Geheimnisvolles Tibet. Daniela Mattes

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Geheimnisvolles Tibet - Daniela Mattes


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und auch eine Expedition nach Tibet sandte. Was versuchte er, dort zu finden? Hatte ihm Heinrich Harrer irgendwelche Tipps gegeben?)

      Im Sommer 1939 nahm Harrer an einer Erkundungsexpedition zum Nanga Parbat teil, bei der er jedoch wegen des Zweiten Weltkriegs im britischen Internierungslager landete, von wo er erst 1944 nach vier erfolglosen Versuchen ausbrechen konnte. Zusammen mit zwei Mitflüchtlingen landete er schließlich in Nepal, von wo aus einer nach Indien abgeschoben wurde. So blieben nur Heinrich Harrer und Peter Aufschnaiter übrig, die schließlich im Januar 1946 Lhasa erreichten, wo Aufschnaiter als Berater der Regierung tätig wurde und Harrer als Fotograf und Lehrer. Hier befreundete er sich mit dem 14. Dalai Lama.

      Wegen des ständig schwelenden Konfliktes mit China musste Harrer 1951 nach Indien fliehen und kehrte 1952 wieder nach Hause zurück. In Kitzbühel schrieb er das erste von rund 20 Büchern, das be-rühmte und auch verfilmte „Sieben Jahre in Tibet“. Aufgrund seiner intensiven Freundschaft mit dem Dalai Lama befand er sich mit diesem in regem Austausch. Der Dalai Lama besuchte Harrer sogar in Kärnten, wo es seit 2008 in Knappenberg auch ein Tibetzentrum Institut gibt.

      Harrers Erlebnisse und Berichte über Tibet brachten den westlichen Ländern eine ganz neue Einsicht in Kultur und Religion des Landes. Kein Wunder zählte er zu denjenigen, die die Berichte von Lobsang Rampa am besten bewerten konnten!

      Was hat Harrer an Lobsang Rampas Buch so sehr gestört?

      Heinrich Harrer war mit dem Dalai Lama befreundet und nahm regen Anteil an der kritischen Situation zwischen China und Tibet. Er trug dazu bei, den Menschen im Westen das „echte“ Tibet nahezubringen und mit Missverständnissen und falschen Vorstellungen aufzuräumen.

      Als „The Third Eye“ erschien, so berichtet Mike Selby von der Cranbrook Public Library, empfand Harrer dieses fiktive Buch als einen enormen Rückschritt für die tibetische Bevölkerung. Denn Lobsang Rampa hatte offenbar keine Ahnung von Tibet! Die geografischen Beschreibungen darin waren genauso falsch wie die Informationen über den tibetischen Buddhismus.

      Auch der angesprochene Okkultismus, Berichte über die Yetis und viele andere Punkte stießen Harrer sauer auf. Nachdem er, Harrer, mit seinem Buch endlich über das wahre Tibet berichten konnte, machte Lobsang Rampa mit seinen erfundenen Erzählungen alles wieder zu-nichte und sorgte mit seinem Bestseller dafür, dass die Menschen erneut ein falsche Bild von Tibet bekamen!

      Dabei stimmte es, dass die tibetischen Mönche tatsächlich über gewisse ungewöhnliche Fähigkeiten verfügten, wie beispielsweise die Trennung von Körper und Seele, und dass sie Schamanen und Orakel nutzten, um Regierungsentscheidungen festzulegen.

      Deshalb versuchte Harrer auch, Lobsang Rampa zur Rede zu stellen, doch er konnte ihn nicht ausfindig machen. Daher beauftragte er einen Privatdetektiv, der ihn schließlich aufspürte und herausfand, dass Lobsang Rampa kein Lama, sondern der Sohn ein Klempners aus Liverpool war und in Wirklichkeit Cyril Hoskin hieß.

      Daraufhin veröffentlichte er seine Erkenntnisse umgehend in der Daily Mail vom Februar 1958. In einem Interview äußerte sich Harrer ebenfalls negativ darüber, dass Hoskin seine erfundenen Berichte dazu nutzte, viel Geld zu machen.6

File:Harrer Frankfurt 1997.jpg

       Abb. 6: Heinrich Harrer signiert auf der Frankfurter Buchmesse sein Buch „Wiedersehen mit Tibet“ (1997) 7

      Donald Sewell Lopez, Jr.

      Donald Sewell Lopez Jr. wurde 1952 in Washington D.C. geboren und schloss mit seinem Ph.D. (Doctor of Philosophy) im Jahr 1982 sein Studium an der Universität Virginia ab. Er unterrichtet als Professor für Buddhistische und Tibetische Studien an der Universität Michigan. Er ist Autor und Mitglied der American Academy of Arts and Sciences.

      Sein vermutlich bekanntestes Werk ist das 1999 erschienene „Prisoners of Shangri-La: Tibetan Buddhism and the West“. Darüber hinaus veröffentlichte er diverse andere Bücher über Buddhismus und das Tibetische Totenbuch, das es übrigens unter dieser Bezeichnung in Tibet überhaupt nicht gibt. Genauso wie auch andere angebliche Fakten über Tibet falsch sind, was er in einem Artikel zurechtrückt.

      Darüber hinaus hat er sich ausführlich mit dem falschen Lama beschäftigt. Von ihm erfahren wir daher die wichtigsten Enthüllungen, die es über Lobsang Rampa gibt.

      „7 Things You Didn't Know about Tibet”

      In seinem Artikel „7 Things You Didn’t Know about Tibet“ räumt Lopez mit einigen Vorurteilen über Tibet auf, die er versucht klarzustellen. Beispielhaft wollen wir drei davon aufzeigen:

      Zunächst weist er darauf hin, dass der Name „Shangri-La“ kein realer Name für Tibet ist, sondern reine Fiktion. Verwendet wurde er von dem Autor James Hilton in seinem Werk „Lost Horizon“ von 1933. Die Verwendung des Namens ist womöglich an Shambala angelehnt, einem mystischen Buddhistischen Königreich im Himalaya.

      Weiter ist es ihm wichtig, zu verdeutlichen, dass es kein Buch der Toten (The Tibetan Book of the Dead) gibt, sondern lediglich das „Bardo Thodol“, was so viel bedeutet wie „Befreiung durch Hören im Zwischenzustand“, das einem Sterbenden vorgelesen wird, um ihm vom Prozess der Wiedergeburt zu befreien.

      Außerdem geht es hier auch explizit auf „The Third Eye“ ein und erwähnt, dass Lobsang Rampa eigentlich Cyril Hoskin, arbeitsloser Sohn eines Klempners, ist, der nie in Tibet war und auch kein Wort Tibetisch sprach. Lopez erwähnt, dass die Prozedur der Trepanation, durch die Lobsang angeblich seine besonderen Fähigkeiten erlangt haben soll, in Tibet überhaupt nicht bekannt ist und auch nicht angewendet wird.

      „Lobsang Rampa: The Mystery of the Three-Eyed Lama”

      In diesem Artikel von 1998 beschäftigt sich Lopez ausführlicher mit der Geschichte des falschen Lamas. Positiv hervorzuheben ist, wie er auch eingangs erwähnt, dass das Bestsellerbuch „The Third Eye“ die Aufmerksamkeit auf das von China unterdrückte Tibet lenkte und viele spätere Tibetologen dazu inspirierte, sich mit der Thematik näher zu befassen.

      The Third Eye – Inhalt

      Dann geht er auf den Inhalt des Buches näher ein. Lobsang Rampa war der Sohn eines Regierungsmitgliedes unter dem 13. Dalai Lama. Er studierte Tibetisch und Chinesisch und beschäftigte sich mit der Holzschnitzerei sowie dem Kite-Fliegen, dem Nationalsport Tibets.

      Er durfte später im „Temple of Tibetan Medicine“ studieren, wozu für ihn als einem guten Schüler auch esoterische Lektionen gehörten. Unter Lama Mingyar Dondup trainierte er einige Jahre lang seine hellsichtigen Fähigkeiten, die durch einen chirurgischen Eingriff zum Öffnen des Dritten Auges, an seinem 8. Geburtstag verbessert werden sollten.

      Kurz nach seinem 12. Geburtstag wurde er zum Medizinischen Priester und stieg an seinem 16. Geburtstag in den Rang eines Lamas auf.

      Begeisterung bei seinen Studenten

      In dem Artikel erwähnt Lopez auch, dass er „The Third Eye“ in einem Unterricht für Erstsemester nutzte, die voll des Lobes über das Buch waren. Obwohl bei genauerer Betrachtung viele der von Rampa erwähnten Fakten nicht der Wahrheit entsprachen!

      Er schreibt: „Aber gab es wirklich Kites, die einen Menschen tragen konnten, in Tibet? Ritten die Priester wirklich nur weiße Pferde? Bewachten Katzen wirklich die Tempeljuwelen? Sind die Priester in Tibet Vegetarier? Haben sie wirklich die Operation des Dritten Auges durchgeführt? Leider (vielleicht) ist die Antwort auf jede dieser Fragen Nein.“

      Details zur Verlagssuche und Expertenprüfung

      Lopez hat auch weitergehende Informationen über den Ablauf der Verlagssuche und die Prüfung durch die tibetischen Experten. Denn er berichtet, dass Lobsang Rampa mit kahlgeschorenem Schädel und Bart beim Verleger Frederic J. Warburg vorsprach und ihm aus der Hand las.

      Dort stand anscheinend neben Warburgs korrektem Alter auch die Information, dass der Verlag karmisch dazu bestimmt war, Lobsangs Buch herauszubringen. Warburg verschickte 20 Exemplare des Manuskripts an verschiedene Tibet-Experten, die alle bisher weder


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