DIE KIRCHE – Völlig am Ende. Martin Becker

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DIE KIRCHE – Völlig am Ende - Martin Becker


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ins verstaubte Dunkle bringt.

      Es ist nicht einfach auseinanderzuhalten: Was ist göttlich, und was hat unser Bibelschreiber Simon als göttliches Wesen begriffen und niedergeschrieben?

      Die Kirche hat den vielen Simons die göttlichen Wutausbrüche abgenommen und genauso gehandelt, wie sie ihn beschrieben und wie es ihr damaliges Weltbild war.

      Doch in dem Moment, indem das alles niedergeschrieben wurde, blieb das alte Weltbild fixiert. Es wurde durch Abschriften, Übersetzungen und kleinen Ergänzungen zwar modifiziert, aber die Sintflut bleibt die Sintflut, und daraus entstand die Rechtfertigung der Kirche, Ketzer und Hexen zu foltern und zu ermorden.

      Der Geist der Steinzeit hat sich durch die Niederschrift bis in das 21. ste Jahrhundert ungefiltert fortgesetzt.

      Und jetzt gucken sich alle Bischöfe verblüfft an und fragen sich, warum die Gläubigen das nicht mehr haben wollen.

      Die Gläubigen sind nicht mehr so bekloppt, wie früher.

      Sie wollen das nicht mehr haben.

      Der strafende Gott hat ausgedient. Es ist vorbei. Die Geschichten von der Sintflut, von Sodom und Gomorrha und vom Turmbau zu Babel will keiner mehr den Kindern erzählen, der sie zu friedlichen, selbständigen und intelligenten Menschen erziehen will.

      Die Gläubigen haben sich vor einigen Jahrhunderten bereits eigene Religionsfiguren geschaffen und schoben sie dem großen, strafenden Gott vor.

      Maria und die unendlich vielen Heiligen. Sie sind für Fürbitten zuständig: „Liebe Maria, sag doch mal bitte Deinem Mann, er soll uns vor der Pandemie verschonen.“

      Genauso, nur mit etwas anderen Worten, schallt es in allen Kirchen, rund um die Welt.

      Warum braucht eine Religion Fürbitter? Weil der Häuptling nicht zurechnungsfähig ist, weil er ausrastet und wütend ist, und weil er zu gewaltig ist, um sich um die kleinen Sorgen der Gläubigen zu kümmern.

      Natürlich haben die Priester es längst begriffen und den Menschen Feste geschaffen, um ihre Heiligen zu feiern. Sie haben ihnen Kirchen und Kapellen gebaut, damit sie sie dort anbeten können.

      Heute ist das Bild des strafenden Gottes nahezu verschwunden. Der „liebe Vater im Himmel“ ist die heutige Figur. Heute kann man ihn mit den Kindern zum Gute- Nacht Gebet direkt ansprechen. Er tut ja nichts. Die Heiligen haben mehr oder weniger ausgedient. Marias Junfernhäutchen interessiert keinen mehr.

      Doch es steht noch in der Bibel. Es wird noch von der Kirche interpretiert und gepredigt.

      Die Kirchen haben am System weiterhin nichts verändert. Sie sind noch auf dem alten Stand.

      OK, die Evangelische Kirche, die freien Kirchen und Sekten haben mit den Heiligen nicht mehr viel zu tun. Aber Moses ist heute immer noch die Einstiegsfigur in der Bibel, und er zerbricht immer noch die silberne Tafel mit den Zehn Geboten, nachdem Gott seinen Zorn so mal richtig austoben ließ. ii

      Und Moses streitet sich immer noch mit Pharao, wessen Gott wohl die besten Plagen verbreiten kann. iii

      Über diesen Stand sind die anderen Kirchen allesamt noch nicht heraus. Der Kleingeist Simons hängt noch bis heute in der gesamten, christlichen Religion fest.

      Der anders Denkende

      Eine persönliche Erfahrung, zu meiner eigenen Person: In den vielen Jahren, in denen ich Menschen kennen lernte, die anders dachten als ich, wurde mir eins klar:

      Sie ändern sich nicht.

      Viele, gläubige Christen versuchten mir zu beweisen, dass es einen Gott gibt, oder sie versuchten zumindest darzulegen, dass es ihn geben müsste, solange ich ihnen nicht das Gegenteil beweisen könnte.

      In den vielen, vielen Jahren war ich der Meinung, ich könnte mit Intelligenz und missionarischem Eifer Menschen von meinem Standpunkt aus überzeugen.

      Ich lebte immer im Glauben, ich könnte Menschen meinen Standpunkt aufzeigen und sie würden mir irgendwann einmal zustimmen und ihre Meinung ändern.

      Falsch.

      Menschen sind nicht so.

      Menschen lassen sich nicht überzeugen. Es gibt Mechanismen im menschlichen Geist, die auf jeden Fall verhindern, dass sich ein Glaubenssatz verändert, wenn er einmal gebildet wurde.

      Du wirst als gläubiger Christ dieses Buch zu Ende lesen können und genau wissen, dass Gott Dich liebt. Du wirst sagen: Mensch, wie gut hat der Becker das alles zusammengetragen und mir meinen Glauben wieder einmal bestätigt.

      Als Atheist wirst Du sagen: Na bitte, wusste ich‘s doch. Wie gut hat der Becker das alles zusammengetragen und mir meinen Nicht-Glauben wieder einmal bestätigt.

      Egal, was Du jemandem sagst. Der Mensch filtert jede Information nach seinem Verständnis. Der Mensch findet immer und in jedem Fall einen Weg, eine Information so zu verstehen, wie sie ihm persönlich am besten passt.

      Andere Informationen dringen erst überhaupt nicht in das Bewusstsein vor.

      Bestes Beispiel: Mein erster Buchtitel im Juni 2021 ging sowas von in die Hose. Er lautete: „DIE BIBEL“ ….

      Weiter haben die guten Christen nicht gelesen. Es hagelte auf Facebook nur so von Likes und „Amens“. Der Untertitel … „Entbrutalisiert“ sollte eigentlich auf die Brutalität in der Bibel aufmerksam machen, und dass es dafür Lösungen gibt. Falsch.

      Das wurde nicht mehr gelesen. – oder nicht verstanden. Die Begeisterung für das Wort BIBEL war so groß, dass es schon für die Kirsche auf der Torte ausreichte. Mehr brauchts für einen guten Glauben nicht. Die Antwort lautet „Amen“.

      Der Geist des Glaubens hat einen Mechanismus, der das Verstehen verhindert. Jahrelang stand ich diesem schützenden Mechanismus gegenüber, wie eine Robbe, die gegen die Brandung am Ozean ankämpft.

      Doch das ist nicht richtig. Meine Überzeugung ist nichts wert. Sie ist nur eine unter vielen.

      Menschen denken nicht falsch. Sie denken anders.

      Manche davon ziemlich schräg. Man denke nur an die jüngste amerikanische Geschichte und die Polarisierung ihrer politischen Gesellschaft in zwei Lager.

      Jede der beiden Gruppen blickt entsetzt zu den anderen hinüber und ist vollständig davon überzeugt, dass die andere Seite falsch denkt.

      Obama konnte während seiner Amtszeit (gefühlt) nicht einen einzigen Republikaner davon überzeugen, wie gut das demokratische Weltbild ist, und Trump konnte in seiner Amtszeit keinen einzigen Demokraten davon überzeugen, wie toll republikanische Werte sind.

      Beide Präsidenten zeigten jeweils einen völlig unterschiedlichen Führungsstil und beide wurden jeweils von der eigenen Seite geliebt und von der anderen Seite gehasst.

      Wenn ein Glaubenssatz steht, dann ist er erst wandelbar, wenn er von allein fällt. Ein Mensch kann seinen Glaubenssatz erst dann verändern, wenn es vollkommen in sich zusammenbricht.

      Ein Gläubiger wird erst dann zum Nichtgläubigen, wenn ihn ein Zweifel dazu bringt. Das wird in der Regel nie passieren, denn er ist immer derjenige, der betet und der glaubt, irgendjemand höre ihm dabei zu.

      Er erwartet keine Antwort. Zuhören reicht ihm. Das kann er sein Leben lang so durchhalten.

      Ebenso ist es auch mit dem Nichtgläubigen. Es gibt nicht die geringste Naturerscheinung, die nicht physikalisch erklärt werden kann. Es gibt also keine Wunder, nur Zufälle. Wozu also zweifeln, wozu braucht es einen Gott?

      Der eigene Glaubenssatz kann nur dann verändert werden, wenn die eigene Nase blutet.

      Glaubenssätze sind so wunderbar vom menschlichen Geist geschützt, da muss die Nase erst gegen Beton schrappen, bevor diese verändert wird. Und manchmal denkt man sich: Diese Nase ist wirklich härter als Beton.

      Dies


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