE
# Black Lives Matter
Den Inhalt dieses Buches verdanke ich meiner Fantasie. – Ähnlichkeiten mit toten oder lebenden Personen oder realen Ereignissen sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.
Frédéric sass in seinem Zeitschriftenkiosk im Zentrum von Sainte-Maxime. Als Sitzgelegenheit stand ihm ein Dreibeinsessel zur Verfügung. Dieser war zwar nicht sonderlich bequem, verhinderte jedoch, dass er wieder einschlafen würde. Es war noch früh am Morgen und praktisch niemand anders war bereits auf den Beinen. Wie jeden Morgen gab ihm seine Frau eine Thermoskanne gefüllt mit frisch gebrautem Kaffee, eine Flasche Mineralwasser, zwei Sandwiches und einen Apfel mit auf den Weg. Dies musste bis am Abend hinhalten. Erst dann gab es eine warme Mahlzeit, welche den aufgestauten Hunger stillen konnte.
Die Auslieferdienste der Druckereien hatten ihre Ware wie jeden Morgen sorglos in eine Ecke geworfen, und es lag nun an Frédéric, hier Ordnung in das ganze Wirrwarr zu bringen. Er brauchte dafür gut und gern eine halbe Stunde; erst dann war er bereit, seine Kundschaft zu empfangen.
Noch während er die Jalousie zu seinem Zeitungsstand hochkurbelte, hörte er ein Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit daherkommen. Die Fahrtrichtung war von Osten her. Das Fahrzeug hatte gut und gern 60 km/h drauf, vielleicht auch mehr, und es musste sich dem Motorengeräusch nach um einen schweren Wagen handeln. Frédéric drehte sich in Richtung des Brummens und er erkannte einen schwarzen Mercedes mit zumindest zwei Personen drin. Er schüttelte den Kopf und er war nicht abgeneigt, dem Fahrer seinen «Stinkefinger» der rechten Hand zu zeigen; er liess es dann allerdings sein. – So ein Idiot, dachte er. Und noch während er seine Arbeit fortsetzen wollte, näherte sich ihm das vermutlich gleiche Fahrzeug noch einmal; dieses Mal allerdings von der anderen Richtung.
Etwa 50 Meter von ihm entfernt gab es einen fürchterlichen Knall, und ein Gegenstand – oder war es eine Person? – flog durch die Luft. Der Mercedes suchte mit quietschenden Rädern das Weite.
Der dritte Lebensabschnitt
Philippe wollte sich fortan in seinem dritten Lebensabschnitt voll und ganz dem Schreiben zuwenden. Geschichten zu schreiben war seine Leidenschaft, und er erhoffte sich natürlich, mit seinem Tun ein kleines Zubrot verdienen zu können. Er war davon überzeugt, dass seine Stories, auch wenn sie bewusst fiktional abfasst waren, eine breite Leserschaft ansprechen würden, jedoch sahen dies die angeschriebenen Verlagshäuser anders.
Samt und sonders erhielt er, wenn überhaupt, nur negativen Bescheid, und das Interesse an seinen Büchern war nirgendwo. Philippe war ernüchtert ob dieser Tatsache und er überlegte sich ernsthaft, seine «Schreibe» an den Nagel zu hängen. Dann aber sagte er sich wieder, dass er ja zu seinem Vergnügen schreibe und schon bald griff er von Neuem in die Tasten. Dieses Mal sollte es noch besser werden, dachte er.
Und noch während er diesen Gedanken nachhing, meldete sich eine Mailnachricht auf seinem Handy. Die Adresse kannte er nicht und er überlegte sich, ob er die Nachricht sogleich löschen sollte, hörte man heutzutage doch oft, dass mittels E-Mail Phishing betrieben werde und dies unliebsame Konsequenzen haben könnte. Auch mutete die Adresse doch recht eigenartig an:
ADK-NEW Verlag GmbH
Nach nochmaligem Überlegen öffnete er die Zuschrift dann doch und er erkannte, was die Abkürzung bedeutete: ADK-NEW steht für «Aus dem oder der kann noch etwas werden», und Philippe musste herzhaft lachen.
Philippe überflog kurz die Nachricht, legte sie dann allerdings zur Seite, und er wollte sich lieber wieder seiner Alltagsbeschäftigung zuwenden. Diese bestand darin, mit seinem Hund spazieren zu gehen. Heute wollte er einen ausgedehnteren Spaziergang machen und er zog sich dem Wetter entsprechend an. Es war saukalt, und Philippe musste sich warm anziehen. Mütze und Handschuhe durften nicht fehlen, und die wärmste Jacke im Schrank musste ihren Zweck erfüllen. Enrico waren die Temperaturen egal. Sein dichtes Fell schützte ihn nicht nur vor der Kälte, sondern auch vor der Nässe; es schneite nämlich und dies mit einer Heftigkeit, wie es nur selten vorkam. Ein eigentlicher Schneesturm suchte die Gegend heim. Nichtsdestotrotz wollten die beiden sich der Herausforderung stellen und sie verliessen das Haus.
Philippe bereute seinen Entscheid jedoch schon nach kurzer Zeit und so signalisierte er seinem Hund umzukehren um nach Hause zurück zu gehen. Enrico, der eigentlich recht gut gehorchte, stellte sich allerdings auf taub und er genoss den Schnee mit allen Sinnen: da mussten «Engelsgeschöpfe» in die weisse Pracht gezaubert, Markierspuren hinterlassen und andere Artgenossen – und seien dies auch nur Schneehasen – aufgestöbert werden. Auf jeden Fall war für ihn die Zeit noch lange nicht gekommen, schon wieder umzudrehen; viel zu schön war es für ihn, sein Lieblingswetter voll und ganz zu geniessen.
Philippe wurde langsam ungeduldig, und seine Stimme wurde auch deutlich lauter. Aber auch das beeindruckte Enrico im Moment ganz und gar nicht. Solch leckeren Schnee hatte er schon lange nicht mehr gefressen und das wollte er sich nicht nehmen lassen. – «Du bekommst ja einen ganz kalten Bauch», so die mahnenden Worte von Philippe. Enrico liess sich jedoch nicht davon abhalten, abermals mit Wollust in die weisse Pracht zu beissen. Nach elendiglich langen Minuten bequemte er sich dann doch, seinem Herrchen zu folgen und den Rückweg unter die Pfoten zu nehmen. Aber auch auf dem Heimweg musste noch das eine oder andere sondiert und richtig eingeordnet werden, damit er zufrieden und vielleicht auch mit einer gewissen Genugtuung (?) seinen Spaziergang beenden konnte.
«Wer geht da eigentlich mit wem spazieren?», dachte Philippe laut und er war sich nicht mehr so sicher, wer hier «Ross» und wer «Reiter» war.
Zuhause angekommen sorgte Deborah dafür, dass sich Enrico nicht erkälten würde, und sie trocknete sein nasses Fell mit einem flauschigen Frottiertuch. Philippe musste selber schauen, wie er wieder zu einer annehmbaren Körpertemperatur kam. – Hund müsste man sein, ging ihm leise durch den Kopf. Immerhin hatte Deborah die Güte, ihm einen wärmenden Tee zuzubereiten und sie wollte für das Nachtessen besorgt sein. Es sollte ein feines Käsefondue mit gewürfeltem, frischem Brot geben.
Das Essen mundete vorzüglich, und Philippe erzählte Deborah vom E-Mail, welches er am Nachmittag erhalten hatte. «Und, hast du es schon gelesen?», so die neugierige Frage von Deborah. «Nein, noch nicht richtig. Warte ich lese es dir vor.»
Sehr geehrter Herr Baumann
Gerne kommen wir auf Sie zu. Wir sind aufgrund Ihrer Übersendungen an die DNB in Leipzig auf Sie aufmerksam geworden und möchten Sie gerne näher kennenlernen. Ihre Bücher unter dem Titel «0060 – mit der Lizenz zum Altern» sprechen uns an, und wir könnten uns gut vorstellen, diese – vielleicht in einer gewissen abgeänderten Form – in unseren Verlag aufzunehmen. Unser Interesse gilt dabei auch Ihrer kritischen Haltung in Bezug auf die Revision der StPO in der Schweiz und die Konsequenzen hiervon. – Sie haben in Ihren Büchern mehrfach darauf hingewiesen.
Wir könnten uns vorstellen, dies als Aufhänger für Ihr Schaffen zu machen und gezielt immer wieder darauf hinzuweisen. Um dies bewerkstelligen zu können, bedürfte es allerdings einer umfassenden Einleitung, welche an das Thema heranführt. Hierfür müsste von Ihrer Seite etwas ausgeholt werden.
Sollten Sie an unserem Vorschlag interessiert sein, so bitte ich Sie, sich mit uns in Verbindung zu setzen; sei dies telefonisch oder schriftlich. Unsere Kontaktdaten finden Sie untenstehend.
Mit freundlichen Grüssen
ADK-NEW Verlag GmbH
Verlagsleitung
Isidor Habersack
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