Zeitreise auf Abwegen. Matthias Arndt

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Zeitreise auf Abwegen - Matthias Arndt


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war ich der Meinung, dass man uns zumindest vorübergehend ein anderes Quartier zur Verfügung hätte stellen sollen. Die örtliche Wohnungsbaugesellschaft ließ uns so ziemlich im Unklaren, was den Ablauf und den Umfang der Sanierungsmaßnahmen betraf.

      So begnügten wir uns mit einem zentralen Wasseranschluss im Hausflur, der allen Mietern im Haus zur Verfügung stand. Zeitweise wurde auch der Strom abgestellt, bis wir eines Abends völlig im Dunkeln saßen. Wir zündeten einige Kerzen an, machten es uns auf dem Sofa gemütlich und hörten mit einem batteriebetriebenen Radio die Nachrichten.

      Noch am Abend überreichte mir Elke eine Einladung für ein Gespräch beim Katasteramt.

      Ich las das Schreiben aufmerksam durch und war dabei völlig verblüfft.

      >>Hast du bereits ein Grundstück gekauft?<<, fragte ich.

      >>Was sollte ich denn machen, wenn mir Silka sagt, dass auf dem Dorf nur noch fünf Grundstücke zu haben sind. Außerdem Clemens, du hast dich ja nie dazu geäußert<<.

      Jetzt war es also amtlich, dass es Elke ernst meinte mit dem Hausbau.

      Elkes Ankündigungen lösten bei mir zuerst tiefe Resignation aus, aber dann dachte ich darüber nach, wie verlockend es doch sein mag, in einem Häuschen im Grünen zu wohnen.

      Nach zweiundzwanzig Uhr kam endlich der Strom wieder und alle Lampen, die wir zuvor eingeschaltet hatten, leuchteten nun im hellen Schein.

      Während Elke sich im Laufe des Abends mit den Unterlagen vom Katasteramt auseinandersetzte, zog ich es vor, Wasser von dem zentralen Anschluss im Treppenhaus zu holen. Zuerst kam eine rotbraune Rostbrühe aus dem Wasserhahn, die ich gleich danach in einen Ausguss schüttete, dann stellte ich erneut meinen Eimer darunter, um ihn mit frischem Wasser aufzufüllen, als plötzlich jemand aus der Nachbarschaft die Wohnungstüre öffnete.

      >>Herr Wagner, der Wasseranschluss ist nur für die Handwerker im Haus bestimmt<<.

      >>Entschuldigen Sie, aber wo kann man denn sonst noch Wasser holen, wenn nicht hier?<<.

      >>Wissen Sie denn nicht, dass es uns lediglich gestattet ist, unten am Container Wasser zu holen<<.

      >>Darüber bin ich nicht informiert<<, entgegnete ich zurückhaltend.

      Ungeachtet dessen, konnte ich es mir nicht verkneifen, an jenem Anschluss im Haus Wasser zu holen. Es war mir auch völlig egal, von welchem Wasseranschluss die Wasserentnahme erlaubt war und von welchem nicht, solange wir auf den Anschluss in der Wohnung verzichten mussten. Elke war endlich froh, als ich mit dem Eimer Wasser zurückkam, hatte sie sich doch schon auf eine Erfrischung im Bad gefreut.

      Nachdem Elke ins Bad ging, wagte ich einen Blick auf unseren Balkon.

      Einige Pflanzen und Sträucher waren bereits verschwunden, die inzwischen ein neues zu Hause fanden. Die restlichen Pflanzen, hatte Elke bereits im Schlafzimmer am Fenster platziert, wo sie ihr Dasein fristeten. Und überhaupt war der Balkon jetzt so gut wie leergeräumt, bis auf einiges Krimskrams, das in einer Ecke stand.

      Draußen vor der Balkonbrüstung stand jetzt ein Baugerüst, auf dem man tagsüber hin und wieder Bauarbeiter herumspringen sah, die an der Gestaltung der Fassade beteiligt waren.

      Es dauerte nicht lange, bis Elke aus dem Bad kam und mir einen erleichterten Blick zuwarf. Ich fragte mich jedoch, ob das an dem Wasser lag, welches ich zuvor im Treppenhaus holte oder an der Tatsache, dass ein Vertragsabschluss beim Katasteramt jetzt kurz bevorstand.

       - : -

      Zwei Tage später war es dann endlich soweit, als wir unseren Termin beim zuständigen Katasteramt wahrnahmen.

      Ein älterer Herr von Amts wegen mit graumelierten Haaren und einem Schnauzer unterstrich im Wesentlichen die Fakten in dem Vertrag, der uns dazu ermächtigen sollte, ein Haus auf unserem Grundstück zu errichten. Die Eintragung in das Grundbuchamt besiegelte dann offiziell, dass wir jetzt stolze Besitzer jenes Grundstücks waren, welches Elke ausgesucht hatte. Vom Glück berauscht, fuhren wir mit dem Auto zu einer Besichtigung, des von Elke in Augenschein genommenen Grundeigentums. Als wir endlich jenes Grundstück auf dem Dorf erreichten, war mir von Anfang an klar, dass hier jede Menge Arbeit nötig ist. Es war nicht ersichtlich wie lange es dauern würde, bevor die ersten Veränderungen greifen.

      In der Tat war es so, wie es Elke schon immer erzählt hatte, dass auf den anderen Grundstücken bereits Einfamilienhäuser standen, so dass insgesamt nur noch vier Grundstücke freiblieben. Mutigen Schrittes liefen wir auf unser neuerworbenes Grundstück zu und warteten eine Weile an der Straßenecke.

      Von der gegenüberliegenden Straßenseite grüßte uns jemand mit einem freundlichen Hallo.

      Wir erwiderten den Gruß und deuteten eine Geste mit der Hand an. Elke betrat das Grundstück zuerst und überlegte, an welcher Stelle das Fundament seine Verankerung finden sollte. Dabei markierten wir mit selbstgebastelten Holzstöckchen das Grundstücksgelände, wo später einmal das Haus stehen sollte.

      >>Was meinst du Clemens, sollte das Haus von der Straßenecke leicht versetzt positioniert sein oder parallel zur Straßenkante verlaufen?<<, fragte Elke unschlüssig.

      Ich schaute mir die Markierungen des Grundstücks eingehend an, kam aber zu keinem nennenswerten Resultat. Vielleicht lag es aber nur daran, weil die Nachbarsgrundstücke noch nicht bebaut waren. Es dauerte nicht lang und ich sah aus der Ferne Julian und Elkes Schwester Silka auf uns zukommen. Als Julian uns von weitem erblickte, rannte er unaufhörlich auf Elke und mich zu.

      >>Mama, was machst du denn da?<<, fragte Julian neugierig.

      >>Dein Papa und ich sehen uns gerade das Grundstück an, auf dem wir ein Haus bauen wollen<<.

      Julian feixte herum als ich ihm eine Frage stellte.

      >>Na Sportsfreund, wie gefällt es dir jetzt bei Silka?<<.

      >>Super gut!, wir waren heute am Teich spazieren und morgen gehe ich mit Silka ins Kino<<.

      Silka war sichtlich gerührt, von den imposanten Erzählungen, die Julian hervorbrachte.

      >>Ist das jetzt Euer neues Grundstück?<<, wollte Silka jetzt wissen.

      >>Sozusagen<<, erwiderte Elke.

      >>Da wächst ja nur Unkraut!<<, entgegnete Silka.

      Ganz plötzlich musste Julian lachen und bekam dabei einen Schluckanfall, so dass ich ihm mit der Hand vorsichtig auf den Rücken klopfte.

      Plötzlich stocherte Elke akribisch mit einem Holzstöckchen in der Erde herum.

      >>Du suchst wohl nach Bodenschätzen?<<, fragte ich zum Spaß.

      >>Hahaha!, es wäre schön, wenn du mal das Maßband halten würdest<<, erklärte mir Elke.

      Ich konzentrierte mich auf meine zugewiesene Aufgabe und blinzelte Julian zu, der neben Silka am Straßenrand stand und faxen machte, weshalb sich Silka das Lachen verkneifen musste.

      >>Wenn Ihr wollt, könnt Ihr noch zu uns kommen und mit uns gemeinsam Kaffee trinken<<, entgegnete Silka spontan.

      >>Das ist gar keine schlechte Idee<<, gab ich zur Antwort.

      >>Clemens, du kannst mit Julian schon vorgehen, ich komme dann mit Silka nach<<, erklärte mir Elke, die mit Ihrer Schwester tuschelte.

      Wir liefen die Hauptstraße im Dorf entlang und bogen dann in einer Seitenstraße ab.

      Das Haus in dem Silka mit ihrem Lebensgefährten Bernd wohnte, stammte noch aus dem vorigen Jahrhundert und hatte schon eine Teilsanierung erlebt.

      Bis vor einigen Jahren wurde hier noch Wasser aus einem Brunnen geholt, der Jahre später durch einen Wasseranschluss ersetzt wurde. Die Örtliche Kommune hatte diesen notwendigen Schritt ermöglicht. An der Eingangspforte des Hauses befand sich ein großes Holztor, welches mächtig knarrte. Julian zog mit aller Kraft


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