Zeitreise auf Abwegen. Matthias Arndt
Читать онлайн книгу.Ich habe nur noch wenige Schritte bis zu meiner Freundin. Sie wohnt gleich hier um die Ecke<<.
>>Na gut, aber ich möchte dich auf jeden Fall wiedersehen<<, bemerkte ich beiläufig, wobei sie mir einen Zettel mit einer Adresse zusteckte.
Auf dem Nachhauseweg hörten wir noch eine Soiree, die nahe einer Brücke am offenen Fenster eines Lokals lautstarke Trinksprüche von sich gab.
Letztendlich verabschiedete ich mich von Marina und eilte nach Hause.
2. Kapitel
Als ich am Abend nach Hause kam, lag Julian bereits im Bett, während Elke die Wäsche im Wohnzimmer bügelte. Ich lief in die Küche und machte mir Abendbrot. Einen Augenblick später betrat auch Elke die Küche und fragte, wo ich den ganzen Nachmittag über verbracht hätte. Ohne Umschweife schilderte ich Elke, weswegen ich später als sonst heimkehrte und erzählte ihr von meiner Begegnung mit Marina. Ein misstrauischer Blick von Elke, sagte mir in dem Moment vieles. Ich hatte das Gefühl, dass mir Elke vielleicht gerade deswegen Vorwürfe machte, auch wenn Sie das offiziell nicht bekannt gab.
Abgesehen von ein paar Differenzen und kleineren Auseinandersetzungen, die wir mitunter vehement führten, gestaltete sich unsere Beziehung ansonsten eher harmonisch, auch wenn unsere Vorstellungen und Standpunkte vom Leben unterschiedlicher Natur waren. Während Elke ein Häuschen im Grünen bevorzugte, besann ich mich auf alltägliche Dinge, die meinem Leben einen natürlichen Sinn gaben. Besonders die Erziehung unseres gemeinsamen Sohnes, lag Elke besonders am Herzen. So sollte es doch der Junge einmal besser haben.
Noch am selben Abend packte ich meine Arbeitsutensilien zusammen, um mich auf den nächsten Werktag vorzubereiten. Einige Sachen davon verstaute ich in meine Aktentasche, als es schon ziemlich spät wurde. Es war eine sternenklare Vollmondnacht, die mich dann lange nicht einschlafen ließ.
Am darauffolgenden Tag war mir klar, es ist Freitag und wie immer an diesem Tag, brachte ich unseren Sohn Julian zum Schwimmunterricht. Das Schwimmtraining hatte bereits begonnen, als wir etwas verspätet an der Schwimmhalle eintrafen.
Wir betraten gemeinsam den Haupteingang des Schwimmbades, wo uns eine Schar Kinder entgegenlief, die alle am Schwimmunterricht teilnahmen. Der Bademeister stand neben dem Bassin und gab den Kindern lautstark die Anweisungen. Auf einem Startblock stand ein Mädchen, welches aufgeregt mit den Füßen stammelte und nicht wusste, ob es nun springen sollte. Von draußen durch ein Fenster, beobachtete ich das Geschehen im Schwimmbad.
Auch andere Eltern schauten dem Treiben ihrer Sprösslinge zu.
>>Ihr Sohn, dass wird ja ein richtiger Schwimmer…<<, entgegnete mir plötzlich eine Frau die neben mir stand.
Ich drehte mich zur Seite und sah eine Frau, deren Tochter Sandra mit Julian die Schule besuchte.
>>Kinder müssen gefördert werden, damit sie sich weiterentwickeln<<.
>>In der Tat meine Tochter ist jetzt viel ausgeglichener, seit sie am Schwimmunterricht teilnimmt<<.
Immer wieder sprangen die Kinder vom Startblock in das Wasser und schwammen nach den turnusmäßigen Übungen, die der Bademeister vorgab. Nach anderthalb Stunden neigte sich der Schwimmunterricht dem Ende zu. Alle Kinder rannten jetzt dem Ausgang der Schwimmhalle entgegen, als es plötzlich anfing zu regnen. Wir beeilten uns, dass wir schnell nach Hause kamen. Elke erwartete uns bereits, als ich die Tür ins Schloss fallen ließ.
Ein offener Brief von der Wohnungsverwaltung lag im Wohnzimmer auf dem Tisch.
>>Sehr geehrte Familie Wagner, aufgrund von dringend notwendigen Maßnahmen zur Erhaltung der Bausubstanz an dem Wohnblock, führen wir ab der 38. Kalenderwoche folgende Sanierungsmaßnahmen durch…<<.
Mir war bewusst, dass diese Sanierung in zwei Wochen beginnen würden.
Auch Elke war anzusehen, dass die Ankündigungen der Wohnungsbaugesellschaft ihre Laune auf ein entsprechendes Level reduziert hatte.
Wir überlegten gemeinsam, wie der Alltag während der Sanierungsmaßnahmen zu bewältigen sei, kamen aber zu keinem nennenswerten Ergebnis.
Ich dachte eine Zeit lang darüber nach, wie ich Elke an diesem Tag auf andere Gedanken bringen könnte, als ich endlich eine Idee hatte.
>>Heute ist Freitag und ich geh uns ein Eis holen<<, entgegnete ich spontan.
Ich ging in den Keller, holte meinen alten Drahtesel heraus, trat kräftig in das Pedal und radelte zur nächsten Eisdiele. Ein großer korpulenter Mann mit einem Rauschebart bediente hinter dem Tresen der Eisdiele. Als er mich sah, schaute er mich missmutig an.
>>Sie wünschen junger Mann!<<
>>Zwei kugeln Erdbeere, vier kugeln Schoko und dann noch zwei kugeln Stracciatella<<.
>>Na wie denn nun, alles zusammen oder getrennt?<<.
>>Alles extra!<<, signalisierte ich ihm.
Der Mann tat was man ihm aufgab und wünschte einen guten Appetit.
Bei meiner Rückkehr begrüßte mich Julian zuerst.
>>Papa hast du etwa Eis geholt?<<.
Ich blinzelte Julian zu, worauf dieser eiligst in die Küche rannte.
>>Mama, Mama weißt du was, Papa hat Eis geholt!<<.
>>Na so was!<<, entgegnete Elke, als kurz darauf das Telefon klingelte.
Während Julian im Wohnzimmer Eis schleckte, telefonierte Elke mit ihrer Schwester Silka, wobei sie mit der einen Hand den Hörer hielt und mit der anderen aufgeregt gestikulierte.
Nachdem Telefonat teilte mir Elke mit, dass Julian während der Sanierungsarbeiten, bei Silka wohnen könnte. Anfangs war ich skeptisch über den Vorschlag, aber dann hatte mich Ihr Plan doch noch überzeugt.
- : -
Am nächsten Morgen war Elke schon aufgestanden. Sie stand in der Küche und kochte Kaffee. Ein großes Paket in Form eines Pappkartons schmückte den Küchentisch.
>>Ist das etwa das Geschenk für Felix?<<, fragte ich, worauf Sie nur nickte.
Neugierig schaute ich immer wieder auf das Paket.
>>Was ist denn da eigentlich alles drin?<<.
>>Ein Spielzeugbagger aus Plastik<<, erklärte mir Elke, die gerade im Begriff war, ein Geschenkband um dieses Paket zu wickeln. Anschließend lief Elke auf den Balkon und brachte noch einen Strauß Blumen mit, den Sie in eine Vase auf den Tisch stellte.
>>Sind die Blumen etwa auch für Felix?<<, wollte ich wissen.
>>Quatsch!, die sind von meiner Schwester Silka<<.
Die Blumen verströmten einen herrlichen Duft und ich überlegte, wann ich Elke das letzte Mal Blumen schenkte. Bei dem Gedanken, konnte ich mich nicht mehr so recht erinnern.
Die Wettervorhersage im Radio kündigte ein Hoch für den Nachmittag an. Daraufhin machte ich Elke einen geeigneten Vorschlag.
>>Wir könnten heute Nachmittag in den Steigerwald fahren, wenn Julian beim Geburtstag eingeladen ist<<.
Elke seufzte und signalisierte mir mit einem müden lächeln, dass Sie darüber nachdenke, aber schließlich willigte sie dann doch noch ein.
Am frühen Nachmittag brachten wir Julian dann zur Nachbarin, wo die Geburtstagsfeier schon im vollen Gang war. Als uns die Nachbarin an der Wohnungstür begrüßte, war Julian hell auf begeistert, endlich mit Felix spielen zu dürfen.
Das Licht der Sonne schimmerte durch das Laub der Bäume. Es war ein sonniger Altweibertag im Herbst. Immer wieder fielen Blätter von den Bäumen, die eine Ansammlung von Laub bildeten.
Wir schlugen einen Weg in Richtung des Waldhauses