Zeitreise auf Abwegen. Matthias Arndt
Читать онлайн книгу.herrlichen Natur, aber ich sah kein Anlass, um ein Gespräch zu beginnen. Nach einer Weile erreichten wir auf einer Lichtung das Waldhaus.
Ein Haus im bürgerlichen Stil mit kolossalen Fragmenten. Wir betraten den Eingang zu einem Wintergarten und setzten uns an einem Tisch. Die großen durchdringenden Fenster ließen das Sonnenlicht reflektieren. An einem der Nachbartische sprach jemand einen Toast aus, dabei bemerkte ich eine Geburtstagsfete, die lautstark feierte. Elkes Anspannung machte sich in einem nervösen Fingerspiel bemerkbar. Als der Kellner dann endlich den Kaffee brachte, platzte es plötzlich aus Elke heraus.
>>Clemens ich möchte so gern ein Haus im Grünen und mit dir darüber reden<<.
Wie vom Blitz getroffen, widerhallten mir ihre Worte in den Ohren.
>>Schatz, ich kann deine Wünsche verstehen, aber von was wollen wir das Haus finanzieren?<<.
>>Clemens, ich habe alles noch einmal durchgerechnet und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass das gar nicht so schwer ist<<.
>>Ich habe da so meine Bedenken…<<, entgegnete ich.
Die Miene von Elke verzog sich zu einer Grimasse, dabei musste ich plötzlich lachen.
>>Clemens, du machst dich über mich lustig und hörst mir überhaupt nicht richtig zu!<<.
>>Natürlich höre ich dir zu<<, konterte ich zurück.
>>Dann lass uns noch einmal gemeinsam darüber nachdenken<<.
Seufzend hörte ich mir die Erzählung von Elke an.
Ab und zu nickte ich mit dem Kopf und signalisierte so mein Interesse an dem Geschehen.
Elke führte den ganzen Nachmittag über endlose Diskussionen, die ihrer Überzeugung nach, den Bau eines Eigenheims rechtfertigen sollten. Offensichtlich hatte sie in Gedanken schon öfter darüber nachgedacht. Dabei fragte ich mich immer wieder, ob das jetzt wirklich ein geeigneter Zeitpunkt sei, für ein Eigenheim.
Nachdem wir das Waldhaus verlassen hatten, liefen wir wieder in Richtung der Stadt, von wo aus wir unseren Ausflug an diesem Tag beendeten.
Die meisten Kinder waren bereits gegangen, als wir Julian bei unserer Nachbarin abholten. Wir freuten uns über den freien Nachmittag und nahmen Julian wieder in Empfang.
Julian hatte sichtlich rote Bäckchen bekommen.
Aufgeregt erklärte er uns, was alles am Geburtstag von Felix stattgefunden hatte.
>>Hat Felix sich wenigstens über den Bagger gefreut?<<, wollte ich von Julian hören.
>>Ja weißt du Papa, der Bagger ist ferngesteuert und fährt sogar mit Licht<<.
Ich streichelte Julian mit der Hand über den Kopf, wobei er auf der Stelle eine Drehung machte und auf Elke zu rannte.
Am darauffolgenden Sonntag hatte sich Elke für einen Spaziergang zur Gartenbauausstellung entschieden, sehr zur Verdrossenheit unseres Sohnes Julian, der sich lieber einen Besuch im Zoo Park gewünscht hätte. Elke konnte sich aber durchsetzen, obwohl Julian protestierte.
Bei unserer Ankunft auf der Gartenbauausstellung liefen wir geradewegs auf einen dieser Pavillons auf der gegenüberliegenden Seite des Weges zu. Dort war eine Ausstellung über Freizeit, Hobby und Heim zu sehen. Vor dem Eingang des Pavillons auf den Elke zulief, standen rechts wie links zwei große Blumenschalen aus Beton, die mit Astern bepflanzt waren. Als wir unmittelbar darauf die Eingangstüre zum Pavillon passierten, stand ein weiteres schalenähnliches Gebilde, in dem ein Palmengewächs steckte.
Die Pavillons auf dem Messegelände wurden überwiegend zu Ausstellungszwecken genutzt. Einige der Pavillons hielten die Pforten dauerhaft geschlossen, daher konnte man nur erahnen, zu welchem Zweck diese dienten.
Ich bemerkte sofort, dass Elke sich für den Bereich Hausbau interessierte und einer dieser Stände dort anvisierte. Während Elke inzwischen ernsthafte Gespräche an einem Infostand suchte, spielte Julian derweil mit einem Riesenwürfel aus Plastik, der mitten im Raum des Pavillons stand. Die Informationen, die der Hausverkäufer zum Besten gab, waren wohl für Elke plausibel, denn es dauerte noch eine ganze Ewigkeit, bis Elke endlich das gefunden hatte, wonach sie suchte. Der Hausverkäufer vom Infostand machte sich ein paar Notizen und schüttelte ihr zum Dank die Hand. Anschließend packte er einen ganzen Stapel an Prospekten und Informationen in eine Plastiktüte und überreichte diese Elke. An ihrem Gesichtsausdruck konnte ich eine gewisse Erleichterung bemerken. Im Anschluss daran, suchten wir noch ein gemütliches Kaffee in einem angrenzenden Park auf.
Julian machte sich nun an einem dieser Klettergerüste auf dem dort befindlichen Spielplatz zu schaffen, während Elke mit ihrer Plastiktüte umherfuchtelte und einen dieser Hausprospekte hervorzog.
>>Ist das dein Traumhaus?<<, fragte ich neugierig.
Ohne darauf eine Antwort zu bekommen, verschanzte sich Elke hinter dem Katalog.
Verärgert darüber wollte ich gerade aufstehen, als Elke plötzlich eine Frage stellte.
>>Was meinst du Clemens, sollte unser Haus einen Erker haben?<<.
>>Schatz ich weiß noch nicht einmal, wo du bauen möchtest…<<.
>>Aber das habe ich dir doch schon einmal erzählt, bei meiner Schwester Silka auf dem Dorf<<.
>>Was denn, direkt neben dem Haus von Silka?<<
>>Quatsch!, da ist doch überhaupt gar kein Platz für ein Haus. Clemens wir bauen auf einem neuerschlossenen Grundstück am Dorfrand<<.
>>Und was soll aus Julian werden?<<.
>>Das lass mal meine Sorge sein. Außerdem kann Julian mit dem Schulbus in die nächstgelegene Stadt fahren. Das ist doch kein Problem<<.
Irgendwie war mir noch nicht richtig bewusst, was da alles auf mich zukommen würde, aber in dem Moment dachte ich nicht weiter darüber nach.
Mit einem Stirnrunzeln schaute ich mir jenen Katalog an, den Elke mir nun übergab.
Die Gartenanlage des angrenzenden Parks erstrahlte in einem faszinierenden Blütenmeer. Trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit wurde Wert daraufgelegt, die Blütenpracht so lange wie möglich zu erhalten.
Wir genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages, bevor wir noch einen Abstecher zu einer nahegelegenen Sternwarte auf der Gartenbauausstellung machten. Schon von weitem sah man den runden Turm der Sternwarte, der auf einer Seite fast vollständig mit Efeu zugewachsen war. Durch eine zweiflügelige Türe aus rundem Eichenholz gelangten wir schließlich in den Innenraum des Turms, von wo aus wir auf einer Wendeltreppe die Astronomen Kuppel erreichten. Julian wollte unbedingt den Mond im fokussierenden Antlitz durch das Fernrohr beobachten. Aber irgendwie machte das Objektiv immer wieder Probleme, so dass eine exakte Einstellung schwierig war.
>>Papa, weißt du eigentlich wie groß das Weltall ist?<<, fragte Julian interessiert.
Das war wieder eine dieser Fragen, worauf ich keine passende Antwort fand.
>>Das Weltall ist unendlich<<, entgegnete ich, worauf Julian mich ungläubig ansah.
Wir experimentierten noch eine Weile mit dem Fernrohr, bevor wir uns dann noch einige Auslagen über Kopernikus in den Vitrinen anschauten.
Auf dem Heimweg zeigte Julian immer wieder mit der Hand zum Mond und signalisierte so sein Interesse an der Astronomie
3. Kapitel
Die Ereignisse der vergangenen Tage überschlugen sich geradezu, als die Sanierungsmaßnahmen der Wohnungsbaugesellschaft einsetzten.
Notdürftig deckten wir alles Mobiliar in unsere Wohnung mit durchsichtigen Planen aus Cellophan ab. Der Baustaub kroch in sämtliche Poren und hinterließ einen bitteren Beigeschmack. Jetzt zweifelte ich keinen Moment mehr daran,